Die nächste Runde geht rückwärts

Diese Phasen, wenn du dich wieder mal selber infrage stellst und dann stehst du da blöd mitten in der Frage rum und weißt nicht, wie du wieder rauskommen sollst, weil die Wände nachgeben, je mehr du dagegen ankämpfst und strampelst und du drehst innerlich durch in deiner kleinen hausgemachten (homemade with self hate – kleiner drei Bussi) infrage-Gummizelle. Du bist überall und überall sind deine Dämonen und klatschen grinsend zum High Five ab, weil sie dich wieder mal überrumpelt und die Oberhand haben und wenn die Hand eh schon mal oben ist, kann man ja auch viel geschmeidiger in einer fließenden Bewegung den High Five ausführen und sie sind laut und nervend und du willst doch nur deine Ruhe. Du bist überall und überall ist ganz weit von dir selber weg, zumindest von deiner Mitte. Wo die nun wieder ist, weißt du beim besten Willen nicht und wie kann es überhaupt sein, dass du die andauernd und immer wieder verlegst, wo sie doch eigentlich qua Definition mal schön an ihrem Platz – nämlich in deiner Mitte – sein sollte. Der stechende Schmerz über den Verlust deiner Mitte oder vielleicht auch deinerselbst in Gänze überlagert alles, vor allem die Vernunft, die mit jeder Menge gut gemeinter Abers daherargumentiert, aber in diesen Momenten hat sie keine Chance gegen so viel Gefühl und du hängst schmerzgekrümmt in der Mitte – nicht deiner eigenen, das wäre ja zu schön, wenn die auf einmal doch wieder auffindbar wäre, sondern die Mitte zwischen deiner Vernunft mit den Argumenten und den Gefühlen, die vor allem aus Schmerz bestehen und alle brüllen sich gegenseitig an und bezichtigen sich der Lüge und du weißt wieder mal überhaupt nicht, wem du glauben sollst.

Und. es. kotzt. dich. so. an. Du kotzt dich selber so an, in deiner wieder mal viel zu großen Emotionalität, in der du wieder mal fast ertrinkst wie in einem Meer aus Tränen. Und dann kotzt dich an, dass du immer noch alles sofort gegen dich selber richten musst. Dass – sobald du nicht Little Miss Sunshine bist – du dich sofort für negative Gefühle auch noch selber fertig machen musst, dir selber sofort zu viel bist und damit den Selbsthass erst recht noch fütterst, statt ihn einfach endlich mal verhungern zu lassen. Spiralen nach unten. Immer wieder und sie liegen immer noch so dicht unter der Oberfläche, obwohl du die ganzen Mechanismen doch schon so lange verstanden hast. Und da kommt direkt die nächste Umdrehung, die fragt, weswegen du es dann bitteschön immer noch nicht hinbekommst, wenn du’s doch schon so lange verstanden hast undsoweiterundsofortjetztnocheinsteigendienächsteRundegehtrückwärts.

Und dann irgendwann ist da vom viel zu viel Fühlen für eine Weile nur noch Erschöpfung übrig und du atmest langsam ein. Und wieder aus. Und hoffst, dass es das jetzt erst mal wieder war und es jetzt erst mal wieder gut ist oder zumindest nicht mehr ganz so heftig.

Müde.

Katja

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