Den Monatswechsel von Februar nach März habe ich in Wien verbracht (wovon ich _eigentlich_ ja auch wenigens ein paar Bilder sortieren und euch zeigen wollte) und irgendwie habe ich danach dann gar nicht mehr daran gedacht, hier den Header auszuwechseln, weil so unheimlich viel zu tun war und ich ohnehin gerade viel zu selten dazu komme, hier ein paar Gedanken festzuhalten. Das wurmt mich sehr, der Kopf ist dauernd so voll und ich finde keine rechte Ruhe… Ich hoffe, dass auch das sich ändern wird, wenn wir das mit dem Umzug dann endlich mal hinter uns haben.
Jetzt ist schon April und bevor ich’s wieder vergesse, nehme ich mir genau jetzt die Zeit und wechsle mal wieder den Header. Damals™ habe ich mit dem Durchwechseln angefangen, um das Loslassen zu üben, was ich vor ein paar Jahren gar nicht konnte. Gerade dieser Tage, wenn es mir beim Packen von Umzugskartons leicht fällt, nicht alles einzupacken, sondern manche Dinge einfach direkt auszusortieren, wird mir bewusst, wie sehr ich mich seitdem verändert habe. Das klappt immer noch nicht mit allem leicht, aber ich kann mittlerweile wenigstens überhaupt loslassen.
Den Header mit den Schäfchen hat der Mitdings für den April ausgesucht und das passt ziemlich gut, denn spätestens seit Svü sich irgendwann mal vertippt hatte und mir ein Patronus Schäfchen mit ‚Expecto Patronom‘ herbeirufen wollte, sind es immer die Schafe, die einspringen müssen, wenn’s brenzlig wird und ein bisschen Patronus-Schäfchen-Schutz für die kommenden Wochen, kann ich wohl ganz gut brauchen.
Doppelt schön ist das, weil es sich um spanische Schafe handelt, die ich auf der Hinfahrt unserer letzten Spanienreise geknipst habe, kurz bevor wir beim 2. Hotel und Etappenziel angekommen sind. Da waren wir gerade beide völlig am Ende und hätten kurz vorher ziemlich gut Patronus-Schutz brauchen können.
Das Hotel war eines der kleinen Casas Rurales, in denen wir in Spanien so gerne übernachten. Am ehesten vergleichbar sind die vermutlich mit hiesigen Landgasthöfen. Oft sind es alte umgebaute Bauernhäuser, in Nordspanien aus dicken Bruchsteinen gemauert und sie liegen in winzigen Ortschaften, wenn nicht gar ganz abgelegen. Man muss oft die Koffer über enge Treppen in obere Stockwerke wuchten und die Zimmer, oft gibt es nur eine Handvoll, sind nie wahnsinnig luxuriös. Aber die Häuser haben alle einen ganz besonderen Charme – ebenso wie die Gastgeber, bei denen wir uns bisher immer unheimlich willkommen gefühlt haben – und haben ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Weil es sich fast immer um winzige Ortschaften handelt, gibt es keine Restaurants, aber man bekommt im jeweiligen Haus quasi immer ein (mehr oder weniger) einfaches Abendessen. Manchmal kann man zwischen zwei oder drei Gerichten wählen, aber oft gibt es einfach ein Menü, das für alle Gäste gleich ist. (Einmal hatten wir sogar einen Gastgeber, der vorher per Mail fragte, ob wir das für diesen Tag geplante Essen mögen.) Die Menüs bestehen immer aus drei einfachen Gängen, dazu gibt’s Brot, Wasser und Wein in Flaschen und zum Dessert häufig noch Kaffee und oft kommt dann auch der (selbstgebrannte) Schnaps auf den Tisch und das alles gibt’s meist für 12 bis 15 Euro pro Nase incl. der Getränke. Dazu die günstigen Zimmer- und Frühstückspreise und die Gelegenheit, jedes Jahr festzustellen, inwiefern meine Spanischkenntnisse sich verbessert haben, denn so viel Kontakt und Familienanschluss wie während der Fahrt-Übernachtungen haben wir während der zwei Wochen in Ferienhaus oder -wohnung dann selten.
Ich wollte schon lange mal ein Loblied auf die wunderbaren Casas Rurales singen, die dafür sorgen, dass wir auch während der langen An- und Abreise schon viel Schönes und Gutes von Land und Leuten mitbekommen.
Aber zurück zu jenem speziellen Haus, in dessen Nähe es die Schafe gab:
Das Haus war, das wussten wir schon vorher, ausserhalb des eigentlichen Ortes ‚Cabeza la Vaca‘ (cabeza=Kopf, vaca=Kuh), an der Grenze zwischen Extremadura und Andalusien und für uns günstig gelegen, weil es nahe an Sevilla war, wohin wir am nächsten Tag weiterfahren wollten, aber weit genug entfernt, um die JWD-Preise mitzunehmen.
