Umgekehrt wird ein Schuh daraus*

Vor ein paar Monaten habe ich zum ersten Mal im Leben Sport für mich entdeckt und vor allem in dem Sinne entdeckt, dass ich merke, wie sehr er sich auf mein seelisches Gleichgewicht und Wohlbefinden auswirkt. Wenn ich japse, alle Muskeln jaulen, ich an meine Grenzen gehe und manchmal auch drüber hinaus, dabei die richtige Musik im Ohr habe, stellt sich irgendwann automatisch ein Grinsen im Gesicht ein und es hat schon seinen Grund, dass ich vom Fitnessstudio meist als die „Endorphinfabrik“ spreche.

In den letzten 3 Wochen war ich nicht trainieren, weil’s mir schlecht geht (Ha! Mit ein bisschen Übung fällt es mir gerade leichter, das Kind beim Namen zu nennen und ich habe mich nicht von „nicht so gut“ kommend auf „schlecht“ korrigieren müssen.) und ich so viele Termine um die Ohren habe, dass ich froh über jeden Tag war, an dem ich nicht aus dem Haus und vor allem nicht unter Menschen musste. Ich habe mich stattdessen, so oft und gut es ging (und das war nicht besonders häufig) zu Hause vergraben und darauf gewartet, dass es mir irgendwann wieder so viel besser gehen wird, dass ich auch wieder motiviert bin, trainieren zu gehen.

Das. Funktioniert. So. Aber. Nicht.

Das dämmerte mir schon vor ein paar Tagen und heute hatte ich endlich wirklich die Zeit, hab mir ’nen Tritt abgeholt, mich aufgerafft, die Sportsachen gepackt und bin trainieren gegangen. Und es war wie’s fast immer ist: ich habe geschwitzt, jeder Muskel tat irgendwann weh – aber der Kopf wurde im Laufe der zwei Stunden immer leichter und es ging mir seit Tagen nicht so gut wie gerade. Körperlich total ko, psychisch endlich mal nicht mehr im Dauernd-Losweinen-Müssen-Modus.

Und damit ich nicht so schnell wieder vergesse, dass ich mich erst aufraffen muss, um Sport zu machen, damit es mir besser geht, anstatt zu warten, dass es mir von selber besser geht, um mich wieder zum Sport aufraffen zu können, halte ich das lieber direkt hier fest! (Filed under: #TIL)

Gib mir ein leichtes Schwert
für meine schwere Hand
eins das führt, wenn ich folge
und folgt, wenn ich führe

Ein leichtes Schwert
für meine müde Hand
eins das tanzt wie ein Schmetterling
tanzt wie ein Schmetterling
tanzt, tanzt, tanzt

(Judith Holofernes – Ein leichtes Schwert)

Katja

[*Link zur Erklärung des Ursprungs der Redewendung im Titel. Geht euch das auch so, dass ihr sowas immer nachschlagen müsst?]

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Katja knipst Sonnenuntergänge, die 143. #26

Zum Beispiel jenen heute, der nach dem Einkauf, der mich ganz schön geschlaucht hat – also der Einkauf jetzt, nicht der Sonnenuntergang – den Himmel in krasses Orange-Violett tauchte und damit ja schon irgendwie eine Belohnung für’s Aufraffen zum Einkaufen trotz all der momentanen Kopfschwere, war.

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Katja

Ich glaube, was ich ganz gut kann, ist dieses Trotzdem

Das ist irgendwie nicht meine Woche. Ich fühle mich – wieder mal – als völlige Memme, weil der gestorbene Vogel mich für Tage aus der Bahn geworfen hat. Dazu kommt, dass ich mich gerade schwierigen Themen stelle, vor denen ich eigentlich immer ausweiche und dann ist auch noch die Sonne wieder verschwunden und das, was ich mir eigentlich als mildes Frühlingswochenende erhofft hatte, um wieder in meine Form zu finden, ist kaltgraues Ungetüm, das mich erst recht wieder wünschen lässt, mich einfach einrollen zu können.

Ich hab mich trotzdem aufgerafft und war am späten Nachmittag am Rhein. Ein paar Schritte machen. Ein paar Eindrücke ins Bild bannen. Hier wieder mal Beute. Ich werd’s einfach nicht satt, Wasser zu knipsen. Oder Blümchen. Oder überhaupt.

Hauptsache trotzdem raus und machen. Keep on rocking. \m/

(Klick macht groß.)

Katja

See[lenbaumeln]

Diese Tage, die schon mit Tränen vorm ersten Kaffee anfangen, weil diese Sache, die dir immer wieder so zusetzt auf einmal wieder ins Bewusstsein hochkocht. Aber dann irgendwann kommt der Punkt und du willst den Tag nicht verloren geben, ihn nicht abschreiben. Die Sonne scheint, es wird endlich Frühling, irgendwann wird irgendwie alles gut. Ommm.

