Gegen die Schreibentwöhnung und die Bildgewöhnung

Soviel hab ich im Kopf in diesen Tagen, aber irgendwie gelingt es mir gerade nicht, den Kanal über die Finger in die Tastatur zu nutzen. Ich merke, dass es wirklich eine Übungssache ist, dieses (Auf-)Schreiben, dass es mir schwer fällt, Gedanken zu fassen zu bekommen, wenn ich aus der Übung bin. Und das ist eigentlich doof, weil ich merke, dass es mir nicht gut tut, den ganzen Kram im Kopf zu behalten anstatt ihn rauszulassen. Und ich merke wieder einmal, dass ich mir bewusst die Zeit nehmen sollte, Dinge aufzuschreiben – erst recht dann, wenn ich das Gefühl habe, keine Zeit dafür zu haben.

Die Zeit zieht gerade rasend schnell an mir vorbei. Eben noch war Mitte November und jetzt ist schon der zweite Advent vorbei. Und wie sehr sie rauscht, die Zeit, merke ich daran, dass ich nicht einmal daran gedacht habe, dem Blog für den Dezember einen neuen Hut zu verpassen. Das will ich jetzt aber endlich doch noch tun, obwohl – oder vermutlich gerade weil – ich merke, wie ich mich an den Sonnenuntergang und die warmen Farben gewöhne, wie sich das hier vertraut anfühlt. Aber genau darum ging es ja in meinem kleinen Loslass-Projekt mit dem Headerwechsel. Die Übung darin, Vertrautes aufgeben, loszulassen, Platz für Neues zu schaffen. Und deswegen jetzt auch der neue ‚Hut‘.

Das neue Headerfoto stammt vom Wochenendtrip ans belgische Meer Ende Juni/Anfang Juli, genauer gesagt aus Brügge, dieser wunderschönen Stadt mit ihren Kanälen und Brücken und faszinierenden Häuser, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe.

Katja

Meine zugehörige Brüggeschwärmerei gab es hier zu lesen. Alle alten Hüte finden sich auf dem Hutständer.

13 Kommentare zu “Gegen die Schreibentwöhnung und die Bildgewöhnung

  1. Gedanken in Schriftform zu fassen ist, finde ich, zum Einen Übungssache und zum Anderen abhängig von der Tagesform.
    Wenn ich Schwierigkeiten damit habe, dann beginne ich zunächst, einfach nur die Gedankenfetzen niederzuschreiben, ohne gleich schon was Zusammenhängendes in Schöner Form zu erzwingen.

    Deinen neuen Header finde ich sehr schön. 🙂

    Viele Grüße
    Julia

  2. @hühnschn: Oh cool. Dann musst du die Winterbilder mitbringen. 🙂

    @Michael: Brügge ist wirklich sehr sehenswert! Uns hat es dort unheimlich gut gefallen und ich hätte am liebsten die Zeit gehabt, jedes einzelne Haus in der Altstadt genauer zu betrachten (und natürlich zu knipsen), weil jedes so besonders ist. Liebe Grüße zurück! 🙂

    @Julia: Ja, die Tagesform spielt natürlich auch eine Rolle. Aber wenn ich gerade ‚drin‘ bin, weil ich das häufig mache, fällt es mir gerade dann auch leichter, an nicht so guten Tagen den Kopf schreibend aufzuräumen. 🙂

    Sei herzlich Willkommen auf meinem Blog und liebe Grüße!

  3. Es gab Zeiten, da brauchte ich das Geschriebene täglich. Jedoch fand ich es grausam, die Tasten dafür zu benutzen – ich schrieb mit der Hand einfach in eine Kladde… es gibt viele dieser Kladden. Und am bemerkenswertesten finde ich im nachhinein, dass es manchmal nur ein einziger Satz war, der den Weg auf´s Papier fand – doch der sagte mehr, als tausend Worte.

