Gelesen im Januar 2015

Erstaunlich, wie viele Bücher das im Januar geworden sind. Dabei war mir gar nicht bewusst, wie viel ich gelesen habe. Aber ich bin, glaube ich, sehr konsequent jeden Abend relativ früh ins Bett gegangen und habe lieber gelesen als mich länger im Internet rumzutreiben.

Mit dabei: ein Buch, das mich mächtig enttäuscht hat, weil ich es ganz anders erwartet hatte (es liegt nicht an dir Schatz, es liegt nur an mir^^), aber auch ein neues Lieblingsbuch.

Chris Carter – Der Vollstrecker

Das ist der zweite Band der Reihe um Detective Robert Hunter, der im Morddezernat des LAPD für Serienmörder und aussergewöhnlich gewalttätige Verbrechen zuständig ist. Im November hatte ich den ersten Band gelesen und da musste ich schon wegen der recht expliziten Gewaltbeschreibungen schlucken, im zweiten Band war das noch schlimmer. Ein Serienkiller treibt sein Unwesen, der jedes seiner Opfer durch dessen persönlichen größten Albtraum sterben lässt, indem er es jeweils damit foltert, wovor es am meisten Angst hat. Das war nochmal eine ganze Spur krasser als im ersten Band und etwa auf Seite 100 habe ich überlegt, ob ich das wirklich weiterlesen möchte. Blöderweise ist es aber ausserdem auch wieder ein sehr spannendes Buch und ich wollte unbedingt wissen, was den Mörder antreibt und wo die Verbindung zwischen den Opfern liegt.

Trotzdem war ich wirklich erleichtert, als ich endlich damit fertig war und jetzt bin ich unsicher, ob ich die weiteren Bände der Serie überhaupt noch lesen möchte. Ich brauche jetzt zumindest erst mal eine längere Pause davon. Ufff.

 

Tilman Rammstedt – Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters

Ich finde es sehr schwierig, etwas über dieses Buch zu sagen, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten. Hier hatte ich schon einige großartige Zitate gebloggt, die alle aus dem gleichen Teil – jenem über die Treffen mit dem Bankberater – stammen und dieser Teil des Buchs hat mir großen Spaß gemacht. Im anderen Teil spielt Bruce Willis die Hauptrolle, der hat für mich zwischendrin zähe Längen und zu viele Wiederholungen. Das hat mich, trotz der insgesamten Kürze des Buches, ein bisschen genervt.

Ähm. Oh. OK.

Vielleicht binde ich lieber das Rezensionsvideo ein!

Ich liebe „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“! (Trotzdem hat mir „Erledigungen vor der Feier“ von Tilman Rammstedt noch ein bisschen besser gefallen.)

 

Minette Walters – Wellenbrecher

Am Strand entdecken zwei kleine Jungs eine Frauenleiche. Steven Harding, ein junger Schauspieler, der gerade in der Nähe eine Wanderung unternimmt, ruft die Polizei und gerät später selber unter Mordverdacht, als sich herausstellt, dass er die Tote nicht nur flüchtig kannte. Und dann wird auch noch die 3-jährige Tochter der Getöteten entdeckt, die ganz alleine durch die Straßen eines Ortes in der Nähe irrt und in deren Blut sich die Reste von Betäubungsmitteln nachweisen lassen. Hat die Kleine etwa die Vergewaltigung und den Mord an ihrer Mutter mitangesehen? Und weswegen schreit sie immer los, sobald ihr Vater, dessen Alibi für die Tatzeit auch erst noch zu überprüfen ist, versucht, sie hochzunehmen.

Die Kripo ermittelt und nimmt dabei immer wieder die Hilfe des Ortspolizisten Nick Ingram in Anspruch, der seine ganz eigenen Theorien über den Tathergang und die Motive der Beteiligten aufstellt.

Ich mochte bisher alle Krimis, die ich von Minette Walters gelesen habe, recht gerne. Durch ihre Art, die reine Erzählung immer wieder durch eingeflochtene ärztliche Gutachten, polizeiliche Vernehmungsprotokolle, Zeitungsberichte, Aktennotizen oder dergleichen zu unterbrechen, verleiht sie den Geschichten einen sehr realen Anstrich. Die Fiktion bricht mMn durch diese eingefügten „Beweismittel“ auf, macht das Geschehen glaubwürdiger.

