Mal ganze vier Bücher in diesem Monat und der Hornby definitiv das beste, das ich in diesem Jahr bisher gelesen habe!
Nick Hornby – A long way down
Maureen, Martin, JJ und Jess könnten unterschiedlicher nicht sein – eine Hausfrau, die sich um ihren behinderten Sohn kümmert, ein abgewrackter Fernsehmoderator, ein Musiker, der seine Band und seine Freundin verloren hat und eine junge Frau, die dank ihres losen Mundwerks, Drogen und Alkohol von einer Schwierigkeit in die nächste gerät.
Gemeinsam haben die vier lediglich, dass sie sich zufällig in der Silvesternacht auf dem Dach eines Londoner Hochhauses – des Topper House – begegnen, jeder einzelne von ihnen dort oben, um zu springen und sein Leben zu beenden. Das geht natürlich nicht mit so vielen Zuschauern und so vertagen sie ihre Pläne erstmal. So verschieden die vier sind, diese gemeinsame Erfahrung verbindet sie und auch wenn sie die meiste Zeit streiten, irgendwie wollen sie einander doch helfen und ergründen gemeinsam, was sie dafür brauchen, am Leben zu bleiben. Und manchmal kommt auch einfach etwas dazwischen:
„He, Leute“, sagte JJ. „Bleiben wir doch bei der Sache.“
„Bei welcher? Ist das nicht gerade unser Problem? Nichts, wobei wir bleiben können?“
„Bleiben wir bei diesem Kerl.“
„Wir wissen doch nicht das Geringste über ihn.“
„Schon, ja, aber … ich weiss auch nicht. Irgendwie finde ich ihn wichtig. Wir waren auch drauf und dran, das zu tun.“
„Waren wir?“
„Ich ja“, sagte Jess.
„Aber du hast es nicht getan.“
„Du hast auf mir drauf gesessen.“
„Aber seitdem hast du es nicht noch mal versucht.“
„Na ja. Erst waren wir auf dieser Party. Dann sind wir in Urlaub gefahren. Und … na ja. Es kam dauernd irgendwas dazwischen.“
„Schrecklich, so was. Du musst dir unbedingt ein paar Tage im Terminkalender frei halten. Sonst kommt dir ständig das Leben in die Quere.“
„Halt die Fresse.“(Nick Hornby – A long way down, Knaur, Seite 279)
Ich mag Bücher, bei denen ich ab Seite 100 denke, dass ich von dem entsprechenden Autor unbedingt alles lesen möchte und bei denen sich der Eindruck dann auch tatsächlich bis zum Ende hält. Hornby lässt die vier Protagonisten das ganze Buch in der ich-Perspektive erzählen, wobei die Sicht pro Kapitel zwischen den einzelnen Figuren wechselt. Das ist eine gute Methode, die mir die vier, trotz ihrer Unterschiede, alle nah gebracht hat. Manche Szenen schildern mehrere der Protagonisten je aus ihrer Sicht, manchmal erzählt nur einer und man erfährt dadurch wie die Handlung voranschreitet. Das hat er gut eingesetzt und für mich passend; die Toppers‘ House Four sind alle stimmige Figuren, zwar schräg aber konsistent. Ein wunderbares Buch, gerade auch, wenn man diese dunklen Phasen und Gedanken selber kennt. Durchhalten, rausfinden, was du brauchst – das könnte kein Ratgeber besser verdeutlichen.
Während ich das Buch gelesen habe, habe ich den Film ‚About a boy‘, der auf einer Romanvorlage von Nick Hornby beruht, gesehen – großartig. Das wird wohl das nächste seiner Bücher sein, die ich mir vornehme.
Astrid Lindgren – Pippi Langstrumpf
Vermutlich war bei den ganzen Büchern aus der Grundschulbibliothek, die ich seinerzeit verschlungen habe, auch Pippi Langstrumpf dabei – ich konnte mich aber überhaupt nicht erinnern, das Buch je gelesen zu haben und weil das natürlich ein großes Versäumnis ist, kaufte ich es mir vor einer Weile. Überaus präsent sind mir nur die Filme mit Inger Nilsson, die in diesem Jahr schon stolze 55 Jahre alt wird unglaublich!), und so ging es mir auch beim Lesen so, dass ich dauernd die Filmfiguren vor Augen hatte und den unglaublichen Charme, den die Filmpippi versprüht.
Grobe Angaben zum Inhalt kann ich mir hier wohl tatsächlich sparen. Ich glaube, selbst annähernd 70 Jahre nach dem ersten Erscheinen des ersten Buches, kennt (und liebt!) auch heutzutage noch jedes Kind Pippi Langstrumpf.
