Wirksam. (kurz zitiert #53)

„Aaah! Jetzt sind Sie endlich wieder blau! Wenn Sie blau sind ist alles total super!“

„Hihi. Wenn SIE das sagen, wird das sicher sehr wirksam sein.“

(Der Therapeut letztens so bei der neuen sehr wirksamen Mojito-Therapie beim geglückten Einlesen meiner Versicherungskarte nach mehreren gescheiterten Versuchen.)

Katja

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Passt.

„Ach je, irgendwie hatte ich irrsinnigerweise mal gedacht, es könnte leichter werden, dadurch, dass ich herkomme, aber es wird alles immer nur noch komplizierter, weil ich jetzt auch noch an Stellen, an denen ich vorher einfach alles hingenommen hätte, auf einmal merke, dass ich da durchaus ja verschiedene Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten habe und das macht’s ja, wenn auch auf anderer Ebene, erst mal noch schwieriger.“

„Ja wollen wir’s dann lieber sein lassen und Sie kommen nicht mehr her?“, fragt er trocken, ohne die Miene zu verziehen.

„Ja, das wäre mir sehr recht.“, gebe ich genauso trocken und ohne die Miene zu verziehen zurück.

Dann gucken wir uns an und fangen beide gleichzeitig an, schallend zu lachen, genau wissend, wie’s gemeint war.

Katja

kurz zitiert #50

„Sinn des Lebens sind Kekse.“
Sie nickte höflich und knabberte an einem Zimtplätzchen.
„Kekse sind gut. Kekse machen glücklich. Kekse fragen nicht, warum sie hier sind, denn Kekse wissen es.“
„Du weisst aber schon, dass Kekse keine Lebewesen sind, oder?“ fragte sie.
„Vielleicht nicht“, sagte das Peter-Wesen, „aber wissen Kekse das auch?“

(aus A. Lee Martinez, Der Mond ist nicht genug)

 

Der Autor twittert doch heimlich!

Übrigens insgesamt ein sehr unterhaltsames Buch. Nicht nur wegen der Keksphilosophie! 🙂

Katja

kurz zitiert #48

Nur eines schaffte ich nicht: Mutter aus meiner Erinnerung und meinen Gedanken zu löschen. Ich wage zu bezweifeln, dass überhaupt ein Mensch das kann, wenn es um Eltern oder Geschwister geht. Das Band, das einen an die Familie bindet, kann durchtrennt werden, aber die abgeschnittenen Enden haben so eine Art, einem an windigen Tagen ins Gesicht zu flattern.

(Olivia Whitelaw – in den Mund gelegt von: Elizabeth George, Asche zu Asche, Seite 562)

 

(Ohne Worte)

Katja

kurz zitiert #43

Lars Knutsson stapfte durch den Regen, der Schotter knirschte unter seinen Füßen. Er hatte Hunger. Das war eigentlich nichts Besonderes, er hatte oft Hunger. Aber heute hatte er nicht einfach Hunger, sondern einen Sonntagshunger. Der unterschied sich von normalem Hunger nicht dadurch, dass er größer, sondern dass er anders war. Ein Sonntagshunger war ein Hunger auf Rinderklößchensuppe, auf Braten mit Soße und Kartoffeln, auf zwei Sorten Buttergemüse. Auf einen Nachtisch, zum Beispiel warmen Käsekuchen mit Sahne und Blaubeermarmelade. Lisa, seine Frau, kochte gerade jetzt, als er den Schotterweg hinunterstapfen musste, genau dieses Essen. Sie stand am Herd in der großen, warmen Küche in ihrem Haus in Åby. Ihr ältester Sohn Martin war mit seiner Erika zu Besuch, und Enkel Oskar hatten sie auch dabei. Nur er lief hungrig durch den Wald.
Natürlich würden sie an ihn denken. Sie würden von allem einen Rest übrig lassen und in Schälchen legen, mit Frischhaltefolie abdecken und in den Kühlschrank stellen. Aber das war kein Ersatz. Ein Sonntagshunger galt nicht diesen kalten Tupperdosen im Kühlschrank, die man in die Mikrowelle stellte, um sie dann vor dem Fernseher leer zu essen. Zum Sonntagshunger gehörte eine gedeckte Tafel, gehörte Oskar, wie er auf seinem Schoß saß und quietsche und kleckerte. Im Grunde war Knutssons Sonntag jetzt schon gelaufen.

(Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson, Später Frost, Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss, KiWi Paperback, Seite 44)

 

Wie könnte ich mich nicht spätestens an der Stelle in das Buch verliebt haben? Ein Sonntagshunger! Wie schön beschrieben und ich kann das Essen fast riechen! Mittlerweile bin ich schon deutlich weiter und es gibt einige solcher warmherzigen Beschreibungen. Dazu ist der Fall spannend, bisher ist das Ende noch gar nicht vorhersehbar und die Charaktere sind alle fein gezeichnet. Obwohl es recht viele gibt, muss ich nicht hin und herblättern, weil ich mir nicht merken könnte, wer nochmal was war – das ist eigentlich immer ein gutes Zeichen dafür, dass ich sie markant und erkennbar finde.

Schönes Buch bisher! Ich ahne, dass ich mir da ruckzuck den zweiten Band holen muss und dann losgrummeln werde, weil es noch nicht mehr davon gibt. 🙂

Katja

kurz zitiert #33

Die unbekümmerte leichte Herzlichkeit, mit der meine Sonja wildfremde Menschen begrüßt – ich bin immer wieder begeistert. Strahlend geht sie Herrn Müsebeck entgegen, heißt ihn willkommen, stellt sich vor, macht mich mit ihm bekannt.
„Nehmen Sie doch einen Kaffee mit uns, wir haben gerade welchen gemacht.“
„Nein, nein, nicht nötig, Frau Moor, machen Sie nur keine Umstände, wirklich nicht“, hätte er jetzt in der Schweiz sagen müssen. Worauf Sonja hätte sagen müssen, dass es überhaupt keine Umstände mache, worauf er sich hätte überreden lassen müssen, worauf sie hätte fragen müssen, ob er vielleicht lieber etwas anderes hätte, worauf er hätte sagen müssen, nein, Kaffee sei wirklich das Einzige, was er haben wolle, aber nur, wenn sie wirklich gerade sowieso einen gemacht hätte, worauf sie ihm hätte verischern müssen, sie habe wirklich sowieso gerade eben … und so weiter. Nach einer Viertelstunde wäre die Kaffeefrage geregelt gewesen.
Müsebeck sagt „Jo“ und setzt sich.

(Dieter Moor, Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht, Seite 57)

Ich habe lange nicht mehr beim Lesen eines Buches so häufig schallend lachen müssen, wie bei diesem. Herrlich skurril geht erst mal alles bei der Ankunft des Schweizers und seiner österreichischen Ehefrau auf dem neugekauften Brandenburger Bauernhof schief, aber die beiden machen auf überaus herzliche Weise das Beste aus den schrägen Situationen.

Gekauft hatte ich mir das Buch eigentlich nur, weil mir Moors Kochbuch ‚ganz & einfach‘ über das ich hier schon mal gebloggt hatte, so wahnsinnig gut gefällt. Die ‚Geschichten aus der arschlochfreien Zone‘, wie dieses Buch hier untertitelt ist, übertreffen aber bei weitem, was ich erwartet hätte. Ich mag Bücher (Menschen / Filme / Situationen / das Leben), die mich zum Lachen bringen!

Katja

(nicht ganz so) kurz zitiert #30

Eat:

Vor unserer Abreise aus Rom nannte er mir noch den Namen einer Pizzeria, die ich unbedingt ausprobieren müsse, weil es dort die beste Pizza von ganz Neapel gibt. Angesichts der Tatsache, dass die beste Pizza Italiens aus Neapel stammt und die beste Pizza der Welt aus Italien, fand ich diese Aussicht wahnsinnig aufregend, denn es bedeutet, dass es in dieser Pizzeria …, ich bin fast zu abergläubisch, es auszusprechen, … die beste Pizza der Welt gibt. Giovanni nannte mir den Namen des Lokals mit solchem Nachdruck, dass ich fast das Gefühl hatte, in einen Geheimbund eingeführt zu werden. Er drückte mir die Adresse in die Hand und sagte in feierlichstem und vertraulichstem Ton: „Bitte geh in diese Pizzeria und bestell die Pizza Margherita mit Extra-Mozzarella. Solltest du es nicht tun, dann lüg mich hinterher bitte an und sag mir, du wärst dort gewesen.“
So sind Sofie und ich in der Pizzeria Da Michele gelandet, und diese Teigfladen bringen uns um den Verstand. Ich bin tatsächlich so hin und weg von meiner Pizza, dass ich mir einbilde, meine Pizza erwidere meine Gefühle. Ich habe eine alles verschlingende Beziehung zu dieser Pizza. Sofie ist mittlerweile über der ihren in Tränen ausgebrochen, sie macht gerade eine metaphysische Krise durch und fragt mich in beschwörendem Ton: „Warum versuchen sie überhaupt noch, in Stockholm Pizza zu backen? Ja, warum essen wir überhaupt noch irgendetwas in Stockholm?“

(Elisabeth Gilbert, Eat Pray Love, Seite 118, 119)

Pray:

Wenn man das Glück verfolgt wie einen Ganoven, wird es sich am Ende wie ein solcher verhalten, wird stets eine Stadt voraus sein, Namen und Haarfarbe wechseln, um einem zu entwischen, sich zur Hintertür des Motels hinausschleichen, während man gerade mit dem neuesten Suchbefehl durch die Lobby poltert, und – um einen zu foppen – nur eine glühende Zigarette im Aschenbecher zurücklassen. Irgendwann aber muss man damit aufhören, weil das Glück einfach nicht verweilt. Muss man zugeben, dass man es nicht einholen kann. Nicht einholen soll. Irgendwann muss man, wie Richard mir immer wieder beteuert, loslassen und stillsitzen und zulassen, dass Glück und Zufriedenheit zu einem kommen.
Loszulassen ist natürlich ein beängstigendes Unterfangen für all jene, die glauben, dass die Erde sich nur dreht, weil sie oben eine Kurbel hat, die von uns selbst höchstpersönlich betätigt wird, und dass, wenn wir diese Kurbel auch nur einen Augenblick losließen, tja, …das Ende des Universums hereinbräche.

(Elisabeth Gilbert, Eat Pray Love, Seite 228)

Love:

An meinem neunten Schweigetag meditierte ich bei Sonnenuntergang am Strand und erhob mich erst nach Mitternacht wieder. „Das ist deine Chance“, sagte ich zu meinem Geist. „Zeig mir alles, was dich bedrückt. Ich will alles sehen. Halt nichts zurück.“ Nacheinander hoben all die traurigen Gedanken und Erinnerungen die Hand, standen auf und sagten ihre Namen. Ich betrachtete jeden Gedanken, jeden Kummer, nahm ihn an und spürte (ohne mich davor schützen zu wollen) seinen furchtbaren Schmerz. Dann sagte ich zum ersten Kummer: „Es ist gut. Ich liebe dich. Ich akzeptiere dich. Komm in mein Herz. Es ist vorbei.“ Und tatsächlich spürte ich, wie dieser Kummer (als sei er ein lebendiges Wesen) in mein Herz eintrat (als sei dieses ein realer Raum). Dann rief ich: „Der Nächste, bitte!“ Und der nächste Kummer erschien. Ich sah ihn mir an, spürte ihn, segnete ihn und lud auch ihn in mein Herz ein. Und so verfuhr ich mit allen schmerzlichen Gedanken, die ich jemals gehabt hatte, bis keiner mehr übrig war.
Dann sagte ich zu meinem Geist: „Und nun zeig mir deinen Zorn.“ Eines nach dem anderen traten sämtliche Ärgernisse meines Lebens vor mich hin, machten sich bekannt. Jede Ungerechtigkeit, jeder Betrug, jeder Verlust, jeglicher Zorn. Ich empfing sie alle, einen nach dem anderen, und akzeptierte sie. Empfand jeden Ärger in seiner Gänze, als ob er mich zum ersten Mal heimsuchte, und sagte dann: „Komm in mein Herz. Hier kannst du ausruhen. Hier bist du in Sicherheit. Es ist vorbei. Ich liebe dich.“ Das alles zog sich über Stunden hin und ich durchlebte ein Wechselbad der Gefühle, empfand einen erschütternden Moment lang ein jedes Ärgernis und im Anschluss daran die Gelassenheit, sobald die Wut, die wie durch eine Tür in mein Herz getreten war, sich niederlegte, an ihre Brüder schmiegte und das Kämpfen aufgab.
Schließlich kam der schwierigste Teil. „Zeig mir deine Scham“, bat ich meinen Geist. Mein Gott, welche Schrecken ich da zu Gesicht bekam. Eine erbärmliche Prozession all meiner Schwächen, Lügen, meines Egoismus und meiner Eifersucht. Aber ich fasste sie ins Auge. „Zeig mir das Schlimmste“, bat ich. Als ich diese beschämenden Gefühle dann in mein Herz einlud, zögerte jedes von ihnen an der Schwelle und sprach: „Nein – du willst mich bestimmt nich da drinnen haben … Weisst du denn nicht, was ich getan habe?“ Und ich entgegnete: „Ich will dich. Auch dich will ich. Ich heiße dich sogar ausdrücklich willkommen. Es ist gut. Dir ist vergeben. Du kannst dich ausruhen. Es ist vorbei.“
Danach fühlte ich mich leer. Nichts kämpfte mehr in mir.