Wellenbrecher hat mir besonders gut gefallen. Die Charaktere, auch die Randfiguren, bekommen eine gewisse Tiefe, wobei ohnehin kein deutlich erkennbarer einzelner Protagonist im Vordergrund steht. Schön erzählt und auch wenn man früh Ahnungen über die Hintergründe hat, schafft Minette Walters es hier geschickt, bis zum Ende immer wieder Zweifel und weitere Seiten und Aspekte einzustreuen. Trotzdem ist die Auflösung keineswegs an den Haaren herbeigezogen.

 

Aimee Bender – Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen

Was für ein großartiger Buchtitel. Und dann muss ich hier mal den Klappentext zitieren:

An einem strahlenden Frühlingstag kurz vor ihrem neunten Geburtstag beißt Rose Edelstein in ein Stück Zitronenkuchen, den ihre Mutter für sie gebacken hat. Und muss feststellen, dass zwischen den frischen Zitronen, dem Zucker und der Butter, nun ja, eindeutig ein Hauch Traurigkeit liegt. Nicht besser ergeht es Rose mit dem Hühnchen und den grünen Bohnen, die die Mutter zum Abendessen zubereitet – und von nun an mit allen Gerichten. Der Marmeladentoast schmeckt seltsam abwesend, das Roastbeef nach Schuldgefühlen, ein Sandwich nach großer Verliebtheit: Jeder Bissen offenbart mehr, als Rose lieb ist – und erst im Laufe der Jahre lernt sie, mit ihrer besonderen Gabe umzugehen …

Aimee Benders furiose Idee, dem Alltäglichen des Essens eine magische Bedeutung zu geben, ist verführerisch und einnehmend zugleich. Voller leuchtender Sätze stellt ihr Roman die Frage, wie viel wir wirklich von unseren Liebsten wissen.

Nachdem ich das gelesen hatte, war ich hin und weg und wusste: ich MUSS dieses Buch unbedingt lesen. Was für eine Gabe, was für eine Begabung. In meinem Kopf entstand eine Geschichte – noch bevor das Buch im Regal mit den ungelesenen Büchern lag und ich freute mich darauf, Rose dabei zu begleiten, wie sie immer besser darin wird, aus dem Essen, das jemand anderes zubereitet hat, herauszuschmecken, wie es demjenigen geht. Wie sie sacht und mit großer Empathie hergeht und versucht, diese traurigen Menschen aufzumuntern. Den Verliebten Mut zu machen. Die Fäden zu spinnen, um Menschen, die gefühlstechnisch zusammengehören, einen sanften Schubs in die passende Richtung zu geben. All das malte ich mir schon im Voraus aus.

Und dann las ich das Buch und war maßlos enttäuscht, weil die ‚echte‘ Buch-Rose im Gegensatz zu meiner Phantasie-Rose, ihre Gabe als große Last empfindet. Weil sie sich, sobald sie die Möglichkeit dazu hat, von Fabriknahrung, die nicht von Menschen zubereitet wurde, ernährt. Weil sie nach der Entdeckung 10 Jahre ins Land streichen lässt, bis sie endlich mal selber eine Mahlzeit zubereitet, um ihr eigenes Inneres auf eine Weise zu ergründen, bei der man sich nicht selber belügen kann…

Obejektiver betrachtet ist es vermutlich kein schlechtes Buch. Die Idee ist originell, man kann das durchaus lesen und eigentlich kann ich den Vorwurf nur mir machen, mit meiner falschen Erwartungshaltung an das Buch und vor allem seine Protagonistin. Trotzdem finde ich es mindestens mal sehr schade, dass Aimee Bender aus dieser zauberhaften und großartigen Idee, die sie da hatte, kein zauberhaftes und magisches Buch gemacht hat, dessen Protagonistin versucht, das kleine bisschen Welt um sie herum, ein kleines bisschen besser zu machen – sondern dann noch dazu das Hauptaugenmerk auf dem Bruder liegt, der auch eine seltsame „Gabe“ hat, deren Gewahrwerden viel Raum und Fokus des Buchs einnimmt und ausmacht.

Selbst das halbwegs versöhnliche Ende kann das für mich alles nicht mehr gut machen.

Schade, schade, schade.