  4. @Corina: Davon gibt es dort wirklich jede Menge. Und die vielen Boote, auf denen man Stadtrundfahrten zu Wasser machen kann, sind entsprechend alle sehr flach, damit sie drunter durchpassen.
    Zur Ruhe: Das wird schon wieder. Gerade ist zwar irgendwie hektisch, aber ausnahmsweise bekomme ich es trotzdem hin, einfach gelegentlich fünfe gerade sein zu lassen und nicht so streng mit mir zu sein. Alleine letzteres tut mal ziemlich gut, also mir das Drömmeln mal zu genehmigen und mich nicht dafür zu zerfleischen. 🙂

    @Rüdiger: *Knicks mach* 🙂

    @Rabea: Darüber hatte ich’s gerade vor ein paar Tagen mit Corina auf deren Blog, wie sich das bei uns gewandelt hat mit dem per Hand schreiben. Früher fühlte sich das für mich oft so an als könne ich mit Stift in der Hand besser denken. Mittlerweile klappt das mit Tastatur besser, schon alleine deswegen, weil ich damit viel schneller bin und mir die Gedanken nicht wegglitschen bevor ich sie tatsächlich aufgeschrieben habe.
    Trotzdem sitze ich aber gelegentlich hier mit Block in der Hand und halte Gedanken auf Papier fest. Das fühlt sich dann nachhaltiger an als via Tastatur.

    Schaust du gelegentlich in deine alten Kladden rein?

    @Andrea: Ich schicke liebe Grüße zurück!

    • Ja, tatsächlich schaue ich mir gelegentlich die alten Texte an. Ich habe extra mit der Hand geschrieben, da mir so das Geschriebene bewusster war. Da ich das 10-Finger-Tippen mal gelernt habe, tippe ich schneller, als ich denken kann 🙂 Das mit der Hand Schreiben hatte auch therapeutische Ansätze, will sagen, mein Anspruch war nicht, einen Gedankengang immer komplett und bis in die letzte Konsequenz zu betrachten, zu durchleuchten und deren Konsequenzen zu durchdenken… zuweilen habe ich einfach jedes Wort und jeden Satz aufgeschrieben, das/der mir gerade in den Sinn kam – da kommen dann die wirklich „wichtigen“ Dinge heraus. Und, jetzt nicht lachen, manchmal habe ich die „wirklich wichtigen Worte“ kalligrafisch umgesetzt oder aber am Computer digitalisiert – das fand ich richtig spannend.
      Es war für mich seinerzeit sehr wichtig, mich intensiv – auf welche Art auch immer – mit dem zu beschäftigen, was mich belastete. Irgendwann jedoch merkte ich, dass dieses ewige Kreisen in dem eigenen Mikrokosmos einen zuweilen den Blick „nach draußen“ vergessen lässt. Darum begann ich Specksteine zu bearbeiten – hierbei war es für mich wichtig, den Stein nicht nach meinem Anspruch und Dafürhalten zu formen, sondern mich von dem Stein inspirieren zu lassen. Dabei kam natürlich nie ein Elefant oder eine Eule heraus 🙂 jedoch lernte ich, das „Gegebene“ zu sehen, zu akzeptieren und – mit dem, dass ich es herausarbeitete, poliert und hübschte – als etwas schönes zu empfinden…
      O.k., das war jetzt eine etwas längere Ausführung… 🙂

      • Und eine sehr interessante noch dazu! Also die Ausführung. Vielen Dank für’s Erzählen. 🙂

        Zum Lachen finde ich daran überhaupt nichts. Ganz im Gegenteil überlege ich gerade, ob ich bei manchen Dingen nicht auch den Schritt zurück zur Handschrift machen sollte, weil das handschriftliche Notieren schon näher an einen herankommt.
        Ich habe zB früher häufig dadurch gelernt, dass ich mir Spickzettel geschrieben habe. Ich hab die zwar (fast) nie benutzt, aber den Stoff mit der Hand zu notieren und mich damit auseinanderzusetzen, wo ich den Inhalt reduzieren kann um an den Kern heranzukommen oder an das richtige Stichwort, das hat meistens genügt, damit ich den Stoff hinterher verinnerlicht hatte.
        Ich glaube, beim Tippen würde das nicht funktionieren, weil es abstrakter und losgelöster ist. Damit bekomme ich Dinge zwar gut nach aussen transportiert, aber nicht so gut nach innen. Hmm. Keine Ahnung, ob man das verstehen kann. 🙂

        Das mit den Specksteinen finde ich interessant. Ich habe noch nie einen bearbeitet, aber ich kann das, was du beschreibst, nachvollziehen. Diese Zufriedenheit, die es bringt, Dinge mit den Händen zu tun. Bei mir sind das eher Küchen- oder Gartensachen, aber ich glaube, im Grunde geht es um das gleiche. Weg von dem rein Inneren gibt mir eher einen/meinen Platz in der Welt als wenn ich nur mit meinen Gedanken alleine rumhantiere.

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