Neulich beim Einkaufen

  • Der Mann mit Farbe an den Klamotten und Mörtelklümpchen im Haar an der Kasse. 4 Flaschen Bier und ein Stück Seife im mitgebrachten Stoffbeutel verstauend und ich frage mich, auf was davon er sich wohl mehr freut. Beides scheint er sich rechtschaffen verdient zu haben.
  • Der Benzfahrer der direkt vor dem Ladeneingang anhält, um seine Frau aussteigen zu lassen, und damit zwei Autos sowie 3 Leute mit Einkaufswagen zum Anhalten bzw. Ausweichen zwingt. Kaum hat er sie rausgelassen, läuft sie dem Auto hinterher zu der Parklücke wo er einparkt. Welchen Sinn das Rauslassen hatte, erschließt sich mir auch bei längerem drüber nachdenken nicht. Weder war sie wacklig zu Fuß, noch regnete es, noch war die Parklücke zu eng als dass man auf beiden Seiten die Türen hätte öffnen können, noch ging sie schon mal in den Laden vor.
  • Die Frau mit übervollem Einkaufswagen, die rücksichtslos den älteren Mann, der mit nur zwei Artikeln in der Hand auf die Kasse zugeht, überholt, um vor ihm dran zu kommen. Er trägt’s mit Fassung und einem Grinsen und nuschelt nur, dass er ja Zeit habe.
  • Das Paar, beide um die 30, scheinbar frisch verliebt, scheinbar zum ersten Mal zusammen einkaufen, um scheinbar hinterher gemeinsam zu kochen. Beide zögerlich auslotend, was der andere wohl mögen könnte, bevor sie einander Dinge vorschlagen. Er mutig beim Gemüse und man merkt ihm den Grünzeugnovizen an als er schwertgleich mit einer Salatgurke rumfuchtelt und meint ‚Wir könnten ja sowas hier mitnehmen.‘ und kurz drauf fragt, ob man ‚das‘ wohl abwiegen müsse.
    Später sehe ich sie noch vor dem Nudelregal und das ist ja ohnehin eine ganz eigene Philosophie.
  • Justin-Kevin (sprich Tsasstinn-Käwien) der, ausgestattet mit eigenem kleinen Kindereinkaufswagen jedesmal, wenn er auch nur ansetzt, etwas reinzupacken, lautstark mit einem ‚Tsasstinn-Käwien, die Mama hat nein gesagt.‘ ermahnt wird. Das ’nein‘ war allerdings nie zu hören und ich weiss beim besten Willennicht, weswegen der Kleine, dann überhaupt den eigenen Wagen bekommt, wenn er ihn komplett leer durch den Laden schieben muss und nichts einpacken darf. Und ich weiss noch weniger, weswegen er mit einem Namen gestraft ist, den die Mama, die immer nein sagt, nicht mal auch nur annähernd richtig aussprechen kann.
  • Die zwei älteren Frauen, plaudernd vorm Ladeneingang. Hätte ich eine davon nicht schon häufiger gesehen und gewusst, dass sie Deutsche ist, ich hätte mich gefragt, in welcher Sprache die beiden sich unterhalten, so fremdländisch klang das alles in meinen Ohren. Ich werde mich wohl nie an den Dialekt dieser Gegend gewöhnen.
  • Dieses doofe Gefühl, jemandem zu begegnen, demjenigen flüchtig zuzunicken, weil man weiss, man kennt sich und partout nicht drauf zu kommen, woher man den-/diejenige/n kennt und sich folglich auch zu fragen, ob man angemessen reagiert/gegrüßt hat oder vielleicht gerade total unhöflich war, weil man wenigstens etwas hätte sagen sollen. Passiert mir immer mal, wenn ich Menschen nur in einem bestimmten Kontext (Friseur, Werkstatt, Zahnarztpraxis,…) kenne und ihnen ausserhalb dessen begegne. Auf der Heimfahrt fiel’s mir dann ein, aber bis dahin hat mich das nicht wieder losgelassen.
  • Die Kassiererin, die mich als ich mein Bund Thymian auf’s Band lege fragt, ob’s 99 Cent kostet und ich entgegne, dass ich nicht ganz sicher sei, aber glaube, es wären 69 Cent und sie vertraut darauf, dass ich mich richtig erinnere und geht nicht nochmal los um das zu überprüfen. Und das obwohl nach mir niemand mehr an der Kasse anstand, der hätte warten müssen.
    Und hinterher frage ich mich dann, weswegen das nicht die Regel sein kann und weswegen es dieses entgegengebrachte Vertrauen ist, was mir als ungewöhnlich auffällt.
  • Der junge Mann, fast 2 Meter groß, mit der alten Frau, vermutlich seiner Oma, die ihm nicht mal bis an die Brust reicht. Beide mit ernsten Mienen und sie kaufen ausschließlich Grabgestecke. Viele.

Katja