Depression ist ein Arschloch.

Diese drecksverfickte Achterbahn, in der ich mich gerade emotional befinde, macht mich fertig und ich habe keine Ahnung, wie ich da hineingeraten bin und noch viel weniger, wo sich der Ausstieg befindet. Himmelhochjauchzend mit Hachz und Awww im einen Moment und nur kurze Zeit später sacke ich zusammen und bin nur noch ein heulendes Häufchen Elend. Und das geht so seit Tagen (oder vielleicht sogar schon Wochen? Die Zeit breit vor sich hin…) und immer wieder auf und ab und auf und ab und es laugt mich aus, macht mich fertig, raubt mir die Kraft. Im einen Moment will ich Bäume ausreißen und alle liegengebliebenen Dinge auf einmal erledigen, im nächsten fehlt mir die Kraft, mir auch nur einen frischen Kaffee zu machen. Mein Innenleben fühlt sich so unlogisch und surreal an wie mit 13 und ich hatte lange keinen so krassen Depressionsschub wie im Augenblick. Aber dann im nächsten Moment ist wieder alles ganz klar und ich merke, wie ich doch gerade voran komme, auf dem Weg herauszufinden, wer ich überhaupt unter all der vielen Angst und Traurigkeit bin und nicht nur herauszufinden, sondern auch wie ich anfange, mich mit all meiner Eigenheiten endlich und wenigstens ein Stück weit anzunehmen. Nicht mehr alles direkt als Makel zu empfinden, sondern auch zu sehen, dass auch gerade das, was ich oft als so fehlerhaft und gestört an mir empfinde, mich ausmacht und dass ich das genauso, also natürlich mit ein bisschen mehr Mühe, als Stärke empfinden könnte. Kann.

Aber dann, mit der nächsten Windung der Achterbahn kann ich mich wieder überhaupt nicht leiden, kann mich und meine Gedanken selber kaum aushalten, empfinde mich als Zumutung und will mich auf keinen Fall damit anderen zumuten. Das kenne ich von mir. Rückzug als das Mittel meiner Wahl, wenn es mir schlecht geht. Nur für mich bleiben, niemanden da mit reinziehen, niemandem auf die Nerven gehen. Und dann tu ich’s doch, schreibe all diesen Stimmungswust auf Twitter und möchte im nächsten Moment den Account löschen, um’s einfach bleiben zu lassen, damit niemand merkt, wie tief ich im Sitz der Achterbahn sitze, wie verworren ich schwanke. Wie verloren ich schwanke. Wie verloren. Ich. Bin.

Dabei weiß ich, dass Rückzug genau der falsche Weg ist, der der alles schlimmer und schlechter macht, dafür sorgt, dass die Tiefs unendlicher werden oder zumindest scheinen. Und bei diesen Überlegungen über Menschen und Nähe, die ich mir so sehr wünsche, gerate ich immer wieder an den Punkt, an dem mir aufgeht, wie einsam ich bin. Trotz all der freundlichen und mitfühlenden Menschen in meinem sozialen Netz, das für mich wirklich oft genau das ist – ein Netz, das mich auffängt.

Aber das, was mir so sehr fehlt, ist nur ein einziger Mensch, bei dem ich mich trauen würde, zu sein, wer und wie ich bin. Irgendwer als Adressat für ein „Hast du Zeit? Ich brauch dich gerade.“, bei dem ich mich das dann auch wirklich trauen würde. Mein halbes Leben lang war da E. und seitdem sie nicht mehr da ist, ist da eine Lücke. Klar, ich habe einen wunderwunderbaren besten Freund, aber der wohnt fast 300 km entfernt und hat mittlerweile eine Frau und drei Kinder und wir sind froh, wenn wir es überhaupt noch schaffen, einigermaßen regelmäßig zu telefonieren und am Leben des anderen teilzuhaben. Ich hab meine Schwester, die mir sehr nahe (vermutlich viel näher als ich ihr) ist und auch sie hat ein Aber. Wie eigentlich alle. Und diese Abers sind es, die mich in solchen Situationen zurückschrecken lassen, mich dazu bringen, mich nicht zu melden. Alle diese Menschen haben auch so schon genug um die Ohren und ich hab ja nicht mal echte Probleme, die ich teilen könnte, sondern nur diese Helligkeit, Licht, Wärme und Freude verschlingenden Dementorenmonstergedanken in mir. Und ich will ja nicht mal unbedingt über die reden. Ich will nur nicht mit ihnen alleine sein, sehne mich nach Gesellschaft, nach Ablenkung, nach jemandem, in dessen Gegenwart ich ins Weinglas heulen oder mich vor Lachen am Kaffee verschlucken kann.

