52 Bücher, Teil 1

Ich mag ja so puschelige Projekte, wie jenes vom Fellmonster, wo man ohne Schimpfe zu bekommen, schon den Projektstart um 3 Wochen vertrödeln kann. 😀

Weil aber der erste Teil so eine einfache Anforderung stellt, das Buch vorzustellen, das man aktuell liest, hole ich das natürlich noch nach. Und in dem ersten Motto steckt auch der Grund (naja zumindest teilweise) weswegen ich so spät dran bin. Als Katrin das Motto veröffentlicht hat, hatte ich nämlich gerade ganz frisch nicht nur eines, sondern zwei Bücher begonnen und konnte noch gar nichts dazu sagen. Als ich dann bei beiden etwa in der Hälfte war, wusste ich nicht so recht, wie ich meine Gefühle, dem einen gegenüber zum Ausdruck bringen sollte und schließlich habe ich das so lange vertrödelt, bis ich das ’schwierige‘ davon ausgelesen hatte. Ich erzähle jetzt aber trotzdem noch was drüber, aber erst mal das andere.

Auf meinem Nachttisch liegt gerade

Sue Townsend – Das Intimleben des Adrian Mole, 13 3/4 Jahre, Die geheimen Tagebücher erstmals komplett und unzensiert vollständig in einem Band.

Vor einer Weile hatte der Mitleser mir das für meinen ungelesenen Stapel empfohlen, weil er meinte, dass es mir gefallen könnte. Als Nachttischlektüre ist es auch hervorragend geeignet, weil die einzelnen Tagebucheinträge sehr kurz sind – genau das richtige für jemanden wie mich, die immer mit aufgeklapptem Buch einpennt. Bei den kurzen Einträgen fällt es leicht, einen Einschnitt zu machen und das Buch dann einfach irgendwann zuzuklappen. Ansonsten finde ich’s eher gehtso. Tagebuchgekritzel eines, zugegebenermaßen schon stellenweise sehr (nicht immer freiwillig) komischen Pubertierenden, der noch dazu einen Haufen schräger Menschen in seiner Familie und Umwelt hat, aber mir fehlt die zusammenhängende Geschichte, in die man eintauchen könnte. Das, was sich abends als Vorteil zeigt, ist für mich gar nichts für tagsüber.

Weswegen ich auch direkt am nächsten Tag noch jenes zweite Buch begann:

John Irving, Gottes Werk und Teufels Beitrag

Mir fiel es selten so schwer, mir eine Meinung über ein Buch zu bilden.

Ich finde es gut, denn ich mag Irvings Sprache, seine Charaktere, die allesamt irgendwie schrullig wirken, einem aber auf den 800 Seiten mit all ihren Eigenarten so vertraut werden als gehörten sie zur Familie. Ich mag die feine Ironie, die man so oft zwischen den Zeilen erkennen kann und ich mag, dass man dem Buch anmerkt, dass vor allem Irving seine Charaktere mag – auch jene, die nicht auf Anhieb die ‚Guten‘ sind.
Ich finde es schlecht, weil ich die Botschaft, die mich am Ende anspringt, so ungeheuer deprimierend finde – Egal, was du tust und versuchst, um dein Leben in die Hand zu nehmen, am Ende landest du doch genau da wieder, wo alles begann und in einer Rolle, die du nie annehmen wolltest und die jemand anderer für dich ausgesucht hat.
Vielleicht liest jemand anderer als ich eine ganz andere Botschaft aus dem Ende, vielleicht etwas wie – egal wie sehr man auch im Leben herumirrt, irgendwann kommt man an und hat ein Zuhause. Aber mir fällt diese positive Interpretation ungeheuer schwer, weil Homer – der Held der Geschichte – dafür seine Überzeugung verkauft.
Und ich mag auch nicht die detaillierten medizinischen Beschreibungen, die für meinen Geschmack an viel zu vielen Stellen auftauchen. Ich will mir eine Abtreibung nicht so genau vorstellen und ich war schon bei der ersten Beschreibung versucht, das Buch wegzulegen. Es gibt einfach Dinge, da will ich nicht so viel wissen, weil ich die Bilder, die im Kopf entstehen zu schlecht wieder ablegen kann.

Ich glaube, deprimierend beschreibt am besten, wie ich den Irving empfunden habe. Der Charaktere wegen und um Irvings Stil kennenzulernen bin ich ganz froh, dass ich es gelesen habe, allerdings bin ich auch sicher, dass ich das kein zweites Mal tun werde.

Und nachdem ich den vorgestern zu Ende gelesen hatte, habe ich direkt abends auch noch den Film hinterher geguckt, weil ich die Geschichte gerne direkt hinter mir lassen wollte und nicht in ein paar Wochen wieder aufwühlen, wenn ich den Film erst dann geguckt hätte.

