angebrochene Gedanken

Je unaufgeräumter es sich gerade im Kopf anfühlt, desto größer wird mein Bedürfnis nach äusserer Ordnung und so räume ich wieder mal Schränke aus, gucke den Kram durch, räume Schränke wieder ein und da, wo ich vorher kaum Überblick hatte, was sich alles darin befindet – gerade bei den Fächern und Schubladen des großen Vorratsschranks in der Küche – ist auf einmal durch bessere Ordnung wieder jede Menge Platz frei, kann man wieder sehen, was sich in der Schublade befindet, findet man sich auf Anhieb zurecht. Und ich denke mir und frage mich, warum zur Hölle nur, muss das mit den Gedanken so viel komplizierter sein?! Also setze ich mich hin, die Finger auf der Tastatur und versuche, den Kopf erst mal leer zu räumen, zumindest das Gedankenkarussell dazu zu bringen, sich ein bisschen langsamer zu drehen.

Da sind viele Dinge, bei denen es ums Loslassen geht, oft begleitet von sehr ambivalenten Gefühlen und dann ist da ein Stapel, ein ziemlich wüstes Durcheinander zugegebenermaßen, mit meinen ganzen inneren Kämpfen zwischen Unsicherheit, Selbsthass und ihren Freunden auf der einen Seite und dem Wunsch, mir und meinem Wert endlich selbst bewusst zu werden auf der anderen Seite. Dazwischen purzeln Fragen um Selbstschutz, um Abgrenzung, um ‚böse‘ Gefühle und wie das mit dem Verzeihen eigentlich ist. Alles angedachte, angebrochene Gedanken, keiner davon irgendwie zu Ende gedacht und ich wünsche mir schon wieder, es wäre so leicht wie mit den Vorräten und ich könnte jetzt einfach mal eins nach dem anderen davon ‚aufbrauchen‘, zu Ende denken, den Knoten lösen, irgendwie damit klarkommen.

Ich bin ein Listenmensch, eine, die gerne abhakt, die gerne erledigt und Sachen zu Ende bringt. Es sind gerade immer wieder diese vielen losen Enden gleichzeitig, die mich irre machen…

Katja

vorher – nachher

Nachdem die schlimme Flurecke vor etwa 1,5 Jahren einem Schrank zum Opfer fiel und seitdem nicht mehr dauerhaft wüst chaotisch sondern ganz annehmbar aussieht und ich mich vor allem viel wohler damit fühle als vorher, als dort noch ein offenes Regal stand, ist jetzt meine schlimmste Sorgenecke der Wohnung endlich beschränkt (bestimmt muss das so heissen!) worden.

In der vorherigen Wohnung hatten wir eine Nische im Flur vor der Küche, aus der mit einer Tür eine passable Speisekammer geworden war. Dort stand u.a. ein offenes Holzregal mit Lebensmitteln. Das ist damals mit hier eingezogen und wanderte in die Küchenecke, weil der Stauraum in den Schränken nicht für Geschirr und Vorräte ausreichte, eigentlich als Übergangslösung gedacht bis wir Geld und Idee für eine Lösung hätten. Dieses Regal sah immer unordentlich aus – auch wenn ich’s einen Tag vorher komplett aus- und aufgeräumt hatte und es war ausserdem viel zu klein, weswegen es dauernd zu voll und noch chaotischer aussah.

Aber das ist jetzt auch vorbei, denn in der einstigen Schmuddelecke wohnt jetzt der neue Koloss von Küchenschrank! 🙂

daily4

Protipp: Nehmt euch nur vor, einen Faktum vom Möbelschweden nach eigenem Gutdünken aus den Teilen, die man ja alle einzeln erhalten kann, zusammenzubasteln, wenn ihr gute Nerven und einiges an handwerklichem Geschick habt.

Bei uns war das nämlich so:

Wir wollten eigentlich in der unteren Hälfte, bei zweien der drei Segmente, Schubladen hinter Schranktüren verbauen. Rein theoretisch geht das beim Faktum und es gibt auch einen fertigen Komplettschrank, bei dem das so gelöst ist. Wir haben uns das auch extra im Markt angeschaut. Das Problem war, dass das Ausstellungsstück keine Tür eingebaut hatte und wir folglich nicht gemerkt haben, dass man das zwar so verbauen kann, dass es aber praktisch nur funktioniert, wenn die Tür im exakt richtigen Winkel geöffnet ist. Weder ein bisschen weniger offen, noch ein bisschen mehr funktioniert, weil dann die Schubladen gegen die Tür dotzen. Und die natürliche Position der Tür, wenn man sie geöffnet hat und loslässt ist nicht jene, in der man die Schubladen noch öffnen könnte. Man braucht also immer 2 Hände gleichzeitig frei, um eine der Schubladen rausziehen zu können.

Gemerkt haben wir das natürlich erst während wir am Aufbauen waren. Es musste also eine neue Lösung her. Hinter der mittleren unteren Tür verbirgt sich jetzt eine Art Apothekerschrank. Ganz oben ist eine Schublade befestigt und ganz unten – dazwischen die Schubladen kann man einzeln herausziehen. Das ist viel praktischer als Apothekerschränke, bei denen alle Laden befestigt sind, weil man bei denen viel Platz verliert – man muss ja überall genügend Luft haben, um die Dinge nach oben weg rauszunehmen.

Auf der linken Seite wollten wir dann lieber die Schubladen mit Frontblenden verkleiden. Das Problem ist nur: es gibt zwar 1,25 m hohe Türen, die wir auch unten in die Schränke eingebaut haben, aber man kann aus den erhältlichen Schubladenfronten keine 1,25 m zusammensetzen. Nur gut 1,26 m. Und man kann die 1,26 m auch nicht mit allen möglichen Tricks der Höhenverstellbarkeit so ausjustieren, dass sie auf die 1,25 m passen. Das war jetzt der letzte Teil des großen Dramas und der, der sich am dussligsten lösen ließ – nämlich nur mit Säge und Hobel und Schleifpapier und demnächst noch mit Lack.

Das gute Stück hat uns echt einige Nerven gekostet, aber jetzt steht er endlich! Naja, das tut er eigentlich schon länger. Aber jetzt ist er endlich quasi komplett und ich bin schon so an die glatte und ordentlich aussehende Oberfläche gewöhnt, dass ich gerade einen echten Schrecken bekommen habe als ich das seinerzeit extra geknipste Vorher-Foto gefunden habe. 😀

Katja