Momentaufnahme: am Meer

Ist das Revolution
Wenn man schließlich erkennt
Dass man mitten in sich
Plötzlich lichterloh brennt
Ist das Evolution
Wenn das All expandiert
Und das Oben zum Unten
Zum Überall wird

Schließ eine Tür vor mir
Ich reiß die Mauern aus
Bringe sie hinter mich
Und stell sie wieder auf

Ist das Revolution
Wenn das Drängen mich weckt
Dass in jeder Aktion
Ein Stück Endlichkeit steckt
Ist das Evolution
Wenn das Wissen erwacht
Dass der Stillstand aus uns
Stille Teilhaber macht

Ewigkeit sie zieht sich
Zum Ende hin nur ewig
Für Zeit gibts nur ein Maß
Zu viel oder zu wenig

(von Brücken, Das Türen-Paradoxon)

Hier jetzt: eindeutig zu wenig. Seit Freitag bin ich am Meer, auf der Suche nach Wind, der mir den Kopf durchpustet und mir dabei hilft, den seit Monaten so verschwurbelten Kopf ein bisschen aufzuräumen, auf der Suche nach der Weite des Horizonts im Blick, die mir dabei hilft, das seit Monaten sehnsuchtsvolle Herz ein bisschen zu kurieren und es ist, wie es leider immer dort ist, wo man sich am wohlsten fühlt: alle Zeit ist viel zu kurz und jetzt muss ich morgen schon wieder hier weg und bin doch längst noch nicht fertig mit dem Wind und der Weite, mit dem Kopf und dem Herzen, mit dem Aufräumen und Kurieren.

Lose, unsortierte Sammlung an Dingen, die mir in den drei Tagen hier (wieder sehr) bewusst geworden sind:
Ich ticke, denke und fühle in Wellen und Schichten.
Wenn mich eine Welle unerwartet erwischt, haut sie mir innerhalb kürzester Zeit den Boden unter den Füßen weg und oft fühle ich mich, als würde ich mit dem Rücken zum Meer stehen und sie nicht kommen sehen.
Die Anordnung der Schichten überrascht mich manchmal und ist für mich oft unverständlich. (Prioritäten? Aber falls, welcher Teil von mir bestimmt die?)
Ich verstehe vor allem mein Fühlen viel weniger als mir lieb ist, da fehlt mir oft Basis und Stabilität, was mich oft mit dem Kopf untertauchen lässt und die Orientierung, wo oben und wo unten ist, verlieren lässt.
Ich kann auch am Meer immer noch fast schmerzhafte Sehnsucht spüren. (Wobei hier gerade leider auch wenig Weite verfügbar ist. Blöde Tidezeiten, Nebel, der den Horizont abschneidet und quasi keine Wellen und Wellen und Weite sind doch genau die Sehnsuchtsheiler.)
Ich bin viel zu ungeduldig (mit mir) und habe keine Idee, wieso das so ist.
Ich hab mich im letzten Jahr stärker verändert als vermutlich in den 10 Jahren vorher zusammen und das meiste davon ist ziemlich gut.
Manche Dinge haben sich kein Stück weit verändert und das ist längst nicht immer gut.
Ich hab kaum noch Angst im Vergleich zu früher und das ist vielleicht die großartigste Sache überhaupt.
Vor allem habe ich viel weniger Angst davor, herauszufinden, wer ich bin und vor allem keine mehr, dass ich Teile von mir verlieren könnte. (Vielleicht macht’s Sinn sich nochmal neu zu verirren, denn jede Suche führt uns näher zu uns. [Schon wieder von Brücken, Gold gegen Blei])
Ohne Musik geht gerade wenig und ich hänge andauernd emotional in Songtexten fest.

Ich will hier morgen nicht wieder weg. Noch nicht. Ich bin noch längst nicht fertig mit dem Meer und der Weite im Blick und den Wellen vor den Füßen und manchmal um die Füße und dem Sand in den Schuhen und dem Salz auf den Lippen und der Sonne auf der Nase und dem ganzen Denken und Fühlen.

