Katja knipst Sonnenuntergänge, die 143. #14

Zum Beispiel jenen heute am Rhein. Als der letzte Laden im Jahresendeinkaufsgetümmel abgehakt war, leuchtete der Himmel gerade zartorange und da müssen die Einkäufe im Kofferraum dann ein bisschen Geduld aufbringen, denn das ist die beste Zeit für einen kurzen Abstecher an den Rhein.

(Klick macht groß!)

Katja

Gelesen im November und Dezember 2013

Da kommt in diesem Jahr nichts mehr dazu, das kann ich jetzt also auch ruhig schon veröffentlichen. Im November war es wieder nur ein einziges Buch, deswegen hier wieder die Übersicht über den Lesestoff der letzten zwei Monate:

Maximilian Buddenbohm – Marmelade im Zonenrandgebiet, Geschichten übers Erwachsenwerden

Der Mitleser ist selber kein Blogleser, aber es gibt so drei, vier Blogs, aus denen ich ihm immer mal einzelne Artikel oder auch nur Auszüge daraus vorlese, wenn sie mir besonders gefallen haben und weil ich mittlerweile weiss, dass ihm das auch ganz gut gefällt. Eines dieser wenigen Blogs ist jenes von Maximilian Buddenbohm und dieser herrliche und unaufgeregte Schreibstil – oder vielleicht treffender Erzählstil, denn selbst, wenn er, wie es aktuell häufiger geschieht, ein Kochbuchrezept nachkocht und darüber schreibt, dann fühle ich mich davon stets gut unterhalten, denn auch dabei erzählt er Geschichten – also dieser herrliche Stil, der findet sich auch in ‚Marmelade im Zonenrandgebiet‘.

Dort beschreibt Maximilian autobiografisch wie er nach dem Abitur nach Hamburg gezogen ist und dann auf’s Dorf und wieder nach Hamburg, erst keinen Job dann zwei gleichzeitig hatte und währenddessen auch noch studiert hat, eine Frau kennen- und liebengelernt und wieder losgelassen hat und wie er schließlich der Herzdame begegnet ist. Und das alles in Geschichten, die zum Teil auch gut für sich stehen könnten und die doch alle zusammenhängen und -gehören. Schön erzählt, warmherzig, wie auch seine Blogtexte, mit ungeheuer feinsinnigem Humor, der mich viel häufiger zum Lachen bringt, als Texte, die speziell auf Lacher abzielen und mit wahnsinnig vielen Sätzen und Passagen, die ich direkt zwei- und dreimal lesen musste, weil sie so schön sind. Eine dieser Stellen hatte ich hier schon zitiert und auch schon ein paar Sätze zum Buch geschrieben.

Marmelade im Zonenrandgebiet ist wieder mal ein Buch, bei dem ich es am Ende gar nicht mehr so eilig hatte, es auszulesen, weil ich es noch ein bisschen länger auf dem Nachttisch liegen haben wollte, um noch länger darin zu lesen. Das Tröstliche gerade ist, dass es zwar sein viertes ist, aber erst das erste, das ich gelesen habe. Drei weitere habe ich also noch vor mir und die standen schon auf der Wunschliste bevor ich auf Seite 100 war. 🙂

Tanja Kinkel – Die Söhne der Wölfin

Schon als ich das erste Buch von Tanja Kinkel gelesen hatte war klar, dass ich alle Bücher lesen muss, die sie geschrieben hat. Tanja Kinkel schafft es (fast) jedes Mal wieder, dass ich – nachdem ich ein Buch von ihr gelesen habe – tagelang in der Wikipedia versinke, durstig nach Hintergrundinfos zu der jeweiligen Epoche, in der der Roman angesiedelt ist, oder zu den echten historischen Figuren, die in ihren Geschichten auftauchen. Dabei verknüpft sie geschickt tatsächliche Begebenheiten und echte Menschen der Epoche mit fiktiven Personen und Begebenheiten und schafft so häufig ungewöhnliche Perspektiven auf bestimmte vergangene Zeiten.

In „Die Söhne der Wölfin“ erzählt sie die Legende um Romulus und Remus und die Gründung Roms. Im Mittelpunkt stehen dabei aber nicht die Zwillinge, die der Legende nach von einer Wölfin gesäugt wurden, sondern deren Mutter – die etruskische Königstochter und Priesterin Ilian, die wegen der Schwangerschaft, von der sie behauptete, dass einer der Götter der Vater sei, aus ihrer Stadt verbannt und einem latinischen Bauern zur Frau gegeben wird.