 

Carlos Ruiz Zafón – Der Schatten des Windes

Als Daniel Sempere 10 Jahre als ist, nimmt sein Vater ihn mit zum geheimen Friedhof der vergessenen Bücher. Daniel darf sich dort ein Buch aussuchen, für das er fortan die Verantwortung trägt und so gerät er in den Besitz eines Buches – „Der Schatten des Windes“ – eines unbekannten spanischen Autoren, genauer gesagt die letzte existierende Ausgabe des Buches, denn ein Unbekannter mit einem maskenhaften Gesicht, der sich stets in den Schatten verbirgt, macht Jagd auf die Bücher von Julian Carax, jenem Autoren und hat alle anderen Ausgaben verbrannt. Im Laufe der Jahre trägt Daniel immer mehr Informationen über Julián Carax und dessen Lebensumstände zusammen und gerät dabei immer tiefer in den Sog des Buches, denn es gibt da eine Menge Parallelen zwischen seinem Leben und jenem von Julián Carax.

Du weisst, ein Buch hat das Zeug dazu, eines deiner Lieblingsbücher zu werden, wenn du es ab einem gewissen Punkt kaum noch aus der Hand legen kannst, dich aber trotzdem häufiger dazu zwingst, weil du genau weisst, dass du mit jeder weiteren gelesenen Seite dem unvermeidlichen Ende wieder einen Schritt näher gekommen bist und so dringend du auch wissen willst, wie die Geschichte weitergeht, wie sie ausgeht, willst du doch auf gar keinen Fall an ihrem Ende ankommen.

Großartiges Buch, großartige Geschichte, großartige Charaktere. Eines jener Bücher weswegen ich Lesen so sehr liebe.

So. Und jetzt muss ich erst mal ein paar Orte Barcelonas in google Streetview besichtigen, allen voran die Avenida del Tibidabo 32 – hoffentlich irgendwann auch in echt.

 

Rolf Merkle – So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen; Freundschaft mit sich schließen, den inneren Kritiker besiegen

Nachdem ich letzten Herbst angefangen hatte, damit zu arbeiten, lag es dann seit ich im Oktober in Spanien war wieder brach… Jetzt habe ich es nochmal von vorne gelesen und wieder angefangen, mich mit meinem Denken auseinanderzusetzen und zu befassen und umdenken zu üben. (Mehr darüber schon hier und hier.)

 

Rolf Merkle – Nie mehr deprimiert, Selbsthilfeprogramm zur Überwindung negativer Gefühle

Das Buch war mein erster Ratgeber zum Thema Depressionen und auch jener, den ich wohl schon am häufigsten in der Hand hatte und irgendwann zornig/deprimiert in die Ecke gefeuert habe. Ich blieb bei jedem Versuch, damit zu arbeiten an der gleichen verfluchten Stelle hängen – jener, an der man 10 Dinge notieren soll, die man an sich mag. Nachdem ich mit dem Buch obendrüber deutlich bessere Erfahrungen gemacht habe, wollte ich das jetzt nach einigen Jahren doch nochmal probieren. Über diese Stelle bin ich dieses Mal lässig drüber gekommen und alleine das fühlt sich für mich nach einem großen Erfolg an. Ansonsten ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie alt jenes Buch ist. Ich habe die 7. Auflage aus 2000, das Copyright stammt aus 1987 und so kommt es mir beim Lesen auch vor. Da wirkt vieles eingestaubt, da tauchen viele Stereotype und ein veraltetes Rollenverständnis auf, an etlichen Stellen musste ich da großzügig drüber weglesen, um nicht empört loszuschnauben.

Und trotzdem war die Lektüre für mich hilfreich – nicht nur, wegen des Erfolgserlebnisses mittlerweile 10 Dinge zu kennen, die ich an mir mag, sondern auch, weil es das Selbstvertrauenbuch gut ergänzt und weiterführt. Merkle erklärt, wie Gedanken Gefühle beherrschen und dröselt die verschiedenen Arten des negativen Denkens auf. Ich glaube, das wird mir dabei helfen, mich dahingehend selber zu ertappen und diese schädlichen Denkmuster zu entlarven. Insofern hat es sich für mich als Ergänzung gelohnt, explizit empfehlen würde ich es aber aufgrund seines Alters nicht und ich glaube, es ist auch gar nicht mehr auf dem Markt sondern mittlerweile durch eine neueres Buch zu dem Thema ersetzt worden.

