(Neuer) Versuch macht kluch

Ich hab’s mal wieder getan. Habe mich bei einem (brandneuen) Portal angemeldet, um vielleicht/hoffentlich/möglicherweise doch irgendwann/irgendwie eine Freundin hier in der Gegend zu finden.

Ich weiss nicht, wieso mich das jedes Mal so viel Mut kostet und wieso ich mir so schwer damit tue. Im Grunde habe ich überhaupt gar nichts zu verlieren und kann nur gewinnen. Aber dann muss ich an die letzte Erfahrung denken, die ich dahingehend gemacht habe und wie sehr verletzt ich war als jene Frau, der ich meine Freundschaft geschenkt hatte, mir ein Ultimatum stellt und mir urplötzlich zu verstehen gibt, dass ich so wie ich bin, für sie nicht ok bin. Das nagt immer noch an mir. Vor einer Weile sah ich auf einem Parkplatz eine Frau mit einer Frisur, die ihrer glich aus einem Wagen steigen, der ihrem glich und ich war schlagartig wie gelähmt und wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. Hingehen oder in Deckung gehen? Letztendlich war sie es nicht und ich war irgendwie heilfroh darüber. Dann habe ich aber hinterher doch überlegt, ob ich ihr mal eine Mail schreiben sollte, sie mal fragen wie es ihr geht. Aber das wäre ja murks, dieser Zug ist ja doch längst schon abgefahren.

Aber was ist das nur, was mir solche Angst macht und weswegen ich mir so schwer tue, überhaupt wieder aktiv nach jemandem in der Gegend zu suchen? Ich ertappe mich selber dabei, wieder einmal generalisierend negativ zu denken, mir jede Menge „aber was wenn?“-Fragen zu stellen. Aber was wenn es hier einfach keine gibt, die auf der gleichen Wellenlänge tickt? Aber was wenn ich mich wieder jemandem öffne und laufe damit vor die Wand? Aber was wenn sich von vornerein überhaupt niemand meldet? Aber was wenn ich einfach keine Freundin verdient habe…

Und dann kommt die neue Katja, quasi die 3.0, die mit dem Vorsatz, endlich anzufangen, sich selber zu mögen, endlich mutiger zu sein und sich nicht dauernd im Weg rumzustehen und boxt die mit den ganzen Bedenken in die Seite und während jene noch strauchelt hat sie ratzfatz das Profil und die Suchanfrage ausgefüllt.

Drückt ihr mir ein bisschen die Daumen? Ich liebe das Internet und den Austausch in Kommentarspalten oder bei Twitter, aber wenigstens ab und zu würde ich so unheimlich gerne mal jemandem an einem Tisch gegenübersitzen, eine Kaffeetasse in der Hand halten und reden, ohne dafür tippen zu müssen.

Katja

 

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Gedankengeschwurbel über Freundschaften und ein Umdenkversuch

Immer wieder piekst das Thema, mal deutlicher mal weniger schlimm, aber immer irgendwie präsent. Mir fehlt hier eine Freundin in direkter unmittelbarer Umgebung, jemanden mit dem ich mich gelegentlich an einen Tisch setzen, einen Kaffee schlürfen, quatschen kann.

Vor ein paar Tagen gab es so einen tiefen Stich. Ich habe eine Mail bekommen und bin beim Lesen der Absenderin fast vom Stuhl gefallen. Meine Freundin aus Kindertagen, jene für die ich, seit sie seit ein paar Jahren auf keinen meiner Kontaktversuche mehr reagiert hatte, jedes Jahr zu ihrem Geburtstag hier Geburtstagsgrüße im Blog hinterlasse (zB hier), weil es für mich einfach undenkbar ist, ihr an ihrem Geburtstag nicht zu gratulieren. Es war der erste nach meinem eigenen, den ich auswendig wusste.

Und ich mache die Mail auf und sie ging nicht nur an mich, sondern ohne BCC (was mich üblicherweise völlig irre machen würde) scheinbar an ihr gesamtes Adressbuch, mich und weitere 85 Empfänger und zwischen einem Christoph und einem Eugen taucht da auch mein Name und meine (alte) Mailadresse auf und darin findet sich nichts ausser einem sinngemäßen ‚öffnet keine Anhänge in Mails von mir, irgendwas ist hier bei meinem Mailkonto komisch‘.