Ilian reist nach Griechenland, zum Orakel von Delphi und lebt dort unter dem Schutz des Apollontempels; und nach Ägypten und sammelt in den nächsten 15 Jahren sowohl Verbündete als auch Wissen um die Kulturen und Riten der beiden Völker, um zurückzukehren und mit Hilfe ihrer Söhne, Rache an ihrem Onkel und der Hohepriesterin zu nehmen, die ihr damals nicht geglaubt und die Verbannung ausgesprochen hatten.

Ja und wäre da nicht „Mondlaub“ von Tanja Kinkel, das mir thematisch noch so viel näher ist, weil es dort um den letzten maurischen Fürsten in Andalusien und das Ende der Reconquista geht, hätte das Buch gutes Zeug dazu, mein Lieblingsbuch von Tanja Kinkel zu sein. Ich glaube, ich war selten so fasziniert von der Vielschichtigkeit und Tiefe von Romanfiguren wie bei den Söhnen der Wölfin. Tanja Kinkel schreibt im Nachwort „Die seelischen Abgründe, in die ich meine Hauptfiguren begleitete, ließen mich mehr als einmal den Weg unterbrechen.“ und das ging mir auch beim Lesen so, dass ich an einigen Stellen innehalten und durchatmen musste. Man weiss ja grob, worauf es irgendwann hinauslaufen muss, der Rahmen der Legende ist ja bekannt. Aber der Weg, den die Figuren im Roman dorthin zurücklegen, ist an manchen Stellen atemraubend. Ein ungeheuer dichtes Buch, eine spannende Geschichte, faszinierend erzählt. Ganz große Leseempfehlung für alle, die auch nur im entferntesten Spaß an historischen Romanen haben.

Fabian Elfeld – Discordia Inc.

Discordia Inc. hatte ich vor über 3 Jahren schonmal gelesen. Damals hieß es noch ‚Nimmermehr‘ und Fabian Elfeld, hatte es auf seinem Blog als Fortsetzungsgeschichte veröffentlicht. Die habe ich damals allerdings auch erst gelesen als sie fertig war und ich sie in einem Stück runterlesen konnte. Jetzt steht die Geschichte mit überaus freundlicher Widmung des Autors, und zwischen Buchdeckeln, in meinem Regal.

Lenore, die Hauptfigur, ist von Beruf Auftragskillerin und sehr gut in ihrem Fach, bis sie irgendwann anfängt, Aufträge zu vermasseln, was nicht bedeutet, dass sie ihre Zielpersonen nicht erledigt, sondern dass sie dabei ein bisschen über das Ziel herausschießt und regelrechte Blutbäder anrichtet. Und da Lenore nicht selbständig arbeitet, sondern bei der Discordia Inc. angestellt, müssen sich also ihre Arbeitgeber des Problems irgendwie annehmen. Wie genau – das erfährt man beim Lesen von ‚Discordia Inc.‘.

Und so gut mir die Idee einer Firma gefällt, die Profikiller als Dienstleister beschäftigt, ich werde mit der Geschichte auch beim erneuten Lesen nicht so recht warm, was primär daran liegt, dass ich die Charaktere unglaubwürdig finde. Die äusseren Beschreibungen der einzelnen Figuren sind sehr detailliert, man bekommt da beim Lesen schon ein recht genaues Bild vor Augen, aber sobald es in die Gedanken- oder Gefühlswelt der Figuren geht – ein Stilmittel, das ja eigentlich Charakteren mehr Tiefe verleiht, haut mich das jedesmal mit Gewalt aus der Geschichte raus.