Ich mag Toby Maguire nicht. Ich mochte den schon als Spiderman nicht, aber als Homer Wells ist er noch unglaubwürdiger. Unfassbar, dass ein Schauspieler, der nur über einen einzigen Gesichtsausdruck verfügt – dämliches Grinsen – eine solche Rolle spielen darf. Von allem, was ich am Buch-Homer und seinen Eigenarten lieb gewonnen habe, ist bei der Verfilmung nichts mehr übrig – von der Geschichte nebenbei bemerkt auch nicht mehr viel.

Hm, das sind jetzt beides nicht so die Brüllerbücher zum Weiterempfehlen, aber das erfreut ja all jene, die ansonsten wie ich, direkt alle Bücher, die jemand mit Begeisterung vorstellt, auf ihre Liste packen müssen. 😀

Katja

 

 

9 Kommentare zu “52 Bücher, Teil 1

  1. Ich bin absoluter John Irving Fan und kann gar nicht genug von seinen Büchern bekommen. Daher konnte ich auch zumeist das Erscheinen der deutschen Ausgabe nicht abwarten und habe die Bücher in Englisch verschlungen. LG

  2. Deine Beschreibung von „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ hat mich jetzt eigentlich eher neugierig gemacht, zumal mich das Buch immer schon einmal angelächelt hat. Auf meine Liste muss es trotzdem erstmal nicht, da ist schon recht viel drauf gekommen in den letzten Wochen. *flöt*
    Adrian Mole – das Buch, was Du oben beschreibst, kenne ich nicht. Aber ich habe irgendwann mal „Adrian Mole und die Achse des Bösen“ gelesen und fand das ganz amüsant. Mehr aber auch nicht. Wenn man am englischen Humor Spaß hat, gibt es da viel schönere Bücher. Das wäre ja auch noch ein Motto, fällt mir gerade ein: „Das Buch zum englischen Humor“. Mal dem Fellmonsterchen vorschlagen…
    LG
    Silke

  3. Das erste Buch habe ich auch, aber leider noch nicht gelesen.
    „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ ist ein Buch, das ich großartig finde und sehr gerne gelesen habe, daran sieht man mal, dass vieles auch Geschmackssache ist. Wobei die medizinischen Schilderungen schon heftig waren. Leichte Kost ist anders … Aber es passte für mich rein, während ich bei einigen Büchern auch denke, dass da ein Autor einfach ein paar Zeilen schinden will, wenn da detailliert irgendwelche Nebenschauplätze geschildert werden…
    Aber daran kann man auch gut erkennen, dass man niemandem einen Buchtipp, der einem selbst vielleicht nicht zusagt, übelnehmen sollte, denn zum Glück sind die Geschmäcker ja verschieden. Das ist immer so ein bisschen die Angst, die ich habe, wenn ich jemandem ein Buch ans Herz lege und der losgeht und das Geld dafür ausgibt… Aber andererseits muss man ja damit rechnen, dass man nicht immer wie der andere tickt, und wenn ich jetzt losgehe und mir einige Bücher von meiner jetzt schon sehr langen Wunschliste bestelle, wird mir vermutlich auch nicht alles ganz großartig gefallen.
    Ich weiß noch, wie ich mal einen Scheibenweltroman verschenkt hatte, war mir bei derjenigen auch relativ sicher, dass es ihre Art von Humor ist. Ergebnis: Sie fand es schwierig, den Handlungssträngen zu folgen und somit war für sie die ganze Lektüre anstrengend. Ich war total baff, denn ich empfinde die Scheibenweltromane überhaupt nicht als schwere Kost. Aber diejenige ist keine Vielleserin, und das Verfolgen von mehreren Handlungssträngen ist uns Viellesern schon in Fleisch und Blut übergegangen. 🙂
    Wie komme ich jetzt drauf? Egal. Wenn ich müde bin, neige ich dazu, zu lange Kommentare zu schreiben… Sorry…

  4. ich denke, ich würde das buch mögen – wollte es aber nie lesen, weil ich den film gesehen hatte. und der gefiel mir auch nicht, aus deinen genannten gründen. hm. mache ich jetzt bei dem projekt mit? lese auch recht viel zur zeit… mal sehen.

  5. @Sucherin: Hast du eine weniger deprimierende Empfehlung von ihm für mich? Oder stört dich das Deprimierende gar nicht bzw. deprimiert dich das Buch gar nicht?

    @Silke: Es gibt insgesamt wohl 7 Bände über Adrian Mole, mein Buch umfasst die ersten beiden Bände. Ganz amüsant trifft es gut, aber es ist eben auch recht beliebig.
    Der Irving dagegen hat wirklich nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Ich hätte gerne noch mehr mit den Figuren zusammen erlebt (und dieses Gefühl klingt jetzt auch schon seit Tagen noch in mir nach) – nur eben nicht so deprimierende Dinge. Das ist total ungewöhnlich, dass ich so zwispältig nach dem Lesen eines Buches bin.
    Also wenn er dir mal über den Weg purzelt, lohnt sich das Lesen, denn völlig unabhängig davon, wie schwierig man mit dem Inhalt klar kommt, die Charaktere berühren.