Dass ich mich gestern von einem Menschen verabschiedet habe, bei dem genau das ging und der – für eine Weile – meine Geister vertreiben konnte, wie kaum jemand anderes, tut so weh, auch wenn es (nur) in der virtuellen Welt stattfand. Auch, weil es mir so schmerzlich bewusst macht, dass ich keine Ahnung habe, wo diese Galaxien zwischen uns hergekommen sind…

Ich will so gerne an meine eigene Liebenswürdigkeit glauben, das will ich wirklich wirklich (endlich). Aber ich weiß nicht, wie das geht, wo fast alles, was ich in den letzten Jahren versucht habe, an Freundschaften zu knüpfen, nicht funktioniert. Und ich weiß, dass es vermutlich deswegen so schwierig ist, weil ich es mir so sehr wünsche. Aber wie soll ich denn nur anders? Ich versuche die ganze Zeit, die Stimme in meinem Kopf zu unterdrücken, die mir einredet, dass ich immer alles vermassele, aber das ist so schwierig. Denn am Ende stehe ich immer bis zu den Knöcheln in Scherben.

Und dann, mit der nächsten Gedankenwelle, fühle ich mich so verflucht undankbar. Ich kenne so dermaßen großartige Menschen, mit denen ich täglich kommuniziere und für die ich wirklich dankbar bin. Und trotzdem. Vielleicht liegt es auch ausschließlich an mir, dass mir dieser eine Adressat für ein „Hast du ein bisschen Zeit für mich?“ fehlt, weil ich ohnehin zu feige bin, solche Fragen zu stellen.

Katja

(Neuer) Versuch macht kluch

Ich hab’s mal wieder getan. Habe mich bei einem (brandneuen) Portal angemeldet, um vielleicht/hoffentlich/möglicherweise doch irgendwann/irgendwie eine Freundin hier in der Gegend zu finden.

Ich weiss nicht, wieso mich das jedes Mal so viel Mut kostet und wieso ich mir so schwer damit tue. Im Grunde habe ich überhaupt gar nichts zu verlieren und kann nur gewinnen. Aber dann muss ich an die letzte Erfahrung denken, die ich dahingehend gemacht habe und wie sehr verletzt ich war als jene Frau, der ich meine Freundschaft geschenkt hatte, mir ein Ultimatum stellt und mir urplötzlich zu verstehen gibt, dass ich so wie ich bin, für sie nicht ok bin. Das nagt immer noch an mir. Vor einer Weile sah ich auf einem Parkplatz eine Frau mit einer Frisur, die ihrer glich aus einem Wagen steigen, der ihrem glich und ich war schlagartig wie gelähmt und wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. Hingehen oder in Deckung gehen? Letztendlich war sie es nicht und ich war irgendwie heilfroh darüber. Dann habe ich aber hinterher doch überlegt, ob ich ihr mal eine Mail schreiben sollte, sie mal fragen wie es ihr geht. Aber das wäre ja murks, dieser Zug ist ja doch längst schon abgefahren.

Aber was ist das nur, was mir solche Angst macht und weswegen ich mir so schwer tue, überhaupt wieder aktiv nach jemandem in der Gegend zu suchen? Ich ertappe mich selber dabei, wieder einmal generalisierend negativ zu denken, mir jede Menge „aber was wenn?“-Fragen zu stellen. Aber was wenn es hier einfach keine gibt, die auf der gleichen Wellenlänge tickt? Aber was wenn ich mich wieder jemandem öffne und laufe damit vor die Wand? Aber was wenn sich von vornerein überhaupt niemand meldet? Aber was wenn ich einfach keine Freundin verdient habe…

Und dann kommt die neue Katja, quasi die 3.0, die mit dem Vorsatz, endlich anzufangen, sich selber zu mögen, endlich mutiger zu sein und sich nicht dauernd im Weg rumzustehen und boxt die mit den ganzen Bedenken in die Seite und während jene noch strauchelt hat sie ratzfatz das Profil und die Suchanfrage ausgefüllt.

Drückt ihr mir ein bisschen die Daumen? Ich liebe das Internet und den Austausch in Kommentarspalten oder bei Twitter, aber wenigstens ab und zu würde ich so unheimlich gerne mal jemandem an einem Tisch gegenübersitzen, eine Kaffeetasse in der Hand halten und reden, ohne dafür tippen zu müssen.

Katja

 

Gedankengeschwurbel über Freundschaften und ein Umdenkversuch

Immer wieder piekst das Thema, mal deutlicher mal weniger schlimm, aber immer irgendwie präsent. Mir fehlt hier eine Freundin in direkter unmittelbarer Umgebung, jemanden mit dem ich mich gelegentlich an einen Tisch setzen, einen Kaffee schlürfen, quatschen kann.

Vor ein paar Tagen gab es so einen tiefen Stich. Ich habe eine Mail bekommen und bin beim Lesen der Absenderin fast vom Stuhl gefallen. Meine Freundin aus Kindertagen, jene für die ich, seit sie seit ein paar Jahren auf keinen meiner Kontaktversuche mehr reagiert hatte, jedes Jahr zu ihrem Geburtstag hier Geburtstagsgrüße im Blog hinterlasse (zB hier), weil es für mich einfach undenkbar ist, ihr an ihrem Geburtstag nicht zu gratulieren. Es war der erste nach meinem eigenen, den ich auswendig wusste.

Und ich mache die Mail auf und sie ging nicht nur an mich, sondern ohne BCC (was mich üblicherweise völlig irre machen würde) scheinbar an ihr gesamtes Adressbuch, mich und weitere 85 Empfänger und zwischen einem Christoph und einem Eugen taucht da auch mein Name und meine (alte) Mailadresse auf und darin findet sich nichts ausser einem sinngemäßen ‚öffnet keine Anhänge in Mails von mir, irgendwas ist hier bei meinem Mailkonto komisch‘.

