Was mir am Herzen liegt – (m)eine Bitte an euch

(oder: immer wieder im November)

Meistens bin ich ein optimistischer Mensch und auf der Suche nach positiven Dingen, über die ich mich freuen kann. Ich liebe es zu fotografieren, zu reisen, in der Küche zu wurschteln oder im Garten, in einem Buch zu versinken. All das sind Dinge, die mir gut tun und von denen ich weiss, dass sie recht zuverlässig funktionieren.

„Man kann dir das gar nicht glauben, dass du Depressionen hast, wenn man dich so sieht und mit dir redet.“ sagte mir eine Bekannte vor ein paar Jahren und genau das ist ein großer Anteil der Heimtücke, die Depressionen an sich haben. Man sieht es den Betroffenen oft nicht an. Niemand hinkt oder hat eine laufende Nase. Es gibt keine Beulen, Blutergüsse oder eingegipste Körperteile. Manchmal/bei manchen gibt es Schnitt- oder Kratzwunden, aber die zeigt man natürlich niemandem. Und auch die Tränen versteckt man oft. Von aussen sieht man einem depressiven Menschen die Depression erst mal nicht an und oft merkt man sie der- oder demjenigen auch nicht an, denn das Gefühl der eigenen Unfähigkeit/Unzulänglichkeit bringt einen dazu, nach aussen hin eine Maske zu tragen, sich möglichst nichts anmerken zu lassen.

Es gibt kein gesellschaftlich anerkanntes Symptom, kein äusseres Merkmal, das der Krankheit nach aussen eine Art Rechtfertigung verleiht. Man hat „nur“ die Dinge, die in einem passieren und da ist die Bandbreite weit und verschieden. Mal zerreisst einen ein inneres Fegefeuer und alles in einem schreit vor Schmerz. Mal ist alles dumpf und taub und grau und man befindet sich in einem zombieartigen Zustand (zumindest stelle ich mir den so vor), völlig vom echten wachen Leben und den eigenen Gefühlen abgeschnitten. Und alles dazwischen und noch mehr und ohnehin bei jedem anders.

Was da mit einem passiert, kann man oft selber so wenig verstehen (zumindest anfangs), dass man es erst recht niemandem erklären kann und spätestens, wenn man zum zweiten Mal „jetzt reiss dich mal zusammen“ oder „stell dich nicht so an“ oder „du musst doch nur“ oder ähnliches gehört hat, neigt man dazu, noch besser zu verbergen, wie es einem geht. Denn man weiss das ja selber nicht so genau, zweifelt an sich selber, zweifelt, ob man sich tatsächlich „nur anstellt“ und sich „einfach nur zusammenreissen“ müsste, damit wieder alles gut ist. Aber wie geht denn dieses Zusammenreissen?

An manchen, schlimmen Tagen ist man ja schon froh, wenn man überhaupt noch weiss, wie aufstehen und zur Toilette gehen funktioniert. An Duschen oder Essen oder weitere so unfassbare Anstrengungen ist da nicht zu denken. Manchmal erscheint selbst Atmen als Überforderung.

Und manchmal wünscht man sich, man könnte einfach aufhören zu atmen. Und zu leben.

Diese ganz schlimmen Phasen und Gedanken und der Wunsch, nicht mehr weiterleben zu müssen, sind bei mir zum Glück schon lange Geschichte. Ich habe, mittlerweile häufig genug erlebt, dass jede dieser unterschiedlich dunklen Phasen irgendwann wieder vorübergeht und ich habe, dadurch, dass ich mich genau beobachte, auch gelernt, wie ich mich selber aus dem bodenlosen Fallen wieder rausholen kann, gelernt, welche Methoden bei mir (zumindest oft) funktionieren.

Aber ich weiss auch, dass diese depressiven Phasen mich immer wieder erwischen, mir immer wieder die Beine unterm Hintern wegziehen – auch wenn ich noch so gut auf mich aufpasse und versuche, das zu vermeiden oder den Fall zumindest abzufedern.