Nach dem Lesen sitze ich da, weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll, kann zweiteres aber nicht zurückhalten. Ein Lebenszeichen, es gibt sie noch, sie hat noch ihre alte Mailadresse – also vermutlich auch meine Mails bekommen, nur nicht beantwortet und ich kann mir nicht mehr länger vormachen, dass sie vielleicht einfach nicht angekommen sind.

Seitdem bin ich ratlos, weiss nicht, ob ich die Mail einfach ignorieren kann (soll) oder vielleicht darauf antworten und doch nochmal einen letzten Versuch unternehmen, sie zu erreichen. Warum macht sie sowas? Warum hebt sie meine Mailadresse auf und lässt die nicht wenigstens bei den Empfängern solcher Massenmails raus, wenn sie sonst auf keinem Kanal auf meine Kontaktversuche reagiert? Das reisst soviele Wunden (und soviel Sehnsucht) auf einmal auf. (Bitte macht das besser! Solltet ihr mal jemanden aus eurem Leben streichen, dann streicht sie/ihn auch als Empfänger aus solchen Massenmails!)

*

Fast 2,5 Jahre ist es her, dass ich via Onlineanzeige nach einer Freundin hier in der Gegend gesucht hatte. Ungefähr ein Jahr ist es her, dass jene Freundin, die ich über diese Anzeige gefunden hatte, mir ein Ultimatum gestellt und damit die noch frische Freundschaft wieder beendet hat. Und auch das nagt immer noch, auch wenn ich mittlerweile denke, dass es so vermutlich besser war. Seit ich vor ein paar Wochen mit Ralph bei Twitter auf das Thema kam, überlege ich, ob ich das einfach nochmal versuchen soll, mit einer solchen Anzeige, aber ich traue mich nicht.

Heute habe ich eine Mail von dem Kleinanzeigenportal bekommen, wo ich damals die Anzeige veröffentlicht hatte. Die ist tatsächlich immer noch online, nur sehr nach hinten durchgerutscht und heute hat tatsächlich noch jemand darauf geantwortet. Diese Frau hat 54 Seiten mit je 20 Anzeigen durchgeklickt bis sie bei meiner angekommen war und hat nach fast 2,5 Jahren noch darauf geantwortet. (Deprimierend übrigens: viele der Anzeigen, die jetzt aktuell unter Bekanntschaften in der Gegend drin stehen, gab es fast wortgleich vor 2,5 Jahren schon so und diese Leute suchen scheinbar auch immer noch nach Freunden.) Seitdem ich die (leider sehr kurze und quasi nichtssagende) Nachricht gelesen habe, dreht sich wieder alles in mir. Da ist so viel Hoffnung und Angst gleichzeitig und ich begreife zum ersten Mal wirklich, weswegen Menschen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, manchmal solche Schwierigkeiten haben, wieder zu vertrauen und sich auf andere Menschen einzulassen. Natürlich betrifft das meist Beziehungen, aber für mich fühlt es sich genauso schwierig und frustrierend an, eine Freundin zu finden.

Und ich merke, wie fest und tief immer noch dieses selbst Niedermachen sitzt. Meine Angst ist immer nur einseitig, immer nur in die Richtung, dass ich nicht genügen könnte, zu feige, zu wenig unternehmungslustig, zu verschlossen, zu ruhig, zu klein, zu schüchtern, zu aufgeregt, zu depressiv, zu gestört, zu alles sein könnte und deswegen falsch bin und nicht in das Raster Freundin passe.

Ich kann nicht denken „ok, ich antworte mal auf die Nachricht und wenn sich rausstellt, dass die Frau doof ist, dann muss ich sie ja nicht treffen“ – in meinem Kopf gibt es nur „oh je und was ist, wenn sie mich doof findet und es dann wieder nichts wird?“.  Und wenn ich wenigstens weiterdenken würde (ohne mich hier jetzt bewusst dazu zu zwingen das aufzuschreiben, sondern als natürliche Folge des letzten Gedankens) „oh ok, wenn sie mich doof findet, dann wäre sie ja eh nicht die richtige Freundin für mich gewesen“, aber dafür fehlt mir das Bewusstsein, dass ich ja gar nicht doof bin. Wenn sie mich doof findet, hat sie recht und es liegt an mir.

