Gelesen im Januar 2015

Erstaunlich, wie viele Bücher das im Januar geworden sind. Dabei war mir gar nicht bewusst, wie viel ich gelesen habe. Aber ich bin, glaube ich, sehr konsequent jeden Abend relativ früh ins Bett gegangen und habe lieber gelesen als mich länger im Internet rumzutreiben.

Mit dabei: ein Buch, das mich mächtig enttäuscht hat, weil ich es ganz anders erwartet hatte (es liegt nicht an dir Schatz, es liegt nur an mir^^), aber auch ein neues Lieblingsbuch.

Chris Carter – Der Vollstrecker

Das ist der zweite Band der Reihe um Detective Robert Hunter, der im Morddezernat des LAPD für Serienmörder und aussergewöhnlich gewalttätige Verbrechen zuständig ist. Im November hatte ich den ersten Band gelesen und da musste ich schon wegen der recht expliziten Gewaltbeschreibungen schlucken, im zweiten Band war das noch schlimmer. Ein Serienkiller treibt sein Unwesen, der jedes seiner Opfer durch dessen persönlichen größten Albtraum sterben lässt, indem er es jeweils damit foltert, wovor es am meisten Angst hat. Das war nochmal eine ganze Spur krasser als im ersten Band und etwa auf Seite 100 habe ich überlegt, ob ich das wirklich weiterlesen möchte. Blöderweise ist es aber ausserdem auch wieder ein sehr spannendes Buch und ich wollte unbedingt wissen, was den Mörder antreibt und wo die Verbindung zwischen den Opfern liegt.

Trotzdem war ich wirklich erleichtert, als ich endlich damit fertig war und jetzt bin ich unsicher, ob ich die weiteren Bände der Serie überhaupt noch lesen möchte. Ich brauche jetzt zumindest erst mal eine längere Pause davon. Ufff.

 

Tilman Rammstedt – Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Ich finde es sehr schwierig, etwas über dieses Buch zu sagen, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Hier hatte ich schon einige großartige Zitate gebloggt, die alle aus dem gleichen Teil – jenem über die Treffen mit dem Bankberater – stammen und dieser Teil des Buchs hat mir großen Spaß gemacht. Im anderen Teil spielt Bruce Willis die Hauptrolle, der hat für mich zwischendrin zähe Längen und zu viele Wiederholungen. Das hat mich, trotz der insgesamten Kürze des Buches, ein bisschen genervt.

Ähm. Oh. OK.

Vielleicht binde ich lieber das Rezensionsvideo ein!

Ich liebe „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“! (Trotzdem hat mir „Erledigungen vor der Feier“ von Tilman Rammstedt noch ein bisschen besser gefallen.)

 

Minette Walters – Wellenbrecher

Am Strand entdecken zwei kleine Jungs eine Frauenleiche. Steven Harding, ein junger Schauspieler, der gerade in der Nähe eine Wanderung unternimmt, ruft die Polizei und gerät später selber unter Mordverdacht, als sich herausstellt, dass er die Tote nicht nur flüchtig kannte. Und dann wird auch noch die 3-jährige Tochter der Getöteten entdeckt, die ganz alleine durch die Straßen eines Ortes in der Nähe irrt und in deren Blut sich die Reste von Betäubungsmitteln nachweisen lassen. Hat die Kleine etwa die Vergewaltigung und den Mord an ihrer Mutter mitangesehen? Und weswegen schreit sie immer los, sobald ihr Vater, dessen Alibi für die Tatzeit auch erst noch zu überprüfen ist, versucht, sie hochzunehmen.

Die Kripo ermittelt und nimmt dabei immer wieder die Hilfe des Ortspolizisten Nick Ingram in Anspruch, der seine ganz eigenen Theorien über den Tathergang und die Motive der Beteiligten aufstellt.

Ich mochte bisher alle Krimis, die ich von Minette Walters gelesen habe, recht gerne. Durch ihre Art, die reine Erzählung immer wieder durch eingeflochtene ärztliche Gutachten, polizeiliche Vernehmungsprotokolle, Zeitungsberichte, Aktennotizen oder dergleichen zu unterbrechen, verleiht sie den Geschichten einen sehr realen Anstrich. Die Fiktion bricht mMn durch diese eingefügten „Beweismittel“ auf, macht das Geschehen glaubwürdiger.

Wellenbrecher hat mir besonders gut gefallen. Die Charaktere, auch die Randfiguren, bekommen eine gewisse Tiefe, wobei ohnehin kein deutlich erkennbarer einzelner Protagonist im Vordergrund steht. Schön erzählt und auch wenn man früh Ahnungen über die Hintergründe hat, schafft Minette Walters es hier geschickt, bis zum Ende immer wieder Zweifel und weitere Seiten und Aspekte einzustreuen. Trotzdem ist die Auflösung keineswegs an den Haaren herbeigezogen.

