Nachdem ich mich jetzt seit über einem halben Jahr ärgere, wage ich, obwohl es schon so lange her ist, doch noch einen Versuch, den Rest der letztjährigen Reise hier mit ein paar Worten und ein paar mehr Bildern (oder umgekehrt) hier festzuhalten. Nach fast einem Jahr dürfte das allerdings nicht mehr so einfach sein, viele Worte zu machen. Mal gucken, wie weit ich komme. 🙂
(Was bisher geschah: Teil 1, Teil 2)
immer noch Mittwoch, 21.10. So bergig ist Spanien?
Nach zwei Tagen mit je über 1000 Kilometern auf deutschen, französischen und spanischen Autobahnen waren wir nicht so arg böse, dass es für die letzten etwa 500 vor uns liegenden Kilometer keine sinnvolle Mautstrecke gab und haben das Landstraßen zuckeln in Kauf genommen, anfangs gerne, die letzten 150 km haben dann doch genervt. Nach 3 Tagen ist es gut, auch mal anzukommen.
Genau führte der Weg von Ciudad Real über Cordoba, an Sevilla vorbei, nach Chiclana de la Frontera, La Barrosa – da lang: Klick zu Google-Maps.
Ich wusste vorher zwar grob, dass es in Spanien mit den Pyrenäen im Norden und der Sierra Nevada im Süden ordentliche Gebirge hat, aber dass Spanien insgesamt so bergig ist, hat mich echt überrascht. Unsere Straße stieg schon nach einiger Zeit und vielen Serpentinen auf etwa 1000 m über NN an (hoch lebe das Navi mit Höhenanzeige) und wir machten direkt Halt, um die Aussicht zu genießen.
Faszinierenderweise bekamen wir auf diesem Parkplatz auch eine ganze Kolonie von Mistkäfern zu sehen, die tatsächlich kleine äh Kügelchen vor sich herrollten. Die Fotos erspare ich euch aber lieber. 😉
Die Landschaft, durch die wir fuhren, war atemberaubend. Rote Felsen, rote Erde und in herrlicher Symmetrie angepflanzte Olivenbäume. Dazwischen Einöde, immer wieder unterbrochen von zugehörigen Gebäuden (Olivenbauern?), denen man den maurischen Einfluss deutlich ansah. Nur 2 oder 3 Ortschaften lagen abseits der Strecke, eines davon abenteuerlich an einen steilen Berghang gebaut (leider gab es da keine Chance zum Fotografieren anzuhalten).
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Und dann sind da immer wieder die Momente, wo ich die Spanier nicht verstehe. Oder wen auch immer. Also jene Menschen, die dort lang kommen und achtlos ihren ganzen Müll an den Straßenrand, auf die wenigen Parkplätze am Straßenrand, in dieses wunderschöne Stück Erde werfen. Beinahe überall das gleiche traurige Bild. Müll einfach wegzuwerfen geht in meinen Augen nirgendwo, trotzdem hat er mich dort noch trauriger gemacht, weil der Kontrast ein noch krasserer war. Weil ich mich gefragt habe, was in einem Menschen vorgehen muss, der diese Schönheit, die so gegenwärtig ist, dass sie einem fast in die Nase beisst, einfach übersehen oder ignorieren oder ihr so gleichgültig begegnen kann, dass er seine leere Limodose nicht bis zum nächsten Mülleimer mitnehmen kann.
Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich Cordoba – endlich, weil wir immer noch nicht gefrühstückt hatten und auch die Vorräte, die wir von zuhause mitgeschleppt hatten schon am Vortag vertilgt waren. Eigentlich wollten wir schon in Ciudad Real vor der Abfahrt frühstücken, aber dann wollten wir doch erst mal ein Stück fahren, in Gang kommen und dann war da nur Gegend und keine Möglichkeit weit und breit. Das Navi lotst uns zum Restaurant zu den goldenen Bögen, das am Stadtrand von Cordoba liegt und wir beschließen schweren Herzens, weil das Gegurke durch die Berge viel länger gedauert hatte als geplant, uns mit einem Foto der Mezquita vom McD-Parkplatz aus geschossen zufrieden zu geben und uns nicht im mittäglichen Stadtverkehr noch bis dorthin durchzuschlagen und reinzugehen.

Aber irgendwann will ich die 856 (von einstmals 900) Säulen schon noch sehen.
Der Weg von Cordoba bis an unseren Zielort scheint sich endlos zu ziehen – vorbei ist es mit der Strecke durch die herrlichen Berge, längs der Straße nur langweilige Einöde und wir bereuen es schon, uns nicht über Sevilla und über die Autobahn orientiert zu haben bis wir links der Straße ein äusserst bizarres Bauwerk sehen. Ein Stopp am Straßenrand, eine Orientierung, wo wir überhaupt gerade sind und hektisches Blättern im Reiseführer ergibt, dass wir vor der Kathedrale des Gegenpapstes der palmarianisch-katholischen Kirche bei Palmar de Troya stehen. (Wer, wie ich bis dahin, noch nichts davon gehört hat: es lohnt sich durchaus, da ein bisschen zu googeln bzw. durch Wikipedia zu klicken. Abstrus!)
Mitten im Nirgendwo, in der langweiligsten Pampa so unvermittelt vor einem so prunkvollen Protzgebäude zu stehen, hat uns so die Sprache verschlagen, dass wir sogar das Fotografieren vergessen haben. 😀
Irgendwann nachmittags kommen wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an, erkennen schnell, dass das Haus ebenso traumhaft ist, wie nach der Beschreibung und den Fotos im Web gehofft, dass das Meer tatsächlich nur 10 Schritte entfernt ist und dass es ganz schön schwierig ist, einer wortreichen Erklärung, wie man den Gasbrenner bedienen muss, der für warmes Wasser sorgt und den Herd betreibt, wenn sie komplett auf Spanisch erfolgt. Auch ansonsten haben wir nichts von all dem verstanden, was der Hauseigentümer uns erzählt hat oder uns gefragt hat. Lediglich sein in fragendem Ton vorgetragenes ‚bien?‘ bei allem, was er uns zeigte, haben wir mit einem ‚bien!‘ kommentieren können. Abgesehen davon, dass alles ‚bien‘ war, wäre uns auch sonst nichts übrig geblieben. Der konnte nämlich nur Spanisch. Und wir absolut kein Wort davon. Und trotzdem war eines ganz simpel zu merken, die Herzlichkeit und Freundlichkeit dieses kleinen Mannes, der uns mit strahlenden Augen sein wunderschönes Haus gezeigt hat.
Auto ausräumen, den Kram notdürftig auf die einzelnen Räume verteilen und dann endlich die ersten Schritte barfuß im Sand an diesem absoluten Traumstrand.

Angekommen!
Katja
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