Vorhin Gestern Abend waren wir in der neuen Wohnung, um am 4-Meter-Monster-Schrank weiterzubauen und das ging ganz gut und ich war endlich wieder mal zuversichtlich, dass jetzt doch endlich mal wieder alles gut oder wenigstens ok werden könnte, wie ich es in letzten Tagen selten war. Dann ging ich in die Küche, die bisher mehr Raum mit über 200 Paketen (in denen sich die noch nicht ausgepackte, noch nicht aufgebaute Küche befindet) als wirklich Küche ist und da fiel mir ein dunkler, weil feuchter Fleck ein bisschen seitlich und oberhalb des Rolladenkastens des größeren Küchenfensters auf und ich konnte fast körperlich spüren, wie alle Kraft, Zuversicht und Energie erst mal wieder aus mir wichen, so wie Luft aus einem kleinen Löchlein in einem Luftballon entweicht.
Ich kann nicht mehr. Ich hab die Schnauze gerade so gestrichten voll.
Es ist nicht die Arbeit, die der Umzug mit sich bringt, nicht das Kartons packen und von Wohnung zu Wohnung verschieben, nicht das Ikea-Piktogramme entschlüsseln und Möbel zusammenbauen, es sind diese ganzen Probleme und Katastrophen, in allen möglichen Formen, Farben und Größen, die dieser Umzug mit sich bringt.
Es sind die vielen Termine, das auf Abruf für Handwerker, Speditionen und dergleichen sitzen, die wenige Zeit alleine, um zur Ruhe zu kommen, um die vielen Gedanken, die sich sammeln, mal wieder zu notieren. Es ist keine Zeit zum Kochen, was mich normalerweise erdet und beruhigt, keine zum Bloggen, keine zum Lesen.
Es ist das trotz völliger Erschöpfung nachts nicht schlafen können, vor lauter Sorgen und Angst, was als nächstes noch passieren wird. Es ist nicht mal die Sorge, ob noch etwas passieren wird, sondern nur die Frage wann und was und wie schlimm wird’s denn…
Ich bin ein optimistischer Mensch, bin ich immer gewesen. Tief in mir glaube ich immer daran, dass irgendwann dieser blöde Spruch ‚alles wird gut‘ wahr wird. Ich konzentriere mich auf die guten Dinge, die guten Seiten. Und hinter all dies muss ich gerade ein großes EIGENTLICH setzen, denn gerade geht mir all das verloren, wird mein Optimismus auf eine harte Probe gestellt.
Schnitt.
Es ist Ende Februar, wir treffen die neuen Vermieter in der neuen Wohnung, um noch ein paar Details zu klären. Wir wollen die Wohnung, die wollen uns als Mieter, soweit passt alles, da sind nur noch ein paar Sachen zu besprechen. Das soll noch gemacht werden und da soll noch der Fensterbauer nach schauen und die Einfahrt wird bald gepflastert und im Bad dürfen wir gerne die dunkelkackbraunen Fliesen hell überstreichen, eigentlich kann das sogar der Handwerker der Vermieter für wenig Geld für uns erledigen und dann muss da noch ’ne Kleinigkeit gemacht werden und dort, aber das wird schnell gehen und sobald sie fertig sind, können wir den Schlüssel der Wohnung eigentlich schon haben und schon anfangen, unsere Sachen rüberzuräumen und das wird vermutlich in der zweiten Märzwoche der Fall sein, auch wenn wir die Wohnung erst ab Mitte April gemietet haben.
Direkt am Tag als wir den Mietvertrag unterschreiben fahren wir von dort aus ins große Möbelhaus in der Nähe und schauen uns Küchen an, lassen uns eine planen. Uff teuer und Lieferung erst Ende Mai. Wir erbitten uns Bedenkzeit für ein paar Tage, weil wir am nächsten Tag für zwei Nächte nach Wien aufbrechen wollen.
In Wien ist schlechtes Wetter und so brechen wir am Abreisetag früher als geplant auf und machen auf dem Rückweg noch bei einem weiteren Möbelhaus Halt. Da isses genauso teuer und liefern können die auch nicht eher. Also am nächsten Tag zum Möbelschweden, gucken, an deren Planungstool setzen, sieht alles gut aus und deutlich günstiger. ‚Wie lange dauert das denn, wenn man bei Ihnen eine Küche incl. Aufmaß planen und bestellen möchte?‘ ‚Wenn Sie das online beauftragen, bekommen Sie ganz zeitnah telefonisch einen Termin für’s Ausmessen, dann kommen Sie wieder zu uns zu einem Planungstermin und dann liefern wir innerhalb von 1-3 Wochen.‘ OH WIE SUPER! Dann können wir die Küche so Ende März, Anfang April rum bekommen, in Ruhe einen Dienstleister zum Aufbau suchen und tatsächlich direkt Mitte April einziehen und haben dann auch noch 6 Wochen Zeit, um ganz gemütlich aus der alten Wohnung das selbstverlegte Laminat in 2 Räumen rauszureissen, uns um Sperrmüll und dergleichen zu kümmern.