Nach dem Lesen sitze ich da, weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll, kann zweiteres aber nicht zurückhalten. Ein Lebenszeichen, es gibt sie noch, sie hat noch ihre alte Mailadresse – also vermutlich auch meine Mails bekommen, nur nicht beantwortet und ich kann mir nicht mehr länger vormachen, dass sie vielleicht einfach nicht angekommen sind.

Seitdem bin ich ratlos, weiss nicht, ob ich die Mail einfach ignorieren kann (soll) oder vielleicht darauf antworten und doch nochmal einen letzten Versuch unternehmen, sie zu erreichen. Warum macht sie sowas? Warum hebt sie meine Mailadresse auf und lässt die nicht wenigstens bei den Empfängern solcher Massenmails raus, wenn sie sonst auf keinem Kanal auf meine Kontaktversuche reagiert? Das reisst soviele Wunden (und soviel Sehnsucht) auf einmal auf. (Bitte macht das besser! Solltet ihr mal jemanden aus eurem Leben streichen, dann streicht sie/ihn auch als Empfänger aus solchen Massenmails!)

*

Fast 2,5 Jahre ist es her, dass ich via Onlineanzeige nach einer Freundin hier in der Gegend gesucht hatte. Ungefähr ein Jahr ist es her, dass jene Freundin, die ich über diese Anzeige gefunden hatte, mir ein Ultimatum gestellt und damit die noch frische Freundschaft wieder beendet hat. Und auch das nagt immer noch, auch wenn ich mittlerweile denke, dass es so vermutlich besser war. Seit ich vor ein paar Wochen mit Ralph bei Twitter auf das Thema kam, überlege ich, ob ich das einfach nochmal versuchen soll, mit einer solchen Anzeige, aber ich traue mich nicht.

Heute habe ich eine Mail von dem Kleinanzeigenportal bekommen, wo ich damals die Anzeige veröffentlicht hatte. Die ist tatsächlich immer noch online, nur sehr nach hinten durchgerutscht und heute hat tatsächlich noch jemand darauf geantwortet. Diese Frau hat 54 Seiten mit je 20 Anzeigen durchgeklickt bis sie bei meiner angekommen war und hat nach fast 2,5 Jahren noch darauf geantwortet. (Deprimierend übrigens: viele der Anzeigen, die jetzt aktuell unter Bekanntschaften in der Gegend drin stehen, gab es fast wortgleich vor 2,5 Jahren schon so und diese Leute suchen scheinbar auch immer noch nach Freunden.) Seitdem ich die (leider sehr kurze und quasi nichtssagende) Nachricht gelesen habe, dreht sich wieder alles in mir. Da ist so viel Hoffnung und Angst gleichzeitig und ich begreife zum ersten Mal wirklich, weswegen Menschen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, manchmal solche Schwierigkeiten haben, wieder zu vertrauen und sich auf andere Menschen einzulassen. Natürlich betrifft das meist Beziehungen, aber für mich fühlt es sich genauso schwierig und frustrierend an, eine Freundin zu finden.

Und ich merke, wie fest und tief immer noch dieses selbst Niedermachen sitzt. Meine Angst ist immer nur einseitig, immer nur in die Richtung, dass ich nicht genügen könnte, zu feige, zu wenig unternehmungslustig, zu verschlossen, zu ruhig, zu klein, zu schüchtern, zu aufgeregt, zu depressiv, zu gestört, zu alles sein könnte und deswegen falsch bin und nicht in das Raster Freundin passe.

Ich kann nicht denken „ok, ich antworte mal auf die Nachricht und wenn sich rausstellt, dass die Frau doof ist, dann muss ich sie ja nicht treffen“ – in meinem Kopf gibt es nur „oh je und was ist, wenn sie mich doof findet und es dann wieder nichts wird?“.  Und wenn ich wenigstens weiterdenken würde (ohne mich hier jetzt bewusst dazu zu zwingen das aufzuschreiben, sondern als natürliche Folge des letzten Gedankens) „oh ok, wenn sie mich doof findet, dann wäre sie ja eh nicht die richtige Freundin für mich gewesen“, aber dafür fehlt mir das Bewusstsein, dass ich ja gar nicht doof bin. Wenn sie mich doof findet, hat sie recht und es liegt an mir.

Umdenkversuch:

(Vielleicht kommt es ja tatsächlich irgendwann bei mir an, wenn ich endlich anfange, mich dahingehend zu korrigieren – auch wenn ich das selber (noch) gar nicht glauben kann.)

Ich bin kein schlechter Mensch und keine schlechte Freundin. (Ich weiss nicht, ob etwas dran ist, aber ich habe mal gelesen, das Hirn blendet Verneinungen aus, deswegen besser andersrum.)
Ich bin ein guter Mensch und eine gute Freundin. Ich bin freundlich, großzügig, fürsorglich, warmherzig, empathisch und manchmal sogar lustig. Ich kann gut zuhören und Verschiedenartigkeit annehmen ohne sie zu (be-)werten. Ich bin offen und ehrlich und ich lüge nicht aus Bequemlichkeit. Was ich sagen will, sage ich eher in den Zeilen als dazwischen.