Und dann geht’s auf einmal doch irgendwie und der Hermes-Bote, auf den du den ganzen Tag gewartet hast, kommt genau in dem Moment, in dem du die Jacke schon anhast, weil du dann doch dringend los musst und dann ist der Lieblingsparkplatz frei und die Läden wie leergefegt und du fährst nicht direkt zurück nach Hause, sondern erst mal zum See. Sonne und die Kamera vorm Auge helfen doch fast immer.

(Klick macht groß)

Katja

 

going out november 2014

Im Herbst / Winter fällt es mir oft schwer, richtig Motivation zu finden, häufiger rauszugehen. Da kommt mir das going out Projekt, das Mondgras sich ausgedacht hat und schon seit langem betreibt, ziemlich entgegen. Dabei geht es darum, immer in einer vorher festgelegten Woche des Monats täglich rauszugehen und das per Foto zu dokumentieren. Im ganzen Frühling und Sommer habe ich geschwänzt, weil ich da alleine durch den Garten eh dauernd an der frischen Luft bin, aber jetzt in der dunklen Jahreszeit möchte ich wieder mitmachen. Die going out Woche im November war jetzt diese Woche und ich war wirklich jeden Tag draussen.

Montag: Auf dem Weg vom Parkplatz zum Optiker an diesen seltsamen Gestalten vorbeigekommen…

OLYMPUS DIGITAL CAMERA…und hinterher beim googeln festgestellt, dass es sich dabei um die Skulptur „Stau“ von Peter Lenk handelt, der auch den Pimmel über Berlin am taz-Gebäude in Berlin geschaffen hat.

Dienstag: Endlich die Pflanzen zum Überwintern von der Terrasse ins Gewächshaus geschleppt und noch ein paar andere Dinge im Garten rumgeräumt, um dort alles winterfest zu bekommen. Dabei diesen kleinen tapferen Sommerboten entdeckt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEr hing da übrigens nicht fest sondern spazierte über das Netz von Blatt zu Blatt ohne kleben zu bleiben.

Mittwoch: Nochmal im Garten gewesen und Zeug rumgeräumt und dabei auch Gänseblümchen geknipst. Die Blümchenfotos sind aber, weil es schon zu dunkel war, alle total unscharf. Deswegen hier die Straßenlaterne, die neben dem Garten steht.

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Donnerstag: Unterwegs gewesen zum Einkaufen und dabei einen Abstecher zum Rhein gemacht. Grau und kalt und regnerisch. Mäh.

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Freitag: Tagsüber draussen war ich nur am Briefkasten und an der Mülltonne und dergleichen. Aber am späten Nachmittag sind wir noch losgedüst zum Möbelschweden, um nicht zwischen die ganzen Irren zu geraten, die den Laden samstags verstopfen. Den Gedanken hatten allerdings leider auch ein Teil der Irren oder vielleicht waren wir auch einfach noch zu früh dran. Voll war’s auf jeden Fall auch so. Aber ich habe jetzt eine neue Winterbettdecke und eine neue Leselampe am Bett – eigentlich sogar 2.

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Samstag: Wieder beim Optiker gewesen. Dieses Mal um die neue Brille abzuholen. Endlich, denn meine andere habe ich bei dem Sturz im Urlaub geschrottet und die Gläser in der Ersatzbrille passten schon lange nicht mehr. Die kann ich dann nächste Woche auch noch mit passenden Gläsern abholen. Der neue Optiker ist direkt an der Bergstraße und da herbstelte es am Samstag in tollen Farben im strahlenden Sonnenschein.

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Sonntag: Und auch heute aufgerafft und einen Spaziergang mit Schlenker zum Postbriefkasten gemacht, so lange es hell war und nicht geregnet hat.

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Jetzt hoffe ich, dass ich auch den Dezembertermin nicht verpasse. (Svü, piepst du bitte, falls du ihn mitbekommst? 🙂 )

Katja

Strategiensammlung

Es wird langsam leichter, auch wenn ich längst noch weit von dem Status entfernt bin, mit dem ich mich wohl fühle. Aber ich hänge wenigstens nicht mehr so schlimm in diesem Tief, in dem gar nichts geht und mich alleine das Aufstehen so ungeheuer viel Kraft kostet.

Bevor ich das alles wieder vergesse – irgendwie neige ich dazu, diese schlimmen Tage zu verdrängen – muss ich hier wieder mal dringend ein paar Dinge festhalten, muss aufschreiben, mit welchen Strategien ich die letzten Tage vorangekommen bin, damit ich das für die Zukunft besser parat habe.

