Oh weh.

Ich hab heute so schlimm Meerweh wie lange nicht mehr. Und Windindenhaarenweh und Sandzwischendenzehenweh und Salzaufdenlippenweh. Ich will einen Sturm im Draußen, um den Sturm in mir drin rausbrüllen zu können, ohne dass ihn jemand hört. Ich will so lange in tosende, brausende, gurgelnde Wellen und Gischt starren bis es in mir ruhig wird.

Und dann soll das Meer sich auch beruhigen und ich will den Blick bis zum Horizont heben und in die Ferne gucken, wo das Blau sich bis in die Unendlichkeit erstreckt und ich will die Weite und Freiheit einatmen bis die Schultern automatisch ein Stück nach hinten gehen und der Nacken entspannt und der Mund wieder lächelt – ganz von selbst und ohne dass es sich nach Anstrengung anfühlt.

So ein Tag ist heute.

Katja

To be and not to do

Wie ich gestern beim Nachhausekommen dachte „Damn! Du musst ja auch noch bloggen, um ein bisschen gegen die Dunkelheit anzuschreiben. Aber ach je, eigentlich gar keine Zeit heute, aber wie doof, wenn ich nicht mal das hinbekomme. Nicht mal das bisschen Zeit nehmen, um mir was Gutes zu tun.“ und wie mir kurz darauf aufging, dass es immer wieder die gleichen Fallen sind, in die ich tappe. Immer wieder das Gefühl, doch jetzt gefälligst etwas tun zu müssen und erst recht etwas tun zu müssen, damit es wieder besser wird.

Und dabei war die Zeit gestern genau deswegen so knapp, weil ich viel davon damit verbracht hatte mit einer Teetasse in der Hand bei der Besten auf dem Sofa zu sitzen und 4 Stunden zu quatschen – was enorm gut getan hat. Aber es war eben kein Tun, sondern nur ein Sein und das zählt ja gerade mal gar nicht für den Kopf. Orrrr.

Selbstgemachter Leistungsdruck, jetzt auch wieder mal im Kampf gegen den Schwarzen Hund. /o\

Meine heutige Selfcare besteht übrigens auch in der Auslassung. Ich bin einer Einladung zum Grillen bei Freunden nicht gefolgt, sondern zu Hause geblieben und das war eine ziemlich gute Entscheidung – vor allem, da die nächste Woche auch nicht einfacher wird als die letzte. Eher schlimmer, weil die Deadline mir arg im Nacken sitzt und es leider außerhalb meines Einflusses liegt, ob ich sie einhalten kann, weil ich dafür auf die Kooperation anderer angewiesen bin. Aber klar, mein Verantwortungsbereich, falls es brennt. Und es ist dieser Berg an Verantwortung in Kombination mit meiner geringen Einflussnahmemöglichkeit und meiner Abhängigkeit von anderen, die es überhaupt gerade so schlimm machen. Immerhin diese Erkenntnis hatte ich inzwischen. Arbeitspensum kriege ich ja irgendwie hin, mein großer Vorteil ist, dass ich effizient arbeiten kann und trotzdem sorgfältig. Nur dieses Gefühl von Ohnmacht hängt mir Bleigewichte um den Hals.

Heute zu Hause zu bleiben war also gut. Es wäre nur noch besser, wenn ich mir nicht schon wieder viel zu viel auf die todo-Liste geschrieben hätte. Selbstgemachter Stress ist immer noch der beste! Immerhin habe ich es irgendwann realisiert, habe mal grob sortiert in die Dinge, die ich heute unbedingt erledigen *muss* und jene, die ich hauptsächlich aufgeschrieben hatte, weil sie gemacht werden müssen und ich ja heute dann auch Zeit dafür hätte und als ich beim Sortieren dann schon am Tisch saß, bin ich auch direkt noch etwas länger sitzen geblieben und aus der Idee im Kopf und der groben Skizze wurde ein Bild und das passt gerade schon ziemlich gut. Deswegen auch mal hier, irgendwie hab ich – glaube ich – noch nie meine #Küchentischkunst hier verbloggt und weiß gar nicht so genau wieso ich das nie mache.

What’s in your head?

To be and not to do. Das könnte ich mir wohl mal als Mantra zurechtlegen.