Umdenkversuch:

(Vielleicht kommt es ja tatsächlich irgendwann bei mir an, wenn ich endlich anfange, mich dahingehend zu korrigieren – auch wenn ich das selber (noch) gar nicht glauben kann.)

Ich bin kein schlechter Mensch und keine schlechte Freundin. (Ich weiss nicht, ob etwas dran ist, aber ich habe mal gelesen, das Hirn blendet Verneinungen aus, deswegen besser andersrum.)
Ich bin ein guter Mensch und eine gute Freundin. Ich bin freundlich, großzügig, fürsorglich, warmherzig, empathisch und manchmal sogar lustig. Ich kann gut zuhören und Verschiedenartigkeit annehmen ohne sie zu (be-)werten. Ich bin offen und ehrlich und ich lüge nicht aus Bequemlichkeit. Was ich sagen will, sage ich eher in den Zeilen als dazwischen.

Ufff. Ich weiss nicht, ob ich mich gleich traue, das so zu veröffentlichen. Ich glaube, ich habe noch nie so sehr versucht, mich von einer positiven Seite zu betrachten. Üblicherweise verleihe ich mir eher die Attribute naiv statt freundlich und gluckenhaft statt fürsorglich und ich komme mir gerade vor als würde ich eine Mogelpackung kreieren und mir selber falsche Werbeversprechen aufdrucken.

Aber vielleicht ist es gerade der Punkt, dass ich das nicht nur mir selber so andrehen muss, sondern zusätzlich auch noch die furchtbare Scham überwinden, so positiv öffentlich über mich zu reden bzw. zu schreiben. (Nochmal uffff.)

(Und entschuldigung für die vielen Klammern, die nicht gerade die Lesbarkeit unterstützen, aber ich habe das gerade nicht ohne hinbekommen.)

Katja

BÄMM.

Immer immer wieder ist es das Thema Freundschaft, das mich so nachhaltig beschäftigt, mir so zu schaffen macht. Und gerade nicht nur das Thema, sondern auch und vor allem die Definition selbiger.

Da ist diese Freundin, die ich hier in der Gegend habe (und ja, quasi Einzahl, so viele gibt es davon nicht), über die ich hier auch schon häufiger geschrieben hatte.

(Falls jemand nachlesen möchte: Hier, wie ich sie kennengelernt habe. Hier, als sie länger nichts von sich hat hören lassen. Und hier, nicht konkret über jene Freundin, sondern wieder mal Gedanken über Freundschaft generell und was mir fehlt.)