Das ist bei mir – auch – von der Jahreszeit und der Helligkeit bzw. fehlenden Helligkeit abhängig, wie gut es mir gelingt. Speziell im November, wo zu der dauernden Dunkelheit für mich persönlich noch viele Tage mit schmerzhaften Erinnerungen dazukommen, bin ich mittlerweile besonders darauf bedacht, mir möglichst viele Aktivitäten zu suchen, die mich vom Grübeln ablenken. Und trotzdem merke ich – auch dieser Tage – wieder, wie ich mich zu kaum etwas aufraffen kann, wie alle Kleinigkeiten mir große Kraft abverlangen, was mir beides mittlerweile Warnzeichen geworden ist.

Aber gerade weil es mir mittlerweile (an Jahren gemessen) so viel besser geht, ist es mir – speziell zu dieser Jahreszeit, wo durch fehlendes Licht und durch die anstehende Weihnachtszeit, in der sich Einsamkeit für viele besonders gemein anfühlt – ein Anliegen, wieder einmal die „Werbetrommel“ zu rühren*, für mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für diese hundsgemeine Krankheit Depression und die an ihr erkrankten Menschen.

Bitte passt ein bisschen aufeinander auf. Fragt die Menschen in eurem Umfeld wieder einmal, wie es ihnen geht. Gerade jene, die sich vielleicht ein bisschen zurückgezogen haben. Und seid zugewandt und hakt nach, falls ihr ein ‚muss ja‘ oder dergleichen zu hören bekommt.

Bitte tut Depressionen nicht als „sich anstellen“ ab und sagt nicht über andere / zu anderen, sie sollten „sich zusammenreissen“. Depressionen sind eine ernste Erkrankung, deren Heilung nicht durch ausreichendes „Wollen“ zu bewältigen ist.

Bitte sprecht nicht abwertend über die Erkrankung und über die Erkrankten
(auch nicht, wenn sie nicht dabei sind)
(auch nicht, wenn ihr genervt seid, dass mehr Arbeit an euch hängen bleibt, weil die Kollegin „Burn out“ hat – ihr meckert (vermutlich) auch nicht über den blöden Meier, der sich jetzt ausgerechnet den Fuß gebrochen hat, wo Urlaubszeit ist und ihr unterbesetzt seid).

Bitte helft so mit euren Worten und eurem Verhalten dazu beizutragen, dass das Tabu, das dem Thema Depressionen anhaftet, in eurem Umfeld ein bisschen kleiner wird. Je „normaler“ der Umgang mit der Krankheit wird, desto einfacher wird es auch für Betroffene, sich zeitnah Hilfe zu holen.

Bitte passt vor allem auf euch selber gut auf!

Wenn ihr betroffen seid und in einer akuten Krise: Bitte holt euch Hilfe!

Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die Ambulanz der nächstgelegenen Psychiatrischen Klinik oder die Telefonseelsorge (in Deutschland 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222; in Österreich 142; in der Schweiz 143). Wenn diese nicht erreichbar sind, rufen Sie den Notarzt (in Deutschland 112, in Österreich und der Schweiz 144).

(Quelle: http://www.deutsche-depressionshilfe.de/ – Dort gibt es auch viele Informationen.)

*Dieser Teil fällt mir am schwersten, denn ich kann nicht gut um Aufmerksamkeit bitten, wo sie mir nicht von selber geschenkt wird. In diesem Fall tue ich es trotzdem (wieder einmal), denn es geht mir nicht um Aufmerksamkeit für mich, sondern um jene für das Thema und ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht krumm, wenn ich euch dafür einmal im Jahr auf die Pelle rücke und euch nachdrücklich bitte, den Link bzw. den Artikel zu teilen und zu verbreiten.

Ich wünsche mir sehr, dass es irgendwann genauso normal sein kann, über Depressionen zu reden, wie über eine Grippe!

Danke für’s Lesen, für die Aufmerksamkeit. Danke für’s Weitersagen!

Katja

 

62 Kommentare zu “Was mir am Herzen liegt – (m)eine Bitte an euch

  1. Ich hatte jahrelang eine depressive Partnerin und weiß, wie heimtückisch die Depression ist und wie gut sie sich maskiert.