Fast allen Charakteren ist nämlich in ihrer Gedankenwelt (und seltener auch in Dialogen) ihr Sinn für Ironie gemein. Und die Gedanken und Sprüche mögen noch so originell sein, es macht für mich die Charaktere unglaubwürdig. Wenn mein Leben gerade bedroht wird und ich weiss, dass ich gleich erschossen oder sonstwie von einer durchgeknallten Profikillerin getötet werde, dann gerate ich in eine ordentliche Panik. Panik lähmt erst mal, das Adrenalin sorgt natürlich auch für eine Schärfung der Sinne, aber die richten sich mMn einzig darauf aus, der Lage zu entkommen und nicht darauf, sich die eigene ausweglose Situation mit Ironie und sprühendem Witz vor Augen zu führen. Diesen ironischen Blick könnte man wohl von aussen auf die Situation werfen, aber nicht in der Gedankenwelt der (akut mit dem eigenen Tod bedrohten) Figuren. Was in Muriels Blogtexten gut funktioniert, der pointierte und oft überzeichnete Blick auf politisches oder gesellschaftliches Geschehen, funtioniert für mich im Buch und aus der Perspektive der Buchcharaktere leider gar nicht. Zumal sich die Figuren dahingehend auch alle ziemlich gleichen. Einzig Julian sticht da für mich positiv heraus. Der ist zwar auch schräg für einen Elfjährigen, aber für mich der einzige wirklich greifbare Charakter im Buch. Lenore und auch alle anderen bleiben mir fern und ihre Motivation erschließt sich mir oft nicht.

Schwierige Sache, ich glaube, deutlich mehr Umfang hätte der Geschichte sehr gut getan. Speziell, damit die Charaktere (und hier natürlich primär Lenore) mehr Hintergrund bekommen, damit ich ihre Motivation nachvollziehen kann. Ich scheitere da schon an der Frage, ob sie denn nun tatsächlich eine abgebrühte Profikillerin ist oder nicht doch eher eine durchgeknallte psychopathische Massen- bzw. Serienmörderin und selbst das Buch ist dahingehend sprachlich indifferent. Mag sein, dass es Absicht ist, dass Lenore so schwammig bleibt, mir erschließt sich allerdings nicht der Grund bzw. die beabsichtigte Wirkung. Der Hintergrund der Figur wird zwar in zwei Kapiteln angeteasert, auf mich wirkt das aber eher seltsam isoliert vom Rest der Geschichte und vor allem irgendwie hmm unfertig. Aber vielleicht ist es in der Tat als Teaser für ein Prequel gedacht, das dann mehr über Lenore verrät? Oder auch für eine Fortsetzung mit weiteren Rückblenden für die Hintergrundgeschichte?

Wer Romanen mit actionreicher Handlung und auch deutlicher Gewalt den Vorzug vor handlungsärmeren und eher leisen Geschichten gibt, bei denen die Charaktere im Vordergrund stehen, wird von ‚Discordia Inc.‘ sicherlich ausgezeichnet unterhalten. Die Ideen und Entwicklungen sind originell und wenig vorhersehbar.

Und ganz nebenbei finde ich es übrigens sehr viel schwieriger, etwas über Bücher zu schreiben, deren Autor_in ich, wenn auch nicht persönlich, aber doch seit einigen Jahren durch das Bloggen, kenne – speziell wenn ich nicht restlos begeistert bin. Ich möchte ja wirklich niemanden, den ich sehr schätze, vor den Kopf stoßen. Weil ich aber von Muriel mittlerweile weiss (oder zumindest zu wissen glaube), dass ihm ausführlich und ehrlich lieber ist, als knapp und höflich unter Rumdrucksen und Auslassungen, habe ich das hier auch in dieser Ausführlichkeit aufgeschrieben.

Elizabeth George – Mein ist die Rache

Das war schon der vierte Roman aus der Serie um Inspector Lynley, den ich gelesen habe. In der Chronologie der Geschichte gehört er allerdings an die erste Stelle. Ich hatte das bisher nicht bemerkt, dass die Erscheinungsreihenfolge nicht chronologisch im Sinne der Ereignisse ist und nur auf das Erscheinen geachtet. In Zukunft werde ich in der Reihenfolge weiterlesen, die auf der Webseite der Autorin als Chronologie angegeben ist.

Allerdings war es eigentlich sogar recht spannend, den Band an dieser Stelle zu lesen und nicht als erstes. Ich kannte die Hauptcharaktere schon und die Neugier über deren Vergangenheit, die ich beim Lesen der vorherigen Bände empfand, wurde endlich befriedigt. Andersrum hätte ich vielleicht nach diesem Band (wäre er der erste für mich gewesen) gar nicht weiter in der Serie gelesen, weil es hier so ausführlich um die persönlichen Beziehungen der Hauptcharaktere geht. Wobei das nicht ganz stimmt, es sind nicht alle späteren Figuren beteiligt – die spätere Partnerin Lynleys, Sergeant Havers, taucht nämlich nur sehr am Rande auf.