Nun ist es so, dass wir uns schon wirklich länger nicht mehr gesehen haben. Mal ging es ihr nicht gut, wie zB im Winter als ich so lange keine Reaktion von ihr auf meine Mails bekam und dann auch später nochmal im Frühling und mal ging es mir nicht gut. Und dann noch das allgemeine dauernd-ist-was-anderes-und-man-kommt-zu-nichts, was mich in diesem Jahr wirklich heftig in den Fängen hat und das alles zusammen führte dazu, dass immer abwechselnd bei einer von uns irgendwas war, Zeitmangel oder Einigelungsbefinden und wir mailten sporadisch, versuchten uns ein paar Mal zu verabreden, was aber dann wechselseitig nicht hinhaute. So weit so blöd, aber so ist das Leben eben manchmal. Was mir die ganze Zeit schon ein bisschen Bauchweh gemacht hat ist ihre Wahrnehmung dieser Begebenheiten und dass sie für sich mit Selbstverständlichkeit (und das ist auch in Ordnung) in Anspruch nimmt, sich nicht zu melden, wenn es ihr nicht gut geht, mir das aber nur schwer nachsehen kann und mir da mit ihrer Reaktion mindestens ein schlechtes Gewissen macht. Ich weiss natürlich, dass meine Wahrnehmung auch nur subjektiv ist, aber ich glaube und hoffe zumindest, dass ich ziemlich frei von solchen ‚Schwiegermutterallüren‘ bin, Freunden ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn sie sich eine Weile nicht melden. Irgendwann ist mir aufgegangen, wie dämlich das nämlich ist ich das nämlich finde, weil das Erwachsenwerden vermutlich mitbringt, dass man nicht mehr so frei über seine Zeit verfügen kann, wie man gerne würde und dass ich mich lieber freuen möchte, wenn sich jemand die Zeit nimmt, sich bei mir zu melden, als erst mal rumzumiepen, dass das ja auch eher hätte passieren können. Mag ich auch nicht so gerne, wenn mir jemand ein schlechtes Gewissen macht, weil das Leben nunmal so ist, wie das Leben nunmal so ist. Wenn sie sich bei mir länger nicht auf meine letzte Mail hin gemeldet hat und ich habe dann wieder Kontakt aufgenommen, habe ich immer versucht, ohne Wertung anzuknüpfen („hey, ist ja schon eine Weile her, dass wir voneinander gehört haben“ und dergleichen) und wenn es umgekehrt war, dass ich mich nicht gemeldet habe (und von ihr zu lesen bekam, dass ich mich ja so lange nicht gemeldet hätte), habe ich mich entschuldigt und das so hingenommen und lächelnd darauf gehofft, dass sie vielleicht irgendwann merkt, dass ich ihr keine Vorwürfe mache. Und wenn nicht, dann eben nicht. Ich mag sie ja wirklich und das ist eben eine ihrer Eigenheiten.

Dann letzte Woche, habe ich versucht, mich spontan für diese Woche mit ihr zu verabreden und ihr auch freie Auswahl über Tag, Tageszeit und Ort gelassen, weil ich sie wirklich gerne endlich wieder mal sehen mag und das am liebsten auch noch bevor ich wegfahre, weil sonst der Juli quasi auch schon wieder rum ist. Und dann kam heute eine Mail zurück, die mich erst mal rat- und fassungslos zurückgelassen hat. Sie wisse nicht, ob das überhaupt noch Sinn machen würde, weil unser Kontakt so sporadisch geworden sei und immer, wenn sie dächte, wir könnten einen ‚Neustart‘ schaffen, würde ich mich länger nicht melden und das würde sie dann auch animieren mit der Antwort länger zu warten und dass sie solche losen Kontakte eigentlich nicht will und wenn ich nicht sicher wäre, dass ich hinbekäme, dass wir uns in Zukunft häufiger schreiben, dann lieber gar nicht. Und ohnehin stellt sie ihr Leben gerade um und würde sich lieber am Wochenende treffen, aber da würde ich ja nicht wollen, was sie verstehen könne.

BÄMM.

Ich gebe das hier nicht aus Respektlosigkeit ihr und ihrer Mail gegenüber so einigermaßen originalgetreu wieder, sondern weil ich Angst habe, beim Umformulieren, irgendetwas reinzubedeuteln, was nicht drin war, irgendwas falsch wiederzugeben oder zu interpretieren statt zu erzählen.

Und seit ich das gelesen habe, habe ich unzählige Tränen vergossen über eine Freundschaft, die vielleicht nie eine gegenseitige war, zumindest niemals das, was ich mir ersehnt hatte, weil unser Verständnis von Freundschaft anscheinend ganz unterschiedlich ist. Das macht mich so traurig, weil ich irgendwann in dieser Zeit dachte, wir ticken da ziemlich ähnlich. Unter anderem als sie sich beklagte, ihre andere Freundin, hätte überhaupt kein Verständnis dafür, dass sie nicht so unternehmungslustig sei, wenn es ihr nicht gut geht und das kenne ich ja von mir auch gut. Erst mal einigeln und mit sich selber ausmachen.