Ufff. Ich weiss nicht, ob ich mich gleich traue, das so zu veröffentlichen. Ich glaube, ich habe noch nie so sehr versucht, mich von einer positiven Seite zu betrachten. Üblicherweise verleihe ich mir eher die Attribute naiv statt freundlich und gluckenhaft statt fürsorglich und ich komme mir gerade vor als würde ich eine Mogelpackung kreieren und mir selber falsche Werbeversprechen aufdrucken.

Aber vielleicht ist es gerade der Punkt, dass ich das nicht nur mir selber so andrehen muss, sondern zusätzlich auch noch die furchtbare Scham überwinden, so positiv öffentlich über mich zu reden bzw. zu schreiben. (Nochmal uffff.)

(Und entschuldigung für die vielen Klammern, die nicht gerade die Lesbarkeit unterstützen, aber ich habe das gerade nicht ohne hinbekommen.)

Katja

BÄMM.

Immer immer wieder ist es das Thema Freundschaft, das mich so nachhaltig beschäftigt, mir so zu schaffen macht. Und gerade nicht nur das Thema, sondern auch und vor allem die Definition selbiger.

Da ist diese Freundin, die ich hier in der Gegend habe (und ja, quasi Einzahl, so viele gibt es davon nicht), über die ich hier auch schon häufiger geschrieben hatte.

(Falls jemand nachlesen möchte: Hier, wie ich sie kennengelernt habe. Hier, als sie länger nichts von sich hat hören lassen. Und hier, nicht konkret über jene Freundin, sondern wieder mal Gedanken über Freundschaft generell und was mir fehlt.)

Nun ist es so, dass wir uns schon wirklich länger nicht mehr gesehen haben. Mal ging es ihr nicht gut, wie zB im Winter als ich so lange keine Reaktion von ihr auf meine Mails bekam und dann auch später nochmal im Frühling und mal ging es mir nicht gut. Und dann noch das allgemeine dauernd-ist-was-anderes-und-man-kommt-zu-nichts, was mich in diesem Jahr wirklich heftig in den Fängen hat und das alles zusammen führte dazu, dass immer abwechselnd bei einer von uns irgendwas war, Zeitmangel oder Einigelungsbefinden und wir mailten sporadisch, versuchten uns ein paar Mal zu verabreden, was aber dann wechselseitig nicht hinhaute. So weit so blöd, aber so ist das Leben eben manchmal. Was mir die ganze Zeit schon ein bisschen Bauchweh gemacht hat ist ihre Wahrnehmung dieser Begebenheiten und dass sie für sich mit Selbstverständlichkeit (und das ist auch in Ordnung) in Anspruch nimmt, sich nicht zu melden, wenn es ihr nicht gut geht, mir das aber nur schwer nachsehen kann und mir da mit ihrer Reaktion mindestens ein schlechtes Gewissen macht. Ich weiss natürlich, dass meine Wahrnehmung auch nur subjektiv ist, aber ich glaube und hoffe zumindest, dass ich ziemlich frei von solchen ‚Schwiegermutterallüren‘ bin, Freunden ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn sie sich eine Weile nicht melden. Irgendwann ist mir aufgegangen, wie dämlich das nämlich ist ich das nämlich finde, weil das Erwachsenwerden vermutlich mitbringt, dass man nicht mehr so frei über seine Zeit verfügen kann, wie man gerne würde und dass ich mich lieber freuen möchte, wenn sich jemand die Zeit nimmt, sich bei mir zu melden, als erst mal rumzumiepen, dass das ja auch eher hätte passieren können. Mag ich auch nicht so gerne, wenn mir jemand ein schlechtes Gewissen macht, weil das Leben nunmal so ist, wie das Leben nunmal so ist. Wenn sie sich bei mir länger nicht auf meine letzte Mail hin gemeldet hat und ich habe dann wieder Kontakt aufgenommen, habe ich immer versucht, ohne Wertung anzuknüpfen („hey, ist ja schon eine Weile her, dass wir voneinander gehört haben“ und dergleichen) und wenn es umgekehrt war, dass ich mich nicht gemeldet habe (und von ihr zu lesen bekam, dass ich mich ja so lange nicht gemeldet hätte), habe ich mich entschuldigt und das so hingenommen und lächelnd darauf gehofft, dass sie vielleicht irgendwann merkt, dass ich ihr keine Vorwürfe mache. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ich mag sie ja wirklich und das ist eben eine ihrer Eigenheiten.

Dann letzte Woche, habe ich versucht, mich spontan für diese Woche mit ihr zu verabreden und ihr auch freie Auswahl über Tag, Tageszeit und Ort gelassen, weil ich sie wirklich gerne endlich wieder mal sehen mag und das am liebsten auch noch bevor ich wegfahre, weil sonst der Juli quasi auch schon wieder rum ist. Und dann kam heute eine Mail zurück, die mich erst mal rat- und fassungslos zurückgelassen hat. Sie wisse nicht, ob das überhaupt noch Sinn machen würde, weil unser Kontakt so sporadisch geworden sei und immer, wenn sie dächte, wir könnten einen ‚Neustart‘ schaffen, würde ich mich länger nicht melden und das würde sie dann auch animieren mit der Antwort länger zu warten und dass sie solche losen Kontakte eigentlich nicht will und wenn ich nicht sicher wäre, dass ich hinbekäme, dass wir uns in Zukunft häufiger schreiben, dann lieber gar nicht. Und ohnehin stellt sie ihr Leben gerade um und würde sich lieber am Wochenende treffen, aber da würde ich ja nicht wollen, was sie verstehen könne.