Das scheint in der Regel auch ganz gut zu funktionieren. Aber nicht, wenn der zuständige Ausmesser einen Unfall hat und der Termin ausfällt und auch nicht, wenn bei Ikea nur eine von eigentlich fünf Küchenplaner*innen arbeitet. Statt nach 6 Wochen eine fertig aufgebaute Küche zu haben, haben wir nach 6,5 Wochen immerhin einen Termin zur Planung und Bestellung und nach weiteren 4,5 Stunden auch einen Termin für die Lieferung – schon 2 Wochen später. Ganz Gallien? Einen Liefertermin für die ganze Küche? Nein, eine unbeugsame Arbeitsplatte hört nicht auf, unserer Planung Widerstand zu leisten. Deren Liefertermin sollen wir am nächsten oder übernächsten Tag bekommen.
Bevor das aber geschieht fällt mir abends auf, dass in der Bestellung nicht die ausgesuchte Arbeitsplatte aufgeführt ist, sondern ein ganz anderes Design. Also bei Ikea gemeldet (erreichen tut man die übrigens nie, man kann nur hoffen, dass auf Mails irgendwann doch noch jemand reagiert und anrufen kann man nur im deutschlandweiten Callcenter, nicht mal im entsprechenden Laden, geschweige denn in der Küchenabteilung des entsprechenden Ladens…) und dann tagelang (nicht bis morgen oder übermorgen) gewartet, bis wir endlich erfahren, dass sie a) die Platte im richtigen Design in Auftrag gegeben und b) die Arbeitsplatte schon gute 2 Wochen nach der restlichen Küche geliefert wird.
Schnitt.
Vielleicht ist das ja alles gar nicht so schlimm, dass es so lange dauert, denn in der Wohnung geht es auch nur mäßig voran. Beim Vertragsabschluss ist noch eine uralte und verranzte Einbauküche aus den frühen Siebzigern eingebaut, die die Vermieter noch rausnehmen und dann auch noch die Wand dahinter verputzen wollen. Beim Rausnehmen der Küche, die eine Theke mitten in den Raum gebaut hatte, fällt dann auf, dass die Fließen, die in Küche und Wohnzimmer durchgehend verlegt sind, unter den alten Küchenschränken nicht mit verlegt sind. Als wir das nächste Mal in die Wohnung konmen, stehen wir vor einer klaffenden Lücke im Bodenbelag, mitten im Raum, wo die Theke war. Zum Glück findet sich im Keller noch ein Rest Fließen. Der Handwerker verlegt die restlichen Fließen so gut wie er’s wohl kann. Teils quer zur Richtung, ohne Wasserwaage, und sie reichen auch nicht ganz für die noch bestehenden Lücken. Nun gut, kommen ja Schränke drüber.
Die Wand ist natürlich noch nicht verputzt. Der Vermieter sollte uns Bescheid sagen, dass der Handwerker drauf wartet von uns zu hören, wo die Steckdosen hin sollen. Uns sagt niemand Bescheid, es geht 2 Wochen nicht weiter.
Beim nächsten Besuch guckt G. ein bisschen betreten. ‚Hier, das mit den Steckdosen da in der Wand. Das geht so nicht. Da verlaufen die Heizungsrohre. Ich hab da reingebohrt. Ist aber alles schon wieder behoben und die Wand neu gemacht.‘
Und dann bei einem der nächsten Besuche ‚drüben‘ fällt mir auf, dass da gar nicht überall Schränke drüber kommen, wo die Fließen fehlen. Die Lücke ist 47 cm breit. Der eine Schrank nur 40 cm tief, weil sonst das Fenster nicht aufginge. Oh und Fußleisten fehlen auch noch hier und da und dort, wo man den Boden sehen wird. Oh und im Arbeitszimmer und Schlafzimmer gibt es da auch noch Lücken.
Wir suchen selber im Keller nach Restfließen. Da gibt es nichts, was auch nur einigermaßen passen würde. Also zum Baumarkt, Fließen kaufen, G. fragen, ob er die 3 Stück verlegen kann. Mittlerweile ist auch egal, ob mit oder ohne Wasserwaage. Da sieht man eh nur 7 rausguckende Zentimeter.
Schnitt.