Katja

Die Sache mit dem Bus

Ich bin kürzlich, also eigentlich schon vor 5 Monaten, aber die Zeit ist ja ein wenig breiig verschwommen seit wir uns dauerhaft im März 2020 befinden, unter die Pendler gegangen und fahre jetzt an 4 Tagen der Woche mit dem Bus ins Büro. Wobei das ja auch nicht ganz richtig ist, schließlich fahre ich nur bis zum Bahnhof, das letzte und auch das erste Stück des Weges lege ich zu Fuß zurück, aber der Einfachheithalber soll das mal außen vor bleiben. Ich fahre also mit dem Bus ins Büro.

So ganz grundsätzlich gibt es sogar 3,5 verschiedene Buslinien, die ich dafür nutzen könnte. Das Problem ist nur, dass die meisten davon keinen Spaß machen, weil sie an jedem Blumentopf auf der Strecke halten. Mit dem Auto brauche ich 20 min, dieses Blumentopfgestoppe dauert aber 50 min und da ich ja auch zur Bushaltestelle und vom Bahnhof noch ein Stück zu Fuß zurücklegen muss, wäre ich also etwas über eine Stunde unterwegs. Für 17 km.

Es gibt da aber diese eine Buslinie, die fast immer nur bis zur Tramhaltestelle im Nachbarort fährt, was im Prinzip gar nicht so schlecht wäre, aber dann doch ist, weil es mit Umsteigen und weil die Tram zwar nicht an jedem Blumentopf, aber doch sehr häufig hält, insgesamt auch nicht viel schneller geht. Und dann gibt es diesen einen Bus der Linie, die eigentlich nur bis zur Tramhaltestelle fährt, von dem sogar schon meine Chefin weiß, dass es der gute Bus™ ist. Dieser gute Bus fährt nicht nur bis zur Tramhaltestelle, sondern – und das ist der eigentliche Clou – ohne weitere Zwischenhalte weiter bis zum Hauptbahnhof und damit ist er fast so schnell wie ich mit dem Auto wäre und das bisschen Fußweg zusätzlich nehme ich gerne in kauf.

Blöd ist nur, dass der gute Bus™ insgesamt nur 3 Mal an einem Morgen fährt und die Zeiten scheinen völlig willkürlich zu sein. Ich kann entweder um 7:20 Uhr im Büro sein oder dann wieder um 9. Dazwischen gibt’s nix. Das heißt jetzt aber auch, dass ich trotz ziemlich coolen Gleitzeitmodells quasi immer zu festen Zeiten arbeite und obwohl der Text schon so lange ist, sind wir immer noch beim Vorgeplänkel, holt euch also lieber was zu trinken, die eigentliche Sache mit dem Bus kommt erst noch.

Ich muss ja nämlich nicht nur hin, sondern nach Möglichkeit auch wieder zurück nach Hause kommen. Mir persönlich ist daran sogar ein klitzekleines bisschen mehr gelegen als daran ins Büro zu kommen. In den ersten Wochen, in denen ich den Job hatte, habe ich für den Rückweg eine passende Tram (so dass es zu meiner Anfangszeit + Stundenzahl passte) gewählt und bin mit der Tram zur Endhaltestelle, dort in den Bus umgestiegen und mit dem zurück nach Hause – also zumindest bis zu einer Bushaltestelle in der Nähe – gefahren. Das ging überraschend gut, aber leider nur 2 Wochen lang. Quasi zum Anfüttern oder so. In den folgenden 2 Wochen funktionierte das exakt null Mal.

Und jetzt muss ich doch nochmal einen Bogen schlagen – nämlich zu den Busfahrern, die hier in der Gegend so tätig sind. Die machen nämlich grundsätzlich, was sie wollen und betrachten den eigentlichen Fahrplan mehr so als Serviervorschlag. Dass Busse sich gelegentlich verspäten ist ja durchaus nachvollziehbar und kommt vor, problematisch wird es hier aber an der Stelle, an der die Busse zu früh erscheinen und das kommt erstaunlich viel häufiger vor als ich vorher angenommen hätte. Wenn also so ein Bus zu früh an der Haltestelle auftaucht, sollte man meinen, dass er seine eigentliche Abfahrtszeit abwartet, soweit die Theorie. In der Praxis sieht es aber so aus, dass der Bus anhält, Türen auf, Leute steigen aus und ein, Türen zu und weiter geht die Fahrt. 6 min vor der planmäßigen Abfahrtszeit ist in den 5 Monaten, die ich jetzt pendele der bisherige Rekordhalter.