BÄMM.

Ich gebe das hier nicht aus Respektlosigkeit ihr und ihrer Mail gegenüber so einigermaßen originalgetreu wieder, sondern weil ich Angst habe, beim Umformulieren, irgendetwas reinzubedeuteln, was nicht drin war, irgendwas falsch wiederzugeben oder zu interpretieren statt zu erzählen.

Und seit ich das gelesen habe, habe ich unzählige Tränen vergossen über eine Freundschaft, die vielleicht nie eine gegenseitige war, zumindest niemals das, was ich mir ersehnt hatte, weil unser Verständnis von Freundschaft anscheinend ganz unterschiedlich ist. Das macht mich so traurig, weil ich irgendwann in dieser Zeit dachte, wir ticken da ziemlich ähnlich. Unter anderem als sie sich beklagte, ihre andere Freundin, hätte überhaupt kein Verständnis dafür, dass sie nicht so unternehmungslustig sei, wenn es ihr nicht gut geht und das kenne ich ja von mir auch gut. Erst mal einigeln und mit sich selber ausmachen.

Ich weiss gerade gar nicht mehr was wahr ist bzw. war. Wir haben ähnliche Tendenzen uns einzuigeln, wenn was ist. Ihre Freundin, die das nicht akzeptiert, versteht sie nicht und nervt. Ich, die ich das nachvollziehen kann, mir aber auch für mich die gleiche Akzeptanz wünsche, bin in ihren Augen die, die es nicht hinbekommt, den Kontakt weniger lose zu haben. Aber für mich ist loser Kontakt oder Freundschaft gar keine Frage der Kontakthäufigkeit sondern eigentlich eine der Wellenlänge und des Verstehens. Meine Freunde bleiben das für mich auch dann und das Gefühl ihnen gegenüber ändert sich für mich nicht, wenn ich länger keinen Kontakt habe. Bei ihr scheint das anders zu sein und mit Verfügbarkeit zusammenzuhängen. Das ist in Ordnung, ich will das gar nicht (be-)werten, es macht mich nur traurig, weil das, was ich für eine gemeinsame Wellenlänge hielt, jetzt so wenig kompatibel zu sein scheint.

Und das, was ich ihr wirklich übel nehme ist, dass sie mir quasi ein Ultimatum stellt, denn die Mail geht weiter, dass ich mir das überlegen soll und ihr dann mitteilen. Das hat etwas von ‚entweder du biegst dich jetzt so, dass du in mein Freundinraster passt oder das war’s dann‘. Ich hätte es fair(er) und ehrlich(er) gefunden, wenn sie die Entscheidung einfach getroffen hätte, denn im Grunde hat sie das mit ihrem Ultimatum. Aber so bin ich diejenige, die sagen muss, dass ich nichts versprechen kann, weil das Leben nunmal so ist, wie das Leben nunmal so ist. Ich weiss nicht, ob ich mich beim nächsten Depressionsschub bei ihr melden kann. Ich weiss nicht, ob ich es schaffe, alle paar Tage lange Mails zu schreiben, wenn mir sowohl äussere Zeit als auch innere Ruhe dafür fehlen. Ich weiss, dass dafür jetzt ausserdem denkbar schlechte Voraussetzungen bestünden, wenn ich das Gefühl habe, das jetzt machen zu müssen, weil ich irgendein ominöses Versprechen dafür abgegeben hätte und mich damit selber unter Druck gesetzt hätte (was üblicherweise ein guter Garant dafür ist, dass ich in reglose Starre verfalle).

Ich bin traurig, weil ich sie wirklich gerne mag und weil das aber anscheinend nicht ausreicht, was ich an Freundschaft geben kann.

Und seit ich die Mail gelesen habe, kämpfe ich damit und darum, mich nicht selber zu zerfleischen und nicht sämtliche Schuld bei mir zu suchen, weil ich einfach zu unfähig bin, eine echte Freundin zu finden, sondern ich sehe auch die Stellen, wo sie unfair mir gegenüber ist. Vielleicht kann ich irgendwann sogar mal stolz darauf sein, dass ich mich in solchen Situationen nicht mehr komplett selber fertig mache, aber momentan tut es einfach nur weh und die blöden Tränen hören nicht auf, mir über’s Gesicht zu laufen.

Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu.

(Hans Christian Andersen)

…und eine Freundin, die so nah wohnt, dass man den Kaffee ganz in echt zusammen trinken kann und nicht nur über Fotos im Web. Bitte. So sehr ich froh darüber bin, so viele großartige Menschen im Web zu kennen (ihr seid gemeint!), fehlt mir doch so sehr jemand, mit dem ich gelegentlich ohne Tastatur oder Telefon dazwischen, von Angesicht zu Angesicht reden kann.

