Oh weh.

Ich hab heute so schlimm Meerweh wie lange nicht mehr. Und Windindenhaarenweh und Sandzwischendenzehenweh und Salzaufdenlippenweh. Ich will einen Sturm im Draußen, um den Sturm in mir drin rausbrüllen zu können, ohne dass ihn jemand hört. Ich will so lange in tosende, brausende, gurgelnde Wellen und Gischt starren bis es in mir ruhig wird.

Und dann soll das Meer sich auch beruhigen und ich will den Blick bis zum Horizont heben und in die Ferne gucken, wo das Blau sich bis in die Unendlichkeit erstreckt und ich will die Weite und Freiheit einatmen bis die Schultern automatisch ein Stück nach hinten gehen und der Nacken entspannt und der Mund wieder lächelt – ganz von selbst und ohne dass es sich nach Anstrengung anfühlt.

So ein Tag ist heute.

Katja

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Hier hätte beim zweitbesten Willen beinahe ein schmissiger Titel gestanden

Ich fange jetzt einfach mittendrin an. Das ist manchmal ja die beste Methode gegen Dings, äh Schreibhemmungen und/oder Wortfindungsstörungen. Wobei ich gar nicht weiss, ob es eine Wortfindungsstörung oder nicht eher eine Ideenlosigkeit war. Eigentlich wollte ich mir nämlich einen schmissigen Titel ausdenken (wobei mir nicht ganz klar ist, wie das Wort „schmissig“ in dem Zusammenhang gerade in meinem Kopf bzw. in meinen Fingern gelandet ist oder warum ich es überhaupt im aktiven Wortschatz habe), hab das aber gerade auf später verschoben, nachdem ich hier 2 min reglos mit den Fingern auf den Tasten saß und mir beim besten oder auch zweitbesten Willen nix einfiel.

Grob geht es bei dem Titel darum, dass ich dringend ein bisschen besser auf mich selber aufpassen muss, um nicht wieder in die dicke Depression zu rutschen. Dieses Mal gar nicht so grundlos, sondern eher so’n Burn Out Ding. Nach nur 5 Monaten Arbeit fühle ich mich wie doppelt durch den Wolf gedreht – was möglicherweise daran liegt, dass ich seit 3 Monaten den Laden mit 20 Stunden alleine stemmen muss und die Kolleginnenstelle mit 30 Stunden seitdem unbesetzt ist. Wer mich auf Twitter liest, las gelegentlich davon. Da klage ich manchmal mehr oder weniger ausführlich mein Leid. Also wird das hier *fuchtelt weitschweifend* wohl (hoffentlich) irgendwas mit Selfcare und Achtsamkeit.

Meine üblichen Strategien fruchten gerade nämlich leider gar nicht. Aufwendig Kochen – speziell für Freunde – das mich sonst sehr zuverlässig hochholt, ist gerade nicht machbar. Keine Zeit, keine Ideen, keine Energie – weder zum Planen, noch zum Bude soweit aufräumen, dass ich für Freunde kochen könnte, noch zum ausgiebig einkaufen, vorbereiten, kochen und was alles dazu gehört. Kochen zur täglichen Nahrungsaufnahme geht, Kreativität beim Kochen ist aber leider in den letzten Wochen aus.
Malen und die ganze Kunst leiden aus fast den gleichen Gründen. Ich bin zu kaputt für Kreativität. Es geht nichts und wenn ich mich doch dazu aufraffe, weil ich denke, ich müsste doch jetzt dringend mal wieder malen, auch vor dem Hintergrund, dass es mir doch eigentlich so gut tut, geht das meist nach hinten los und ich bin hinterher genervt von meiner Unkreativität und es geht mir eher schlechter als besser, weil ich Angst habe, dass da gerade was versiegt und vielleicht nicht zurückkommt und dann muss ich mich selber sehr zum Atmen zwingen, damit ich nicht noch mehr verkrampfe. Das ist nicht weg. Ommm.
Sport ereilt ein ähnliches Schicksal, noch dazu weil es die ganze Zeit viel viel zu zu heiß heiß war und ich mit besagtem Atmen oft schon genug zu tun hatte.

Bleibt das Schreiben, das ich viel zu lange, viel zu sträflich vernachlässigt habe. Also mal gucken, ob und was das noch kann und ob ich da wieder reinkomme und den Kopf und den Rest wieder ein bisschen gechillter bekomme. Zumindest das hinsetzen, durchatmen und einfach drauflos schreiben und irgendwo mittendrin anfangen funktioniert noch.