Katja

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Für die Trauer

Die kopfeigene Ohrwurmkapelle dudelt schon seit dem Aufstehen immer wieder den gleichen Song. Repeat. Encore une fois.

Und wann bringst du mich nach Hause, mich nach Hause?
Egal wie weit, egal was immer das auch heißt
Und wann malst du mir ein Zeichen an die Wand?
Damit ich’s wiederfinden kann
Irgendwann.

(von Brücken – Immerhin (Für die Trauer)

Ey könnte der Novemberblues sich bitte wenigstens bis zum November gedulden?

Katja

Seit Wochen…

…summt die innere Band fast jeden Tag irgendwann

 

Come, come alone
Come with fear, come with love
Come however you are
Just come, come alone
Come with friends, come with foes
Come however you are
Just come, come alone
Come with me, then let go
Come however you are
Just come, come alone
Come so carefully closed
Come however you are
Just come

(Damien Rice – Trusty and True)

(Schuld daran und überhaupt, dass ich den Song mittlerweile so liebe, ist der hier (wieder mal), aber der Fatzebock Kram lässt sich nicht hier einbinden, zumindest weiß ich nicht, ob und wie das geht, daher das Original von Damien Rice und nicht die spätabendliche Küchenversion von Nicholas, die sich hinter dem Link versteckt und unbedingt anhörenswert ist.)

Katja

Knapp über’m Horizont

Und dann im Auto auf dem Heimweg vom Treffen mit den Ex-Spanischkurs- , jetzt Spanisch-Stammtisch-Menschen, heute gar nicht zum Spanischlernen oder auch nur -sprechen, sondern zum Essen und Quasseln auf der Terrasse des Restaurants, dessen Betreiber uns seit einigen Monaten auf freundlichstmögliche Art und Weise alle 2 Wochen dienstags, mitsamt unserer Spanischbücher und dem Getöse, das wir beim Lernen manchmal machen, beherbergen, nie auch nur komisch guckend, obwohl wir ihnen meist nur wenig Umsatz bescheren, leuchtet knapp über’m Horizont noch ein schmaler goldener Streifen, während sich von oben bleigrau die Nacht herabsenkt und genau in dem Moment, wo ich den Anblick bestaune, mich über den letzten Schimmer des Tages freue und dass ich ihn noch erwische, dudelt vom USB-Stick aus dem Autoradio „Gold gegen Blei“ los und ich drehe den Regler noch ein Stückchen in Richtung lauter – mein neues Autoradio hat nämlich einen herrlich unkomplizierten Lautstärkendrehknopf, den ich mir sehr gewünscht hatte – und gröle lauthals mit.

Das gute Leben scheint ein Leben lang her
Vielleicht liegt’s vor uns und wir sehen’s bloß nicht
Das nächste Glashaus nur ein Steinwurf entfernt
Wir können ein schöneres bauen wenn es zerbricht

Wir kauen Stunden und wir brennen von Innen
In einer Welt wo alle hungern und frieren
Wenn alles weg ist, wir von vorne beginnen
Ham wir immerhin nichts mehr zu verlieren

Jeder Tag an dem du atmest soll der erste sein
Jeder Tag auf den du wartest soll der nächste sein
Und ihr Rastlosen tauscht euer Gold gegen Blei
Und tut so als wär’ das gewollt
Und ihr stellt euch ein Glück vor
Wie ihr’s aus den Liedern kennt und werdet davon überrollt
Ich bin einer von euch
Ich bin einer von euch

Vielleicht macht’s Sinn sich noch mal neu zu verirren
Denn jede Suche führt uns näher zu uns
Das was wir finden nicht kaputt reparieren
Des einen Fehler ist des anderen Kunst

Jeder Tag an dem du atmest soll der erste sein
Jeder Tag auf den du wartest soll der nächste sein
Und ihr Rastlosen tauscht euer Gold gegen Blei
Und tut so als wär’ das gewollt
Und ihr stellt euch ein Glück vor
Wie ihr’s aus den Liedern kennt und werdet davon überrollt
Ich bin einer von euch
Ich bin einer von euch

