kurz zitiert #26

‚Glauben Sie nicht, dass Sie der Einzige sind, der einsam ist, Fermín. Ich bin es auch, so viele Fehler … spontane Veränderungen, verrückte Projekte, gescheiterte Ehen … Alle Welt ist einsam, aber die Dinge sind so, wenn du leben willst, musst du dich durchmogeln. Außerdem ist es egal, ob du in einen Orden eintrittst oder auf eine einsame Insel gehst. Es gibt keine Erlösung, am Ende überwirfst du dich mit dem Prior oder dich stört das Singen der Vögel in den Kokospalmen, unter denen du schlafen willst. Wichtig ist der innere Frieden, und niemand weiß, wie man den findet.‘

Inspectora Petra Delicado in den Mund gelegt von Alicia Giménez-Bartlett, Gefährliche Riten, Petra Delicado löst ihren ersten Fall, Seite 209)

 

Nach etlichen Romanen zweier Autoren über italienische Commissarios war ich gespannt auf die spanische Inspectora und hätte dann aber das Buch nach 2 Kapiteln beinahe in die Ecke gefeuert. Selten hat ein Autor es geschafft, dass mir der/die Protagonist/in bereits nach wenigen Seiten so dermaßen unsympathisch war, wie es Giménez-Bartlett mit ihrer Petra Delicado geschafft hat.

Jetzt bin ich fertig mit dem Buch und ganz froh, durchgehalten zu haben, weil sich das im Laufe der Geschichte erheblich gebessert hat. Die Motive, weswegen sie ihre Inspectora so eingeführt hat, erschließen sich mir zwar überhaupt nicht, aber ich vermute, diese Geschlechterrollen und die Spannungen und Auflösungen sind vielleicht aus der spanischen Kultur besser nachvollziehbar und das macht es ja dann doch spannend, dieser Wunsch, mich darauf einzulassen, mehr mitzubekommen, wie die so ‚ticken‘.

Was ich auf jeden Fall sehr am Buch mochte war, wenn Petra mit dem Subinspectore ins Philosophieren geriet. Beide irgendwie schrullig, kantig, oft kratzbürstig miteinander und trotzdem raufen sie sich irgendwann zusammen. Ich glaube, ich geb da einfach dem zweiten Band auch noch ’ne Chance.

Weil Lesen hilft ja irgendwie doch auch dabei, den inneren Frieden zu finden – um mal dem Eingangszitat direkt zu widersprechen. Für meinen eigenen komme ich immerhin immer besser dahinter, wie ich ihn finden kann. Nicht immer, aber mit der Zeit immer häufiger und wieder. 🙂

Katja