    Ich bin allerdings immer noch unsicher wie damit am Besten umzugehen ist. Als lösungsorientierter Mensch habe ich lange gebraucht um zu kapieren dass das Aufzeigen vermeintlicher Lösungen für Partikularprobleme der verkehrte Weg ist. Bei der Partnerin war ich irgendwann einfach nur da. Aber wie ist das im Gespräch mit Leuten die mir nicht so nah sind? Einfach nur zuhören? Sich für den anderen interessieren? Ist das der richtige Weg? Bin für jeden Tip dankbar.

    • Sehr empfehlenswert: Matthew und Ainsley Joohnstone: Mit dem schwarzen Hund leben. Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich selbst dabei zu verlieren.

      Und, soweit der/die andere ds zulässt: im Gespräch bleiben. Zuhören. Konkret da sein und nicht „einfache“ Ratschläge geben. Ratschläge sind auch Schläge, sagte mal ein weiser Menschen – das fühlt sich für Betroffene so an. Und ist für die Angehörigen unendlich schwer auszuhalten.

    • @Silencer: Ich glaube, es gibt da leider keine allgemeingültige Lösung. Mir persönlich hilft es zB zu wissen/merken, dass Menschen da sind und bleiben und sich nicht von mir abwenden in den Momenten, wo ich selber so wenig mit mir zurechtkomme.
      Ratschläge kann ich auch nur schwer aushalten, denn man ist ja als depressiver Mensch nicht zwangsläufig einfach zu dusslig auf mögliche Lösungen zu kommen und es ist anstrengend, Menschen, von denen man weiss, dass sie es ja eigentlich gut mit einem meinen, immer wieder zu sagen ‚ich weiss, dass du damit recht hast, aber es geht eben nicht, ich kann’s eben nicht‘. Dieses geht-nicht und es aber nicht richtig erklären können, wo die Grenze / die Sperre ist, ist schwierig und zu dem Verdruss über die eigene „Unfähigkeit“ kommt dann oft noch das Gefühl, andere zu enttäuschen. Das zieht dann eher runter statt tatsächlich zu helfen.

      Das ist alles wenig verallgemeinerbar. Im Grunde ist es all das, was du selber schreibst: Zuhören, interessieren.
      Im Zweifel fragen, ob man etwas bzw. was man tun kann. Das ist oft besser als einfach selber zu raten, was helfen könnte und ist auch eher auf Augenhöhe.

  2. Ich weiß genau, was du meinst. Ich bin eigentlich jemand, der total viel und gerne lacht, aber trotzdem eben auch eine Betroffene. Gestern war übrigens Robert Enkes 5. Todestag, das hat mich auch noch einmal daran erinnert.

  3. Gut gebrüllt, werte Katja. Manchmal wünscht man sich eine fette eitrige Akne als Symptom, damit das Drama dahinter ein Gesicht bekommt.
    Mittlerweile gehe ich in die Offensive, und damit erziele ich erstaunlich gute Erfolge. Wenn es mir gut geht, geht es mir gut. Wenn es mir schlecht geht, kommen keine dummen Sprüche mehr. Aufklärung durch Betroffene scheint mir ein sehr hilfreiches Mittel zu sein, wenn man denn lernt, offensiv damit umzugehen, statt vor Scham – über all seine Unzulänglichkeiten – im Sumpf in der Isolation zu versinken.

    • @Jane: Danke Jane! Offen damit umzugehen gelingt mir mittlerweile auch ganz gut, offensiv (noch) nicht. Aber ich merke auch, wie gut das tut. Als ich irgendwann meiner Nachbarin von den Depressionen erzählte, fing sie auch an über sich zu reden – ihr geht es ganz ähnlich. Und irgendwie ist es tröstend, sie in der Waschküche zu treffen und zu wissen, dass es eine ganz ernstgemeinte Frage ist, wenn eine wissen will wie es der anderen gerade geht und kein höflicher Smalltalk. 🙂

      • 🙂
        Ich denke da so: nehmen wir mal die Schwulen. Haben die nur mal so, weil es an der Zeit war, erreicht, was sie erreicht haben? So angenommen zu werden, wie sie sind. Mitnichten, das war ein Tabu, das von innen heraus aufgeweicht wurde, ehe es dann brach. Gut, die Engstirnigen haben noch immer Vorurteile, aber wen interessiert das Geschwätz von einer dummen Minderheit?
        Darum ist auch dein jährliches Erinnern ein sehr guter Weg.