Traurig.

Katja

 

 

Geschwurbel, wieder mal.

Manche Tage sind anders, sind schlimmer als andere. Manchmal lässt sich trotz all jenen Dingen, die ich mittlerweile gefunden habe und die mich froh machen nicht verdrängen, dass das, was mir am meisten fehlt, eine echte beste Freundin ist.

Sicher, ich habe mein Blog. Hier kann ich mir Dinge von der Seele und aus dem Kopf schreiben. Hier lesen mittlerweile einige Menschen, die sich für mich – auch wenn ich sie vielleicht nie getroffen habe und nur durch geschriebene Worte kenne – nahe anfühlen. Hier fühle ich mich oft aufgefangen, wenn ich wieder mal sehr ins Trudeln gerate. Und doch ist das etwas anderes, das mir fehlt. Weil ich nicht weiss, wo ich mit den Dingen hinsoll, die nicht blogtauglich sind. Die bleiben fast immer nur in mir, kreiseln in meinem Kopf und manchmal zerfrisst mich das so von innen, niemanden zu haben, dem ich mich anvertrauen kann. Niemanden, der einfach mal zuhört und still da ist und auch mal Zeit hat oder sie sich nimmt.

Sicher, ich kenne in der Gegend mittlerweile ein paar Leute, die ich auch gelegentlich treffe. Aber das ist es nicht, was ich meine. Da fehlt dieser spezielle Draht, diese gemeinsame Wellenlänge, die nicht krampfhaft Worte finden muss, um sich zu verstehen. Mir fehlt jemand, der zuhört ohne zu (be-)werten, ohne zu vergleichen. Eine, die mich, wenn ich gerade ansetze zu erzählen, wie es mir in einer Sache geht, nicht unterbricht und mir nicht sagt, wie ich mich doch eigentlich fühlen müsste, sondern die akzeptieren kann, wenn und dass ich mich in einer Sache nicht so fühle, wie diejenige, oder der Rest der Welt, denkt, dass ich mich eigentlich fühlen müsste. Und die mir überhaupt erst mal soweit zuhört, dass ich das rauslassen könnte.

Und wenn ich mich tatsächlich traue, solche Dinge jetzt, hier aufzuschreiben, dann fühle ich mich so undankbar den Menschen gegenüber, die ich ja habe und ich frage mich, ob es mein Anspruch ist, der zu hoch ist, ob meine Erwartungen einfach nicht mehr zu meinem Lebensabschnitt passen, ob es dieses Phänomen von Freundschaft vielleicht einfach nur in der Jugend gibt, ob später automatisch mehr Distanz da ist. Aber dann denke ich wieder, dass das doch eigentlich kein so wahnsinnig hoher Anspruch oder großer Wunsch ist, einen Menschen zu haben, bei dem man sich mal ausheulen kann, ohne dass man seinen Kummer via Tastatur an eine zumeist anonyme Menge rauslässt.

Und natürlich liest sich das gerade alles furchtbar egoistisch, weil ich es nur von meiner Seite aus betrachte – aber natürlich meine ich damit, dass ich eben das nicht nur ’nehmen‘ sondern selbstredend auch geben und erwidern möchte, weil es nur dann auf Augenhöhe funktionieren kann, weil es nur dann diesen Kern von Freundschaft enthält nach dem ich mich so sehne.

Katja

Wenn man unter der Dusche heult, kann niemand die Tränen sehen. Nicht mal man selber.

Wenn mich jemand, von dem ich eine Weile nichts gehört habe, fragt, wie es mir geht, sage ich fast immer ‚meistens ganz gut‘ und eigentlich stimmt das auch. Ich bin in den letzten Monaten und Jahren gut vorangekommen. Die meisten Dinge, die mich vor einigen Jahren vor Angst erstarren ließen, die Panikattacken auslösten, mache ich mittlerweile so nebenbei und bin mir dessen kaum noch bewusst. Ich habe viele Dinge (heraus-)gefunden, die mir gut tun, die mich erden. Primär Kram, den ich mit den Händen mache, als Ausgleich für all das Grübeln und nicht aufhören können zu denken. Und ich packe viele Dinge an, die sich früher wie unüberwindbare Berge vor mir auftürmten, mache viel mehr – noch mehr seit Anfang diesen Jahres, das ich mir für’s Machen ausgesucht habe – als vor einigen Jahren, wo häufig alleine aufzustehen und mir ein Brot zu schmieren sämtliche Kraft gekostet haben, die ich für einen Tag zur Verfügung hatte.

Und zwischen all dem Machen, oder wenn Machen gerade wieder mal nicht geht, wie vor einigen Tagen, wo ich stattdessen nur gelesen habe, was im Grunde aber auch nichts anderes als Machen ist, gibt es dann diese Momente, wo ich alleine unter der Dusche stehe, nur mit meinen eigenen Gedanken und die Tränen laufen mir über die Wangen und mischen sich mit den Strömen aus heissem Wasser, das mir über den Kopf rieselt.

Unter der Dusche habe ich seit Jahren immer wieder meine besten Ideen und genauso erwischt mich unter der Dusche immer wieder eine Traurigkeit, die ich im Alltag mit aller möglichen Geschäftigkeit überdecke. Dort geht das nicht. Erst kommen die Tränen und dann bahnen sich die Gedanken den Weg aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein.

