Liebes Internet

…, kannst du mir bitte dringend heute Nachmittag, für eine mir sehr wichtige Sache, die Daumen drücken?

Schbinnbisschnnervös!

(via giphy.com)

Kthxbye!

Katja

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Nerv getroffen

Das mit dem Nerv ist gestern in Spanisch passiert. Ich war völlig durch den ganzen Tag, weil ich nächtelang gar nicht oder nur sehr wenig geschlafen hatte und viel unterwegs war über Pfingsten. Gestern Mittag hatte ich dann auch keine Konzentration, um mich an die Hausaufgaben zu setzen und war abends also ohne erledigte Aufgabe im Kurs. Die Grundaufgabe ist immer die gleiche: um das Verfassen von Texten zu üben, schreiben wir auf und lesen dann im Kurs vor, was wir am vergangenen Wochenende gemacht haben. Damit haben wir angefangen als wir vor über einem Jahr die erste Vergangenheitsform gelernt haben und ich mag die Übung eigentlich sehr, weil es nicht nur dafür sorgt, dass wir was durchnehmen, was das doofe Buch nicht vorgibt, sondern weil man dadurch auch die Leute im Kurs sehr viel besser kennengelernt hat – immerhin erzählen wir uns seit über einem Jahr, was wir an den Wochenenden unternehmen. Jetzt hatten wir dooferweise in der letzten Woche eine neue Zeit gelernt – das Indefinido, das noch dazu die richtige Zeit für diesen Zeitraum in der Vergangenheit ist und den Text direkt in der neuen Zeit zu verfassen wäre mir gestern zu viel Herausforderung gewesen.

Und dann komme ich in den Kurs und als ich mich auf Spanisch stammelnd entschuldige, weil ich die Aufgabe nicht gemacht habe, weil ich so alle bin, sagt die Spanischlehrerin mir, ich könne das doch immer so gut, wenn ich’s aufschreibe, ich solle das jetzt einfach frei runterquasseln.

„Jetzt enttäusch mich nicht.“

Und wäre ich nicht mit meinem Matschhirn eh schon völlig überfordert gewesen, hätte sie das spätestens mit diesem Satz geschafft. Enttäusch mich nicht. Meine Wangen brannten heiss und ich stammelte mich durch 3 halbe Sätze, bei denen mir selbst die einfachsten Vokabeln nicht einfallen wollten und der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und ich konnte kaum gegen die Tränen ankämpfen und habe dann möglichst schnell die Frage an den Banknachbarn weitergegeben.

Ich ärgere mich so wahnsinnig, dass ich an dieser Stelle nicht einfach ‚Stopp‘ sagen und die Aufgabe verweigern konnte, ich konnte ja vorher ahnen, dass das gestern nicht klappen konnte. Und irgendwie war das ganz schön demotivierend, angesichts der Tatsache, dass ich bis 10 Minuten bevor ich losmusste, mit mir gerungen habe, ob ich nicht lieber schwänzen sollte, weil ich so fertig bin. Aber dann habe ich mich aufgerafft und das sogar noch ein zweites Mal, weil ich als ich gerade losgefahren war gemerkt habe, dass ich komplett ohne Tasche und Spanischsachen ins Auto gestiegen war, was ja nochmal ein deutliches Zeichen dafür war, wie sehr ich durch den Wind war und das geht dann so aus.

Dieser Satz war wie ein Katapult in die Vergangenheit. Und ich weiss nicht, ob ich mir das hinterher nur eingebildet habe, dass sie den ganzen restlichen Abend mit mir geschmollt und mich grantig angeguckt hat, weil ich bei der Aufgabe so kläglich versagt habe (manchmal habe ich den Eindruck, dass es ganz unabhängig von meiner dahingehenden Prägung bei ihr einen ähnlichen Effekt gibt, dass sie unseren Ehrgeiz und unsere Bemühungen als Sympathiebekundungen für sich verbucht und das Ausbleiben dessen, sich dann eben für sie auch doof anfühlt). Aber ich habe hinterher auf der Heimfahrt, als ich über die Situation nochmal nachgedacht habe, gemerkt, wie tief das immer noch in mir verwurzelt ist. Wie sehr mein Selbstwert von meiner Leistung abhängig ist, weil es sich für mich immer noch so anfühlt als sei die Wertschätzung, die ich von aussen erfahre direkt an meine Leistung und mein Funktionieren gekoppelt. Und wer versagt ist nichts wert. *soifz*

Katja