Ei ei ei und damit meine ich nicht nur die Uhr von heute, bei deren Anblick ich gerade „Huch! Wieso ist es denn schon wieder fast 9?!“ dachte, sondern die größer dimensionierte. Die, die nicht nur den einzelnen Tag sondern gleich ganze Tage und Wochen und vielleicht sogar Monate ablaufen lässt und witzigerweise stelle ich mir die gerade deutlich größer als meine am Arm befindliche vor, die streng genommen nicht mal eine echte Uhr, sondern ein Fitnesstracker mit Uhrfunktion ist. Also wer hat an diesem größeren globalen Zeitablaufmessinstrument gedreht und aus dem Mai schon wieder Juni gemacht und der ist jetzt auch schon zur Hälfte rum und nur noch zwei Wochen und dann ist das Jahr schon wieder zur Hälfte rum und das wo ich doch gelegentlich immer noch beim Datumschreiben überlegen muss, welches Jahr wir denn jetzt haben, so frisch fühlt es sich noch an, da kann es doch nicht schon fast halb vorbei sein.
Gefühlt komme ich gerade wieder zu gar nichts und mit diesem gerade meine ich dieses größere globalere eher Wochen denn Tage umfassende Gerade, dem obwohl die Zeit so rast, ein Hauch von Stillstand innewohnt. Vielleicht liegt das an den äußeren Umständen, dass sich die ganze Welt gerade ein bisschen langsamer zu drehen scheint, dass insgesamt weniger passiert. Wenn ich dann mal genauer hinschaue, ist es eigentlich jeden Tag so, dass ich deswegen – gefühlt – zu nichts komme, weil ich den lieben langen Tag mache. Zu nichts kommen, weil ich zu viel mache – das klingt irgendwie absurd, aber trifft es doch ziemlich präzise. Ich komme oft nicht zu den Dingen, die ich gerne machen würde, weil – pflichtbewusst und diszipliniert wie ich bin – ich erst die Dinge mache, die ich erledigen muss und wusch ist wieder ein Tag vorüber. Und dann sind die Tage, an denen ich nicht dazu komme, Dinge zu tun, die ich gerne machen würde, weil ich andere Dinge tue, die ich gerne mache. Insgesamt ist da überhaupt kein Stillstand, sondern es passiert wahnsinnig viel, wenn ich mir den Mikrokosmos des einzigen Tages statt das gefühlte Gerade, das so ein waberndes wochenwährendes Ding ist, betrachte. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich zu wenig Zeit für zu viele Interessen und Dinge, die ich gerne mache, habe. Weniger Schlafen ist keine echte Option, bin ich doch froh, dass ich inzwischen halbwegs passabel schlafen kann, wenn ich diszipliniert (schon wieder) genug bin und mir nicht, wie ich es letztes Wochenende tat, den Rhythmus mit ein, zwei Tagen Rumlumpern ruiniere und dann erst mal tagelang brauche, um wieder vernünftig einschlafen zu können. Nicht täglich zu kochen ist auch keine gute Option, dafür mache ich das zu gerne und das zieht natürlich mindestens einen Großeinkauf pro Woche nach sich, der Zeit frisst. Auf den könnte ich gut und gerne verzichten, aber das ist ja leider eines der Dinge, die ich nicht weglassen kann. Dass ich nach drei Jahren Leseflaute endlich wieder Spaß und Ruhe für Bücher gefunden habe, finde ich auch gut und will es nicht direkt wieder aufgeben. Und dass ich in den letzten Wochen mehr Marmelade gekocht habe als in den letzten zwei, drei Jahren gefällt mir auch wieder ausnehmend gut. Oh und erwähnte ich schon, dass ich seit 3 Monaten kein Brot oder Brötchen mehr gekauft habe, sondern alles nur noch selber backe?
Manchmal wüsste ich gerne mal wie Langeweile sich anfühlt. Ich glaube, ich hab mich schon als Kind niemals gelangweilt, weil ich, falls mir gar nichts besseres eingefallen ist, immer ein Buch in Reichweite hatte und gelesen habe. Ich hab das ja mit einigen Gefühlen, dass ich nicht so genau weiß, wie sie sich anfühlen müssten. Wut zum Beispiel habe ich erst als Erwachsene gelernt und bin immer noch dran und auch auf der Suche nach Strategien, wie ich dann damit umgehe und sie wieder loswerden kann, aber Langeweile… ich könnte mich wirklich nicht erinnern, dass mir irgendwann im Leben mal langweilig war. Da war immer eher zu viel, zu viele Pflichten, zu viele Interessen, zu wenig Zeit und zu viele Dinge, mit denen ich sie überfüllen könnte. Aber ich weiß auch nicht so genau, wo ich Abstriche machen kann und noch viel eher, wo ich das möchte.
Weil eigentlich will ich gar nichts aufgeben, nirgendwo kürzer treten, nix auslassen, sondern hätte ich einfach gerne mehr Zeit. Einfach so geschenkt. Geht auch auf die Hand und ohne Geschenkverpackung – „da haste noch 2 Stunden für heute“ – damit ich, obwohl ich gerade Zeit zum Schreiben hier vertüdelt habe, noch ein bisschen lesen könnte und nicht schon direkt ins Bett bzw. erst mal ins Bad gehen müsste, um mir den Rhythmus nicht noch mehr zu killen und die Zeit, die man durch’s Nichteinpacken spart – die nehme ich gerne noch obendrauf.
Katja