Früher, wenn ich Mails der Art bekam, dass jemand mein Blog als Werbeplattform – noch dazu möglichst gratis – nutzen wollte, erklärte ich immer einigermaßen ausführlich wie wichtig mir mein Blog ist und dass ich nicht vorhabe dort irgendwelche Werbung zu veröffentlichen für Kram, den ich nicht so toll finde, dass ich nicht ohnehin von selber lobhudelnde Blogartikel darüber schreiben würde. Das mündete dann oft in ‚aber wir sind doch anders und das ist doch gar keine echte Werbung‘-Diskussionen.
Jetzt habe ich gemerkt, dass man die ‚keine Werbung, es geht hier doch um hochwertigen Content!1elf‘-Marketingmenschen viel einfacher loswird, wenn man sie ernst nimmt. Quasi.
Anfrage Kooperation auf wawuschel.wordpress.com
Hallo Katja,
ich heiße [Name] und bin freie Texterin im Bereich Freizeit/Ratgeber. Gerade habe ich mir Ihre Webseite angesehen und würde Sie gerne fragen, ob Sie Interesse an einem Artikel haben.
Den Content, auf dessen Qualität ich viel Wert lege (ich schreibe keine „Werbetexte“), würde ich natürlich exklusiv für Ihre Webseite verfassen und entsprechend darauf anpassen. Einen Link zu einer der Seiten, mit denen ich zusammenarbeite, würde ich einfügen.
Wenn Sie einverstanden sind, würde ich Ihnen gerne einen Artikel
fertigstellen. Ich würde Sie bitten mir mitzuteilen unter welchen Voraussetzungen Ihrerseits wir den Beitrag realisieren können.Danke für die Aufmerksamkeit.
Viele Grüße
Auf meine Antwort
Hallo [Name],
nun dann fragen Sie doch mal, wenn Sie gerne würden. 🙂
Ich hätte dann aber auch ein paar Gegenfragen:
Worüber konkret möchten Sie schreiben? Welche Seiten bewerben Sie, um wen geht es da? Was ist Ihr konkretes Angebot an mich im Falle einer Veröffentlichung?
Freundliche Grüße,
kam natürlich nichts mehr.
Kann es sein, dass es immer noch Leute in der Marketingbranche – pardon Qualitativ-Hochwertigen-Contentbranche – gibt, die Blogger für so dämlich halten, dass sie nicht merken, wenn sie kostenlos oder für ’nen Appel (nicht zu verwechseln mit den teuren angebissenen) und ein Ei ihr Blog für Werbung zur Verfügung stellen sollen?
Katja
*Update 2.10.
Da war ich unnötig pessimistisch. Es kam doch nochmal Antwort, die allerdings genauso nichtssagend war wie die erste Mail. Auf mein Insistieren, dass sie bitte erst mal meine konkreten Fragen beantworten möge, kam dann auch nichts mehr.
Viel interessanter ist aber – und deswegen das Update – was Jelena Lift, die hier auch kommentiert hat, mir schrieb. Bei ihr ging der Kontakt noch weiter und die eigentlich interessanteste Information ist, dass jene hochwertige Contentproduzentin möchte, dass man nicht angibt, dass es sich bei den Beiträgen um Werbung handelt. Hier sollen Blogger dazu überredet werden, ihre Leserschaft für dumm zu verkaufen. Jelena gab mir Links zu einigen Beiträgen der Dame. Die Texte sind weder als Werbung ausgewiesen, noch als fremde Inhalte. Die Blogger müssen also scheinbar auch so tun als seien das eigene Inhalte. Dabei merkt man den Texten deutlich an, dass es dort nur darum geht, die Links irgendwie unterzubringen. Und das für einen lächerlich geringen Preis, wie Jelena mir auch verriet.
Und dann gibt es tatsächlich Leute, die sich wundern, dass jene Branche so einen schlechten Ruf hat…