        Nach meinem letzten Umzug (komplett neues Umfeld) erkenne ich, wie erleichternd das ist. Ich erzähle knapp, was Masse ist, dann wird nachgefragt, ich antworte. Geht es mir schlecht, kommen keine dummen Sprüche, im Gegenteil. Man ist bemüht. Igel ich mich ein, weiß jeder, dass das nicht gegen ihn persönlich geht, sondern ich einfach mal eine Auszeit brauche.
        Der Vorteil war wohl der komplette Neustart, und die Einsicht dahinter, dass man mich nur verstehen kann, wenn ich es zulasse.
        Es ist wirklich erstaunlich, was sich dadurch getan hat.
        Und mit jemanden reden zu können, der selbst betroffen ist, ist wertvoll. Am normalsten habe ich mich in der Klinik unter anderen Betroffenen gefühlt. Man muss nicht viel sabbeln, sich nicht verstellen. Ja, als ob man das erste Mal unter normalen Menschen ist, und alle Menschen bisher eher nicht „normal“ waren.

        Ich bekam auch immer zu hören, dass ich doch keine Depression haben kann, bei meinem Humor. Vielleicht ist eben dieser Humor der Punkt, dass ich mittlerweile gut damit umgehen und darüber reden, ja, sogar in die Offensive gehen kann.

  4. Ich hatte eine Jugendfreundin, die auch genau am gleichen Tag Geburtstag hatte wie ich. Während ich vielleicht manchmal zur Melancholie neige, manchmal negativ bin und durchaus auch depressive Phasen kenne, war sie für mich immer der ewige lachende, fröhliche Sonnenschein, der alles im Griff hat.
    Vor ein paar Jahren hat sie sich im Keller ihres Hauses erschossen.
    Soviel zum Thema: Lustige, aktive Menschen sind niemals depressiv.
    Ich finde es gut, dass du diese Thematik hier ansprichst.
    LG
    Sabienes

  5. Hallo Katja,
    ich reblogge auch, ich habe auch Depressionen. Und grade diese Sprüche „reiss dich zusammen“, „mach dir doch einfach einen Plan“ oder „nicht dran denken“ sind zum kotzen. Und ich weis auch wie es ist, nichtmehr Atmen zu wollen. Immer wieder 😦 Etwas mehr herzlichkeit und ernsthaftes Interesse würde der Welt verdammt gut tun.
    Grüßle
    Claudia

    • Liebe Claudia,
      eines der besten Dinge am Internet ist mMn, dass man sich nicht so alleine fühlt – auch und gerade nicht mit den trüben Gedanken. Ich wünsche dir von Herzen, dass du möglichst keine ganz dunklen Phasen mehr erleben musst!
      Pass bitte gut auf dich auf!

      • Liebe Katja,
        das selbe wünsche ich dir auch und wenn doch eine dunkle Phase kommt dich jemand mit seiner Laterne begleitet 🙂
        Bei mir ist es zur Zeit sehr dunkel, ich kämpfe halt, versuche mich an vielem zu freuen aber es ist so furchtbar anstrengend 😦 Bis vor 4 Jahren hätte ich nicht gedacht das Leben so anstrengend sein kann.
        Ja, du hast recht, ich bin froh dass es das Internet gibt.
        Liebe Grüße an dich.

  6. Was du über Depression schreibst, kann ich genau so unterschreiben.

    Dazu kommt in meinen Augen noch die Tücke, dass jeder sich mal schlecht fühlt und „depressiv“ inzwischen auch manchmal als Synponym für „mir geht es nicht optimal“ verwendet wird – was aber rein gar nichts mit einer echten Depression zu tun hat. Das trägt dazu bei, dass Depression so stark unterschätzt wird, finde ich.