Und um jetzt wieder den Bogen zu meinem Heimweg zu schlagen: ich vermute, dass genau das das Problem ist, denn selbst wenn die Tram pünktlich an der Haltestelle ankam, war mein Bus schon weg. Und der nächste in meine Richtung fährt erst 20 min später. Eine Tram früher fahren löst das Problem leider auch nicht, weil ich dann von Haus aus 15 min auf den Bus warten müsste. Es ist kompliziert!

Weil mich irgendwo sinnlos rumstehen und auf einen Anschluss warten deutlich mehr nervt als unterwegs zu sein, bin ich irgendwann auf eine ganz andere Linie ausgewichen, die so mittelgut ist von der Anzahl der angesteuerten Blumentöpfe auf dem Weg und der Fahrtdauer. Leider leider fährt diese Linie aber nur an Schultagen und in den letzten 6 Wochen (die hessischen Sommerferien enden exakt an diesem Wochenende) also nicht. Da blieb mir nur übrig, auf den ganz schlechten Bus, der so schlecht ist, dass ich ihm nicht mal ein ™ gönne, auszuweichen – jenen der von Haus aus schon die 50 min braucht und außerdem zu wirklich ungünstigen Zeiten, die nicht gut zu meiner Anfangszeit passen, fährt.

Wie es der Zufall so will, war ich am Montag aus spontanem „keinen Bock mehr, warte ich halt etwas länger“ heraus 15 min vor Abfahrt des schlechten Busses an der Haltestelle. Die Haltestelle am Bahnhof, das muss man schon sagen, ist praktisch, weil dort nur Busse in meine Richtung abfahren. Ich kann also unmotiviert in alles, was dort anhält einfach einsteigen, irgendwie werde ich schon nach Hause kommen. Also zumindest irgendwann.

Am Montag stieg ich also ohne drüber nachzudenken in den nächsten Bus der kam und die Türen öffnete, in der Annahme meiner sei ausnahmsweise schon so früh da. Der Busfahrer schloss auch direkt die Tür wieder und fuhr los und da fiel mir erst auf, dass die Anzeige immer noch auf „Hauptbahnhof Platz 11“ stand und leider auch, dass er nicht die übliche Route einschlug. Da wir aber grundsätzlich in die richtige Richtung unterwegs waren – eigentlich sogar in die gute Richtung, die mit den ganz wenigen Blumentöpfen, unterdrückte ich den leichten Anflug von Panik und staunte, dass der Bus wohl exakt bis zur Tramhaltestelle durchfuhr. Konnte doch nicht sein? Mein Heimwegbus hatte doch noch Ferien? So behaupteten es auch beide Apps, die ich für den ÖPNV nutze.

Jetzt doch ein bisschen verunsichert wartete ich aber artig bis zur Haltestelle, man hat das „Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen!“ ja doch quasi schon mit der Muttermilch oder zumindest der Grundschulpausenmilch aus dem Trinkpäckchen (nennt man das heute überhaupt noch so? Gibt es den Begriff noch?) aufgesogen und so fragte ich erst nach dem Anhalten „Entschuldigen Sie bitte, ich bin ein bisschen verwirrt, eigentlich fährt der [Busnummer] doch in den Ferien gar nicht und in meiner App wird er auch nicht angezeigt.“, der Fahrer darauf „Doch, doch. Ich fahre die Strecke schon seit 2 Monaten!“ und eine Frau von weiter hinten im Bus „Das ist auch nicht der [Busnummer], das ist der gute Bus™.

Zurück an meinem Platz machte ich beide Apps links und konnte die Verbindung nicht finden. Später am PC das gleiche Problem. Es gibt diese Verbindung nicht im Fahrplan. Der gute Bus™ fährt genau 3 Mal am Tag in meine Heimfahrtrichtung, aber der früheste davon etwa 3 Stunden nach meinem üblichen Feierabend. Mysteriös!

