Tinto de verano

Als ich zum ersten Mal gelesen habe, dass ein in Spanien beliebtes Mixgetränk, der Tinto de verano (wobei Tinto die gängige Bezeichnung für Rotwein ist und ‚de verano‘ des Sommers bedeutet) eine Mischung aus Rotwein und Zitronenlimo ist, habe ich ziemlich angewidert geguckt. Als ich dann, in einem Anflug von ‚jetzt biste schon so oft hier gewesen, jetzt probierste das endlich mal‘ im letzten Jahr zum ersten Mal einen Tinto de verano getrunken habe, war ich überaus positiv überrascht, denn das schmeckt viel besser als es zunächst einmal klingt.

Tinto de verano ist leicht und frisch und auf Eiswürfeln, wie er fast immer serviert wird, auch überaus erfrischend. In diesem Jahr hat sich das für mich häufig als Getränk erster Wahl herausgestellt, wenn wir in den Städten unterwegs waren. Für Wein war es mir meist entweder zu früh am Tag oder deutlich zu heiss.

Über meine Begeisterung über das ‚ir de tapas‘ oder auch ‚tapear‘ hatte ich hier schon geschrieben. (Da gibt es auch ein Rezept für eine meiner Lieblingstapas, die Tortillas de Camarones.) Beide Bezeichnungen meinen das gleiche: von Bar zu Bar zu ziehen, überall eine Copa (ein Glas) zu trinken und dazu Tapas zu essen. Der Name dieser oft köstlichen Kleinigkeiten verrät auch ihren Ursprung – oder zumindest eine der Legenden über ihren Ursprung. So soll es in Sevilla (wo die Tapas herkommen) üblich gewesen sein, alkoholische Getränke mit einem Deckel, der mit Oliven beschwert wurde, um das Wegfliegen zu verhindern, vor Fliegen zu schützen. Nach und nach entwickelten sich immer kunstvollere und schmackhaftere Tapas – oder „Deckel“, denn das ist eine weitere Bedeutung des Wortes.

Aber eigentlich erzähle ich das gerade nur, um den Bogen zum neuen Blogheader zu bekommen. Der stammt nämlich vom dritten Abend unserer kürzlichen Spanienreise und wir waren dieses Jahr zum ersten Mal einen ganzen Tag in meiner spanischen Lieblingsstadt und haben auf der Hinreise dort übernachtet, um auch mal abends durch die Straßen schlendern zu können. Die Küste ist doch noch über 100 km entfernt und wenn wir in früheren Jahren ’nur‘ zu Tagesausflügen in Sevilla waren, waren wir abends meist so erledigt, dass wir keine Muße mehr gehabt hätten, noch durch die Kneipen zu ziehen.

Das Foto im Header stammt von diesem Abend, von einer Bar, ganz in der Nähe der Kathedrale, wo wir unsere Tour durch die Bars begonnen haben.

Schön war’s!

Spanien2014

Katja

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Wenn einer eine Reise tut (Spanien 2011) #11

Wenn man den Reales Alcázares de Sevilla, den königlichen Palast durch die Puerta del leon betritt,

könnte man meinen, den kleinen Bruder der Alhambra vor sich zu haben. Auf den ersten Blick sieht das für mich alles recht ähnlich aus und als ich später im Reiseführer nachlese, wundert mich das auch nicht mehr, denn Pedro, der Grausame, der den Alcázar ab 1364 für sich bauen ließ, war Liebhaber des islamischen Baustils und weil er ausserdem mit Mohammed V. aus Granada, der bis 100 Jahre vor dem Ende der Reconquista herrschte, befreundet war, lieh er sich dessen Handwerker aus. Das finde ich wieder mal ein wunderbares Beispiel dafür, dass die bei allen Feindseligkeiten und Unterschieden der Kulturen doch auch friedlich mit- und nebeneinander konnten.