An einem Tag letzte Woche habe ich fast 3 Stunden gebraucht bis ich mich endlich rausgetraut habe. Die Angst vorm Rausgehen, vorm Einkaufen, vor den Menschen war in diesen Stunden wieder so schlimm wie vor Jahren. Diese Angst, alleine schon davor, die Wohnungstür zu öffnen, über die Schwelle zu gehen. Ich hätte es im Grunde sein lassen können oder verschieben, ich musste nicht zwingend an diesem Tag einkaufen. Aber irgendwas war da auch in mir, das nicht einfach so nachgeben wollte. Ich will das nicht mehr, will mich nicht wieder mit diesen gleichen Schwierigkeiten rumschlagen, die ich schon mit viel Kraft und Mühe überwunden hatte.

Irgendwann habe ich tief durchgeatmet, mir Klappbox, Geldbeutel, Handy, Schlüssel geschnappt mit dem Plan wenigstens bis zum Auto zu gehen. Wenn gar nichts ginge, könnte ich wieder reingehen – so der Deal mit mir selber. Das ging besser als erwartet also habe ich mir das nächst größere Ziel gesucht: wenn ich es schaffen würde, beim Bäcker Brot zu holen, hätte ich den dringendsten Punkt erledigt. Für alles andere könnten auch Notlösungen herhalten. Erst als ich mit Brot wieder im Golf saß, habe ich mir den nächsten Laden vorgenommen und am Ende hatte ich alles erledigt, was ich erledigen wollte und ich war zwar ordentlich erledigt, aber auch stolz auf mich, dass ich nicht einfach zuhause geblieben bin.

Seitdem versuche ich jeden Tag wenigstens vor die Tür zu gehen – und wenn es kurz in den Garten ist oder nur zum Briefkasten oder zu den Mülltonnen. Rausgehen wieder bewusst üben, damit es sich normal anfühlt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal wieder auf diesen Punkt zurückfallen würde – aber immerhin: es geht. Und seitdem hatte ich auch nicht wieder solche Panik und war auch in der Stadt.

Im Garten bin ich auch gewesen. Mich auf das besinnen, was mir gut tut. Mal alle ‚oh je, ich hätte längst machen müssen‘-Gedanken im Zusammenhang mit dem Garten verdrängen und alle ‚ich muss ganz dringend‘-Gedanken auch. Fragen Sie nicht, was Sie für Ihren Garten tun können, sondern was Ihr Garten für Sie tun kann – um mal ein berühmtes Zitat abzuwandeln und umzudrehen. Während ich im Garten bin, fällt es mir schwer, mich wirklich darauf zu konzentrieren, diese ‚müsste‘-Gedanken beiseite zu schieben, vieles dort drängt doch sehr. Aber mit Druck und Zwang bekomme ich das gerade ohnehin nicht auf die Reihe, bin sofort überfordert, Tilt – ausser Heulen geht dann nichts. Also langsam, eins nach dem anderen und was ich nicht schaffe, schaffe ich eben nicht. Ommm.

Einen Rahmen bekommt das alles dadurch, dass ich wieder angefangen habe, mit einer todo-Liste zu arbeiten. Dass ich ein Listenmensch bin und speziell für die diversen todos immer Listen gebraucht habe, habe ich ja schon häufiger gebloggt. Jetzt hatte ich irgendwann im Herbst oder Winter damit aufgehört, weil mir das völlig ausser Kontrolle geraten war und ich quasi für jeden Punkt, den ich gestrichen hatte, zwei neue noch mit auf die Liste gesetzt habe und nie fertig geworden bin. Das hat mich seinerzeit total überfordert und ich wollte es – wenigstens für eine Weile – ohne Liste probieren.

So im Nachhinein glaube ich, das war keine so gute Idee. Ich brauche diese Form, diese Struktur, diesen Halt, den die Listen mir geben. Ich brauche das als Motivations- und Aufraffhilfe an Tagen, an denen es mir nicht gut geht und an denen ich mich nicht gut motivieren kann, Dinge zu erledigen. Vor allem brauche ich aber gerade an diesen schlechten Tagen die Möglichkeit, Dinge durchzustreichen, die ich geschafft habe. Damit ich sehen kann, dass ich etwas und auch was ich geschafft habe. An diesen trüben Tagen fehlt mir nämlich komplett das Gespür und wenn ich das nirgends festhalte, kommt es mir so vor als hätte ich den ganzen Tag gar nichts hinbekommen. Meist ist das nämlich gar nicht so und diese Begleiterscheinung den Fokus in diesen Zeiten auf mein Scheitern zu legen und nicht darauf, was ich kann, gaukelt mir das nur vor.