Dann erwischen mich alle Zweifel und alle Hoffnungslosigkeit. Dann sehe ich nicht mehr, wie ich voran gekommen bin, kann nicht mein eigenes Selbst vor einigen Jahren als Messlatte wahrnehmen sondern der Blick klärt sich und ich sehe diese traurige, einsame Frau, die sich mit Gartenarbeit, mit Büchern, mit Fotografieren, mit Kochen, mit Spanisch lernen, mit Bloggen, mit all diesen Dingen, von denen sie üblicherweise sagt, dass sie ihr gut tun (und die das auch tun), davon ablenkt, dass sie eigentlich gar nicht weiss, wo sie im Leben steht.

Ich habe früher immer Pläne und Ziele vor Augen gehabt. Sei es, dass ich als Kind unbedingt alt genug werden wollte, um endlich von meinen Eltern wegziehen zu können. Sei es, dass ich als Jugendliche ganz genau wusste, dass ich mit 18 den Führerschein machen wollte (musste, wenn ich aus dem engen Heimatdorf weg wollte) und ein Auto kaufen und darauf sparte. Sei es, dass ich immer wusste, dass ich unbedingt irgendwann noch mein Abi nachholen wollte.

Immer war da ein Ziel, ein Plan, etwas, das ich anfangen wollte. Und jetzt? Ich hangele mich durch die Jahre, ab Herbst den Frühling herbeisehnend, weil dann die Dunkelheit wieder weicht und weil ich ja ‚weiss‘, dass es mir, wenn es heller ist, automatisch wieder besser gehen wird/muss. Ich tue und mache, hab meist das Gefühl, in Hektik zu sein, obwohl ich so gut wie keine Termine habe, mache mir selber oft genug Druck und Stress ohne eigentliche Notwendigkeit, vermutlich als unbewusstes Mittel gegen die Leere.

Und wenn ich dann darüber nachdenke, wie das wäre, wieder zu arbeiten. Oder nur daran, was ich überhaupt würde machen wollen, dann rauscht das Blut durch die Ohren und ich gerate in völlige Panik, weil ich gar nicht mehr / immer noch nicht wieder, irgendwie belastbar wäre. Weil mich alleine dieser eine feste Termin jede Woche, die 1,5 Stunden Spanischkurs am Dienstag Abend so furchtbar stresst, dass ich den ganzen Montag und Dienstag völlig unter Strom stehe. Wie sollte ich denn dann irgendwo eine ‚echte‘ Verpflichtung eingehen können, wenn mich dieser mehr oder weniger freiwillige Termin schon so unter Druck setzt?

Und was würde ich überhaupt mit mir anfangen wollen? Ich weiss so vieles, was ich nicht (mehr) kann oder will, aber ich habe keine Ahnung, was ich überhaupt will. Und noch weniger, wie ich das überhaupt herausfinden soll. Weil jeder Gedanke daran, der nur halbwegs in diese Richtung geht, diese Panik hervorruft, dazu führt, dass ich nicht weiterdenken kann, sondern tief durchatmen und den Gedanken möglichst weit beiseite schieben muss, um nicht völlig einzubrechen.

Und dann frage ich mich, wie ich das überhaupt schaffen und machen sollte. Meine Zeit fühlt sich ja so schon dauernd zu knapp an. Ich bin dauernd in Hektik. Nur mit den wenigen Dingen, die ich gerade mache. Und eigentlich machen die mich ja auch alle froh. Eigentlich gehören die ja alle zu mir, helfen mir, bei mir selber zu sein. Und eigentlich genügen die mir doch auch gerade.

Aber trotzdem ist da diese Leere. Dieses in ruhigen Momenten immer mal wieder Hochblitzende. Die Tränen unter der Dusche.

Aber so genau weiss ich gar nicht, ob es nicht eigentlich viel eher Menschen sind, die mir fehlen. Ob das nicht viel eher die Einsamkeit ist, die diese Gedanken hochbringt. Und natürlich würde eine Beschäftigung auch in irgendeiner Weise bedeuten, dass ich mehr Kontakt zu Menschen hätte. Und danach sehne ich mich. Und gleichermaßen macht mir genau das entsetzliche Angst.

Ziele, Pläne, Träume. Ich weiss nicht, wo ich die hernehmen soll, wenn da von selber nichts mehr ist. Alles, was ich an Träumen hatte, ist entweder geplatzt oder macht mir furchtbare Angst, sodass ich mich nicht traue, es überhaupt zu betrachten oder scheint so unerreichbar weit weg, dass ich mich nicht traue, genauer hinzugucken, aus Angst, dass das den Frust noch größer machen könnte.

Und dann ist die Dusche längst ausgeschaltet und die Tränen laufen weiter. Bis ich mich wieder selber am Kragen hochziehe, mir verbiete rumzujammern, sondern lieber hinzugucken, was sich verändert hat und was ich mittlerweile alles mache(n kann) und hinbekomme und wieviele Dinge es gibt, die mir gut tun. Und dann verschwinden diese Gedanken und Gefühle wieder hinter dem ‚mir geht’s meistens ganz gut‘ und eigentlich stimmt das ja auch.

