Augen zu und tief einatmen!

Eigentlich sind wir nur auf dem Weg von A nach B in der Straße unterwegs, doch auf einmal ist da dieser Geruch mitten in der Altstadt von Antwerpen. Erdig, würzig, orientalisch. Die Augen schweifen, suchen den Ursprung. Das kann unmöglich eines der Restaurants in der Nähe sein. Das sind fast alles Italiener, typische Touristenabzockläden. Dann links, von aussen eher unscheinbar, durch’s Fenster sichtbar viele Reihen von Gewürzen. Ein Schriftzug ‚Jambalaya‘. Ich kann nicht vorbeigehen. Ich kann an solchen Gewürzläden oder -ständen nie vorbeigehen. Der Duft zieht mich magisch ins Innere des kleinen Ladens. Teile der Decke und der Wand hinter der Verkaufstheke sind mit schweren Orientteppichen abgehängt. Im Thresen, der eine Vitrine ist, stehen unzählige Behälter mit eingelegten Oliven, Peperoni, Artischocken und sicher einem halben Dutzend Dingen, von denen ich nicht mal genau weiss, was es überhaupt ist. An der gegenüberliegenden Wand über die komplette Länge ein großes Holzregal mit schrägen Kisten, in denen sich die Gewürze in Tüten stapeln. Koriander, Kreuzkümmel, Zimt, Pfeffer, Oregano, Knoblauch. Ich kann mich überhaupt nicht satt riechen. Immer wieder schließe ich die Augen und atme tief ein. Irgendwann bemerke ich den Verkäufer im Hintergrund, der mich still grinsend beobachtet. Ich kann nicht anders als ihm, immer noch schnuppernd, zu sagen, was für einen großartigen Laden er hat. Er strahlt, freut sich sichtlich.
An der Wand hinter der Verkaufstheke noch ein Regal. Bis unter die Decke vollgestellt mit großen Vorratsgläsern. Nüsse, kandierter Ingwer, Kerne, Mandeln, Rosinen, Hülsenfrüchte, getrocknetes Obst, Datteln, Süßigkeiten. Der ganze Laden ein Fest für Augen und Nase. Ich sammle ein paar Gewürze zusammen, will mich aber am liebsten gar nicht losreissen. Wenn da nicht vor der Ladentür diese großartige Stadt wäre, von der ich noch so viel mehr sehen möchte…

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Der neue Header stammt aus ebenjenem Laden, in dem ich im Juli in Antwerpen war, und ich muss nur die Augen schließen und tief einatmen und habe sofort wieder den intensiven Geruch der Gewürze in der Nase. Überhaupt wollte ich eigentlich schon lange noch viel mehr Eindrücke aus dieser tollen Stadt, die mein Herz so im Sturm erobert hat, wie es bisher nur Sevilla und Hamburg gelungen ist, hier festhalten. Vielleicht bringt mich ja der Header dazu, noch ein paar mehr Fotos rauszusuchen. 🙂

Bisweilen euch allen einen schönen Dezember! Ich bin ein bisschen spät mit dem Header am Start und auch mein Adventskalender hat noch lauter geschlossene Türchen, weil ich die letzten 2 Tage nur krank im Bett verbracht habe. Aber heute ist’s schon viel besser und morgen wird alles wieder gut! OMMM! 🙂

Katja

Dufte Erinnerung

Ich staune und wundere mich immer wieder darüber, wie mächtig Gerüche sind und wie stark scheinbar Verknüpfungen zu ‚Dufterinnerungen‘ sind.

Gerade bin ich unter der Dusche wieder einmal in meine Kindheit zurückkatapultiert worden – direkt ins Badezimmer des Hauses meiner ‚Bodenseeoma‘. Die hieß so, weil sie einige Kilometer vom See entfernt in einer wunderbaren Villa an einem Hang mit unverbautem Blick auf den Bodensee wohnte. Einige Male pro Jahr besuchten wir sie und ihr Haus hatte ganz spezielle Gerüche, in fast jedem Raum einen anderen.

Vor einigen Tagen hatte ich ein neues Duschgel jener Marke gekauft, von der es bis vor kurzem mein absolutes Lieblingsduschgel gab. Von denen probiere ich eigentlich alle neuen Sorten aus – auch in der Hoffnung, dass es wieder mal ein ähnliches wie mein liebstes geben könnte. In der Flasche roch das ziemlich unscheinbar, aber beim Benutzen!1elf Totaler Erinnerungsflash und ich sah erst meine Oma vor mir, wie sie vorm großen Spiegel steht und ihr Haar bürstet, ihr kleiner, ewig in die Zehen kneifender, wenn man sich meiner Oma, die darauf bestand Omi genannt zu werden, auf mehr als 2 Meter näherte, verzogener Yorkshire Terrier auf dem Toilettendeckel ‚geparkt‘ und dann hatte ich Details des Badezimmers mit seinen goldfarbenen Armaturen vor Augen. Bei dem ich mir nie hätte vorstellen können, es zu benutzen, wenn man im Garten gespielt hatte und schlammig reinkam. Das war für mich eher ein Raum zum Besichtigen und Anschauen als einer zum Benutzen.

Wir hatten, wenn wir zu Besuch waren, zum Glück unser eigenes Bad, das man auch benutzen konnte. Das hatte einen ganz anderen Geruch und erstaunlicherweise hatte ich auch das schon vor einigen Jahren so deutlich vor Augen. Noch erstaunlicher daran ist, dass auch das beim Duschen war und zwar mit einer anderen Duschgelduftrichtung der genau gleichen Marke.