Alles noch weit von gut entfernt, aber immerhin ist vieles schon wieder besser als noch vor einer Woche.

Katja

first things first

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Die Glasglocke sitzt heute nicht ganz so dicht und ich versuche, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die gut tun. In den vergangenen Jahren war das immer mein Garten. Kopf ausleeren von schädlichen Gedankenkreiseln durch Gartenarbeit funktioniert eigentlich ziemlich zuverlässig. In diesem Jahr jedoch hat mir das Wissen darüber noch gar nichts gebracht, weil ich mich, seit das Wetter schöner ist und nach Zeit im Freien schreit, zu gar nichts, und erst recht nicht zu Gartenarbeit aufraffen kann. Die größte Hürde war dabei schon der Gedanke überhaupt rauszugehen, dabei evtl. noch  den Nachbarn über den Weg zu laufen und in Smalltalk verwickelt zu werden für den ich im Moment noch weniger Energie habe als üblicherweise.

Heute dann der ‚es-hilft-ja-alles-nix‘-Gedanke und einfach raus und wenn es nur für ein paar Minuten wäre…

Fast 1,5 Stunden waren es dann tatsächlich (was bei meinen momentanen  Energiereserven eigentlich ganz schön gut ist) und doch fehlt mir das übliche Gefühl der Zufriedenheit, das ich normalerweise nach und auch während der Gartenarbeit habe. Zu sehr hat der Kopf einfach weitergedreht und ich hatte die ganze Zeit nur das müsstemüsstemüsste vor Augen.Viel früher hätte ich mit dem Garten anfangen müssen, einen Teil der Arbeiten hätte ich eigentlich sogar schon im letzten Herbst erledigen müssen (und erledigt haben wollen, aber das ging da schon nicht) und es rächt sich jetzt durch Mehraufwand, dass ich so spät dran bin. Und dann schießt mir durch den Kopf, dass der doofe Vermieter sicher höchst verärgert ist und die Angst davor, er könnte wieder mal unangemeldet vor der Tür stehen, lässt mich am Rad drehen. Und ich denke daran, dass man die 1,5 Stunden fast gar nicht sieht und sehe nur, was noch vor mir liegt und wieviel zu tun ist und wie sehr mich das gerade überfordert und wie ich das nur alles schaffen soll und das ist natürlich höchst kontraproduktiv für den Zweck, um den es mir eigentlich ging, dass es mir nämlich besser gehen soll durch diese erdenden (im wahrsten Wortsinne, meine Hände sehen schlimm aus) Tätigkeiten, die mir eigentlich immer gut tun.

Und während ich Unkraut rupfe, merke ich, was der Kopf da immer noch für einen Blödsinn veranstaltet und ich beschließe, oder versuche zumindest, dieses Gedankenhamsterrad anzuhalten und mich nur auf das verfluchte Unkraut zu konzentrieren, das ich just in diesem Moment rausrupfe. Nur der Weg – scheiss (pardon!) doch auf’s Ziel. Wenigstens ein bisschen klappt das und wenn mein Garten eben in diesem Jahr noch unordentlicher aussehen wird, als er das üblicherweise tut, dann sei es eben so. Für heute zählt erst mal nur, dass ich die blühende Hyazinthe im Beet vor dem Küchenfenster von den vertrockneten Vorjahresblumenresten und dem Unkraut befreit habe, das sie verdeckt hat.

Jetzt, mit einem Kaffee bewaffnet, auf der Terrasse sitzend und über die Bluetooth-Tastatur, die ich für’s Tablet habe, fluchend, weil die Pfeil-hoch-Taste genau an der Stelle ist, an der intuitiv mein kleiner Finger für die rechte Shift-Taste landet, was zu einem schrägen Wirrwarr beim Schreiben geführt und mich dauernd aus meinen Gedankengängen rausgehauen hat, ist schon wieder der müsstemüssteschnellschnell-Berg in mir dominierend. Und gerade geht es auch nicht gut, Dinge zu tun, die mir gut tun, weil sie mir gut tun, weil da so viele im Weg liegen, die dringend gemacht werden müssen. Dabei wäre es eigentlich sogar logisch richtiger und besser, mich erst mal um mich zu kümmern und mein Befinden den brüllenden Pflichten überzuordnen, weil ich die ja auch viel besser hinbekomme, wenn es mir besser geht. Hm.

Zumindest viel weniger Tränen heute als frische Luft!

Katja

(Und endlich endlich getraut, dem besten Freund zu erzählen, dass es mir schlecht geht und alleine das darüber reden Können und das (wieder mal) Merken (was ich zu gerne vergesse), dass es mir schlecht gehen darf, ohne dass er sich abwendet, macht es irgendwie einfacher.)