Und jwd (janz weit draussen) war auch das Hotel, das ziemlich neu ist. Das Navi kommt oft mit den kleinen spanischen Ortschaften nicht zurecht und im Ausland ist das immer ein ziemlicher Adventurefaktor, weil es häufig denkt, dass Straßen befahrbar seien, obwohl sie das gar nicht sind. Der erste Anlauf führte uns dann auch zu einem schmalen, gras- und unkrautbewachsenen Feldweg, der links und rechts von Bruchsteinmauern begrenzt war – leider so schmal, dass unser Auto nicht mal ansatzweise durchgepasst hätte. Also im Navi die Straße gesperrt und neu berechnen lassen. Der zweite Weg, verlor sich auch nach wenigen Metern in einen ähnlichen Weg, aber – das konnte man beim Rauszoomen der Karte sehen – so viele Alternativen würden da nicht mehr kommen. Wir fuhren also noch ein Stück weiter und noch ein Stück und alles war eng, auf einer Seite steil abfallend, auf der anderen eine Mauer und kein echter Weg, sondern eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern und mittelgroßen Feldsteinen, durch und über die wir uns vorankämpften. Irgendwann die Erkenntnis: hier kommen wir nicht weiter. Das Problem: hier kommen wir eigentlich auch nicht wieder weg!
Schon über einen Kilometer hatten wir uns in diese Shice reingeritten und die Nerven lagen ohnehin schon blank. An einer etwas breiteren Stelle stieg ich also aus und ging hinter den Wagen (an den schmalen Stellen wäre das gar nicht gegangen, weil ich die Tür nicht aufbekommen hätte) und dann winkte und wedelte ich den Mitdings im Schritttempo diesen unfassbar langen Kilometer wieder rückwärts aus dem Weg hinaus. Eigentlich hatte das Auto solche Piepsdingssensoren zum Rückwärtsfahren, aber weil alles so eng war und die Steine so groß, piepte das ohne Unterlass, das half also wenig, strapazierte die Nerven aber noch mehr. Als wir da wieder draussen waren, hätten wir den Boden – Straße, geteert! zwar immer noch mit tiefen Schlaglöchern, aber hey, Zivilisation! – küssen können!
Wir waren jetzt allerdings schon insgesamt über 2 Stunden in diesem winzigen Ort bzw. seinen umliegenden Feld-Wald-und-Wiesenwegen unterwegs und dem Hotelzimmer noch keinen Meter näher gekommen. Und so langsam dämmerte es und wir wollten auf keinen Fall im Dunklen über solche Wege holpern müssen. Also Weg im Navi gesperrt, gewartet bis eine neue Route berechnet war, langsam losgerollt und dann kam auf einmal eine Frau aus einem Hauseingang und ich wutschte und wedelte erneut, dieses Mal aber, um die Frau auf mich aufmerksam zu machen und nach dem Weg zu fragen. Ich radebrechte aus dem offenen Wagenfenster unsere Verzweiflung und Suche, die Frau fing an zu beschreiben, merkte nach 3 furchtbar schnellen Sätzen, dass ich ihr nicht richtig folgen konnte und dann – da konnte ich ihr folgen – sagte Sie, wir sollten ihr einfach folgen und dann lief sie im Laufschritt vorneweg, zeigte uns die ersten beiden Abbiegungen und erklärte dann nochmal sehr langsam und deutlich, wie es weiterginge, damit wir zum Hotel kommen. Ich hätte schon wieder küssen können – dieses Mal unsere rettende Spanierin!
Dieser Weg war dann auch wirklich ok. Also man konnte ihn zumindet flüssig und etwas schneller – wenn auch nicht viel – als im Schritttempo langfahren bis auf die letzten etwa 100 Meter vorm Hotel. Da kam eine dermaßen steile Spitzkehre, dass wir a) 3-5 Anläufe brauchten, um rumzukommen, weil wir immer wieder aufsetzten und b) ernsthaft überlegten, ob sich ein Geländewagenähnlicher vielleicht doch lohnen würde bei den häufig merkwürdigen Straßenverhältnissen, in denen wir in Spanien immer wieder landen.
Genau an dieser Spitzkehre war aber dann auch die Weide, auf der ich die Schäfchen, die jetzt einen Monat lang das Blog bewachen dürfen, entdeckt und geknipst habe (während ich wieder mal rund ums Auto wuselte und wutschte und wedelte).
Früher am Tag gab’s übrigens schonmal ein ganz bezauberndes Schäfchen zu sehen:

Im Wagen vor mir fährt ein junges Schäfchen… rata rata ♪
Euch allen einen guten April!
Katja
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