Also wenn alles gut geht, lesen wir uns jetzt hier wieder häufiger. Zumindest erst mal.

die – Burn, Baby, burn, but please don’t burn out – Katja (atmend)

madeja

So viel im Kopf und schon wieder klappt das nicht, dieses Hinsetzen und drauflos Schreiben bis es raus ist. Zu viele Gedanken auf einmal, zu ungeordnet, wie ein Wollknäuel, das die Katze dreimal quer durch den Raum gejagt hat und bei dem kein Anfang und kein Ende mehr zu finden ist. Wahrscheinlich würde es helfen, die Finger tief einzugraben in dieses Wollgedankenkonglomerat oder sie eben wieder so lange auf die Tastatur zu legen bis das funktioniert, aber das würde auch den Schmerz wieder hochholen, vor dem du schon die ganze Zeit in bunte Farben flüchtest, fast als könntest du in die Motive, die dabei entstehen schlüpfen und ihm entkommen. Aber nur fast. Und nur für eine kurze Weile funktioniert das ja auch wirklich, aber spätestens wenn die Nacht kommt, dreht der Kopf wieder rund und all die Tricks, die normalerweise ganz gut funktionieren, versagen derzeit. Zu viel auf einmal, zu ungeordnet, wie ein Wollknäuel… Moment, zurück, da waren wir doch gerade schon.

Katja

Hmpfngrmbl. (Heute nicht.)

Und dann, unter der Dusche, wenn das Gesicht eh schon mal nass ist, dann hat sich das wenigstens gelohnt, bricht das ganze Elend wieder aus dir heraus, rinnt dir der Schmerz in heißen Tränen über die Wangen und du verstehst wieder mal nicht, was der Auslöser ist, ging doch jetzt tagelang alles gut und es dir mit steigenden Sonnenstunden pro Tag und zunehmender Farbe und Blütenpracht in der Natur auch endlich besser, aber dann kommt dieser eine Gedanke und alles verschwimmt.

Und dann zählst du stumm bis 10. Atmest ein. Atmest aus. Und nochmal von vorn. Drehst das Wasser ab. Trocknest dir das Gesicht ab. Nimmst die Schultern zurück. Und machst weiter.

Again and again and again. Bitte gehen Sie weiter. Es gibt hier nichts zu sehen.

Katja

Tag 31/44

Sich langsam aus einer depressiven Episode rauszukämpfen ist ein bisschen vergleichbar mit dem erwachenden Frühling. Man sieht langsam wieder Sonnenstrahlen, fühlt die Wärme und das Licht. Die Welt um einen herum (und auch in einem drin) wird langsam wieder bunter, das Grau in Grau des Himmels bekommt immer häufiger Wolkenlücken, durch die der blaue Himmel durchscheint. An manchen Tagen ist er ganz klar und knalleblau oder hat nur ein paar einzelne Wölkchen. Überall sprießen kleine Triebe und die ersten Blümchen blühen. Morgens nach dem Aufstehen, wird der Nebel jeden Tag ein bisschen lichter und weniger dicht. Die ersten Vögel kommen wieder aus dem Süden zurück und zwitschern am Morgen.

Und dann gibt es diese Rückschläge. Aus heiterem Himmel (sogar im Wortsinne) ziehen sich dicke graue Wolken zusammen. Es schüttet in Strömen, manchmal schlägt einem sogar wieder ungemütlicher Schneeregen ins Gesicht. Aber das hält nicht so lange an. Ein paar Stunden, höchstens ein paar Tage, dann ist der Spuk wieder vorbei. Der Himmel ist wieder blau, die Sonne wärmt das Gesicht.

Und dann frage ich mich, ob es Zufall ist, dass es mir jedes Jahr im Frühling wieder deutlich besser geht. Ob nicht nur die Welt da draußen diesen Jahreszeiten unterliegt, sondern die auch in mir drinnen irgendwie stattfinden. Dann bin ich eindeutig ein Frühlingsmädchen, ein Sommerkind – und froh, das beides gerade noch vor mir liegt.

Katja

Tag 25/44

Wenn Licht und Dunkelheit aufeinandertreffen³.

Katja

Tag 22/44

Sie hörte ein leises Schluchzen und wusste nicht, wo das Geräusch herkam. Alle Winkel der Wohnung lief sie ab, schaute in alle Ecken, hob alle Kissen und Decken an und suchte darunter, doch sie konnte niemanden finden. „Wo bist du?“ fragte sie in die Leere hinein. „Ich kann dich nirgendwo finden.“ Das Schluchzen verstummte kurz und ein leises Stimmchen antwortete zaghaft: „Na hier. Hier bin ich.“ Sie drehte eine zweite Runde, suchend, innehaltend und dabei immer kurz die Luft anhaltend, damit sie eine mögliche Richtung aus der das Schluchzen kam, wahrnehmen könnte. Nichts. Die Lautstärke blieb immer gleich, egal in welcher Ecke der Wohnung sie sich bewegte. Irgendwann gab sie ihre Suche auf. Setzte sich still hin und vergrub den Kopf in den Armen. „Jetzt bin ich da. Ich höre dich. Erzähl mir, was los ist.“

Manchmal muss man nach außen hin leiser werden, damit man das Innere besser hört.

Katja