Lord Thomas Lynley, 8. Earl of Asherton fliegt für ein Wochenende zusammen mit seinen Freunden zum herrschaftlichen Landsitz seiner Familie in Cornwall, um sich dort zu verloben. Nach dem Besuch einer Theateraufführung im nahegelegenen Ort entdeckt die Gesellschaft den grausamen Mord an einem lokalen Journalisten und alle Spuren führen nach Howenstow, dem Familiensitz von Lynleys Familie. Parallel zu den Untersuchungen der örtlichen Polizei beginnen Lynley und sein bester Freund St. James auf eigene Faust zu ermitteln, um am Ende natürlich den Fall, bei dem es nicht bei dem einen Mord bleibt, zwischen Drogenhandel, Betrug und illegalen Pharmatests aufzuklären, während sie selber mehrfach auf dem schmalen Grat wandern, entscheiden zu müssen, ob sie lieber Mitglieder der eigenen Familie schützen oder die Wahrheit ans Licht bringen wollen.

Es liegt ja oft in der Natur von Kriminalromanen, dass die Geschichten konstruiert sind. Dieser hier habe ich das deutlich stärker angemerkt als den bisherigen Bänden der Lynley-Reihe und es gab für meinen Geschmack auch ein paar zuviele Zufälle, die sich unter dem Stichwort ‚die Welt ist ein Dorf‘ zusammenfassen lassen. Nichtsdestotrotz fand ich das Buch unterhaltsam zu lesen und da es so viele Fragen nach der Vergangenheit und Vorgeschichte der Charaktere beantwortet, konnte ich auch damit leben, dass der eigentliche Mordfall schon seeehr konstruiert daherkam.

Stevan Paul – Monsieur, der Hummer und ich; Geschichten vom Kochen

„Siebeck kann! Mach mich nicht unglücklich!“ rief Monsieur, und ich legte los. Die Gemüsestreifen wurden in Olivenöl knusprig gebraten, mit hauchdünnen Knoblauchscheiben und jungen Rosmarinzweigen geschwenkt, es duftete herrlich! Ich würzte mit Meersalz und grob zerdrücktem, frischem, schwarzem Pfeffer. So einfach, so gut. Die helle Thunfischcreme strich ich mit einem Löffel kreisrund auf den Teller, ein cremiges Bett für das Fritto Misto. Ich entfernte Rosmarin und Knoblauch, die ihr Parfüm abgegeben hatten, und häufte die würzigen Streifen auf den Teller.
„Herr Siebeck waaartet!“, oha, jetzt aber hurtig.
„Kommt sofort“, beruhigte ich Monsieur. Neben mir auf dem Herd tanzten zwei Minikartoffeln in kochendem Salzwasser, das taten sie nun schon eine Weile, und ich befand, dass es gut sei. Ich fischte die Kleinere der beiden heraus und ließ sie mit zitternden Händen neben die Thunfischcreme fallen. Hübsch.
Monsieur riss mir den Teller aus der Hand, warf eine frische Rosmarinspitze auf die Köstlichkeit, rief: „Signature du Chef!“ und „Seeervice!“ Das Fritto Misto verschwand, Monsieur folgte Minuten später. Und kam lange nicht zurück. Durch den Pass starrte ich auf die Schwingtür zum Gastraum. Nach zehn Minuten setzte nervöses Augenzucken ein. Links. Ich starrte einäugig weiter.

(Stevan Paul, Monsieur, der Hummer und ich, rororo, Seite 52)

Stevan Paul erzählt vom Kochen und Essen und von mehr und auch weniger skurrilen Persönlichkeiten. Die Kapitel erzählen einzelne Episoden, keine fortlaufende Geschichte, was das Buch auch sehr gut lesbar macht, wenn man immer nur mal kurz zwischendurch zu ein paar Seiten kommt.