Ich beschloss, das am Dienstag nochmal zu überprüfen und ging wieder so zeitig zum Bahnhof, dass ich zu ebenjener Zeit dort bin, zu der der gute Bus™ am Montag gefahren war. Dieses Mal war ich aufmerksam und achtete auf die Busnummer und das war vermutlich des Rätsels Lösung: er kommt mit einer anderen Busnummer an und schaltet die Anzeige an meinem Haltestellenplatz auf das allseits verwirrende 999 Betriebsfahrt um. Diese eigentliche Leerfahrt führt ihn zu jener Tramhaltestelle, wo er dann zur Busnummer des guten Busses wechselt – der bis auf diese wenigen Ausnahmefahrten am Tag eigentlich nur von irgendwo hinter meinem Zuhause bis zur Tram pendelt. Es gibt den guten Bus also auch mittags und zu einer genau passenden Zeit! Wenn diese Erkenntnis kein echter Erfolg dieser Arbeitswoche war! Nur, dass es ihn eben eigentlich gar nicht gibt, zumindest nicht planmäßig, aber da er die Strecke eh als Leerfahrt zurücklegt, hält er flugs an der Haltestelle und sammelt alle Einstiegswilligen auf und bringt sie nach Hause. Ein Hoch auf unsern Busfahrer, Busfahrer, Busfahrer! (Ihr versteht das doch, oder? ODER?)

Gestern kam dann übrigens die Ernüchterung: Es gibt den guten Bus™ in die Gegenrichtung nämlich tatsächlich nur in Verbindung mit dem guten Busfahrer™. Gestern hatte ein anderer die Mittagsschicht und ich stand 15min wartend und ein bisschen grummelnd am Bahnhof.

Heute war dafür wieder alles gut und Otto (:D) hatte Dienst und fragte mich beim Einsteigen sogar, wo ich hinmöchte. Blöderweise bin ich erst hinterher drauf gekommen, dass ich es mit „bringen Sie mich bitte auf dem kürzesten Weg ans Meer“ hätte probieren können – ich hatte den Bus nämlich für mich alleine und wer weiß, vielleicht hätte das sogar funktioniert.

Katja (Buslinien- und Fahrerbewerterin)

Blog like nobody’s reading

So! Das kann man ja auch gar nicht oft genug sagen, vor allem nicht mit dieser speziellen „So!“-Betonung, wo man das Ausrufezeichen so deutlich mithört, sogar ohne dass man es laut aussprechen muss, es klingt quasi auch ohne Lautstärke mit Nachdruck im Kopf.

So! 13 also und schon wieder ein Jahr rum, in dem ich häufiger den Gedanken „ich müsste dringend wieder mal ein paar Gedanken ins Blog kritzeln“ gedacht habe als es dann auch tatsächlich gemacht zu haben. Zu viel um die Ohren, zu viel im Außen, zu viel von vielem und auch von guten Dingen, aber zu wenig Zeit und vor allem Muße und oft scheitert es schon an so banalen Dingen, wie der Tatsache, dass ich meinen Rechner nur noch selten überhaupt anschalte, weil ich die meisten Sachen inzwischen mit dem Handy mache, nur das Bloggen eben nicht, weil ich zum „in die Tasten denken“ eben immer noch das vertraute Gefühl der Tasten unter den Fingern brauche und zack, dann klappt das mit dem gedanklichen Mäandern auch direkt wieder, so wie jetzt zum Beispiel und das ist immerhin eine sehr beruhigende Erkenntnis. Ich könnte immer noch jederzeit, wenn ich denn wollte, aber ich nehme mir jetzt nicht zum x-ten Mal vor in Zukunft gefälligst wieder mehr zu wollen, weil – auf das Problem bin ich vor einer Weile schon gestoßen – wollen hat nunmal keinen Imperativ. Und man kann niemanden und auch nicht sich selber dazu zwingen, irgendetwas zu wollen, auch nicht häufiger zu bloggen. Obwohl man das ja *eigentlich* sogar will, aber da ist es wieder dieses böse Wort, dieses *eigentlich*, was so häufig irgendwo im Weg rumsteht, obwohl es das ja eigentlich gar nicht will. Und auch hier das ist, wie vermutlich bei allen Dingen im (erwachsenen) Leben, wohl eine Frage von Prioritäten. Man hat ja quasi nie die Zeit oder Gelegenheit für irgendwas – außer man nimmt sie sich.

Beruhigend, dass mein Blog keinerlei Beleidigungstendenzen zeigt, wenn es wieder mal ein Jahr lang zu kurz gekommen ist in meiner Prioritätenliste, womit ich meine Zeit zubringe. Schön, dass es mir trotzdem nach all den – heute genau 13! – Jahren trotzdem immer noch vertrauter Ort und virtuelle Heimat ist. Immerhin die emotionale Bindung ist noch völlig intakt und wir haben zwar gerade nicht so viel schreibenden Kontakt, aber das ändert nichts an der Liebe.

