Vor der Post der kleinen Stadt gibt es 5 Parkplätze, solche ‚Kopfparklücken‘ – die Bezeichnung habe ich vor Äonen mal in der Fahrschule gelernt, vermutlich haben die mittlerweile einen viel stylisheren Namen, sowas wie Ahead-Gap oder so – wo man ganz einfach vorwärts einparkt. Zwei benachbarte Parkplätze waren frei, alle anderen belegt, als die Frau im dicken Audi vor mir und ich fast zeitgleich den Blinker links setzen um dort einzuparken. Sie fährt in den rechten der freien Plätze rein, ziemlich ungeschickt, steht fast 20 cm über die Begrenzungslinie zum letzten verbleibenden freien Parkplatz. Nach rechts hat sie etwa ’nen Meter Luft bis zum nächsten geparkten Fahrzeug. Ich fahre extra noch nicht in die Lücke, warte, damit sie nochmal bequem vor und zurück fahren und sich besser hinstellen kann, da stellt sie den Motor ab. Um’s mal mit Jules Worten zu sagen: Ich glaube, mein Rentier pfeift!
Es ist klar, da passt nicht noch ein Auto rein, zumindest nicht, wenn beide noch die Tür aufbekommen wollen. In einem völlig ungeahnten Anflug von Geistesgegenwärtigkeit fahre ich, während sie, noch im Wagen sitzend, ihre Siebensachen zusammensucht, in die Parklücke. So weit nach rechts, dass ich meine Fahrertür noch aufbekommen werde, zu dicht an ihrem Wagen, als dass sie ihre noch aufbekäme.
Während ich aussteige, sehe ich sie empört hinter der Scheibe gestikulieren. Wie befreiend es sich anfühlt, sie freundlich anzulächeln, während ich meine Klappbox mit den Kekspäckchen aus dem Kofferraum hole und ihr den Stinkefinger nur gedanklich zeige!
Als ich in die Post verschwinde, sitzt sie immer noch in ihrem ‚Gefängnis‘ und regt sich auf, anstatt einfach einmal zurück zu fahren und einen halben Meter weiter nach rechts, wo sie jede Menge Platz hätte.
Diese seltenen Momente, wo mich die Dreistigkeit von anderen mal nicht sprachlos macht, sondern wo ich solchem Verhalten wirklich angemessen begegnen kann, mal nicht den Kopf einziehe, die tun wirklich richtig gut! 🙂
Katja