 

Axel Hacke – Oberst von Huhn bittet zu Tisch, Speisedeutsch für Anfänger

Axel Hacke präsentiert hier eine Sammlung der schönsten falsch ins Deutsche übersetzten Gerichte in ausländischen Speisekarten. So beginnt das Buch mit einem Gericht des Namens ‚Zwiebel ruft an‘ und da ist noch leicht zu erkennen, was bei der Übersetzung der ‚Onion rings‘ falsch gelaufen ist. Es gibt aber auch völlig absurde Namen von Speisen, deren Zustandekommen man sich nicht erklären kann und leider fehlt die entsprechende Erklärung – oder zumindest der Hinweis, was zur Hölle das denn in der Originalsprache mal gewesen ist – an vielen Stellen. Trotzdem, ich habe beim Lesen häufig schallend lachen müssen und das schaffen nicht so viele Bücher. Für kurzweiligen Spaß zwischendurch ist das Buch auf jeden Fall gut geeignet und bei mir passte es wunderbar als Ablenkung nach dem Zafón, weil ich wusste, dass es da erst mal jedes andere Buch schwer haben würde.

Katja

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Gelesen im September 2014

Rolf Merkle – So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen

Bei dem Buch ist es nicht mit einem schnöden Durchlesen getan, sondern man muss sich tatsächlich über einen gewissen Zeitraum (mindestens 3 Monate, mindestens 30 min/Tag schlägt der Autor vor) mit dem wiederholten darin lesen und den enthaltenen Übungen befassen. Ich bin gerade in der zweiten Leserunde, gucke zwischendrin in die Übungen und merke, dass das alles harter Tobak ist. Ich merke aber auch schon erste Veränderungen, nach nur kurzer Zeit. Empfehlenswert für alle, die auch diese ‚Stimme‘ haben, diese selbstabwertenden Gedanken, den ‚inneren Kritiker‘ wie Merkle ihn nennt.

Wer hier schon eine Weile liest weiss, dass das eines ‚meiner‘ Themen ist. Geringes Selbstwertgefühl, Selbstzweifel, Selbsthass in vielen Schattierungen. Ich bin gespannt, ob das Buch mir jetzt tatsächlich den ‚Hebel‘ liefert, mit dem ich dahingehend mal vorankomme. Hier hatte ich kürzlich ausführlicher über das Thema und auch das Buch geschrieben und es wird wohl noch häufiger darum gehen.

 

Stephan Ludwig – Zorn, Vom Lieben und Sterben

Bei ‚Vom Lieben und Sterben‘ handelt es sich um den zweiten Fall des Ermittlerduos, das irgendwo im Osten Deutschlands (den genauen Ort erfährt man nicht) angesiedelt ist; für mich war es das erste Buch der Reihe und auch das letzte.

Ich bin ja an sich großer Krimifan (wobei dieses sich auf dem Titel als Thriller anpreist) und erst recht von Krimiserien, aber hier verspüre ich keine Lust, die beiden Kommissare näher kennen zu lernen. Die Geschichte ist zwar recht spannend, aber ich finde sie schlecht erzählt. Der Autor springt – ohne erkennbaren Sinn, es wirkt auf mich ein bisschen planlos – zwischen den Perspektiven (was ok ist) und zwischen Erzählzeiten (was nicht ok ist). Manchmal schreibt er in der Gegenwart, manchmal im Imperfekt und um das noch zu krönen, springt er manchmal zu einer Perspektive von aussen, die kommentiert, was der Figur gleich passieren wird, was sie aber noch nicht ahnen kann. Das irritiert und macht keinen Spaß zu lesen.

Bei Dan Browns Romanen (Illuminati und Co) mag ich zwar die Geschichten sehr gerne, aber mir gehen die Charaktere unfassbar auf die Nerven, weil der Protagonist so aalglatt und makellos sind und daher abziehbilderhaft auf mich wirken.

Stephan Ludwig macht in meinen Augen das genaue Gegenteil. Zorn, der Protagonist hat so viele Ecken, Kanten und Charakterschwächen, ist ein so ‚markiger‘ Typ, dass ich ihn ebenso unglaubwürdig finde wie die glatten Abziehbilder.