    • @december: Ich habe das beim Begriff ‚depressiv‘ noch nicht so mitbekommen, aber der inflationäre Gebrauch des Begriffs ‚Burn out‘ – auch gerade in den Medien – hat sicher zu einer Bedeutungsverschiebung geführt.
      Aber ich finde es auch schwierig. Ich würde niemandem, der von sich sagt, depressiv zu sein, in Abrede stellen wollen, dass es so ist. Man kann in fremde Köpfe nicht reingucken…

  7. Pingback: Heptonstall: Vom Leben und Tod der Sylvia Plath | Entdecke England

  8. Hallo Katja,
    besser hätte man es nicht schreiben können. Und nur wenn wir drüber reden, kann auch mehr Akzeptanz passieren.

    Der wichtigste Absatz für mich:
    „Bitte passt ein bisschen aufeinander auf. Fragt die Menschen in eurem Umfeld wieder einmal, wie es ihnen geht. Gerade jene, die sich vielleicht ein bisschen zurückgezogen haben. Und seid zugewandt und hakt nach, falls ihr ein ‘muss ja’ oder dergleichen zu hören bekommt.“

    Oft fehlt es heutzutage an Menschlichkeit und Fürsorge um seine Freunde.

    Liebe Grüße
    Markus // Herr B.

    • Hallo Markus,
      vielen Dank!
      Ich glaube gar nicht mal (oder möchte das zumindest nicht), dass es tatsächlich an Menschlichkeit fehlt, sondern eher an Aufmerksamkeit füreinander. Man ist so permanent beschäftigt und abgelenkt, dass genau das, wenn jemand sich zurückzieht, leiser wird, nicht unbedingt so schnell auffällt.
      Herzliche Grüße zurück!

  9. Ja, ich frage ab und zu nach. Aber wenn die Leute dann ihre Fassade hochhalten und sagen: „Ach danke, es geht mir ganz okay“,, dann gibt es nicht viel, was man tun kann …

    • Kommt darauf an. Liegt Dir an jenem Menschen wirklich, wirklich etwas, dann hake noch dreimal nach. (Oder öfter.) Es ist in unserer Gesellschaft nämlich schwer zu erkennen, wann es jemand ernst meint mit der Frage ums Ergehen.
      Andernfalls sag einen freundlichen Spruch und belasse es dabei. Sonst könnte es sein, dass Du eine ernste Antwort bekommst …
      Aber keine Bange: auch das Nachfragen an sich kann zuweilen schon ein wenig aufbauen.

      • Wenn ich nachfrage, mache ich es schon klar, daß ich es wirklich wissen will. 😉 und auch bereit bin zu helfen, wenn ich kann. Wenn dann jemand sich abschottet mit „ich komm schon klar“, ist das wirklich seine/ihre Entscheidung. Wenn jemand nicht bereit ist, etwas anzunehmen, kann man diesem Menschen auch nichts geben. Manche Leute haben zig hilfsbereite Geister um sich und lassen niemanden an sich heran.

      • @Zarah und Wiesenirja:
        Was mir zu eurem Austausch noch durch den Kopf ging: mir geht es manchmal so, dass es mich völlig überfordert, wenn mir jemand helfen will. Die Grenze fühlt sich da für mich manchmal fließend an zwischen (eigentlichem) Angebot und (trotzdem gefühlter) Forderung. Auch dass kann ein Grund sein, sowas auszuschlagen. 🙂

  10. Hat dies auf Wenn Tinte aus den Fingern fließt… rebloggt und kommentierte:
    Man sollte eigentlich meinen, dass die Akzeptanz gegenüber Depressionen (und auch anderen Erkrankungen) heutzutage größer ist – das ist aber leider nicht immer so. Deshalb ist Information nie verkehrt. Gerade im Winter verstärken sich Depressionen ja bei vielen – also vermutlich der perfekte Zeitpunkt für so einen Beitrag.

  11. Hat dies auf Endless rebloggt und kommentierte:
    Die Depression versteckt sich hinter einer Maske, die wir selbst schaffen um nach außen hin „normal“ zu wirken. Dieses Maske aufrecht zu erhalten, kostet häufig so viel Kraft.