Ich weiss gerade gar nicht mehr was wahr ist bzw. war. Wir haben ähnliche Tendenzen uns einzuigeln, wenn was ist. Ihre Freundin, die das nicht akzeptiert, versteht sie nicht und nervt. Ich, die ich das nachvollziehen kann, mir aber auch für mich die gleiche Akzeptanz wünsche, bin in ihren Augen die, die es nicht hinbekommt, den Kontakt weniger lose zu haben. Aber für mich ist loser Kontakt oder Freundschaft gar keine Frage der Kontakthäufigkeit sondern eigentlich eine der Wellenlänge und des Verstehens. Meine Freunde bleiben das für mich auch dann und das Gefühl ihnen gegenüber ändert sich für mich nicht, wenn ich länger keinen Kontakt habe. Bei ihr scheint das anders zu sein und mit Verfügbarkeit zusammenzuhängen. Das ist in Ordnung, ich will das gar nicht (be-)werten, es macht mich nur traurig, weil das, was ich für eine gemeinsame Wellenlänge hielt, jetzt so wenig kompatibel zu sein scheint.

Und das, was ich ihr wirklich übel nehme ist, dass sie mir quasi ein Ultimatum stellt, denn die Mail geht weiter, dass ich mir das überlegen soll und ihr dann mitteilen. Das hat etwas von ‚entweder du biegst dich jetzt so, dass du in mein Freundinraster passt oder das war’s dann‘. Ich hätte es fair(er) und ehrlich(er) gefunden, wenn sie die Entscheidung einfach getroffen hätte, denn im Grunde hat sie das mit ihrem Ultimatum. Aber so bin ich diejenige, die sagen muss, dass ich nichts versprechen kann, weil das Leben nunmal so ist, wie das Leben nunmal so ist. Ich weiss nicht, ob ich mich beim nächsten Depressionsschub bei ihr melden kann. Ich weiss nicht, ob ich es schaffe, alle paar Tage lange Mails zu schreiben, wenn mir sowohl äussere Zeit als auch innere Ruhe dafür fehlen. Ich weiss, dass dafür jetzt ausserdem denkbar schlechte Voraussetzungen bestünden, wenn ich das Gefühl habe, das jetzt machen zu müssen, weil ich irgendein ominöses Versprechen dafür abgegeben hätte und mich damit selber unter Druck gesetzt hätte (was üblicherweise ein guter Garant dafür ist, dass ich in reglose Starre verfalle).

Ich bin traurig, weil ich sie wirklich gerne mag und weil das aber anscheinend nicht ausreicht, was ich an Freundschaft geben kann.

Und seit ich die Mail gelesen habe, kämpfe ich damit und darum, mich nicht selber zu zerfleischen und nicht sämtliche Schuld bei mir zu suchen, weil ich einfach zu unfähig bin, eine echte Freundin zu finden, sondern ich sehe auch die Stellen, wo sie unfair mir gegenüber ist. Vielleicht kann ich irgendwann sogar mal stolz darauf sein, dass ich mich in solchen Situationen nicht mehr komplett selber fertig mache, aber momentan tut es einfach nur weh und die blöden Tränen hören nicht auf, mir über’s Gesicht zu laufen.

Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu.

(Hans Christian Andersen)

…und eine Freundin, die so nah wohnt, dass man den Kaffee ganz in echt zusammen trinken kann und nicht nur über Fotos im Web. Bitte. So sehr ich froh darüber bin, so viele großartige Menschen im Web zu kennen (ihr seid gemeint!), fehlt mir doch so sehr jemand, mit dem ich gelegentlich ohne Tastatur oder Telefon dazwischen, von Angesicht zu Angesicht reden kann.

Traurig.

Katja

 

 

Geschwurbel, wieder mal.

Manche Tage sind anders, sind schlimmer als andere. Manchmal lässt sich trotz all jenen Dingen, die ich mittlerweile gefunden habe und die mich froh machen nicht verdrängen, dass das, was mir am meisten fehlt, eine echte beste Freundin ist.