Fairerweise muss ich dazu sagen, dass da schon auch immer mal andere Züge durchblitzen und möglicherweise ist es dem geschuldet, dass es als Serie eingerichtet ist, damit der Charakter Platz zur Weiterentwicklung hat. Das könnte schon durchaus so sein. Dazu kommt, dass Schröder – der weitaus sympathischere der beiden – im Buch durchgängig auf ein äusserliches Attribut, nämlich auf ‚der dicke Schröder‘ reduziert wird. Nicht nur vom Protagonisten und in dessen Gedankenwelt, sozusagen als eine Art Spitzname, sondern auch, wenn es im Buch nur um Schröder geht und man nur seine Perspektive mitbekommt. Mag sein, dass das alles noch weiterentwickelt werden soll, der Haken ist nur, dass ich überhaupt nicht darauf neugierig geworden bin, wie es mit Zorn und Schröder weitergeht. Schade echt, ich weiss auch nicht genau, weswegen ich mir mit deutschen Autoren oft so schwer tue.

 

Terry Pratchett – Dunkle Halunken

Dodger ist ein Tosher, so bezeichnet man die ‚Dreckwühler‘, die in der Kanalisation nach Münzen und sonstigen Wertsachen suchen und davon leben, in London zur Zeit von Queen Victorias Herrschaft. Er ist ausserdem bei allen zwielichtigen Halunken der Straße wohlbekannt, was zum Überleben in seiner Branche nicht ganz unwesentlich ist. Und Dodger ist ein Held, das allerdings eher widerwillig. Wobei es nicht so ist, dass er widerwillig helfen würde – zum Beispiel Simplicity, einer jungen Frau, die im nächtlichen Londen fast totgeprügelt wird, bevor sie aus der Kutsche springen kann – er sieht das nur nicht unbedingt als Heldentat an, sondern als Selbstverständlichkeit. Und so gerät er von einer Situation in die nächste und weil er ausserdem noch ungewöhnlich schlau für einen jungen Mann der Straße ist, legt er innerhalb der nicht ganz 400 Buchseiten eine steile Karriere hin und trinkt am Ende mit Queen Victoria persönlich Tee.

Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Pratchett angefangen, einen der Scheibenweltromane, und damals fand ich die vielen Charaktere verwirrend und als ich zwischendrin 3 Wochen lang gar nicht zum Lesen kam, wusste ich nicht mehr, wer da überhaupt wer war und gab entnervt auf und hatte seitdem kein Buch von Pratchett mehr aufgeklappt. Die dunklen Halunken bekamen wir geschenkt und weil mich der Klappentext ansprach und ich es ohnehin nochmal mit Herrn Pratchett probieren wollte, war das eine gute Gelegenheit.

Ich finde den Stil ein bisschen sperrig, ausschweifend, gewöhnungsbedürftig, die Geschichte und die Charaktere ein bisschen simpel gestrickt und flach, so richtig nahe gekommen ist mir davon keiner und auch das echte Mitfiebern mit dem Helden hat sich nicht wirklich bei mir eingestellt und ich konnte das Buch auch noch gegen Ende problemlos weglegen und hatte nicht das Bedürfnis dringend zu erfahren, wie es weitergeht. Trotzdem ist die Geschichte nett und ganz unterhaltsam. Kann man mal gelesen haben, allerdings für mich kein dringendes Muss.

Mal sehen, ich glaube, ich werde aber trotzdem demnächst nochmal in die Scheibenwelt reinlesen. Vielleicht spricht die mich ja jetzt deutlicher an.

 

Erika J. Chopich und Margaret Paul – Aussöhnung mit dem inneren Kind

Ich finde es nicht ganz einfach, etwas zu dem Buch zu schreiben und ich konnte mich bei goodreads, wo ich ansonsten alle Bücher, die ich gelesen habe, bewerte, nicht dazu durchringen, dem Buch eine bestimmte Anzahl von Sternen zu geben. Auf der einen Seite regt sich in mir beim Lesen die ganze Zeit ein innerer Widerstand. Mir ist das alles zu esoterisch, zu viel über Höheres Selbst und dergleichen (und ich muss irgendwann mal ergründen, woher in den letzten Jahren mein Widerstand bei solchen Themen kommt, das war nicht immer so extrem). Auf der anderen Seite habe ich viele (!) wirklich hilfreiche Erklärungen gefunden und vor allem vieles, was das ergänzt, was sich gerade durch die Arbeit mit Merkles Buch in und mit mir tut. Mir ist beim Lesen viele Male ein Licht aufgegangen und Zusammenhänge sind an die richtige Stelle gefallen, die mir vorher noch nicht so bewusst und präsent waren. Das Buch lag schon lange (ich glaube 2 Jahre allemal) in meinem Regal mit den ungelesenen Büchern; ich glaube, ich hätte es zu einem früheren Zeitpunkt nach wenigen Seiten in die Ecke geworfen. Und auch jetzt könnte ich mit dem Buch alleine vermutlich wenig anfangen. Im Zusammenhang mit dem anderen aber passte es gerade gut. Ich habe das Gefühl einiges daraus gelernt zu haben. (Und das wiegt ja eigentlich auch den Widerwillen auf.)