Frustriert durch so vieles, was da gerade schief läuft, kaufen wir uns einen Megamonstergrill für die neue Terrasse. Die alte Wohnung hat einen fest auf der Terrasse vermauerten, wir brauchen also einen eigenen. Der Mitdings recherchiert, liest in Grillforen, sucht, macht. Die mit Abstand günstigste Lösung ist, nach Dänemark zu fahren, um dort einen zu kaufen. Da sind jene, wovon wir einen haben möchten, um Klassen billiger. Dann flattert das Angebot vom Baumarkt rein. Genau so einer. Günstig und zusätzlich nur für einen Tag, den die Baumarktkette als ‚Welttag der Heimwerker‘ ausgerufen hat, gibt’s nochmal 15% Rabatt auf alle Käufe über 100 Euro. Ausgerechnet an dem Tag haben wir aber eine Verabredung mit meiner Familie, die sich nicht verschieben lässt. Der Mitdings verfolgt online die Bestände diverser Baumärkte der Kette, telefoniert morgens schon rum, stellt irgendwann fest, die Preise der Grills schwanken von Region zu Region. Dann findet er einen Markt, der auf der Strecke liegt und wo wir auf dem Rückweg vorbeifahren können, um den ‚Schnäppchengrill‘ einzusacken.
Als wir den Markt stürmen, ist das Modell ausverkauft. 20 Stück davon hatten sie da. 20 Stück davon haben sie verkauft. Der nette Verkäufer bietet uns an, dass er den Grill für uns nachbestellt, wir den dann trotzdem zum gleichen Preis mitsamt der 15% Rabatt bekommen und – der Knüller – dass sie ihn kostenlos anliefern. (Wenn man online bestellt, zahlt man schicke 30 Euro für die Anlieferung und jetzt soll das auf einmal gratis gehen?) Wir schlagen ein, zahlen eine Unsumme an der Kasse, freuen uns. Endlich klappt doch mal was. Ende der Folgewoche soll er im Markt ankommen und dann bekämen wir einen Anruf zur Vereinbarung der Lieferung. Stattdessen bekommt der Mitdings mit fast einer Woche Verspätung einen Anruf, dass sich das ganze um noch eine Woche verzögern wird und dann ein paar Tage später einen weiteren, dass der Grill nicht mehr hergestellt würde und wir doch in den Markt (~ 50 km von uns entfernt) kommen sollten, um unser Geld wieder abzuholen. Ok, also kein Grill erst mal.
Dann, wieder ein paar Tage später plötzlich noch ein Anruf, der Grill sei jetzt wieder da und wir könnten ihn im Markt abholen. Wir stimmen zu, fragen gar nicht mehr nach Lieferung, bevor die sich’s wieder anders überlegen. Heute holen wir das Baby vermutlich ab. Und ja, das hat einen guten Ausgang, aber hätte es den nicht ohne das Generve zwischendurch haben können?
Schnitt.
Der Handwerker hat die Badezimmerfließen gestrichen und das sieht richtig gut aus im Vergleich zu dem dunkelbraun vorher. Weil wir hier schon 9 Jahre lang mit dem Bad nicht so glücklich waren, wollen wir’s in der neuen Wohnung von Anfang an schön machen und kaufen uns eigene Waschbecken samt Unterschränken und Spiegelschränken, um die quietschorangenen der Wohnung dagegen auszutauschen. Seit wir versucht haben, die alten Waschbecken abzuschließen (heisst das so? das Rückgängigmachen von anschließen?), weiss ich, was Eckventile sind und dass man gar nix machen kann, wenn die zu alt und verkalkt und nicht drehbar sind. Eckventile besorgt, den Handwerker gebeten, sie auszutauschen, weil auch das eigentlich Vermietersache ist. Der ist so freundlich und hängt sogar die ollen Waschbecken für uns ab und schleppt sie in den Keller, zerquetscht aber dafür mit seiner Zange direkt die Gewinde der neuen Eckventile. Alles wie immer.
Dafür fällt ihm auf, dass in der Küche noch gar keine Eckventile angebracht sind und wir die brauchen werden für den Küchenaufbau. Also wieder in den Baumarkt, nochmal welche besorgt, G. baut sie ein. Und ich stehe knirschend daneben und bitte ihn, die Zange nicht ausgerechnet an den Gewinden anzusetzen…
Nachdem wochenlang immer Werkzeug auf dem Klodeckel im Bad rumlag und plötzlich mal keines da ist, komme ich zum ersten Mal auf die Idee, den Klodeckel zu öffnen. Dass wir eine neue Brille samt Deckel besorgen wollen ist klar. Dass wir ein komplett neues Klo brauchen, um nicht vor Ekel die Flucht zu ergreifen, zeigt sich erst da. Das geht echt gar nicht. Wieder mit dem Vermieter verhandelt. Wir besorgen, bauen ein, er zahlt.
