Dass Casares, jener Ort, der in meinem Spanisch-Lehrbuch vorgestellt wird, nur ca. 30 km von unserer Ferienwohnung entfernt war, war mir Grund genug endlich mal eines der weissen Dörfer anschauen zu wollen, von denen ich schon im Jahr vorher recht viel in Reiseführer und Co. gelesen hatte.
Die weissen Dörfer haben meist noch römische Siedlungen zum Ursprung und wurden dann zur Zeit maurischer Herrschaft in Andalusien in ihrer typischen Erscheinung von den Mauren ausgebaut. Die Gässchen sind eng und verwinkelt und die Häusser weiss gekalk, was auch zum Namen ‚Pueblos Blancos‘ geführt hat.
Ein Blick in den Reiseführer verriet, dass gleich drei der Dörfer ganz in der Nähe waren und dank wlan in der Ferienwohnung konnte ich mich bei google-Maps davon überzeugen, dass die sich wunderbar auf einem Rundweg durch die Berge miteinander verbinden lassen.
Casares, Jimena de la Frontera und Castellar de la Frontera wollten wir besuchen. Los ging’s in Casares, das man schon von weitem malerisch in den Bergen liegen sehen konnte. Dass damit aber auch schon der größte Teil der Attraktivität erledigt war, verrieten die Massen von geparkten Autos und die Heerscharen an Touristen. Nej, so wirklich ursprünglich und alt sah’s da nicht aus, eher sehr touristisch. Was man den Einwohnern wohl kaum verdenken kann. Das liegt echt ordentlich am Popo weit vom Nabel der Welt entfernt und der Tourismus generiert da sicherlich einige Einnahmen. Richtig schön geht allerdings anders.
Also lieber nach ein paar Fotos weiter nach Jimena de la Frontera! Und das war dann wirklich richtig richtig toll. Verwinkelte Gässchen, liebevoll angelegte Balkongärtchen, aber auch recht verfallene Ruinen – alles echt malerisch. Und auf der Straße begegneten uns immer wieder Dorfbewohner und auch von den geöffneten Fenstern aus wurden wir von älteren Frauen ordentlich beguckt – was vermutlich ein sicheres Zeichen dafür ist, dass dort nicht täglich tausende von Touristen durch die Straßen pirschen. 😀
Das letzte Etappenziel zu erreichen war dann ein größeres Problem als wir eigentlich dachten. Das Navi schickte uns nach Castellar de la Frontera, aber das konnte unmöglich das malerische weisse Dorf sein, wo wir hinwollten. Ein nochmaliger Blick in den Reiseführer verriet mir dann, dass wir in ‚Nuevo Castellar‘ waren und dass das eigentliche weisse Dorf ‚Castillo de Castellar‘ noch einige Kilometer entfernt sein muss. Hätte ich geahnt, was das für Kilometer sind, hätte ich wohl lieber den Rückweg antreten wollen, aber so machten wir uns auf den Weg und das waren dann wohl die bisher angstbehaftetsten 10 km meines Lebens. Enge, in Serpentinen um die Berge gewundene Straßen ohne richtige Ausweichmöglichkeiten bei Gegenverkehr (vermutlich sind die Spanier deswegen sehr religiös ;)), an der Abhangseite ging’s steil runter und es gab keinerlei Befestigung. Das Bankett war größtenteils runtergefahren und teilweise war der Straßenrand schon komplett den Hang runtergebrochen. Uffff.
Als wir endlich oben angekommen waren, stand mir dann der Sinn auch wirklich nicht mehr danach, noch lange im Dorf rumzukraxeln. Lieber erst mal den Puls beruhigen und nicht mehr hyperventilieren. Weiter als bis zum Parkplatz vor der eigentlichen Festung sind wir also nicht mehr gekommen, aber mehr ging da echt nicht mehr.
Dass es übrigens überhaupt zwei Orte gibt, die den gleichen Namen tragen liegt daran, dass die ursprüngliche Dorfbevölkerung irgendwann von der Regierung aus der verfallenen Siedlung heraus in den neuen Ort umgesiedelt wurde und der alte Festungsort wurde dann von (primär deutschen) Aussteigern ‚besetzt‘ und restauriert.
Insgesamt gab’s an dem Tag viel zu sehen und die Strecke durch die Berge ist die meiste Zeit (mal von dieser (Tor-)Tour nach Castillo de Castellar abgesehen wirklich toll und mit Wahnsinnsaussicht!
Und jetzt Bilder!
Katja