Sicher, ich habe mein Blog. Hier kann ich mir Dinge von der Seele und aus dem Kopf schreiben. Hier lesen mittlerweile einige Menschen, die sich für mich – auch wenn ich sie vielleicht nie getroffen habe und nur durch geschriebene Worte kenne – nahe anfühlen. Hier fühle ich mich oft aufgefangen, wenn ich wieder mal sehr ins Trudeln gerate. Und doch ist das etwas anderes, das mir fehlt. Weil ich nicht weiss, wo ich mit den Dingen hinsoll, die nicht blogtauglich sind. Die bleiben fast immer nur in mir, kreiseln in meinem Kopf und manchmal zerfrisst mich das so von innen, niemanden zu haben, dem ich mich anvertrauen kann. Niemanden, der einfach mal zuhört und still da ist und auch mal Zeit hat oder sie sich nimmt.

Sicher, ich kenne in der Gegend mittlerweile ein paar Leute, die ich auch gelegentlich treffe. Aber das ist es nicht, was ich meine. Da fehlt dieser spezielle Draht, diese gemeinsame Wellenlänge, die nicht krampfhaft Worte finden muss, um sich zu verstehen. Mir fehlt jemand, der zuhört ohne zu (be-)werten, ohne zu vergleichen. Eine, die mich, wenn ich gerade ansetze zu erzählen, wie es mir in einer Sache geht, nicht unterbricht und mir nicht sagt, wie ich mich doch eigentlich fühlen müsste, sondern die akzeptieren kann, wenn und dass ich mich in einer Sache nicht so fühle, wie diejenige, oder der Rest der Welt, denkt, dass ich mich eigentlich fühlen müsste. Und die mir überhaupt erst mal soweit zuhört, dass ich das rauslassen könnte.

Und wenn ich mich tatsächlich traue, solche Dinge jetzt, hier aufzuschreiben, dann fühle ich mich so undankbar den Menschen gegenüber, die ich ja habe und ich frage mich, ob es mein Anspruch ist, der zu hoch ist, ob meine Erwartungen einfach nicht mehr zu meinem Lebensabschnitt passen, ob es dieses Phänomen von Freundschaft vielleicht einfach nur in der Jugend gibt, ob später automatisch mehr Distanz da ist. Aber dann denke ich wieder, dass das doch eigentlich kein so wahnsinnig hoher Anspruch oder großer Wunsch ist, einen Menschen zu haben, bei dem man sich mal ausheulen kann, ohne dass man seinen Kummer via Tastatur an eine zumeist anonyme Menge rauslässt.

Und natürlich liest sich das gerade alles furchtbar egoistisch, weil ich es nur von meiner Seite aus betrachte – aber natürlich meine ich damit, dass ich eben das nicht nur ’nehmen‘ sondern selbstredend auch geben und erwidern möchte, weil es nur dann auf Augenhöhe funktionieren kann, weil es nur dann diesen Kern von Freundschaft enthält nach dem ich mich so sehne.

Katja

Eigentlich bin ich ganz schön doof (2)

Mist. Jetzt habe ich so weitschweifig versucht, zu erklären, weswegen mir das mit solchen Treffen so schwer fällt, dass ich gar nicht weiss, wie ich den Bogen dahin schlagen kann, was ich eigentlich erzählen wollte und weswegen ich diesen doof-Titel gewählt habe.

Also eigentlich, wenn ich nicht so doof wäre, hätte ich hier vor ein paar Monaten schon freudig gebloggt, dass ich ’ne voll nette Frau kennengelernt habe, mit der ich mich alle paar Wochen auf ’nen Kaffee oder ein Eis oder zum Frühstücken am Rhein oder zum Spazierengehen um ’nen See oderoder treffe und dass ich zum ersten Mal, seit ich hier wohne, das Gefühl habe, eine Freundin in der Nähe zu haben! 🙂
So doof bin ich gewesen, weil ich befürchtete, ich hätte hier Menschen, denen ich bisher Treffen abgeschlagen habe, dadurch kränken können, anstatt anzunehmen, ihr würdet euch auf jeden Fall mit mir freuen. Im Nachhinein erscheint mir das selber hochgeradig dusslig und auch ganz schön albern. 😳 😳

Und das kam alles so:

Mich selber nervt das am allermeisten, dass ich so wenig Selbstvertrauen habe, dass ich allen Treffen aus dem Weg gehe, aus Angst es zu vermasseln. Für mich hieß das nämlich, eine ziemlich lange und ätzende Zeit lang, Isolation und Einsamkeit.

