Wenn ich irgendwo auf eine Redewendung stoße, deren Ursprung nicht direkt auf der Hand liegt, muss ich fast immer nachschlagen, um herauszufinden, woher sie stammt – da beißt die Maus keinen Faden ab.*
Weil ich aber leider das mit dem Merken nicht so aus dem Effeff beherrsche**, habe ich viele Wendungen schon mehrfach nachgeschlagen .
Katja
(Alle bisherigen Geständnisse über Ticks und Macken)
*da beisst die Maus keinen Faden ab ~ das ist unabänderlich
Für die Herkunft dieser Redensart gibt es verschiedene Deutungen:
- Am häufigsten findet sich ein Bezug zur Fabel „Der Löwe und das Mäuschen“. Dort rettet die Maus einen in einem Netz gefangenen Löwen, indem sie das Netz durchbeißt. Wenn die Maus keinen Faden abgebissen hätte, wäre der Löwe in Gefangenschaft geblieben und hätte nichts dagegen machen können.
- Eine andere Deutung geht davon aus, dass ein Schneider seinem Kunden versicherte, dass dessen Stoff bei ihm gut aufgehoben sei und keine Maus einen Faden abbeißt.
- Nach einer Legende reizte eine Maus die heilige Gertrud von Nivelles (u. a. Schutzpatronin gegen Mäuse- und Rattenplagen) beim Spinnen dadurch, dass sie mehrmals den Faden abbiss. Der Namenstag der heiligen Gertrud ist der 17. März, der im Bauernkalender den Beginn der Arbeit auf dem Feld ankündigt (und damit das Ende der winterlichen Handarbeiten wie Spinnen, Weben). Wer jedoch die Spindel nicht aus der Hand legt, dem beißt eine Maus den Faden ab. Es gibt einige Sprichwörter, die einen Zusammenhang zwischen Gertrud mit der Maus und der unabänderlichen Abfolge der Jahreszeiten herstellen, z. B. „Gertrud hört mit Spinnen auf, sonst läuft die Maus den Faden auf und beißt ihn ab.“ (österreichisches Sprichwort)
- Bei einer früher verbreiteten Art von Mausefallen, muss die Maus einen Faden abbeißen, um an den Köder zu kommen. Das löst eine durch den Faden gespannte Feder, eine angehängte Drahtschlinge schnellt nach oben und tötet die Maus. Fehlt der Köder, wird die Maus auch den Faden nicht abbeißen.
- Früher wurden Lebensmittel im Keller mit einem Faden an die Decke gehängt, damit diese nicht von den Mäusen gefressen wurden. An die an der Decke hängenden Lebensmittel kommt eine Maus nicht heran und kann auch den Faden nicht abbeißen, damit diese herunterfallen. Somit sind die Lebensmittel sicher vor der Maus.
(Quelle)
**etwas aus dem Effeff beherrschen ~ eine Sache sehr gut können
Die geläufigsten Erklärungen für diese Redewendung sind:
- ff. steht für „folgende Seiten“ (und nicht, wie oftmals anzutreffen, für „fortfolgende“): Wer etwas „aus dem Effeff“ (ff.) kann, beherrscht nach dieser Erklärung nicht nur einen Einzelaspekt, sondern auch alle folgenden „Seiten“ des Themas.
- Kaufleute bezeichnen seit dem 17. Jahrhundert feine Waren mit f (fino), ff steht dabei für sehr fein (finissimo). Analoges bedeutet FF bei Lebensmitteln. Wenn man also etwas aus dem Effeff beherrscht, kann man es sehr fein.
- Im Mittelalter wurden die Digesten/Pandekten (eine Sammlung von Textauszügen aus Juristenschriften) von römischen Juristen mit dem Zeichen ff abgekürzt. Hierbei handelt es sich möglicherweise um ein verballhorntes π (griech.: pi) von pandectae. Eine andere Auffassung ist der Ansicht, es handele sich um ein durchquertes D von Digesta. Die Digesten, die allein aus 50 Büchern bestehen, stellten eine sehr umfangreiche Sammlung der erwähnten Texte dar. Auch ihre Ordnungskriterien waren komplex. Aus ihnen zu lernen war schwierig. Für den Anfänger hatte Justinian deswegen neben den Digesten auch noch die sog. Institutionen erlassen. Sie bestanden aus nur vier Büchern geringen Umfangs und wiesen ein zwar sehr deutbares, jedoch bei erstem Zugriff einfacheres Ordnungssystem auf. Daher der Name. Denn kannte jemand Etwas aus dem ff ., so kannte er es aus den Digesten und nicht nur aus den Institutionen. Er war also Profi, nicht Anfänger.
- Der Begriff „aus dem Effeff“ kommt aus dem Lateinischen, und zwar „ex forma, ex functione“. Jemand beherrscht etwas aus dem Effeff, wenn er es nicht nur der Form nach beschreiben, sondern auch die Funktionsweise erklären kann.
Des Weiteren steht ff in der Musik für sehr laut (fortissimo), also unüberhörbar, nachdrücklich. Stark für diese Deutung spricht die schwäbische Redensart „Man wird’s dir aus dem Effeff (ff) geigen“ (etwas Besonderes machen).
(Quelle)
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