Wie auch immer, die Handwerker machten sich einen Spaß mit dem christlichen König und jubelten ihm an der prächtig geschmückten Fassade des Königspalastes, in dem Pedros private Gemächer lagen, in kufischer Schrift (das blau-weisse Band) als wiederkehrendes Ornament den Wahlspruch der Nasriden „Es gibt keinen Gott ausser Allah“ unter. Weiterlesen

Wenn einer eine Reise tut (Spanien 2011) #10

(Was bisher geschah: #1, #2, #3, #4, #5, #6, #7, #8, #9)

Dienstag Morgen brechen wir ungewöhnlich früh auf, um nach Sevilla zu fahren, jene Stadt, in die ich mich 2009 auf den ersten Blick bzw. Besuch verliebt hatte. Nachdem die Parkplatzsuche bei unserem ersten Besuch dort katastrophal war, sollte die Parkhaussuchfunktion des neueren Navis dieses Mal hilfreich sein und so finden wir uns, eine halbe Stunde nach Ankunft in Sevilla mit dem Auto direkt neben der Kathedrale und in einer Seitenstraße, durch die der breite Wagen kaum durchpasst und von der das Navi behauptete, es gäbe dort ein Parkhaus. Das war natürlich nicht der Fall. Nicht mal einen Parkplatz. Dafür aber Horden (!) von Menschen, die mitten auf der Straße, weil es durch die Wagenbreite und die seitlich parkenden Autos auch am Rand nirgendwo Platz gab, auf die Kathedrale zustrebten, allesamt die Fotoapparate im Anschlag, um direkt ein Bild von der Giralda zu machen und keiner auf den Verkehr achtend.

Hätte ich fahren müssen, hätte ich vermutlich den Kopf auf’s Lenkrad fallen lassen und losgeheult, weil das alles so furchtbar eng und unübersichtlich war. Der Mitreisende ist da jedoch überaus nervenstark und während er souverän durch die engen Gassen kurvt, bin ich wieder direkt von der Stadt völlig vereinnahmt und begeistert. Sevilla ist einfach wahnsinnig schön!

Und weil ich die ganze Zeit damit beschäftigt bin, den Kopf zu drehen und zu wenden und mir aus dem Auto raus, schon möglichst viel von der Stadt anzusehen, entdecke ich dann nach gar nicht so langem weiterem Rumgekurve die versteckte Einfahrt zu einem Parkhaus. Das liegt so versteckt, dass es sogar mal mehrere freie Plätze zur Auswahl hat. Als wir dann vorm Fußgängerausgang stehen und den Real Alcázar, der unser großes Ziel für diesen Tag ist, ins Navi im Fußgängermodus füttern, weil wir keine Ahnung mehr haben, wo in der Stadt wir überhaupt sind, stellen wir fest, dass er gar nicht so weit entfernt ist.

Der Weg dorthin führt uns zuerst durch einen Park mit den größten Gummibäumen, die ich je gesehen habe und dann durch el barrio Santa Cruz, ein malerisches Altstadtviertel mit engen und labyrinthartigen Gassen, die teilweise so eng sind, dass man nicht mal beide Arme ausstrecken kann. Manchmal öffnen sich diese Gässchen urplötzlich in kleine oder auch größere Plätze, bei denen man schon mal genauer hingucken muss, um zu sehen, wo es überhaupt weitergeht, weil die Durchgänge so eng sind, dass sie nur wie kleine Lücken zwischen zwei Häusern wirken. Ist eine Straße etwas breiter, findet sich dort garantiert ein Café oder Restaurant, das eine schmale Tischreihe in der Sonne stehen hat.

Herrlich! Ehrlich!

Weil es im Real Alcázar selber so unheimlich viel zu sehen gab, sind hier nur ein paar Impressionen unseres Spazierweges hin zum Alcázar, der sich übrigens direkt neben der Kathedrale befindet, und zurück zum Auto – und die Bilder von innen kommen im nächsten Teil.

Klick macht groß!