 

Ich habe ausserdem unheimlich viel in Reiseführern gelesen, in meinem Kunst- und Kulturführer über Andalusien und auch Reiselektüre im Internet.  Yeah!

Katja

Ich habe jetzt ein sehr schönes Notizbüchlein oder ausführliches Gedankengeschwurbel über Umdenk- und -lernversuche

Ich musste gerade erst mal selber suchen – es ist schon 5 Monate her, dass ich hier darüber bloggte, dass ich versuchen will, in Zukunft umzudenken. Umzudenken in dem Sinne, dass ich aufhören möchte, mich selber abzuwerten und fertig zu machen, dass ich nicht mehr so streng und unnachgiebig mir gebenüber sein möchte, sondern freundlicher mit mir umgehen, um zu versuchen, ein positiveres Selbstbild zu bekommen. Mich irgendwie selber anzunehmen, mehr Selbstwert, mehr Selbstbewusstsein, statt Selbstablehnung und Selbsthass.

Seit jenem Artikel im April geht es zumindest dahingehend voran, dass ich häufig wahrnehme, wenn ich in dieser schädlichen Art mit mir umgehe. Dass ich merke, wenn da eine innere Stimme mir Dinge der Art „Nix kannst du! Du bist einfach zu blöd für alles, bekommst nichts auf die Reihe.“ vorhält. Immerhin ein Anfang.

Vor ein paar Wochen mailte mir jemand den Link zu einem Online-Training, in dem es darum geht, die Selbstachtung zu stärken. Das Training ist ganz simpel: Es werden ganz knapp 10 Situationen dargestellt zu denen es je 4 Antwortmöglichkeiten gibt, von denen 3 falsches, selbstschädliches Denken enthalten und eine, bei der man freundlich und zugewandt mit sich selber umgeht. Die jeweils „richtige“ Antwort ist offensichtlich und natürlich habe ich im ersten Anlauf alle Fragen richtig beantwortet. Nur mit der Wahrheit hatte das nichts zu tun. Denn ich weiss zwar rein theoretisch, wie ich mit mir / wie Mensch mit sich umgehen sollte, aber es gelingt mir einfach nicht, das auch emotional umzusetzen.

Ein Beispiel: Die erste Situation „Dir passiert ein Missgeschick.“ Natürlich ist die richtige Antwort „Dumm gelaufen. Schade, aber das kann jedem passieren.“ und während ich das anklicke sagt die Stimme in meinem Kopf „Haha! Du weisst aber schon, dass das nicht stimmt? Dass nur du so blöd bist? Mach nur, belüg dich nur selber. Aber du weisst doch genau, dass du eigentlich „Typisch. Ich habe wieder mal alles vermasselt.“ anklicken müsstest. Denn das machst du, du vermasselst immer alles.“

Nun sagt der Begleittext zum Training aber auch, man soll das für mindestens 30 Tage täglich machen. Auch, wenn man alle Antworten richtig hat. Wenn man falsche dabei hat, soll man das ausserdem so lange am Stück wiederholen bis alle Antworten richtig sind.

Eigentlich kommt mir das alles ziemlich albern vor und ich fühle mich ein bisschen ertappt, denn genau das steht auch schon im Text. Und, dass es sich irgendwann nicht mehr albern und falsch anfühlen wird, wenn man die richtigen Gedanken oft genug gelesen, gehört, sich selber gesagt hat.

Und obwohl ich solche Tests und Ratgeberbücher eigentlich so satt habe, weil die ja eh alle nicht helfen, mache ich weiter. Was sind schon 2 Minuten am Tag, die mich das Klicken aufhalten wird?

Und dann, nach 2 Wochen oder 2 1/2 merke ich, als mir in der Küche etwas runterfällt und die innere Stimme gerade mit einem ‚du bist so blöd‘ ansetzt, dass da auf einmal auch der Gedanke „Ey, das ist doch nur ein blödes Missgeschick. Das kann jedem passieren, das ist nicht schlimm.“ im Kopf ist. Ja huch!