 

Aimee Bender – Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen

Was für ein großartiger Buchtitel. Und dann muss ich hier mal den Klappentext zitieren:

An einem strahlenden Frühlingstag kurz vor ihrem neunten Geburtstag beißt Rose Edelstein in ein Stück Zitronenkuchen, den ihre Mutter für sie gebacken hat. Und muss feststellen, dass zwischen den frischen Zitronen, dem Zucker und der Butter, nun ja, eindeutig ein Hauch Traurigkeit liegt. Nicht besser ergeht es Rose mit dem Hühnchen und den grünen Bohnen, die die Mutter zum Abendessen zubereitet – und von nun an mit allen Gerichten. Der Marmeladentoast schmeckt seltsam abwesend, das Roastbeef nach Schuldgefühlen, ein Sandwich nach großer Verliebtheit: Jeder Bissen offenbart mehr, als Rose lieb ist – und erst im Laufe der Jahre lernt sie, mit ihrer besonderen Gabe umzugehen …

Aimee Benders furiose Idee, dem Alltäglichen des Essens eine magische Bedeutung zu geben, ist verführerisch und einnehmend zugleich. Voller leuchtender Sätze stellt ihr Roman die Frage, wie viel wir wirklich von unseren Liebsten wissen.

Nachdem ich das gelesen hatte, war ich hin und weg und wusste: ich MUSS dieses Buch unbedingt lesen. Was für eine Gabe, was für eine Begabung. In meinem Kopf entstand eine Geschichte – noch bevor das Buch im Regal mit den ungelesenen Büchern lag und ich freute mich darauf, Rose dabei zu begleiten, wie sie immer besser darin wird, aus dem Essen, das jemand anderes zubereitet hat, herauszuschmecken, wie es demjenigen geht. Wie sie sacht und mit großer Empathie hergeht und versucht, diese traurigen Menschen aufzumuntern. Den Verliebten Mut zu machen. Die Fäden zu spinnen, um Menschen, die gefühlstechnisch zusammengehören, einen sanften Schubs in die passende Richtung zu geben. All das malte ich mir schon im Voraus aus.

Und dann las ich das Buch und war maßlos enttäuscht, weil die ‚echte‘ Buch-Rose im Gegensatz zu meiner Phantasie-Rose, ihre Gabe als große Last empfindet. Weil sie sich, sobald sie die Möglichkeit dazu hat, von Fabriknahrung, die nicht von Menschen zubereitet wurde, ernährt. Weil sie nach der Entdeckung 10 Jahre ins Land streichen lässt, bis sie endlich mal selber eine Mahlzeit zubereitet, um ihr eigenes Inneres auf eine Weise zu ergründen, bei der man sich nicht selber belügen kann…

Obejektiver betrachtet ist es vermutlich kein schlechtes Buch. Die Idee ist originell, man kann das durchaus lesen und eigentlich kann ich den Vorwurf nur mir machen, mit meiner falschen Erwartungshaltung an das Buch und vor allem seine Protagonistin. Trotzdem finde ich es mindestens mal sehr schade, dass Aimee Bender aus dieser zauberhaften und großartigen Idee, die sie da hatte, kein zauberhaftes und magisches Buch gemacht hat, dessen Protagonistin versucht, das kleine bisschen Welt um sie herum, ein kleines bisschen besser zu machen – sondern dann noch dazu das Hauptaugenmerk auf dem Bruder liegt, der auch eine seltsame „Gabe“ hat, deren Gewahrwerden viel Raum und Fokus des Buchs einnimmt und ausmacht.

Selbst das halbwegs versöhnliche Ende kann das für mich alles nicht mehr gut machen.

Schade, schade, schade.

 

Carlos Ruiz Zafón – Der Schatten des Windes

Als Daniel Sempere 10 Jahre als ist, nimmt sein Vater ihn mit zum geheimen Friedhof der vergessenen Bücher. Daniel darf sich dort ein Buch aussuchen, für das er fortan die Verantwortung trägt und so gerät er in den Besitz eines Buches – „Der Schatten des Windes“ – eines unbekannten spanischen Autoren, genauer gesagt die letzte existierende Ausgabe des Buches, denn ein Unbekannter mit einem maskenhaften Gesicht, der sich stets in den Schatten verbirgt, macht Jagd auf die Bücher von Julian Carax, jenem Autoren und hat alle anderen Ausgaben verbrannt. Im Laufe der Jahre trägt Daniel immer mehr Informationen über Julián Carax und dessen Lebensumstände zusammen und gerät dabei immer tiefer in den Sog des Buches, denn es gibt da eine Menge Parallelen zwischen seinem Leben und jenem von Julián Carax.