Die Duschglastür, die im März angebracht werden soll, fehlt übrigens Mitte April als wir den Wohnungsschlüssel dann doch endlich bekommen – nicht mal pünktlich zum Mietbeginn – immer noch und auch Ende April. Wir messen die Nische selber aus, stellen fest, dass das gar nicht so einfach wird, weil die Nische recht niedrig ist, fragen nach, ob wir uns einfach selber kümmern können/sollen und der Vermieter die Rechnung übernimmt. Später die Nachricht: ja geht klar. Die wird jetzt zwar spät, aber immerhin am gleichen Tag wie die Küchenarbeitsplatte geliefert.
Bei der Gelegenheit und der Beschäftigung mit der Dusche fällt uns auf, dass es exakt eine Temperatur zum Duschen gibt. An der unterputz liegenden Duscharmatur ist irgendwas gebrochen, das Teil dreht rund, die Temperatur lässt sich nicht regeln. Der Mitdings recherchiert wieder mal, stellt fest, dass das auch nicht so einfach wird und der Kundendienst der Herstellerfirma vermutlich die gute Lösung sein wird, wenn man nicht die Wand aufstemmen möchte, sagt dem Vermieter Bescheid, der schickt am nächsten Tag den Handwerker, der stellt nochmal das gleiche fest wie der Mitdings und wir bekommen endlich das Ok, den Kundendienst zu rufen und die Rechnung an den Vermieter zu schicken.
Der wird immerhin Dienstag Morgen in aller Herrgottsfrühe auf der Matte stehen.
Schnitt.
Diese ganzen Kleinigkeiten, die so zwischendrin noch schief gehen und von denen jede ein kleines bisschen Aufmerksamkeit, Zeit und Energie frisst. Zum Beispiel bestellen wir zwei Dinge in einer Bestellung, der Versender teilt es in zwei Lieferungen auf, eine davon kommt problemlos ein paar Tage später an, die andere hat im Lieferstatus ein ‚unzustellbar, weil Empfänger unbekannt‘. Angekommen ist übrigens der mitbestellte Wein ( \o/ ), nicht das Teil für die Wohnung…
Oder die Tatsache, dass aus ‚Der Garten? Der wird noch gemacht. Der steile Hang kommt raus, das kommt alles auf ein Niveau und von der Terrasse bauen wir eine Treppe in den Garten.‘ ein ‚Ach der Garten? Ja also, der bleibt jetzt doch so. Da will die Firma zu viel Geld, das ist zu teuer.‘ geworden ist.
Da fällt es kaum noch ins Gewicht, dass man sich am neu angebrachten Briefkasten beim Leeren an den scharfen Kanten die Hand fast aufschlitzt. Immerhin haben wir den mittleren, nicht den unteren, der bei Regen komplett unter Wasser steht, während sich in unserem nur eine kleine Pfütze bildet.
Oder der Ärger über Menschen, denen man beim umzugsbedingten Ausmisten via einer Free Your Stuff-Gruppe Zeug schenken will, sich nach deren Terminwunsch richtet und dann versetzt wird.
Schnitt.
Bei der Wohnungsbesichtigung stellen wir fest, dass eines der Wohnzimmerfenster einen Sprung hat. ‚jaja, das wird jetzt auch direkt gemacht. Da kommt der Fensterbauer und tauscht das aus.‘
Mitte April ist das Fenster noch genauso wie vorher, zwischen beiden Scheiben ist es dauernd beschlagen, weil Feuchtigkeit dazwischensteht. Ausserdem stellen wir fest, dass die Fensterbank an dem gleichen Fenster gebrochen ist (‚tauscht der Fensterbauer dann auch mit‘), die Terrassentür sich nicht kippen lässt und auch nur dann richtig schließt, wenn man an der unteren Ecke dagegentritt (’soll der Fensterbauer nach gucken‘), einer der Küchenrolläden gerissen ist und sich an der Stelle verhakt (‚das macht dann der Fensterbauer‘), beim zweiten Küchenfenster die Fensterbank, da wo vorher die Arbeitsplatte bis ins Fenster rein gebaut war, noch fehlt (‚baut der Fensterbauer dann eine ein‘) und jetzt der nasse Fleck an der Ecke des Rolladenkastens und noch ein weiterer an der Decke und niemand weiss, ob es diesen Fensterbauer überhaupt gibt und falls ja, ob er jemals zu unserer Wohnung finden wird.
Katja
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