Ich bin irritiert. Hilft es tatsächlich, wenn man diesen Mist, den man zwar (und ich wage es, jetzt ein vorsichtiges ’noch‘ hier einzusetzen) gar nicht glaubt, einfach nur oft genug anklickt und so tut als wäre er wahr?

Ich benutze oft das Bild von eingetretenen Pfaden, wenn es um meine in der Kindheit geprägten (falschen) Denk- oder Verhaltensmuster geht, um es mir selbst zu erklären und geduldig zu bleiben, wenn ich immer wieder vor die gleichen Wände laufe, an den gleichen Hürden scheitere. Wenn man in einer Spur feststeckt, die über so viele Jahre durch so häufiges Benutzen eingetreten wurde, dann sind die Ränder hoch und man kann nicht so einfach die Spur wechseln. Das weiss ich schon lange und doch scheitere ich immer daran, die Methode zu finden, wie man sich selber umprägen kann. Ich versuch’s ja auch mit Umdenken, damit mich bei falschem Denken zu ertappen und zu korrigieren. Und doch gibt es dafür keinen Automatismus, der mir hilft und besonders wenn es mir schlecht geht und ich besonders oft negative Gedanken habe, ist da auch gar nichts, was mich zu bewusstem Einschreiten bringt, denn ich bin dann ja schlecht und in diesen Phasen ist da nicht dieser Zweifel in mir (ob ich wirklich so schlecht bin), der sich sonst mittlerweile immer mal regt.

Dieses Durchexerzieren der 10 schnöden Situationen mit den auf Anhieb erratbaren richtigen Antworten kommt mir auf einmal wie ein Hebel der Art vor, wie ich ihn schon lange gesucht habe. Ich klicke auf dieser Online-Trainingsseite ein bisschen weiter rum, lese ein paar Texte, fühle mich verflucht oft erkannt und verstanden und obwohl ich mittlerweile diese Ratgeberaversion habe gegen diese Bücher, die einem sagen, was man ja ‚einfach nur‘ machen muss, damit alles wieder cool & froody ist im Leben, bestelle ich mir direkt ein Buch des Autors der Webseite. Den Namen kenne ich, von dem habe ich schon eines, auch ein Ratgeber, den durchzuarbeiten ich 4, 5 Anläufe gemacht habe und immer an der gleichen Aufgabe gescheitert bin „notieren Sie 10 Dinge, die Sie an sich mögen“. Über diese Hürde bin ich nie gekommen, jedes Mal an dieser Stelle habe ich das Buch weggelegt, die Aufgabe auf morgen verschoben, dann nochmal und nochmal und dann irgendwann das Buch wieder zurück ins Regal mit den ungelesenen Büchern gelegt. Ganz nach hinten.

Jetzt also ein anderes Buch, wieder ein Ratgeber und um mal endlich Namen zu nennen. Das Buch ist von Rolf Merkle und heisst „So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen“ „Sich annehmen“ und „Freundschaft mit sich schließen, den inneren Kritiker zähmen“ steht noch mit vorne drauf.

Als das Buch vor einer Woche hier angekommen ist, bin ich schon bei Satz 1 der „Anleitung für das Lesen meines Selbsthilferatgebers“ raus:

Nimm dir für die nächsten drei Monate täglich mindestens 30 Minuten Zeit, um in diesem Buch zu lesen und zu arbeiten.

Hapuh! Eine halbe Stunde am Tag für so lange Zeit? Dabei hatte ich das Buch auch bestellt, weil es für einen Ratgeber so erfreulich kurz ist mit seinen unter 150 Seiten. Da kann man ja nicht so viel verkehrt machen, das kann man mal lesen, selbst wenn’s dann nichts hilft.

Und dann lese ich weiter:

Höre ich dich gerade stöhnen? Höre ich dich gerade sagen, das sei zu viel verlangt? Dann möchte ich dich etwas fragen: Wie viel Zeit bist du dir wert? Dies ist ein erster Test, der dir zeigt, wie ernst es dir ist, mit dir selbst Freundschaft zu schließen. Wenn du nicht bereit bist, diese Zeit für dich aufzubringen, dann schenke dieses Buch einem Freund.

Ich fühle mich ertappt, erkannt, muss losheulen. Was bin ich mir wert?