Happy Blogsday, mein Kleines! Schön, dass es dich gibt und schöne Grüße an alle, die hier teilweise schon fast so lange oder vielleicht auch zufällig erst seit gestern mitlesen. Auch schön, dass es euch gibt und dass ihr das Netz und auch mein Blog oft zu einem freundlicheren, wohnlicheren Ort macht.

Und jetzt die Partyhüte aufgesetzt! \o/

Katja

Hmpfngrmbl. (Heute nicht.)

Und dann, unter der Dusche, wenn das Gesicht eh schon mal nass ist, dann hat sich das wenigstens gelohnt, bricht das ganze Elend wieder aus dir heraus, rinnt dir der Schmerz in heißen Tränen über die Wangen und du verstehst wieder mal nicht, was der Auslöser ist, ging doch jetzt tagelang alles gut und es dir mit steigenden Sonnenstunden pro Tag und zunehmender Farbe und Blütenpracht in der Natur auch endlich besser, aber dann kommt dieser eine Gedanke und alles verschwimmt.

Und dann zählst du stumm bis 10. Atmest ein. Atmest aus. Und nochmal von vorn. Drehst das Wasser ab. Trocknest dir das Gesicht ab. Nimmst die Schultern zurück. Und machst weiter.

Again and again and again. Bitte gehen Sie weiter. Es gibt hier nichts zu sehen.

Katja

Tag 44/44

Manchmal stelle ich mir vor, dass jeder Mensch, dem man im Leben begegnet, eine (oder auch mehrere) Seiten im Buch des eigenen Lebens füllt. Manche Seiten sind dicht mit Text in einer unleserlichen Schrift beschrieben und offenbaren ihren Inhalt nur bruchstückhaft. Manche sind spärlich beschrieben, manche voller Poesie. Bei manchen Seiten ist die Schrift verschmiert und das Papier ist aufgeweicht – von den vielen Tränen die darauf gefallen sind. Manche enthalten die Noten eines Musikstücks. Manche Seiten scheinen aus Thermopapier zu sein, erst ganz deutlich erkennbar und präsent, aber nach einer kurzen Weile verblasst die Schrift völlig, als wäre sie nie da gewesen. Manche Seiten sind voller Tintenkleckse, manche voller Tipp-Ex-Spuren. Manche einfarbig, andere leuchten in bunten Farben. Manche rascheln, so dass man meinen könnte, das Meer rauscht.  Und dann gibt es noch ein paar Seiten mit Regenbögen, gefüllt von Menschen, die gleichermaßen Sonne wie Dunkelheit und Tränen ins Leben bringen.

Und manchmal frage ich mich, wie wohl meine Seite im Buch anderer Leben aussehen würde.

Katja

Tag 31/44

Sich langsam aus einer depressiven Episode rauszukämpfen ist ein bisschen vergleichbar mit dem erwachenden Frühling. Man sieht langsam wieder Sonnenstrahlen, fühlt die Wärme und das Licht. Die Welt um einen herum (und auch in einem drin) wird langsam wieder bunter, das Grau in Grau des Himmels bekommt immer häufiger Wolkenlücken, durch die der blaue Himmel durchscheint. An manchen Tagen ist er ganz klar und knalleblau oder hat nur ein paar einzelne Wölkchen. Überall sprießen kleine Triebe und die ersten Blümchen blühen. Morgens nach dem Aufstehen, wird der Nebel jeden Tag ein bisschen lichter und weniger dicht. Die ersten Vögel kommen wieder aus dem Süden zurück und zwitschern am Morgen.

Und dann gibt es diese Rückschläge. Aus heiterem Himmel (sogar im Wortsinne) ziehen sich dicke graue Wolken zusammen. Es schüttet in Strömen, manchmal schlägt einem sogar wieder ungemütlicher Schneeregen ins Gesicht. Aber das hält nicht so lange an. Ein paar Stunden, höchstens ein paar Tage, dann ist der Spuk wieder vorbei. Der Himmel ist wieder blau, die Sonne wärmt das Gesicht.

Und dann frage ich mich, ob es Zufall ist, dass es mir jedes Jahr im Frühling wieder deutlich besser geht. Ob nicht nur die Welt da draußen diesen Jahreszeiten unterliegt, sondern die auch in mir drinnen irgendwie stattfinden. Dann bin ich eindeutig ein Frühlingsmädchen, ein Sommerkind – und froh, das beides gerade noch vor mir liegt.

Katja