Das Kochen und Essen steht nicht immer so im Vordergrund der Geschichten, wie in jenem Kapitel, wo Stevan Paul für Wolfram Siebeck kocht, aus dem das Zitat oben stammt, doch immer spielt mindestens ein Gericht eine Rolle in den Geschichten und am Ende des Kapitels findet sich das zugehörige Rezept mit ausführlicher Zubereitungsbeschreibung. Im Grunde könnte man es also auch als ein Kochbuch betrachten, in dem jedes Gericht als Bonus eine Hintergrundgeschichte mitbringt und stürmischer kann man mein Herz für ein Rezept ja kaum erobern als über eine Geschichte.

Herrliches Buch! Die Geschichten sind alle sehr unterhaltsam und Stevan Pauls Stil ist stellenweise wirklich überaus poetisch. Da wo er über sein Kochen schreibt, liest man die Liebe und das Herzblut aus jeder Beschreibung heraus und ich lese hachzend und soifzend, weil mir das so gut gefällt, wenn Menschen nicht nur leidenschaftlich Dinge tun, sondern sie auch noch so beschreiben können, dass man diese Leidenschaft herauslesen kann.

Oh und die Rezepte sind so vielfältig und abwechslungsreich wie die unterschiedlichen Geschichten – vom einfachen griechischen Salat bis zur Hummer-Terrine mit grünem Spargel und Safran-Gelee.

Seit Weihnachten liegt jetzt auch ‚Deutschland vegetarisch‘ von Stevan Paul auf meinem Schreibtisch, aus dem ich schon einige Rezepte nachgekocht hatte, die Anke Gröner oder Maximilian Buddenbohm gekocht und verbloggt hatten und das ich, weil diese Rezepte durchweg super waren, unbedingt selber haben wollte und ich freue mich riesig darauf, jetzt ohne ‚Vorkocher‘ loskochen zu können, wenn der Jahresendtrubel ein bisschen nachlässt.

*

Insgesamt war das ein eher schwaches Lesejahr für mich, was die Zahl der gelesenen Bücher angeht. Gerade mal 40, vor 2 Jahren waren es noch fast doppelt so viele. Andererseits zeigt das ja auch ein bisschen, dass mein Fluchtbedarf in Bücher scheinbar viel geringer war als vor 2 Jahren. Das hat ja auch was für sich.

Katja

♡ have yourself a merry little christmas ♡

Ihr Lieben,

bevor ich jetzt hier in Rührseligkeit verfalle, in aller Kürze: ich wünsche euch allen genau das Weihnachtsfest, das ihr euch selber am meisten wünscht – egal ob laut oder leise, im kleinen oder großen Rahmen, in Jogginghose auf dem Sofa oder im feinen Zwirn in entsprechender Gesellschaft, mit viel oder wenig Lametta.

Die Hauptsache, ihr lasst es euch gut gehen und habt schöne Weihnachtstage!

Passend dazu mein diesjähriger Weihnachtsohrwurm, den ich seit Tagen nicht aus dem Kopf bekomme: Make it so!

Ein frohes Fest euch allen!

Eure Katja

going out december

In dieser Woche fand wieder Saris going out Projekt statt*, bei dem es darum geht, jeden Tag der Woche vor die Tür zu gehen und mindestens ein ‚Beweisfoto‘ davon mitzubringen. Weil mir das in der kalten Jahreszeit sehr entgegenkommt und dabei hilft, den Schweinehund in die Kälte zu hetzen, habe ich wieder mitgemacht und hier kommt meine Beute.

Montag: Herrlicher Sonnenschein und ich musste dringend wieder mal einen Abstecher an meine Lieblingsstelle am Rhein machen. Davon gab es hier schon noch ein paar mehr Fotos.

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Dienstag: Abends Essen gehen mit dem Spanischkurs. Die letzte Stunde vor Weihnachten und auch vor der Sommerpause (die meist an die 3 Monate dauert) verbringen wir mittlerweile schon traditionell irgendwo, wo es Tapas oder spanisches Essen gibt, statt im Klassenzimmer. Hier war allerdings die Umgebung (und natürlich die Gesellschaft) deutlich besser als das Essen.IMG_9736

Mittwoch: Viel drinnen zu tun, aber wenigstens der brennende Himmel hat mich für ein paar Minuten vor die Tür und bei uns ums Eck gelockt.IMG_9753