Du weisst, ein Buch hat das Zeug dazu, eines deiner Lieblingsbücher zu werden, wenn du es ab einem gewissen Punkt kaum noch aus der Hand legen kannst, dich aber trotzdem häufiger dazu zwingst, weil du genau weisst, dass du mit jeder weiteren gelesenen Seite dem unvermeidlichen Ende wieder einen Schritt näher gekommen bist und so dringend du auch wissen willst, wie die Geschichte weitergeht, wie sie ausgeht, willst du doch auf gar keinen Fall an ihrem Ende ankommen.

Großartiges Buch, großartige Geschichte, großartige Charaktere. Eines jener Bücher weswegen ich Lesen so sehr liebe.

So. Und jetzt muss ich erst mal ein paar Orte Barcelonas in google Streetview besichtigen, allen voran die Avenida del Tibidabo 32 – hoffentlich irgendwann auch in echt.

 

Rolf Merkle – So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen; Freundschaft mit sich schließen, den inneren Kritiker besiegen

Nachdem ich letzten Herbst angefangen hatte, damit zu arbeiten, lag es dann seit ich im Oktober in Spanien war wieder brach… Jetzt habe ich es nochmal von vorne gelesen und wieder angefangen, mich mit meinem Denken auseinanderzusetzen und zu befassen und umdenken zu üben. (Mehr darüber schon hier und hier.)

 

Rolf Merkle – Nie mehr deprimiert, Selbsthilfeprogramm zur Überwindung negativer Gefühle

Das Buch war mein erster Ratgeber zum Thema Depressionen und auch jener, den ich wohl schon am häufigsten in der Hand hatte und irgendwann zornig/deprimiert in die Ecke gefeuert habe. Ich blieb bei jedem Versuch, damit zu arbeiten an der gleichen verfluchten Stelle hängen – jener, an der man 10 Dinge notieren soll, die man an sich mag. Nachdem ich mit dem Buch obendrüber deutlich bessere Erfahrungen gemacht habe, wollte ich das jetzt nach einigen Jahren doch nochmal probieren. Über diese Stelle bin ich dieses Mal lässig drüber gekommen und alleine das fühlt sich für mich nach einem großen Erfolg an. Ansonsten ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie alt jenes Buch ist. Ich habe die 7. Auflage aus 2000, das Copyright stammt aus 1987 und so kommt es mir beim Lesen auch vor. Da wirkt vieles eingestaubt, da tauchen viele Stereotype und ein veraltetes Rollenverständnis auf, an etlichen Stellen musste ich da großzügig drüber weglesen, um nicht empört loszuschnauben.

Und trotzdem war die Lektüre für mich hilfreich – nicht nur, wegen des Erfolgserlebnisses mittlerweile 10 Dinge zu kennen, die ich an mir mag, sondern auch, weil es das Selbstvertrauenbuch gut ergänzt und weiterführt. Merkle erklärt, wie Gedanken Gefühle beherrschen und dröselt die verschiedenen Arten des negativen Denkens auf. Ich glaube, das wird mir dabei helfen, mich dahingehend selber zu ertappen und diese schädlichen Denkmuster zu entlarven. Insofern hat es sich für mich als Ergänzung gelohnt, explizit empfehlen würde ich es aber aufgrund seines Alters nicht und ich glaube, es ist auch gar nicht mehr auf dem Markt sondern mittlerweile durch eine neueres Buch zu dem Thema ersetzt worden.

 

Axel Hacke – Oberst von Huhn bittet zu Tisch, Speisedeutsch für Anfänger

Axel Hacke präsentiert hier eine Sammlung der schönsten falsch ins Deutsche übersetzten Gerichte in ausländischen Speisekarten. So beginnt das Buch mit einem Gericht des Namens ‚Zwiebel ruft an‘ und da ist noch leicht zu erkennen, was bei der Übersetzung der ‚Onion rings‘ falsch gelaufen ist. Es gibt aber auch völlig absurde Namen von Speisen, deren Zustandekommen man sich nicht erklären kann und leider fehlt die entsprechende Erklärung – oder zumindest der Hinweis, was zur Hölle das denn in der Originalsprache mal gewesen ist – an vielen Stellen. Trotzdem, ich habe beim Lesen häufig schallend lachen müssen und das schaffen nicht so viele Bücher. Für kurzweiligen Spaß zwischendurch ist das Buch auf jeden Fall gut geeignet und bei mir passte es wunderbar als Ablenkung nach dem Zafón, weil ich wusste, dass es da erst mal jedes andere Buch schwer haben würde.

Katja