Ende letzten Jahres erzählte mir ein Freund, der zu dem Zeitpunkt relativ frisch in eine neue Gegend umgezogen war, dass er in der neuen Umgebung durch Kleinanzeigen neue Leute kennengelernt hätte, zB gezielt für Spieleabende. Ich hatte auch schon vorher in unregelmäßigen Abständen mal bei quoka nach solchen Anzeigen geschaut, aber ich kam nie über diese Hemmschwelle, mich tatsächlich irgendwo zu melden. Das Gespräch reichte aber aus, mir einen ausreichenden Stups zu verpassen, damit ich wieder mal die Anzeigen durchblätterte. Und dann, ein paar Tage später, schaffte ich es, alle „ja und was wenn’s“ auszublenden und einfach selber eine Anzeige aufzugeben. Erst mal abwarten, ob sich überhaupt jemand meldet. Was dann damit passiert, darüber wollte ich nachdenken und mich damit auseinandersetzen, wenn es tatsächlich überhaupt dazu käme – was für mich eine echte Anstrengung war, weil ich ja normalerweise immer alle Eventualitäten vorher bedenken muss. Ehrlich gesagt rechnete ich auch gar nicht damit, dass sich jemand melden würde und eigentlich hoffte ich das sogar. Ich war ja immerhin nicht mehr untätig gewesen!1elf

Keine zwei Tage später bekam ich eine Mail von einem Typen, der sich mir nackt vor der Webcam zeigen wollte. Na danke auch. Ansonsten nichts. Nada.

Das war im November/Dezember. Irgendwann im Januar bekam ich eine Erinnerungsmail, dass meine Anzeige auslaufen würde und ich weiss nicht mal weswegen, aber ich setzte mich wieder hin und formulierte eine neue Anzeige. Extrem viel ausführlicher als die erste, extrem viel ausführlicher als quasi alle anderen in der Rubrik. Etwa eine Woche später, als ich schon gar nicht mehr damit rechnete, weil die Gratisanzeigen dort sehr schnell nach hinten durchrutschen, bekam ich eine Mail, die mit den Worten „Hallo liebe Unbekannte, deine Anzeige spricht mir aus der Seele“ anfing und die mir ein echt warmes Gefühl im Bauch machte.

Jene Frau und ich mailten ein paarmal hin und her und merkten schnell, dass wir einen guten Draht zueinander hatten und nach einem halben Dutzend Mails fasste ich all meinen Mut und fragte sie, ob wir einen Kaffee zusammen trinken wollen. Und das war gut und das musste ich auch so schnell machen, weil ich ansonsten wieder in diese Falle gerutscht wäre, mich nicht mehr zu trauen, weil ich das Gefühl gehabt hätte, viel zu verlieren zu haben. Ich habe ihr dann übrigens direkt beim ersten Treffen von genau dieser Angst erzählt und wir haben uns direkt offen Rückmeldung gegeben, dass wir uns auch live mögen und uns auch weiterhin treffen wollen.

Und ich merke, wie es mir gut tut, wenigstens gelegentlich mal jemandem zum Klönen gegenüber zu sitzen und ich bin immens froh, dass ich den Mut für die Anzeige aufgebracht habe. 🙂

Der tolle Nebeneffekt ist, dass ich merke, wie ich mich an solche Situationen gewöhne und dahingehend insgesamt mutiger werde. Dass ich mich schon ein paarmal mit den Spanischkursleuten getroffen habe, hatte ich ja schon gebloggt, aber ich habe mich ausserdem auch mit einer Frau aus dem Kurs (die leider aufgehört hat) vor ein paar Wochen zum Eisessen getroffen und da stand am Ende gar nicht in Frage, ob wir uns wieder mal treffen, sondern nur wo.

Und ausserdem habe ich die Lieblingscorina ♥ (und die kleine Idee) ‚in echt‘ kennengelernt als sie vor 2 Wochen auf dem Weg einen Abstecher über die kleine Stadt gemacht hat. Und das musste ich ja auch endlich mal quiekend und freuend erzählen!1elf

Katja, manchmal eine mutige welche.