Donnerstag: In der Stadt unterwegs, Einkäufe erledigen, Post und Co. Der Plätzchen backende Nikolaus steht im Schaufenster meines Lieblingsbäckers. Über den hatte ich (hier *klick*) sogar schon mal gebloggt – da war er noch gar nicht der Lieblingsbäcker. Bewundernswert, der Mann ist an die 80 und steht jeden Morgen in der Backstube und nachmittags hilft er, wenn viel los ist, im Laden hinter der Theke mit. Und ich hab ihn noch nie schlechtgelaunt erlebt.IMG_9773

Freitag: Schon wieder auswärts essen gewesen, im Lieblingsrestaurant, zur Feier der 5 zigarettenlosen Jahre. Auf dem Heimweg noch eine Runde durch die Stadt gedreht und völlig fasziniert die Weihnachtslaserbeleuchtung beobachtet. Die Punkte wandern Muster bildend über die Fassade des Gebäudes wie kleine bunte Glühwürmchen. Wie schwebend sie dabei aussehen, kann man bei der lausigen Fotoqualität leider gar nicht erkennen.IMG_9804

Samstag: Bei der Weihnachtsbaumadoptionsvermittlung. Mittlerweile steht ein knuffiges Bäumchen im Wohnzimmer und wenn er geschmückt ist, zeige ich ihn hier bestimmt auch mal.IMG_9811

Sonntag: Den halben Tag hier rumgewuselt, Geschenke verpackt, Wohnung geputzt, Wäsche gewaschen und dann – um jetzt nicht am letzten Tag noch beim going out zu scheitern – nochmal zum Rhein runter und wie gut, dass ich mich aufgerafft habe! Sehr tolle Beleuchtung haben die dort in diesem Jahr. Das ist viel mehr als in den vergangenen Jahren, das ganze Hafenbecken ist voller Lämpchen. Da muss ich die Tage unbedingt nochmal hin – dann aber mit vollem Kameraakku, heute hat er nur ein paar Aufnahmen lang durchgehalten.IMG_9836

Gut war’s! Und auch wenn ich diese Woche ohnehin viel unterwegs war und draussen zu tun hatte, hat mich das Projekt doch an mindestens zwei Tagen extra vor die Tür gelockt, an denen ich sonst vermutlich nicht rausgegangen wäre. So soll’s sein!

Katja

*Gerade gemerkt, dass es dort noch gar keinen Beitrag für den Monat gibt, deswegen verlinke ich mal direkt auf’s Blog statt auf den Beitrag.

High five!

Heute vor einer Woche, in einer belastenden Situation, hat es sehr in meinem Kopf geziept und ich wäre am liebsten raus gerannt und hätte eine geraucht. Obwohl hier immer noch Tabak rumliegt – der vermutlich mittlerweile so knochentrocken ist, dass er bei einem Funken in Flammen stünde – habe ich dem Impuls natürlich nicht nachgegeben. Und dieses ’natürlich‘ in dem Satz sagt aus, wie das mit mir und dem Rauchen bzw. Nichtrauchen ist.

Diese Momente, wo es noch mal ziept – meist welche unter extremer nervlicher Anspannung – sind äusserst selten geworden. So selten, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann, wann ich vorher zum letzten Mal ans Rauchen (im Sinne eines akuten Bedürfnisses) gedacht hatte. Das einzige, das wirklich noch konsequent an diese Zeit als Raucherin erinnert, ist das rituelle Hochzählen. Jeden Tag eine neue Zahl, immer eins größer und auch wenn ich mit dem Rauchen durch bin, glaube ich doch, dass das immer noch wichtig für mich ist, weil es mir ständig im Bewusstsein hält, wie hart erkämpft die ersten dieser mittlerweile 1826 Tage waren. Dieses Bewusstmachen / im Bewusstsein halten bewahrt mich davor, leichtfertig rückfällig zu werden, weil nur mal eine ja doch nicht so schlimm sein kann. Immerhin bin ich ja durch! Wer wird denn dann so schnell wieder rückfällig werden? Doch niemand, der das so gut im Griff hat!

Wie leicht mein Nichtrauchen zur Fassade mutiert, merke ich in solchen Notfallsituationen, in denen die Instinkte die Kontrolle übernehmen. Ganz tief hinten in den Hirnwindungen, wo das Notfallprogramm abgelegt ist, steht an den entscheidenden Stellen immer noch die Zigarette als erste Hilfsmaßnahme und ich bin froh über meine Sicherheitsabfrage, die zum Glück mittlerweile auch so fest installiert zu sein scheint, dass ich an der Stelle aus dem Programm aussteigen kann.