Katja

Sonnige Erinnerung…

…a) an einen wunderbaren  und wunderbar sonnigen Tag in Sevilla im Oktober letzten Jahres, bei dem die Stadt, die mich ohnehin schon bei meinem ersten Besuch dort, in ihren Bann gezogen hatte, einen noch größeren Platz in meinem Herzen errungen hat. So schön da und so viel zu sehen! Zum überhaupt nicht satt sehen. Ich glaube, nach einigen Tagen dort, wäre ich völlig reizüberflutet.

…b) daran, dass schon wieder ein Monat vergangen ist und ich immer noch nicht angefangen habe, mal die Urlaubsfotos zu sortieren. Irgendwie hatte ich direkt nach dem Urlaub so ein Gefühl, dass ich erst mal gar nichts davon erzählen und zeigen könnte, dass ich alles erst mal ganz eng und dicht bei mir halten muss, damit es mir nicht verloren geht. Und jetzt komme ich nicht so richtig rein ins doch noch Erzählen und Zeigen.

Bisweilen daher erst mal wieder nur ein neuer Header, aufgenommen in den Gärten des Alcázar von Sevilla, wo wir froh über jedes schattige Plätzchen und kühlende Wasser waren.

Und nachdem ich jetzt gerade schon mal dabei war, die Fotos von den Gärten des Alcázar durchzuschauen, weil ich dieses eine als Header verwenden wollte, habe ich wenigstens auch die restlichen Bilder der Alcázargärten durchgesehen und ein paar ausgesucht, um sie hier passend zum neuen Header zu zeigen.

Vielleicht hilft dieser Anfang mir ja, jetzt wirklich mal damit zu beginnen. Nicht nur, um euch noch was vom letztjährigen Urlaub zu zeigen, sondern auch und vor allem, weil ich festgestellt habe, dass ich es ganz egoistisch für mich ungeheuer schön finde, gelegentlich in meinen Urlaubserinnerungen der letzten Jahre hier zu stöbern. Nicht nur die Fotos, sondern auch ein paar Worte dazu festgehalten zu haben, macht die Erinnerungen für mich sehr viel greifbarer und lässt sie wieder aufleben.

Jetzt aber: Sonnige Aussichten. (Die bunten Papageien, die ganz oben in den Palmen saßen und von Palme zu Palme flogen, habe ich leider nicht ins Bild bannen können.)

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Katja

Wenn einer eine Reise tut (5)

(Was bisher geschah: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4)

Samstag, 24.10. Liebe auf den ersten Blick: Sevilla

Eigentlich zu spät (war aber doch Urlaub!) losgefahren, kommen wir gegen Mittag in Sevilla an. 32°C zeigt ein großes digitales Thermometer in der Stadt an und die Aussentemperaturanzeige des Autos nickt zustimmend. Yay! Ende Oktober und über 30° – selten habe ich lieber geschwitzt. 😀

Was alle besuchten spanischen Städte gemeinsam hatten: sich mit einem (recht großen) Fahrzeug durch die Innenstadt zu quälen verdient die Bezeichnung ‚quälen‘ zu Recht, ist aber noch harmlos im Vergleich zur Parkplatzsuche und so schwanken wir zwischen Erschöpfung und Erleichterung als wir diese Hürde schon runde 2 Stunden nach der Ankunft in der Stadt genommen haben. Den anfänglichen Versuch, irgendwie in der Nähe der Kathedrale hatten wir just in dem Moment aufgegeben als uns klar wurde, dass wir froh sein können, an diesem Tag überhaupt noch in dieser Stadt zu parken und so haben wir bei Verlassen des Parkhauses, dessen Parklücken auf nichts größeres als Seat Marbellas zugeschnitten sein konnten, was es übrigens mit allen besuchten spanischen Parkhäusern gemeinsam hat, zwar keine Ahnung, wo in dieser Stadt wir uns befinden, dafür aber das auf Fußgängermodus umgeschaltete Navi in der Hand.