  12. Ich glaube, dass Menschen einfach nicht genau wissen, wie sie mit einem an einer Depression erkranktem Menschen „richtig“ umgehen sollen/können. Das ist eben nicht so, wie bei einem gebrochenen Arm oder einem eingewachsenen Zehennagel. Die Krankheit Depression ist sehr vielschichtig und für den Laien häufig nicht so richtig greifbar.
    Wichtig erscheint mir auch die Einsicht, dass eine Depression nicht einfach so heilt, wie der gebrochene Arm oder der eingewachsene Zehennagel. Eine Depression zieht sich womöglich über einen sehr langen Zeitraum hin. Das ist jetzt zwar nicht wirklich vergleichbar, aber als ich meinen letzten BS-Vorfall hatte und für fast 2 Jahre schlimme Schmerzen ertragen musste, meinten auch nicht wenige Leute nach einiger Zeit: nun muss doch mal gut sein! Sie wollten/konnten nicht glauben/verstehen, dass der Heilungsprozess so lange dauert. Und ich frage mich, ob Menschen auch so über Menschen denken, die an einer Depression erkrankt sind: nun muss doch mal gut sein! Weil sie einfach nicht verstehen, dass das bei einer Depression eben nicht so läuft.
    Ich sende Dir von Herzen liebe Grüße
    Rabea

    • Liebe Rabea, das ist, glaube ich, ein wirklich wichtiger Punkt. Man kann sich ja auch so wenig vorstellen, wie sich etwas anfühlt, wenn man das nicht selber erlebt hat. So wie ich mir ja auch keine Schmerzen vorstellen kann, die eine andere hat und auch wenn es bei Depressionen gemeinsame Symptome gibt, empfindet doch jeder anders.
      Ich glaube aber, was immer besser sein könnte ist zu fragen. Lieber fragen als irgendetwas annehmen oder rumvermuten. 🙂
      Liebe Grüße zurück!

  13. Ein schöner Beitrag, der hoffentlich vielen Menschen hilft, besser damit umzugehen, egal ob sie als Patienten oder Angehörige betroffen sind.
    Was beim Spruch „jetzt reiß dich mal zusammen“ als Antwort – meiner Erfahrung nach – gut funktioniert, ist, wenn man entgegnet, ob man diesen Ratschlag auch einem Diabetes-Kranken geben würde, der Insulin braucht…

    • Hallo Jery,
      ich hab das nie probiert und finde es interessant, dass du da tatsächlich gute Erfahrungen gemacht hast. Ich hätte eher befürchtet, dass ein solcher Vergleich als direkte Erwiderung wenig hilft, weil diejenigen, die ein Zusammenreissen fordern, ja oft dieses Grundverständnis gar nicht aufbringen, dass Depressionen eine ernstzunehmende Krankheit sind und nicht bloß eine vorübergehende Befindlichkeit. Vielen Dank, dass du hier über deine Erfahrungen berichtet hast und herzliche Grüße!

      • Bei mir führte der Vergleich mit Diabetes immerhin dazu, dass Depression als Krankheit ernst- und oft erst überhaupt wahrgenommen wurde und nicht als „du bist bloß faul/grundlos mies drauf/willensschwach“. Darauf folgen in der Regel ewige Diskussionen, die auch nerven können, aber ich bilde mir zumindest ein, dass solche Vergleiche zu etwas mehr Verständnis führen.
        Ich unterscheide auch zwischen „deprimiert“ (was ich jedem zugestehe) und „depressiv“ (von einem Arzt diagnostiziert) und versuche mein Umfeld „umzuerziehen“, dass sie nicht leichtfertig mit dem Begriff Depression umgehen. Klappt sogar teilweise 🙂

  14. Hat dies auf ickemich rebloggt und kommentierte:
    Nun, Katja spricht da (da, direkt unter meinem Geschwurbel) sehr mutig etwas an. Es ist ihr persönlich sehr wichtig. Sicher auch weil sie persönlich betroffen ist.
    Ich bin nicht persönlich betroffen. Nicht unmittelbar. Noch nicht. Und ich bin dafür wirklich sehr dankbar, wollte euch aber meine Gedanken dazu nicht vorenthalten.