Hinterher muss ich manchmal selber den Kopf über mich schütteln, dass ich ein paar Sekunden lang tatsächlich darüber nachgedacht habe, dass eine Zigarette jetzt schon nicht so schlimm sein könnte. Denn das stimmt ja nicht, es bliebe ja nicht bei der einen, so tief (wenn auch verschüttet) wie die Sucht immer noch im Kopf sitzt.

Ich bin heute schon ein bisschen stolz auf mich – was mir ja üblicherweise nicht ganz leicht fällt – weil es jetzt, auf den Tag genau, 5 Jahre her ist, dass ich meine letzte Zigarette geraucht habe.
Das Rauchen an diesem Punkt aufzugeben, was sich nur am Anfang nach Aufgabe, aber dann sehr schnell nach Befreiung anfühlte, war sehr gut für mich*, nicht nur, weil solche schlimmen Atemwegserkrankungen wie die, die ich immer noch nicht wieder vollständig los bin, seitdem die seltene Ausnahme und nicht mehr beinahe schon chronische Routine sind, sondern vor allem, weil ich damit etwas geschafft habe, von dem ich mehr als 2 Jahrzehnte lang annahm, dass ich es nie schaffen würde.

Mehr als alles andere, ist es das Nichtmehrrauchen, was mir in den letzten Jahren, Zuversicht und Vertrauen auf mich selber gegeben hat und ich motiviere und ermutige mich damit gedanklich sehr oft selber, wenn ich mich vor etwas sehr fürchte oder Angst habe, es nicht zu schaffen.

Hey, ich habe mit dem Rauchen aufgehört! Ich kann A.L.L.E.S! Also fast, beinahe, quasi, unter Umständen, vielleicht, spätestens aber irgendwann!

Katja hat am 20. Dezember 2008 um 17:00 Uhr aufgehört zu rauchen,
ist damit schon 1.826 Tage   2 Sekunden rauchfrei,
hat in dieser Zeit 21.912 Zigaretten nicht geraucht, 2.629,44 Euro gespart
20 Gramm Nikotin und 241 Gramm Teer den Lungen erspart und insgesamt
76 Tage 2 Stunden RauchFrei-Zeit gewonnen.

Katja (gleich unterwegs in Richtung Lieblingsrestaurant zur Feier des Tages)

*

*an dieser Stelle hatte ich ziemliche Formulierungsprobleme und weil das Durchdenken dieser beiden Möglichkeiten nochmal einen Einblick gibt, was das genau für mich bedeutet, schreibe ich das hier mal mit auf:

Erster Gedanke: …war eines der besten Dinge, die mir passiert sind… – das trifft es nicht wirklich, weil das ja irgendwie meine Beteiligung daran auslässt und weil diese Sache etwas ist, auf das ich wirklich sehr stolz bin, kann ich das nicht so passiv formulieren.

Zweiter Gedanke: …war eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe… – obwohl meine Rolle da nicht mehr passiv ist, trifft es das fast noch weniger, weil ich damals gar nicht wirklich entschieden habe. Ich war krank und habe es einfach gelassen und dann noch einen Tag und noch einen Tag und noch einen und die Entscheidung, dass ich daraus den Versuch stricke, wirklich nie wieder zu rauchen, kam erst viel später. Ich schreibe das hier auf, weil das für mich damals entscheidend war. Die bewusste Entscheidung aufzuhören, hätte ich nämlich nicht treffen können. Vor der drückte ich mich vorher schon lange lange Jahre und alleine auf den Gedanken hin ‚ich müsste eigentlich mal aufhören‘ musste ich damals immer dringend eine rauchen gehen. Letzteres kennen vermutlich die meisten Raucher aus eigener Erfahrung. Ich fand es sehr befreiend, irgendwann zu merken, dass man das tatsächlich loswerden kann.

Stationen eines Raucherlebens

~wintersun~

Vorhin am Rhein.

Wintersonnengülden.

Katja

but the scar, that scar remains

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Seit 25 Jahren – so alt ist der Song mittlerweile – habe ich nicht ein einziges Mal Rosen in eine Vase stellen können, ohne dass die Band in meinem Kopf dieses Lied gespielt hat.

Just like every cowboy sings his sad, sad song.

Katja