    @Katrin: Kein Grund sich hier für lange Kommentare zu entschuldigen! Ich kann mich ja auch nur selten kurz fassen. 😀
    Ich lese ungeheuer viel auf Empfehlung – also nicht explizit an mich empfohlen, bei mir setzt der ‚will ich lesen‘-Reflex schon recht schnell ein, wenn jemand einfach nur in seinem Blog über ein Buch schwärmt. Aber ich käme auch nie auf die Idee, das jemandem übel zu nehmen, falls ich ein Buch davon mal nicht mag. (Und das kam erst 2, 3 Mal vor, obwohl ich meine Bücher fast immer danach kaufe, wer sie mag. :D)
    Vielleicht liegt, dass wir Bücher so unterschiedlich empfinden und es (zum Glück) kein objektives Urteil gibt, auch mit daran, dass man beim Lesen selber noch eigene Vorstellungen, Erfahrungen, Werte mit in die Geschichte legt? Die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen, sind ja nur zum Teil den (Be-)Schreibekünsten des Autors geschuldet – den anderen Teil bringt meine Phantasie mit. Und mit manchen Schriftstellern kann der eine besser ‚zusammenarbeiten‘ und mit manchen die andere?

    @rebhuhn: Das Projekt ist wirklich puschelig und ohne Druck. Mach doch einfach bei den Themen mit, die dich direkt anspringen. 🙂
    (Und ich sag das, obwohl ich weiss, dass ich deinen Buchempfehlungen auch nicht gut widerstehen kann, weil mir davon schon einiges gut gefallen hat. :D)

    Der Film… Ich finde es irgendwie beruhigend, dass du scheinbar Toby Maguire auch als etwas merkwürdigen Schauspieler empfindest. Ich fühl mich immer ein bisschen gemein, wenn ich so über ihn herziehe – irgendwas muss er ja haben, sonst wäre er nicht so erfolgreich. Aber ich kann’s wirklich null nachvollziehen und mich macht das mittlerweile sogar wütend, wenn er eine gute Geschichte durch dieses ewige Grinsen versaut.

  6. Mich deprimiert das Buch in der Tat nicht. Ich finde John Irving beschreibt das Leben so wie es ist. Oft ist irgend eine Situation in seinen Büchern unheimlich traurig. Leute sterben, Krankheit, Unfälle und andere schlimme Dinge passieren. Dann beschreibt er auch wieder witzige Situationen, lustige Dinge, Liebe , Freude und Glück. Wie im richtigen Leben halt und das gefällt mir persönlich einfach sehr gut.

    • Hm, jetzt wo du’s sagst. Eigentlich bin ich auch gar nicht so der Fan von Happy Ends. Vielleicht ist es speziell dieses Gefühl, das ich rausgelesen habe, seinem ‚Schicksal‘ gegenüber machtlos zu sein, was mich hier so runtergezogen hat.

      Ich hab bei diesem Buch die Geschichte an sich als nicht so normal und alltäglich aufgefasst, aber eben die Charaktere schon. Da ist kein Überheld dabei und auch kein Vollhonk, alle haben ihre Stärken und Schwächen.

      Das ist zB etwas, was mich bei Dan Brown so stört. Seine Geschichten und die Rätsel darin finde ich ungeheuer spannend. Das kommt mir immer vor wie in einem Adventure aus den 90ern.
      Aber die Charaktere sind so glatt und makellos. Wenn das Schlimmste an dem überaus gutaussehenden, beruflich total erfolgreichen, blitzgescheiten, bei den ledigen Frauen heissbegehrten und trotz der Abenteuerlichkeit irgendwie schüchternen und vor allem bescheidenen Helden eine Klaustrophobie ist und die Tatsache, dass er als erwachsener Mann eine MickeyMaus-Uhr trägt, dann ist mir das zu glatt und macht keine Freude.

  7. Gut… den Irving streich ich also von meiner Filmliste, packe ihn aber bei der Buchliste mal’n bisschen weiter vor… wenn das denn geht… Du hast mich auf jeden Fall sehr neugierig gemacht. Verflixt. 🙂

    • Vielleicht würde dir der Film auch gefallen, wenn du nicht so ’ne Toby Maguire Allergie hast. Ich kann das wirklich gar nicht einschätzen, weil ich ihm nach 5 Minuten Grinsen schon an die Gurgel gehen könnte. Ich bin da wirklich kein bisschen objektiv. Allerdings, wenn die Entscheidung Buch oder Film ist, dann lies lieber das Buch. (Als ob das nicht fast immer gelten würde. :D)

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