    Ja, auf den Nebenmann achten, oder eben auf die Nebenfrau, meinetwegen auch auf das Nebenfrann, das macht wohl eine Gesellschaft aus. Sollte es zumindest.

    Also, achtet auf euch selbst.
    Aber dann bitte eben auch auf die Leute neben, vor, hinter, über und unter euch. Egal, ob die ein Bein ab haben, ein Loch im Kopp, oder „nur etwas blass ausehen“. Egal, ob Mann oder Frau, ob lila, gelb, grün oder regenbogenfarben. Egal ob die Krankheit Grippe, Akne, Burn-Out oder wie auch immer heißt. Achtet einfach darauf und kommuniziert! Verbal, direkt. Mit den Menschen. Fragt einfach mal nach.

    Wie es denn gerade so geht? Zum Beispiel. Vielleicht auch zweimal. Das tut gar nicht weh. Klar dieser Mensch könnte euch dann seinen Fußpilz zeigen wollen. Das dürft ihr natürlich dankend ablehnen. Aber wenn er/sie/es reden möchte, hört ihm/ihr/ öhemmm… hört einfach zu. Das kostet vielleicht ein wenig Zeit. Sonst nichts. Eine Folge „Berlin-Tag &Nacht“, vielleicht etwas mehr.

    Ich denke, nur mit Wegschauen wird es nicht allzu lange funktionieren. Also, alles.

    Und wenn es einem eurer Mitmenschen mental nicht so besonders gut geht, und dieser Mensch das zulässt, nehmt ihn mal einfach in den Arm. Das hilft ihm für den Moment mehr, als alle guten (besser: gut gemeinten) Ratschläge.
    Falls dieser Mensch es nicht zulässt, dann lasst es. Bleibt einfach in der Nähe. Erstmal.

    Sagt euren Mitmenschen weniger, wie sie sein sollen, sondern helft ihnen herauszufinden, wie sie sein wollen. Und dann akzeptiert das bitte. Toleriert es zumindest. Oder helft ihnen auf dem Weg dahin. Ein Stück weit nur.

    Danke!

  15. Liebe Katja,

    der „Zufall“ hat mich auf Deine Seite geführt und Dein Artikel hat mich tief berührt …

    Sehr gerne reblogge ich Deinen Artikel …

    …….¸.•´¸.•´¨) ¸.•*¨)-:¸.•¨¯`☆
    ……ღ¸.• ❤ liche Grüße¸.•¨☆
    ……☆¸.•´ • an Dich¸.•¨¯-:♥:-
    ……..… ღೋ Monika ೋღ
    ……………..`•.¸.•´¯

  16. Hat dies auf missyr0ckstar rebloggt und kommentierte:
    Ich bin zwar auch nicht selbst betroffen, aber du sprichst mir da aus dem Herzen und aus der Seele. Ich kenne einige Menschen, die an Depressionen o.ä. leiden. Auch als Lehrkraft wird man immer öfter mit Depression konfrontiert und sollte dafür sensibilisiert werden, gerade auch den SchülerInnen bewusst zu machen, dass dies eine Krankheit ist, mit der nicht zu spaßen ist. Ich finde es bewundernswert, wenn Betroffene offen damit umgehen, um Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für die Krankheit zu wecken. Gerade in dieser dunklen Jahreszeit ist es umso wichtiger.

    • @Daniela: Ich habe selber beim Schreiben oft das Gefühl, gar nicht richtig ausdrücken zu können, worum es mir geht, daher bin ich sehr froh über deinen freundlichen Kommentar. Herzlichen Dank dafür. 🙂

  17. Liebe Katja,
    vielen Dank für diese wunderbaren, treffenden und ehrlichen Worte. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als man das eigene Erleben gar nicht in Worte fassen konnte.
    Deine Bitten sind wunderbar formuliert und eine großartige Erinnerung für uns alle. Ich habe sie gerne auf meinem Blog weitergegeben und hoffe, dass sie eine möglichst große Verbreitung finden.
    Vielen Dank für diesen Aufruf!

  18. Pingback: Wenn’s dunkel wird… (m)eine Bitte an euch: guckt hin, fragt nach! | Gedankensprünge

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