…bei einer Kaffeeverkostung gewesen.

Im Juli durfte ich in Antwerpen zum ersten Mal an rohen Kaffeebohnen schnüffeln und Isabelle, eine der Inhaberinnen des Caffe Mundi zeigte uns ihre Rösterei und erklärte uns einiges über Kaffeebohnen und deren Röstung.

Als bekennender Kaffeejunkie fand ich das ungeheuer spannend und lächelte folglich breit, als ich vor ein paar Wochen mit @nelladarren und dem Lieblingsrüdiger Kaffeetrinken war und als dort Heiko, der Betreiber des ‚Café zu mir‚ (Geht da hin! Die haben guten Kaffee!) direkt ansetzte und und ähnlich spannende Einblicke gewährte als ich ihn etwas über seinen sehr guten Kaffee fragte.
Als ich dann kurze Zeit später mitbekam, dass es dort ein Cuptasting geben sollte, wusste ich, dass ich da unbedingt hin möchte.
Das war dann heute und es war überaus genial.
Marcus von den Slow Coffee Roasters, der den Workshop leitete, beschäftigt sich in seiner Freizeit seit 20 Jahren mit Kaffee und das merkt man deutlich. Ich habe heute in den etwa 4 Stunden dort mehr über Kaffee erfahren als in meinem ganzen bisherigen Leben. Angefangen bei den Pflanzen, über die Ernte, die Verarbeitung, Lagerung, Aromen und wie die von der Bodenbeschaffenheit abhängen, Koffeingehalt und wie der von der Entfernung der einzelnen Kaffeekirsche (die Bohnen wachsen nämlich in Kirschen 😀 ) vom Stamm der Pflanze abhängt (je weiter weg, desto koffeinreicher, weil es der Schädlingsabwehr dient), Röstung, Zubereitung – uffff.

Ich habe erfahren, dass der teuerste Kaffee, der Kopi Luwak (von dem die meisten vermutlich schon gehört haben, es ist jener, der auch ‚Katzenkaffee‘ genannt wird, weil er den Verdauungstrackt von Fleckenmusangs durchlaufen hat) seine hohe Qualität überhaupt nicht durch die Verdauung durch die Tiere bekommt – die Bohnen bleiben da unverändert, sondern nur so gut ist, weil die Tiere sich nur die besten Kirschen vom Baum schnappen, also eine natürliche Selektion betreiben und dass Arabica-Kaffeepflanzen etwa 3 Meter tief wurzeln.
Ich habe erfahren, wie es sich auf die Aromen im Kaffee auswirken kann, ob die Bohnen gewaschen werden oder natural bleiben, wie sich Aromen entwickeln, je nachdem ob die Bohnen vorm Trocknen aus dem Fruchtfleisch gelöst werden oder nicht und wie man selbst nach der Röstung gewaschene von ungewaschenen Bohnen unterscheiden kann.

Gleiche Bohnensorte. Oben gewaschen (erkennt man an der hellen Rille in der Bohne) unten ungewaschen (durchgängig braun).
Ich weiss, wieso Kaffeebohnen auf einer Seite rund und auf der anderen flach sind – in einer Kirsche bilden immer zwei Bohnen ein Paar und die flachen Seiten liegen mittig zusammen – und dass es manchmal Ausnahmen davon gibt, wenn nur eine Bohne in der Kirsche war, dann ist die viel runder (ich glaube, die hießen Pearlbeans).
Ich habe erfahren, dass gerösteter Kaffee ein Aromarad durchläuft und dass eine Art Reifeprozess (dessen Namen ich vergessen habe) stattfindet, bei dem viele verschiedene Aromen durchlaufen werden, aber dass fast jede Sorte charakteristische Aromen hat, bei denen sie dann stehen bleibt und die sich möglicherweise noch intensivieren.
Was ich vorher schon gelernt hatte, dass man slow roasted coffee (also jenen, der bei niedriger Temperatur und dafür viel länger als industriell gerösteter, der bei hoher Temperatur ‚verbrannt‘ wird) innerhalb von einer Woche bis zu höchstens 2-3 Monaten nach der Röstung trinken sollte, hat Marcus heute alleine dadurch relativiert, dass er uns an einem sehr frisch vor einer Woche gerösteten Kaffee riechen ließ und an einem vor über 3 Monaten gerösteten der gleichen Bohnen, der so intensiv nach Nougat roch, dass ich am liebsten die Nase für immer in der Tüte gelassen hätte.

Und Marcus kam auch immer wieder auf die Situation der Kaffeebauern zu sprechen und wie wenig vom ohnehin sehr geringen Preis, den Kaffee hat, bei ihnen ankommt. Selbst bei fair gehandeltem Kaffee kommt nur ein Bruchteil des höheren Preises bei den Bauern an. Verbessern lässt sich das momentan vor allem im Kleinen: er bezieht seine Bohnen möglichst direkt und mit möglichst wenigen Zwischenhändlern von den Bauern und oft stecken da nur wirklich kleine Ernten dahinter. Die höhere Bezahlung und der höhere Kaffeepreis kommt am Ende ja nicht nur den Bauern zugute sondern kommt sogar in Form von wirklich gutem Kaffee zu uns zurück. Denn klar ist, dass der optimale Anbau sowohl zeit- als auch arbeitsintensiv ist. (Don’t stress coffee!)
Nach und neben viel Theorie (ich hätte mir in irgendeiner Form ein Handout oder irgendetwas gewünscht, weil es so eine wahnsinnige Flut von Informationen war, dass ich schon beim Zuhören wusste, ich werde nur wenig davon tatsächlich detailliert mit nach Hause nehmen) haben wir 20 verschiedene Kaffeebohnensorten angefasst, gerochen und schließlich verkostet. Die Vielfalt der Aromen hat mich schier erschlagen. Von Nuss über Schokolade über Johannisbeere über Blaubeere über Honig über Orange über Nougat über Zitrone über Früchtetee (echt wahr) bis hin zu einem Kaffee – dem Rocko Mountain – der schmeckt als würde man in eine Honigmelone beissen.

Es war ein unfassend spannender Tag! Ich bin selig und bin mit 5 ganz wunderbaren Kaffeesorten nach Hause zurück gekommen und freue mich schon drauf, die hier durchzuprobieren.

Katja
(mehr erste Male)
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