Als wir weitere 1,5 Stunden Fußmarsch später bei der Kathedrale ankommen, ist klar, dass das auch unser einziger Besichtigungspunkt an dem Tag bleiben wird, weil es für alles weitere längst zu spät ist. Was mir ausserdem schon während der Parkplatzsuche, aber dann erst recht beim durch die Stadt laufen klar geworden ist: ich habe mich spontan in Sevilla verliebt. Ich bin ja wirklich bekennendes Landei und liebe es mitten in ‚Gegend‘ zu wohnen statt in der Stadt, aber diesem Charme war ich sofort erlegen. Sevilla lebt und das Leben in der Stadt pulsiert. Während ich in größeren deutschen Städten immer das Gefühl habe, jeder hetzt mit hochgezogenen Schultern, gesenktem Blick und ausgefahrenen Ellbogen vor sich hin, fühlte sich Sevilla nach einer großen Fiesta an. Überall gab’s Tapas Bars und darin und dazwischen standen jede Menge Menschen mit Gläsern und schnatterten temperamentvoll miteinander. Herrlich.

In der Kathedrale dann der heftige Gegensatz. Ein wahnsinnswahnsinnsgroßes Gebäude und trotz der Besuchermassen wirklich angenehme Stille. Und jede Menge Protz und nochmehr Protz.

„‚Lasst uns eine Kathedrale bauen, so groß, dass jeder, der sie sieht, uns für verrückt hält!‘ So sollen die Domherren im Jahr 1401 beschlossen haben.“ sagt der Reiseführer und zumindest bei uns hat das funktioniert. Irgendwo hatte ich gelesen – aber leider finde ich es nicht mehr – wie häufig man den Kölner Dom in der Kathedrale unterbringen könnte und selbst den fand ich schon erstaunlich groß. Santa María de la Sede ist nach dem Petersdom in Rom und St. Pauls in London die drittgrößte christliche (und die größte gotische) Kirche der Welt. Zu sehen gibt es u.a.  fast 20 Seitenkapellen, eine unglaublich riesige Orgel, das größte Altarretabel der Welt, an dem alleine etwa 80 Jahre gebaut wurde und das man nur mit offenem Mund anstarren kann und das Grab von Christoph Kolumbus.

Was mich aber am meisten beeindruckt hat war die ungeheuere Höhe. Und noch viel mehr: wie detailreich die Deckengewölbe teilweise verziert sind. Überall in den beleuchteten Gewölben gibt es Schnörkel und Verzierungen zu sehen und genau das ist der Haken – als die das damals™ gebaut haben, war auf dieser Höhe sicherlich nichts ausgeleuchtet, d.h. man konnte von unten aus ohnehin nichts sehen und trotzdem muss da eine unglaubliche Arbeit reingesteckt worden sein.

Nachdem wir einmal rund sind und alles angeschaut haben, ist gerade eben noch Zeit, während der Öffnungszeit die Giralda, den Glockenturm der Kathedrale und Wahrzeichen von Sevilla zu erklimmen. Der hat keine Treppen im Inneren (zumindest keine für Besucher) und man läuft schräge Rampen hoch – eklig steile schräge Rampen. Unterwegs bin ich fast so weit aufzugeben. Mein Zeh tut immer noch von der Begegnung mit dem Stein weh und den ganzen Tag rumlaufen war schon heftig, aber noch nichts im Vergleich zu den Rampen und erst recht nicht mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir uns ja auch wieder zum Parkhaus zurückkämpfen müssen. Ich frage mich wirklich, welche Aussicht die Quälerei rechtfertigen soll, aber als ich oben bin, weiss ich plötzlich genau, dass es die Quälerei mehr als wert war!

So phantastisch mir die Stadt schon von unten gefallen hat, so grandios sieht sie von oben aus. Diese riesige Fiesta, aus der die Stadt zu bestehen scheint, macht nämlich vor den Dächern nicht Halt. Überall stehen und sitzen Menschen auf den Dächern, das gleiche Bild wie in den Strassen, nur eben ein paar Meter weiter oben. Wow.