Jeder Tag an dem du atmest soll der erste sein
Jeder Tag auf den du wartest soll der nächste sein
Und ihr Rastlosen tauscht euer Gold gegen Blei
Und tut so als wär’ das gewollt
Und ihr stellt euch ein Glück vor
Wie ihr’s aus den Liedern kennt und werdet davon überrollt

Jeder Tag an dem wir atmen soll der erste sein
Jeder Tag auf den wir warten soll der nächste sein
Ich bin einer von euch

(von Brücken – Gold gegen Blei)

 

Katja

Zurück und gut! / 8 to go

Samstag waren wir wieder beim jährlich hier in der Nähe stattfindenden Open Air Poetry Slam und das war überaus großartig. Nachdem die Veranstaltung im letzten Jahr, weil die Veranstalter Regen befürchteten, in die der Open Air Bühne benachbarten Halle verlegt worden war, worunter die Stimmung ziemlich gelitten hat, fand der Slam dieses Mal wieder draussen statt und all meinen Befürchtungen zum Trotz brauchte ich von dem großen Rucksack voller gepackter warmer Klamotten weder den Resche-Resche-Resche-Scherm, noch die Jacke, noch die Decke – es war nämlich bis spät noch echt angenehm, bis auf die in der Gegend quasi obligatorischen Stechmücken…

Die Poet*innen und ihre Texte waren fast alle fantastisch, aber richtig nachhaltig begeistert hat mich auch dieses Mal wieder der Musik Support Act. Vor 2 Jahren habe ich mich da sehr in Das Lumpenpack verknallt (ey, wenn ihr die mal live sehen könnt, geht da unbedingt hin!) und dieses Jahr gab’s Welthits auf Hessisch von den kreativerweise genauso heissenden Welthits auf Hessisch.

Ich bin nicht sicher, ob man vielleicht Hesse*in sein muss, um die gut finden zu können, ich kann’s ja nicht von aussen beurteilen, aber ich finde die beiden einfach nur famos und witzig.

Aber hört selbst!

Hier gibt’s mehr davon! 🙂

Katja

Und wichtig ist der Weg dahin

Und wenn die Frage jemals fällt
Was ist es, was am Ende zählt?
Dann wird die Antwort immer sein
Dass man nicht solche Fragen stellt

Doch wenn ich ehrlich zu mir bin
Dann macht nur die Erkenntnis Sinn
Das Ende ist nur’n Meilenstein
Und wichtig ist der Weg dahin

(von Brücken, Die Parade)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Den Song (also eigentlich die ganze Platte) habe ich heute, nachdem ich aus der Therapie raus bin und spazieren war, gehört und musste unterwegs gnadenlos losheulen und ich weiss nicht mal genau, was es war, was das – zusammen mit der Sitzung heute – in mir angestoßen hat, was mich so tieftraurig gemacht hat. Dann später hat es schon gereicht, dass ich das Lied immer noch im Kopf/Ohr hatte, ich musste es nicht mal anhören und direkt wieder losweinen.

Es war anstrengend, heute nach 3 Wochen die erste Therapiesitzung zu haben. Es war inhaltlich anstrengend. Es war anstrengend, was da wieder mal an Erkenntnissen über mich selber in mir hoch- und bei mir ankam. Wenn ich nur daran denke, wird der Atem flach und ich ziehe die Schultern voller Angst hoch… So viel Weg. So viel.

Katja

 

(Leider gibt’s (noch) keine Version des Songs, die ich hier einbinden könnte. Bei Deezer kann man’s aber anhören.)

Ich werde alt…

Hier folgt ein Gastartikel vom jungen Hüpper Ralph. Vielen Dank dafür, Ralph. Ick freu mir und komme mir gerade ganz schön alt vor. 😀

Hier geht es zu Ralphs Blog und hier zu seinem Twitter-Account.

Euch allen viel Spaß beim Lesen.

