Na und ob!

Das Ausmisten der Schränke, dem ich mich hier gerade endlich stelle, sorgt auch dafür, dass in meinem Inneren viel in Aufruhr versetzt wird. Wahrscheinlich geht das gar nicht anders, wenn man ein Mensch ist, der sehr an Dingen hängt, der Erinnerungsstücke nicht gut loslassen kann und irgendwie fürchtet, mit dem Loslassen der materiellen Dinge, auch die Erinnerungen zu verlieren. Natürlich weiss ich, dass letzteres Blödsinn ist und dass ich diese ganzen Sachen nicht brauche, um mich zu erinnern, und trotzdem ist da dieses seltsame Gefühl.

Es sind aber nicht nur diese Gedanken, die aufgewirbelt werden, auch ein paar Erkenntnisse über mich rasten wieder ein, wenn ich mich selber dauernd frage, weswegen es mir immer so schwer fällt, Anfänge zu finden, weswegen ich mir so oft selber im Weg stehe. Das auch alles, weil ich endlich wieder begonnen habe, mit jenem Buch zu arbeiten, über das ich hier ausgiebig schrieb, das bringt auch wieder viel in Bewegung.

Die Antwort ist wie (fast) immer: Angst. Hier konkreter: die Angst, Fehler zu machen.

Tief in mir ist irgendwo verankert, dass ich keine Fehler machen darf. Denn – Fehler haben direkte negative Konsequenzen. Missachtung. Missbilligung. Misshandlung.

Und noch einen Schritt früher: Das kannst du nicht. Mach das nicht, das wird doch eh nichts. Lass das lieber bleiben. Lass das, du kannst das doch gar nicht. Jetzt glaub doch nicht, du könntest das. Mach das nicht, sonst passiert x. Wenn du das machst, passiert x.

Diese Stimme in meinem Kopf, die mir mein Leben lang einredet, dass ich zu unfähig und zu blöd, zu klein, zu dumm, zu schwach, zu ungeschickt, zu . zu . zu . bin, bekommt gerade beim Nachforschen und der Auseinandersetzung – warum zur Hölle ich mir so wenig zutraue / mich so wenig traue – eine andere Stimmlage, wird zu der Stimme, die mir all diese Sätze in meiner Kindheit ganz real eingeredet hat, anstatt mir irgendwann mal Mut zu machen oder mich aufzumuntern.

Zum ersten Mal merke ich den Ursprung und dass der vielleicht gar nicht unbedingt aus meiner Erfahrung mit mir rührt (ey so schlecht bin ich doch gar nicht, verflucht! – bei allen Dingen, die ich ernsthaft angepackt habe, eher das Gegenteil, Klassenbeste, dann bestes Ausbildungsergebnis, dann bestes Jahrgangsabi, dann Studienstiftungs-Stipendium, dann gleich 3 Profs, die mir Hiwistellen angeboten haben – zumindest diesen intellektuellen Shice habe ich doch immer einigermaßen hinbekommen), sondern dass das immer der Nachhall jener Sätze ist, die ich in meiner Kindheit so oft gehört habe.

Das kannst du nicht.

Und ich habe das immer ungeprüft geglaubt, nur auf das geguckt, was ich nicht auf Anhieb hinbekommen habe und mich damit voll bestätigt gefühlt.

Ich glaube, jene Phase in meinem Leben, in der ich mir ziemlich viel selber zugetraut habe war, nachdem ich das Rauchen aufgegeben hatte. Damit hatte ich etwas geschafft, von dem ich 20 Jahre lang annahm, es nicht zu können, das gab mir Zuversicht in mich selber wie nichts zuvor, an das ich mich erinnern könnte. Damals war mein ‚Mantra‘: Ey, du hast es geschafft, nicht mehr zu rauchen. Dann kannst du doch auch alles andere!

Da möchte ich gerne wieder hin. Zuversicht, ein bisschen mehr Zutrauen in mich und in meine Fähigkeiten.

Also. Ab jetzt der Versuch, jedem inneren „das kannst du doch eh nicht“ ein „keine Angst, das klappt schon“ entgegenzuhalten. Für jedes „das wird doch eh nichts“ ein „du kannst das“ und für jede Angst davor, einen Fehler zu machen, die Beruhigung, dass selbst wenn, die Welt nicht untergeht.

Ufff. Mal sehen, ob das klappt.

Katja