Fehlwort

Es sitzt so tief dieses Gefühl, nicht „nein“ sagen zu dürfen. Immer alles zur Zufriedenheit aller erledigen. Nur niemanden vor den Kopf stoßen, nur nicht anecken.

Gerade gerate ich in einer Beziehung an eine meiner Grenzen, die ich zum ersten Mal so deutlich wahrnehme und spüre. Merke, wie es mir fast körperliches Unbehagen bereitet, mit Bitten, die sich – da bin ich vermutlich selbst dran schuld mit meinem ewigen „Ja“-Sagen – schon fast wie (An-)Forderungen anfühlen, konfrontiert zu werden, immer ein bisschen größer, immer ein bisschen mehr. Und ich bin da so reingerutscht, aus Sympathie und dem ewigen Wunsch gemocht zu werden und meiner Unfähigkeit, mich evtl. schon frühzeitig(er) ein bisschen abzugrenzen.

Das nicht „Nein“-Sagen-Können ist alt, ist mir früh als nicht „Nein“-Sagen-Dürfen antrainiert worden. Jetzt fange ich an, diese Situationen wahrzunehmen, wo meine Gutmütigkeit ausgenutzt wird, empfinde und (be-)werte sie anders als früher. Das ist auf der einen Seite gut, weil es sich endlich ein Stück weit danach anfühlt, dass auch ich mit meinen Bedürfnissen wichtig bin, endlich anfange mich selber auch ein bisschen wichtiger zu nehmen und mir zuzugestehen, nicht immer alles freudig für andere zu erledigen. Auf der anderen Seite ist es so unendlich schwierig, weil ebenso tief wie das nicht „Nein“-Sagen-Können immer noch das Gemocht-Werden-Wollen* sitzt und ich werde irgendwo zwischen den alten Mustern und den neuen Gefühlen wie ein Spielball hin- und hergeworfen und weiß (noch) nicht, damit umzugehen.

Katja

[*Ja, ich weiß, dass Nein-Sagen nicht zwangsläufig zum Nicht-Mehr-Gemocht-Werden führt, aber Wissen und Fühlen und Befürchten sind oft so weit voneinander entfernt.)