Katja

(Was es mit den Gastartikeln auf sich hat, könnt ihr hier nachlesen. Die Rechte an dem Text liegen natürlich alleine bei Ralph, der ihn mich freundlicherweise hier veröffentlichen lässt.)

**********

Für die älteren Leser stellt sich mit Sicherheit die Frage: „Was will der Jungspund eigentlich?!“

Mir ist durchaus bewusst, dass ich kürzlich erst 26 geworden bin. Wenn man so auf das durchschnittliche Alter blickt, kann man grob sagen ich habe ein Drittel meines Lebens hinter mir.

Natürlich kann ich froh sein, dass ich überhaupt 26 geworden bin. Das eine oder andere Schicksal in meinem Leben hätte das verhindern können. Andere haben da nicht so viel Glück und werden gar nicht so alt. Meistens liegt das an fiesen Krankheiten oder Unfällen. Dafür kann ich sehr dankbar sein und ich bin es auch.

Alter liegt schlicht im Auge des Betrachters und des Blickwinkels. Die Frage „Wie kommt man an einem ruhigen Sonntagabend auf so ein Thema?!“ ist gerechtfertigt.

Heute Abend hatte ich ein kleines Stimmungstief. Der Grund dafür ist mir unbekannt. In so eine Stimmung kann man sich ja dann doch auch reinsteigern. Danach stand mir zum Sonntagabend eigentlich nicht wirklich der Sinn.

Das Fernsehprogramm war wie so oft mies, das Internet vorerst uninteressant und um 19 Uhr geht man einfach noch nicht schlafen. Da hilft nur eins: Musik!

Musik hat einen Einfluss auf die Laune. Dieser kann positiver Natur sein, aber auch negativer. Ich habe gelernt diesen Einfluss für mich passend zu nutzen.

Der Stimmung entsprechend wählte ich also einen passenden Künstler aus und ließ das Album laufen. Im Anschluss wechselte ich untypisch für mich ein paar Songs durch und ganz schnell war die Stimmung aus dem Keller zurück.

Was hat das jetzt mit dem Titel zu tun?!

An der Musik lässt sich sehr gut die Zeit festmachen oder besser gesagt wie schnell die Zeit vergeht. Wenn ich Musik höre und erlebe, dann wird mir mein Alter bewusst.

Ich bin 1988 geboren und in den 90igern aufgewachsen. Auch heute kann ich noch die größten Hits dieser Ära problemlos mitsingen. Das ist über 20 Jahre her! 20 Jahre!

Mein Musikgeschmack ist breit gefächert und ich finde überall etwas passendes. Darunter auch Künstler die weit vor meiner Geburt Musik gemacht haben, Musik die meine Eltern schon genossen haben und die auch mir heute noch zusagt.

Ein kleines Beispiel.

Als Heranwachsender mochte ich die Band Linkin Park sehr gerne. Ihr Debütalbum kam im Jahr 2000 auf den Markt. Damals war ich 12 jahre alt und habe das Album Hybrid Theory gefeiert ohne Ende. Das lief bei mir so gut wie ununterbrochen.

Auch heute, 14 Jahre später, lege ich die Scheibe noch sehr gerne auf. Ich würde diese Band mit zu den großen Künstlern meiner Jugend zählen und das Album höre ich auch heute noch genauso gern wie früher.

Das ist nur ein Bespiel eines Künstlers und eines Albums.

Es geht mir oft so, dass ich gute Musik höre und mit Erschrecken feststelle wie alt das Album schon (wieder) ist. Die Musik wird nicht schlechter – Im Gegenteil sie wird mit der Zeit meistens besser.

Nichts desto Trotz sind dann Alben, welche man gestern erst noch gekauft hat, schon wieder 5 Jahre alt.

Es erscheint mir manchmal als würde sich die Erde genauso schnell drehen wie eine CD/LP im Abspielgerät.

Die Zeit vergeht zu schnell. Mit Musik wird mir das immer wieder bewusst.

Woran erkennt Ihr wie die Zeit vergeht und man unweigerlich älter wird?!