Aus den über 600 Fotos dieses Tages einige wenige zum Zeigen auszuwählen fiel mir übrigens wirklich schwer. Am liebsten hätte ich sie euch alle gezeigt, soviel gab’s da zu sehen und zu bestaunen.

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Am Abend dann habe ich zum ersten Mal während des Urlaubs keinen Nerv, selber zu kochen. Alles, nur nicht mehr stehen. Also gab’s im Restaurant auf der Promenade vorm Haus, mit Blick auf’s Meer und Atlantikrauschen, den regionalen Fisch der Gegend, dessen Namen ich vergessen habe, was aber nur dahingehend ein Verlust ist, dass ich ihn mir hätte merken sollen, um ihn nur ja nie wieder zu essen – ich mag ja Fisch, aber der war dann doch zu fischig. Also so richtig fies fischig. Dafür gab’s danach Wodka-Karamell auf’s Haus und in den habe ich mich auf Anhieb fast ebenso verliebt wie in Sevilla. 🙂

Katja

Wenn einer eine Reise tut (3)

Nachdem ich mich jetzt seit über einem halben Jahr ärgere, wage ich, obwohl es schon so lange her ist, doch noch einen Versuch, den Rest der letztjährigen Reise hier mit ein paar Worten und ein paar mehr Bildern (oder umgekehrt) hier festzuhalten. Nach fast einem Jahr dürfte das allerdings nicht mehr so einfach sein, viele Worte zu machen. Mal gucken, wie weit ich komme. 🙂

(Was bisher geschah: Teil 1, Teil 2)

immer noch Mittwoch, 21.10. So bergig ist Spanien?

Nach zwei Tagen mit je über 1000 Kilometern auf deutschen, französischen und spanischen Autobahnen waren wir nicht so arg böse, dass es für die letzten etwa 500 vor uns liegenden Kilometer keine sinnvolle Mautstrecke gab und haben das Landstraßen zuckeln in Kauf genommen, anfangs gerne, die letzten 150 km haben dann doch genervt. Nach 3 Tagen ist es gut, auch mal anzukommen.

Genau führte der Weg von Ciudad Real über Cordoba, an Sevilla vorbei, nach Chiclana de la Frontera, La Barrosa – da lang: Klick zu Google-Maps.

Ich wusste vorher zwar grob, dass es in Spanien mit den Pyrenäen im Norden und der Sierra Nevada im Süden ordentliche Gebirge hat, aber dass Spanien insgesamt so bergig ist, hat mich echt überrascht. Unsere Straße stieg schon nach einiger Zeit und vielen Serpentinen auf etwa 1000 m über NN an (hoch lebe das Navi mit Höhenanzeige) und wir machten direkt Halt, um die Aussicht zu genießen.
Faszinierenderweise bekamen wir auf diesem Parkplatz auch eine ganze Kolonie von Mistkäfern zu sehen, die tatsächlich kleine äh Kügelchen vor sich herrollten. Die Fotos erspare ich euch aber lieber. 😉

Die Landschaft, durch die wir fuhren, war atemberaubend. Rote Felsen, rote Erde und in herrlicher Symmetrie angepflanzte Olivenbäume. Dazwischen Einöde, immer wieder unterbrochen von zugehörigen Gebäuden (Olivenbauern?), denen man den maurischen Einfluss deutlich ansah. Nur 2 oder 3 Ortschaften lagen abseits der Strecke, eines davon abenteuerlich an einen steilen Berghang gebaut (leider gab es da keine Chance zum Fotografieren anzuhalten).