Katja

Hasenfuß, einsamer

Mein Kopf ist so voll, dass er sich irgendwie schon wieder wie leer anfühlt. Ich versuche, meine Gedanken zu Blog zu bringen und merke, wie ich mich verheddere, schon nach wenigen Sätzen bei einem ganz anderen Thema lande, wie mir ein positiver „alles ist besser als vor einigen Jahren“-Beitrag durch die Finger flutscht und ich auf einmal über Einsamkeit schreibe, die der Preis dafür ist, dass ich versuche, meine Priorität von der virtuellen in die echte Welt zu verschieben, versuche, wieder besser Fuß in meinem Leben zu fassen.

Es fühlt sich so paradox an.

Auf der einen Seite sind meine Tage nicht nur viel voller, sondern auch sehr viel erfüllter. Die Dinge, mit denen ich meine Zeit fülle, fühlen sich größtenteils gut an. Ich habe endlich das Gefühl mich selber wieder mehr zu spüren, zu merken, was gut und richtig für mich ist.

Auf der anderen Seite laufen mir gerade die Tränen über die Wangen, wenn ich daran denke, wieviel Zeit ich vor einigen Jahren im IRC verbracht habe, immer in Gespräche mit Menschen verwickelt, die mir lieb und wichtig waren und sind und wie sehr ich diese Menschen vermisse. Ich versage mir ganz oft, irgendwelche Chatprogramme zu starten, habe Angst, dass ich ansonsten, ohne es zu merken, wieder in die Routine rutschen könnte, ganztägig vor dem Rechner zu sitzen. Und wenn ich dann mal da bin, dann fühlt es sich an als sei ich irgendwo „zu Besuch“ und ich gehöre nirgendwo mehr dazu. Dazu kommt mein schlechtes Gewissen, weil ich mich so rar mache; auch weil ich genau weiss, wie traurig mich das gemacht hat, wenn jemand, mit dem ich über Monate oder Jahre hinweg viel Zeit verquatscht habe, einfach verschwunden ist.

Ich habe das Gefühl, nicht beides nebeneinander haben zu können, nicht kontrolliert damit umgehen zu können, nur stundenweise Zeit im Chat zu verbringen. Wenn ich jetzt mal eines der Programme öffne dann ist das meist eine tagesfüllende Angelegenheit, so wie früher, und ich bin im Taumel, endlich wieder mal mit meinen Lieben zu reden. Vielleicht fehlt mir noch der ausreichende Halt und Fuß und Anker oder was weiss ich auch immer im echten Leben, damit ich mich nicht direkt im Web verliere.

Und manchmal frage ich mich, was das überhaupt soll. Was zur Hölle will ich überhaupt in diesem echten Leben, in dem ich so alleine bin? Und trotzdem weiss ich tief in mir drin, dass ich lernen muss, mich in diesem verfluchten echten Leben, das so kompliziert ist, zurechtzufinden. Wo ich so aus der Kontakt- und Kommunikationsübung bin, dass ich statt mit schlagfertigen Sprüchen wie im Chat, meist nur mit verlegenem Grinsen wortlos bleibe, wenn mir irgendwer ’nen Spruch reindrückt.

Einer meiner sehnlichsten Wünsche – jemanden in der Nähe zu haben, mit der/dem ich gelegentlich mal ’nen Kaffee trinken gehen könnte und einfach ’nen Nachmittag verquatschen – ist gleichzeitig eine meiner größten Ängste, weil ich gar nicht mehr richtig weiss, wie man das macht, reale Freundschaften pflegen oder auch nur knüpfen. Und dann hab ich Angst, dass ich alles falsch machen könnte, was man nur falsch machen kann, weil ich mich so ungelenk und ungeübt auf dem Gebiet, das früher mal eines der normalsten für mich war, fühle, was zu noch mehr Unsicherheit führt, wodurch ich mich davor fürchte, mich noch seltsamer zu verhalten. In Summe führt das dazu, dass ich es überhaupt nicht wage, Kontakt zu der Freundin aufzunehmen, die hier in der Gegend wohnt.

Es ist doch völlig paradox, sich etwas einerseits so sehr zu wünschen und es andererseits so zu fürchten.

Und mindestens genauso paradox ist es, darauf zu hoffen, den Umgang mit Menschen in Trockenübung vom eigenen Garten aus lernen zu können, ohne dafür mit Menschen umzugehen.

Und dann fühle ich mich wie ’n oller Hasenfuß, weil ich mir wieder mal mit meiner doofen Angst selber im Weg stehe.

Katja, die sich mal präventiv dafür entschuldigt, dass das so sehr nach Jammern klingt. Anfühlen tut es sich eher nach Kopf an die Wand schlagen, denn nach jammern. Und Jammern ist sowieso murks und doof und ich mag das nicht. Schon gar nicht an Stellen, wo ausser mir ohnehin niemand etwas ändern kann. Also lest am besten überhaupt nicht. Also falls ihr zufällig unten angefangen habt und nicht eh schon gelesen habt. :mrgreen:

Morgen wird alles wieder gut und die Sonne scheinen. Ommm.