(Elisabeth Gilbert, Eat Pray Love, Seite 474, 475)

 

Zugegebenermaßen ist das dieses Mal nicht kurz zitiert, sondern ziemlich ausgiebig und selbst die Beschränkung auf diese paar Textstellen fiel mir nicht so leicht, weil da noch einige Haftmarker mehr an zitier- oder merkwürdigen Stellen im Buch kleben.

Nach einer schweren Krise reiste Elisabeth Gilbert für je 4 Monate nach Italien, Indien und Indonesien. Eat Pray Love ist ihr autobiografischer Roman über diese Reise und über das Suchen und Finden.

In den italienischen Teil der Reise hatte ich mich sofort verliebt, irgendwie muss man das ja auch bei der Beschreibung von Pizza, die die eigenen Gefühle erwidert. Und nach so viel ausschweifendem Genuss – und auch weil ich den Film vor einiger Zeit schon gesehen hatte – war mir ein bisschen flau als Liz im indischen Ashram ankam und auch vor der Zeit in Indonesien.

Ich fand es an vielen Stellen nicht einfach, ohne den Aufschrei, dass mir das jetzt aber doch zu esotherisch ist, weiterzulesen, aber irgendwann habe ich angefangen, diese Stellen einfach hinzunehmen, anzunehmen. Das ist Elisabeth Gilberts Buch, Geschichte, Glaube, Empfindung und ich muss mir das weder zu eigen machen, noch es verurteilen. Ich kann das einfach als ihres nehmen und lesen.

Und dann standen mir diese Szenen nicht mehr im Weg beim Lesen und ab diesem Zeitpunkt habe ich auch diese beiden Buchteile als ziemlich wertvoll empfunden, weil da nämlich ganz viel über Selbstliebe und über Selbstanname und darüber, gut für sich selber zu sorgen, drinsteckt.

Die Methoden, wie das Liz gelingt, sind sicher nicht die meinen. Aber diese grundsätzliche Idee dahinter, Teile seiner selbst nicht zu bekämpfen, sondern anzunehmen und sich selbst zu mögen (was mir viel leichter über die Lippen oder Tastatur kommt als dieser noch größere Schritt sich selbst zu lieben) anstatt sich mit Selbstzweifeln und -vorwürfen und -zerfleischung immer selber runter zu machen – das ist ja schon eines meiner Themen, meiner Aufgaben. Dass das auf Loslassen und Annehmen hinausläuft ist keine neue Erkenntnis, aber es hatte für mich viel Tröstliches darüber zu lesen, dass das Gelingen kann und dass alles ganz anders werden kann und diese innere Balance nicht unerreichbar sein muss.

Katja