Ich bin gar nicht auf dem aktuellen Stand, ob es von Pippi eine neuere, überarbeitete Ausgabe (ich kaufte meine gebraucht und sie stammt aus 1996) gibt oder ob sie zumindest geplant ist, ich weiss nur, dass viel darüber diskutiert wurde, die (heutzutage) rassistisch konnotierten Begriffe zu ersetzen und aus Pippis Vater, der im Buch ein ‚Negerkönig‘ ist, einen Südseekönig oder dergleichen zu machen, und ehrlich gesagt, erschließt sich mir überhaupt nicht, weswegen das so hart diskutiert wird. Gemeint ist eindeutig – das wird spätestens beim Lesen klar – keine rassistische Deutung sondern eine exotische, die könnte man sehr simpel durch den Austausch weniger Begriffe erreichen, ohne dass dem Buch dadurch irgendetwas von seinem Charme genommen würde. Und man könnte es leichter lesen, ohne immer wieder an diesen Begriffen hängenzubleiben. Ich kann nicht verstehen, wieso man sich aus nostalgischen Gründen an Begriffe klammert, die man heutzutage in keinem Kinderbuch verwenden würde. Es sind ja vor allem nur die Erwachsenen, die daran klammern, nicht die Kinder. Und das Kulturgut Buch verkommt durch die Änderung nicht, sondern es würde den Pippi Büchern gut zu Gesicht stehen und man könnte sie auch heutzutage bedenkenloser Kindern zum Lesen geben, ohne einschränkende Erklärungen abgeben zu müssen.
Stephenie Meyer – Bis(s) zum Ende der Nacht
Halleluja, das war endlich der letzte Band der Twilight-Reihe und ich bin froh, dass ich das jetzt hinter mir habe. Es ist nämlich irgendwie die Pest. Ich finde diese Bücher ganz furchtbar, den Stil grottenschlecht, Bella geht mir seit den ersten 2 Seiten des ersten Bandes furchtbar auf die Nerven, das ist alles so kitschig und schwulstig und ‚Drama Baby‘, dass mir übel wird und trotzdem habe ich jeden der 4 Wälzer innerhalb kürzester Zeit inhaliert und ich musste auch alle lesen und konnte nicht nach dem ersten aufhören.
Irgendwas macht die Frau Meyer also verflucht richtig, auch wenn ich einfach nicht dahinterkomme, was es für mich ausmacht. So vorhersehbar die Geschichte in Teilen ist, so unterhaltsam ist sie doch andererseits.
Zur Geschichte an sich lässt sich natürlich nichts sagen, was nicht die vorherigen Bände spoilern würde, deswegen so kurz und knapp und ganz eindeutig: Team Jacob!
Elizabeth George – Denn bitter ist der Tod
Ein weiterer Krimi mit dem Ermittlerduo Thomas Lynley und Barbara Havers – er Spross einer alten englischen Adelsfamilie, sie Kind der Arbeiterklasse und diese Unterschiede sind es auch, die in fast jedem Fall der beiden auftauchen und die die beiden aber auch durch ihre sehr unterschiedlichen Herangehens- und Denkweisen ziemlich erfolgreich machen.
In diesem Band werden die beiden New Scotland Yard Ermittler nach Cambridge gerufen, wo eine junge gehörlose Frau – Tochter eines angesehenen Geschichtsprofessors aus erster Ehe – beim morgendlichen Lauftraining ermordet wurde. Ehebruch, Eifersucht, Gehörlosenkultur, dazu die privaten Sorgen der beiden Ermittler – meiner Meinung nach bisher der schwächste Band der Serie, weil Elizabeth George einfach unvernünftig viele verschiedene Aspekte und Geschichten in die knapp 500 Seiten gepackt hat und dabei jedes für sich ein bisschen zu kurz kommt. Dazu ein wirklich krudes Motiv für den Mord – ein bisschen zu dramatisch als dass es mir ein ‚aaaaah, ja klar‘ hätte entlocken können. Und ich mag ja lieber Ausgänge, wo man schon hätte drauf kommen können und immer so knapp dran vorbeischrammt.
Nichtsdestotrotz werde ich die Serie natürlich weiterlesen, denn das ist wirklich faszinierend: die Bücher kommen alle recht langsam und fade in Schwung und ich merke gar nicht, wie ich in den Sog gerate, der mich aber bei jedem Band irgendwann packt und dafür sorgt, dass ich das Buch am liebsten gar nicht mehr weglegen würde, bis es fertiggelesen ist.
Katja