Zum ersten Mal #9

…an rohen, ungerösteten Kaffeebohnen geschnüffelt.

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Und das kam so:

Wir sind in Antwerpen so unfassbar viel mehr durch die Gegend gelaufen als wir es üblicherweise tun, dass uns am 2. Tag die Füße weh taten. Das sorgte dafür, dass wir – auf dem Weg zum Vleeshuis – spontanen Bedarf hatten, uns einen Augenblick hinzusetzen und weil die Füße so ordentlich weh taten, sind wir nicht bis zum nächsten hübschen Platz gelaufen, wo man bei unheimlich toller Aussicht im Schatten sitzen und etwas trinken kann, sondern ließen uns in einer Seitenstraße auf die Stühle vorm ersten Café fallen, an dem wir in dem Moment vorbeikamen.

Die Karte war überraschend spartanisch. Hauptsächlich Kaffee und nicht einfach die üblichen Verdächtigen mit Latte Macchiato und Co., sondern eine Auswahl aus mehreren Kaffeebohnensorten, je mit ein paar Stichworten zum Geschmack, und die gab es dann je als Espresso oder Cappucchino und dergleichen. Möglicherweise ist das für Stadtmenschen in dieser Weise normal, für mich Dorfkind war es durchaus überraschend. Hatte ich so noch nicht gesehen. Weil wir völlig unschlüssig waren, erklärte uns der Kellner die einzelnen Sorten und half uns bei der Auswahl, was dazu führte, dass ich kurze Zeit später vorm besten Kaffee meines bisherigen Lebens saß. Der Mitdings, der eine andere Sorte gewählt hatte, trank den bis dahin zweitbesten Kaffee meines Lebens und wir waren beide ordentlich baff – hatten wir doch vor etwas über einem halben Jahr angefangen, tiefer in die Materie einzutauchen und uns diverse Kaffeesorten zum Probieren zu bestellen, um endlich mal einen richtig tollen zu finden und dann fanden wir den besten überhaupt durch einen solchen Zufall. Zu jeder Tasse gibt es noch dazu eine Infokarte über die Kaffeesorte. Ich mag das ja sehr, wenn Menschen etwas mit soviel Herzblut machen. 🙂

Zum Glück kann man den genialen Kaffee nicht nur in Antwerpen trinken, sondern die verkaufen ihn auch. Wir gingen erst mal weiter zum Vleeshuis, drehten noch eine Runde in der Altstadt und waren kurze Zeit später wieder im Caffe Mundi, probierten noch zwei andere Kaffeesorten und waren uns schnell einig, dass wir 3 der 4 probierten Sorten mit nach Hause nehmen wollten. Da erfuhren wir dann auch, dass sie den nicht nur toll kochen und verkaufen, sondern ihn selber rösten. Während Tom unsere Tüten abwog und frisch für uns verpackte, spendierte Isabelle uns einen Espresso von einer der beiden Bohnensorten, die wir noch nicht probiert hatten und fragte, ob wir Lust hätten, uns die Rösterei anzuschauen. Und ob wir hatten!

Das war unheimlich interessant und informativ und so großartig, weil ich nicht damit gerechnet hätte, durch einen solchen Zufall in einer Stadt, die ich ohnehin schon so toll fand und die mir so gut gefiel, jetzt auch noch etwas über Kaffeeröstung zu lernen. Die beiden haben ein tolles Café und sind unheimlich freundlich und aufgeschlossen. Falls es euch je nach Antwerpen verschlägt und ihr Kaffee liebt, geht da unbedingt hin! Ich bin bisweilen froh, dass ich den Nachschub auch online ordern kann.

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Ach ja: Frische Kaffeebohnen riechen nach Gras und (überraschenderweise) ein bisschen nach Bohnen und sind viel kleiner als im gerösteten Zustand. Größer werden sie erst nach dem ersten Knacken bei der Röstung, bei der die Haut aufplatzt.

Heute Morgen durfte ich die erste Tüte öffnen (nach der Röstung braucht er eine Woche bis er sein Aroma entfaltet und meiner ist letzen Montag geröstet worden) – jetzt fehlt mir nur noch jemand, der mir zu Hause auch so hübsche Blümchen in den Milchschaum malt. 🙂

Katja