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Und dann sind da immer wieder die Momente, wo ich die Spanier nicht verstehe. Oder wen auch immer. Also jene Menschen, die dort lang kommen und achtlos ihren ganzen Müll an den Straßenrand, auf die wenigen Parkplätze am Straßenrand, in dieses wunderschöne Stück Erde werfen. Beinahe überall das gleiche traurige Bild. Müll einfach wegzuwerfen geht in meinen Augen nirgendwo, trotzdem hat er mich dort noch trauriger gemacht, weil der Kontrast ein noch krasserer war. Weil ich mich gefragt habe, was in einem Menschen vorgehen muss, der diese Schönheit, die so gegenwärtig ist, dass sie einem fast in die Nase beisst, einfach übersehen oder ignorieren oder ihr so gleichgültig begegnen kann, dass er seine leere Limodose nicht bis zum nächsten Mülleimer mitnehmen kann.

Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich Cordoba – endlich, weil wir immer noch nicht gefrühstückt hatten und auch die Vorräte, die wir von zuhause mitgeschleppt hatten schon am Vortag vertilgt waren. Eigentlich wollten wir schon in Ciudad Real vor der Abfahrt frühstücken, aber dann wollten wir doch erst mal ein Stück fahren, in Gang kommen und dann war da nur Gegend und keine Möglichkeit weit und breit. Das Navi lotst uns zum Restaurant zu den goldenen Bögen, das am Stadtrand von Cordoba liegt und wir beschließen schweren Herzens, weil das Gegurke durch die Berge viel länger gedauert hatte als geplant, uns mit einem Foto der Mezquita vom McD-Parkplatz aus geschossen zufrieden zu geben und uns nicht im mittäglichen Stadtverkehr noch bis dorthin durchzuschlagen und reinzugehen.

Aber irgendwann will ich die 856 (von einstmals 900) Säulen schon noch sehen.

Der Weg von Cordoba bis an unseren Zielort scheint sich endlos zu ziehen – vorbei ist es mit der Strecke durch die herrlichen Berge, längs der Straße nur langweilige Einöde und wir bereuen es schon, uns nicht über Sevilla und über die Autobahn orientiert zu haben bis wir links der Straße ein äusserst bizarres Bauwerk sehen. Ein Stopp am Straßenrand, eine Orientierung, wo wir überhaupt gerade sind und hektisches Blättern im Reiseführer ergibt, dass wir vor der Kathedrale des Gegenpapstes der palmarianisch-katholischen Kirche bei Palmar de Troya stehen. (Wer, wie ich bis dahin, noch nichts davon gehört hat: es lohnt sich durchaus, da ein bisschen zu googeln bzw. durch Wikipedia zu klicken. Abstrus!)
Mitten im Nirgendwo, in der langweiligsten Pampa so unvermittelt vor einem so prunkvollen Protzgebäude zu stehen, hat uns so die Sprache verschlagen, dass wir sogar das Fotografieren vergessen haben. 😀

Irgendwann nachmittags kommen wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an, erkennen schnell, dass das Haus ebenso traumhaft ist, wie nach der Beschreibung und den Fotos im Web gehofft, dass das Meer tatsächlich nur 10 Schritte entfernt ist und dass es ganz schön schwierig ist, einer wortreichen Erklärung, wie man den Gasbrenner bedienen muss, der für warmes Wasser sorgt und den Herd betreibt, wenn sie komplett auf Spanisch erfolgt. Auch ansonsten haben wir nichts von all dem verstanden, was der Hauseigentümer uns erzählt hat oder uns gefragt hat. Lediglich sein in fragendem Ton vorgetragenes ‚bien?‘ bei allem, was er uns zeigte, haben wir mit einem ‚bien!‘ kommentieren können. Abgesehen davon, dass alles ‚bien‘ war, wäre uns auch sonst nichts übrig geblieben. Der konnte nämlich nur Spanisch. Und wir absolut kein Wort davon. Und trotzdem war eines ganz simpel zu merken, die Herzlichkeit und Freundlichkeit dieses kleinen Mannes, der uns mit strahlenden Augen sein wunderschönes Haus gezeigt hat.

Auto ausräumen, den Kram notdürftig auf die einzelnen Räume verteilen und dann endlich die ersten Schritte barfuß im Sand an diesem absoluten Traumstrand.

Angekommen!

Katja