Ob die auf Düfte aus dem Haus meiner Bodenseeoma spezialisiert sind? Irgendwie warte ich jetzt auf jeden Fall darauf, dass die in einigen Jahren eines herausbringen, das wie die Küche meiner Oma riecht – eine Mischung aus Gewürzen und allen möglichen Teesorten, die in Blechdosen im Regal standen – dominiert vom Bergamotte-Aroma des Earl Grey, was sich vermutlich als Duft besser verkauft als die Gerüche nach Apfelmus oder Frikadellen, die es in der Küche meiner anderen Oma zu schnuppern gab. :mrgreen:

Katja

Glück ist #22

…der Duft, von frisch geerntetem Rosmarin, der kurz vorher noch in der Sonne am Strauch wuchs.
Der Geruch beinhaltet soviel Verheißung. Auf Sommer, auf ein leckeres Essen, auf den sonnigen Süden, wo die halbmeterhohen Büsche am Straßenrand wachsen, und nicht zuletzt auf den dort bevorstehenden Urlaub.

Mit geschlossenen Augen einatmen und für einen Moment ist alles gut.

Katja

Little Confessions #24

Ich habe seit fast 15 Jahren ein und denselben Lieblingsduft und benutze seitdem fast ausschließlich dieses eine Parfum. Früher hat das alle paar Monate oder Jahre mal gewechselt, aber an diesen Duft – meinen Duft – kommt seitdem nichts mehr ran. Auch wenn ich mich spätestens vor jeder Reise über den zwar hübschen, aber überaus unpraktischen Flakon ärgere, den man zwingend in seinem Karton packen sollte, weil der Sprühknopf sehr leicht abbricht (was mir mal bei einer vollen 50 ml Flasche passiert ist), wenn etwas dagegenstößt.

Katja

(Wen es interessiert: Noa von Cacharel ist’s.)

Glück ist #19

…die Nase gaaaanz tief in den gerade aufgeblühten Flieder zu stecken und den Duft von Flieder im Sonnenschein ganz tief zu inhalieren. 🙂

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Ist euch eigentlich mal aufgefallen, dass Flieder je nach Tageszeit und Wetter völlig unterschiedlich riecht? Eher frisch und luftig früh morgens und bei Regen, immer noch luftig und süß im lauwarmen Sonnenschein und eine ganz schwere Süße, wenn die Sonne heiss drauf knallt? Ich hab das zum ersten Mal im letzten Jahr wirklich wahrgenommen, als ich viel Zeit im Garten verbracht habe und vor allen Dingen auch nicht mehr geraucht habe, so dass mein Geruchssinn solche Unterschiede überhaupt wieder erfassen konnte. 🙂

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Katja

Urlaubsfeeling

Herrlich! Meine Wohnung duftet gerade wie ein südländischer Bazar und ich kann gar nicht tief genug einatmen um den Geruch möglichst umfassend aufzusaugen.

Dass es so duftet hab ich mir jetzt aber auch hart erkämpft. Nachdem ich das seit Wochen immer und immer wieder vor mir hergeschoben habe und zum Dank bei fast jedem Türöffnen mit einem haarscharf meinen Kopf treffenden oder daran vorbeisegelnden Gewürzgläschen belohnt wurde, habe ich mich endlich des Chaos in meinem Gewürzschrank angenommen.

Meine Mutter kochte fast ausschließlich mit irgendwelchem Tütenzeug, vor allem Soßen, und was nicht aus der Tüte kam, wurde wenigstens mit Knorr Aromat gewürzt. Alles. Selbst wenn ich mir heutzutage ein Rezept von meiner Oma, die es vermutlich schon von ihrer Oma hatte, geben lasse, taucht in der Version meiner Mutter Aromat mit auf. Ansonsten benutzt sie kaum mehr als Pfeffer, Salz und gelegentlich Muskat.

Mittlerweile vertrage ich (zum Glück) Natriumglutamat äusserst schlecht und bekomme direkt Magenschmerzen, wenn ich zuviel davon erwische. Traurig macht mich das höchstens, weil ein Besuch beim Chinesen quasi immer zu Bauchweh führt und ich deswegen darauf verzichte. Und auch ansonsten grenzt es häufig an Glücksspiel, in Restaurants Soßen zu essen. Auszeichnungspflicht? Juckt die wenigsten. In Speisekarten taucht das so gut wie nie auf. Mein Magen beharrt aber oft genug drauf, dass welches drin war.

Selber kochen mochte ich noch nie mit dem Zeug. Wenn ohnehin alles durch den Geschmacksverstärker gleich schmeckt, könnte ich mir das Kochen auch direkt sparen. Als ich also irgendwann anfing zu kochen, habe ich ruckzuck alle Tüten und Päckchen und Fertiggerichte in die Verbannung geschickt und angefangen rumzuexperimentieren. Nach Rezept koche ich fast nur, wenn ich in Erinnerungen schwelgend, ein Gericht meiner Oma nachkoche, ansonsten probiere ich rum – speziell mit Gewürzen. Und dann sammelt sich eben einiges an. Erstaunliche 38 Kräuter und Gewürze sind nach dem Aufräumen und Ausmisten übrig geblieben, die sicherlich in kürzester Zeit in meinem beeindruckend ordentlichen Schrank ganz alleine und ohne mein Zutun wieder ein heilloses Chaos anrichten werden. Genau. Südländisches Temperament und so. Immerhin sind da so Dinge wie Pul Biber mit dabei. Dass ich mit so vielen verschiedenen Gewürzen würze, hätte ich nie gedacht. Denn übrig geblieben sind nur die, die ich auch benutze. Geschmacksverstärkerfrei.

Als ob jemand, der die Wohnung so zum duften bringt, Geschmacksverstärker bräuchte. Was kann denn den Geschmack grandioser verstärken als Gewürze?

Katja (Gewürzfee)