Ich sage seit Jahren, ich würde mich gerne annehmen können, mögen, gerne haben, mich gut behandeln, aber ich komme über dieses Wünschen nicht hinaus. Denn immer ist da diese Stimme, dieser Teil von mir, der sagt „Aber eigentlich hast du das doch gar nicht verdient. Du bist nicht liebenswert.“ Und ich stehe mir selber im Weg. Wie immer. Wie soll ich mich annehmen, wenn es ein Teil von mir selber ist, der mir immer und ewig suggeriert, dass ich wertlos bin?

Vielleicht ist es wirklich mein erstes echtes Auflehnen gegen diese Stimme, gegen den inneren Kritiker, wie Merkle ihn nennt, die mich zu der klaren Entscheidung bringen, dass ich das jetzt wenigstens versuchen will. Ich hab ja viel mehr zu gewinnen als zu verlieren! Und ich habe gerade erst gemerkt, was 2 1/2 Wochen dussliges Klicken auf Antworten, die ich nicht glaube, bewirkt haben. Vielleicht bin ich nach 3 Monaten nicht an dem Punkt, an dem ich gerne wäre, aber ich habe zum ersten Mal das Gefühl, mich tatsächlich für mich entschieden zu haben. Nicht nur so zu tun als ob, aber in Wahrheit weiss ich natürlich, dass diese niedermachende Stimme recht hat.

Den ersten Lesedurchgang habe ich hinter mir, mich dabei oft erkannt gefühlt und viel geweint. Das alles kostet mich gerade noch viel Kraft und ich habe keine Ahnung, zu was es führen wird. Ich glaube aber, egal wie weit und egal wie lange ich durchhalte, es bringt mich in die richtige Richtung voran.

Den ersten Tag „geschwänzt“ habe ich auch schon. Und ich habe mich nicht dafür fertig gemacht, sondern bin mir selber mit Nachsicht und Verständnis begegnet. Richtige Richtung, my ass!

Das eigentliche Training, die Übungen, die man machen soll, sind hart. Die meisten davon kommen mir momentan noch unbewältigbar vor. Scheiterte ich bei dem anderen Buch an einer Liste von 10 Dingen an mir, die ich mag, lässt mich der Gedanke daran, dass ich 30 Tage lang je 5 Dinge, die ich an mir mag oder mögen könnte, wenn ich nicht so streng mit mir wäre, bisher nur die Augen aufreissen und nach Luft schnappen und ich finde es ungerecht, dass ich nur eine Liste mit 10 Dingen anlegen soll, die ich für meine schlimmsten Eigenschaften und Verhaltensweisen halte und dass ich mir die obendrein noch vergeben soll.

Aber ich habe auch beschlossen, dass ich mich dieses Mal nicht von solchen Aufgaben davon abhalten lassen will, überhaupt weiterzuarbeiten, an mir, mit mir. Vor allem aber will ich mich nicht wieder selber verurteilen, wenn ich einige oder auch die meisten der Aufgaben erst mal nach hinten schiebe. Und ich merke, während ich das hier aufschreibe, dass auch das schon Folge der Auseinandersetzung mit dieser Art des Denkens ist. Natürlich ist da gerade auch immer noch die Stimme, die sagt „Ey, du Lusche. Klar, dass du nur die weichgespülte Version hinbekommst und dir die Aufgaben zu schwer sind. Du kannst eben nix. Und wie peinlich, dass du das hier gerade auch noch erzählst. Erzähl ruhig allen, wie unfähig du bist.“, aber hey, ich erkenne sie und ich weiss jetzt auch, was sie da macht. Und vielleicht, ganz vielleicht, wird sie irgendwann ja kleinlauter werden.

Und dann habe ich direkt vor ein paar Tagen nochmal eine ‚das bin ich mir wert‘-Entscheidung getroffen und habe mir dieses wunderschöne, handgemachte Notizbuch gekauft für die Arbeit mit dem Buch. Eines, wie ich es eigentlich nie für mich selber kaufen würde und erst recht nicht, um auch tatsächlich reinzuschreiben. Gestern habe ich direkt die erste Seite vollgeschrieben, um erst gar nicht auf die Idee zu kommen, dass es ja doch eigentlich viel zu schade dafür ist.

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Mal sehen, wo das jetzt alles hingeht und ob diese Art des Denkens über mich selber und dieser Umgang mit mir sich irgendwann vielleicht nicht mehr so falsch anfühlt. Auf jeden Fall habe ich jetzt ein sehr schönes Notizbüchlein. 🙂

Katja

(Das Online-Training für mehr Selbstachtung gibt es übrigens hier.)