52 Bücher, Teil 7 und 8

Das ist ja jetzt schon ein bisschen peinlich. 6 Wochen lang war ich ziemlich pünktlich mit dabei und habe meine Beiträge für’s 52-Bücher-Projekt geschrieben und dann ausgerechnet im 7. Teil, als Katrin ein Thema ausgewählt hat, das ich vorgeschlagen hatte, fange ich an so zu schwächeln. 😳

Im März ging bei mir echt überaus wenig, das war kein guter Monat und so richtig ist das auch noch nicht vorbei, aber ich will jetzt endlich mal anfangen, ein bisschen aufzuholen. Die Themen waren nämlich schon durchaus so, dass ich sie gerne beantworten möchte.

Daher jetzt in ein bisschen gehetzt und knapp direkt 2 Themen auf einmal:

Woche 7:

Du betrittst zum ersten Mal die Wohnung deines neuen Schwarms. Welches Buch sollte auf dem Couchtisch (oder natürlich wahlweise auf dem Nachttisch) rumliegen, damit du dir sicher bist “Hier bin ich richtig!”?
(Bonusfrage: Welches Buch dürfte dort auf keinen Fall rumliegen?)

Das Thema fiel mir irgendwann nächtens ein, als ich nicht schlafen konnte und als ich mich morgens beim Aufstehen immer noch daran erinnerte, reichte ich es bei Katrin ein. Zugegebenermaßen sah das in der Theorie viel einfacher aus: ich war nämlich irre gespannt darauf, was da an Ergebnissen bei den Projektteilnehmern rauskäme, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, mal darüber nachzudenken, welche Bücher das bei mir wären. Dass das in der Praxis nämlich gar nicht so einfach ist, fiel mir auf, als das Thema tatsächlich bei Katrin auftauchte. 😀

Weil es natürlich feige wäre ausgerechnet beim eigenen Thema zu kneifen, lasse ich mir also trotzdem etwas einfallen. :mrgreen:

Früher, in Zeiten als ich noch mehr oder weniger regelmäßig zum ersten Mal in Wohnungen oder Zimmer von von mir Umschwärmten kam, hatte ich ehrlich gesagt gar kein Auge für Bücher. Mir fiel zwar auf, ob es welche gab und ich war misstrauisch, wenn es keine gab. Aber der eigentliche Anziehungspunkt war für mich immer die Schallplattensammlung. Die musste ich stets erst mal durchblättern, nach Gemeinsamkeiten suchen und auch nach Musik, die ich gar nicht kannte.

Weil das aber natürlich bei einem Buchprojekt nicht gilt, hier also eine Auswahl von Büchern, von denen eines zu finden, ich schon recht cool fände:

Dieter Moor und Sabine Schneider – ganz & einfach

Ja, ein Kochbuch, mein Lieblingskochbuch. Lustigerweise waren Kochbücher in der letzten Runde der 52 Bücher das 7. Thema und ich habe das Buch damals dort vorgestellt. Zum Thema passt es für mich, weil ich wahnsinnig gerne koche, weil ich kochende Männer mag und denke, wenn einer jenes Buch rumliegen hat, dann hat er vielleicht eine ähnliche Leidenschaft für’s Kochen. Aber nicht so chichi-mäßig, sondern ganz & einfach.

Flix – Don Quijote

oder auch ein anderes von Flix Büchern, weil ich es grandios finde, wie wahnsinnig viel dieser großartige Zeichner mit so wenigen Worten im Zusammenspiel mit seinen Zeichnungen sagen kann und dass die ganz textlosen Bilder und auch manchmal einfach nur weisse Seiten ganz ohne Text oder Zeichnung, häufig die tiefsten Aussagen enthalten – wirkungsvoll ohne effekthascherisch zu sein. Große Liebe hier. ♥

Ein (oder auch gerne mehrere) Reiseführer

weil Reisen für mich etwas ganz anderes ist, als irgendwo Urlaub zu machen und weil dazu natürlich gehört, dass man sich schon vorher oder auch hinterher mit der Gegend irgendwie vertraut macht. Weil Reiseführer ein gutes Indiz für Fernweh sind, das mich auch dauernd plagt, fände ich es gut, wenn in der Wohnung welche rumlägen.

Irgendwo in der Wohnung, am besten in einer unteren Ecke eines Bücherregals, auf keinen Fall irgendwo effekthascherisch auf einem Tisch oder Nachttisch liegend, würde ich ausserdem gerne den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry finden, am liebsten ein bisschen zerfledderd, weil er mehr als einmal gelesen wurde. Finden würde ich ihn gerne, weil er für mich besonderen (Stellen-)Wert hat, rumliegen sollte er aber auf keinen Fall, weil mir das zu kalkuliert wirken würde, zu manipulativ.

Das mit den no-go Büchern ist auch nicht so einfach, weil man da ja schon differenzieren muss, aus welchen Gründen sie gelesen werden. Da kommen bei mir auch die gleichen vor, wie bei einigen anderen auch schon, zB die Bohlen Biografie oder Thilo Sarrazin. Ein Parteibuch von der FDP würde mich wohl auch rückwärts zur Tür raustreiben.

Woche 8:

Klolektüre

Kurzes und knappes Thema von Lioman.

Kurze und knappe Antwort von mir: Hier gibt’s gar keine Klolektüre. In ganz ganz seltenen Fällen, wandert das aktuelle Buch mal mit ins Bad – aber nur, wenn’s gerade so furchtbar spannend ist, dass ich es auf keinen Fall aus der Hand legen kann. In die Badewanne kommt auch nur das jeweils aktuelle mit, kein spezielles Buch für’s Badezimmer.

Bonusantwort: mein Handy darf nicht mit in die Wanne oder auch nur an den Rand, weil ich viel zu viel Angst hätte, dass ich es in einem Schusseligkeitsanfall in der Wanne versenken würde.

Alle Projektbeiträge sammelt Katrin in ihrer tollen Liste! Zwei geschafft, fehlen noch 9 und 10, dann bin ich wieder auf dem Laufenden. Vielleicht auch 9, 10 und 11, wenn ich das nicht vor dem Wochenende erledige. Aber ist ja zum Glück alles ganz flauschig und puschelig hier! 🙂

Katja

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Gelesen im Februar 2013

Im Februar hatte ich zeitweise 4 Bücher gleichzeitig angefangen und keines davon war ein Roman, was für mich eher ungewöhnlich ist. Und ich habe es wirklich geschafft, die angefangenen Bücher erst zu beenden, bevor ich ein neues anfing. 🙂
Aber ich glaube, der März braucht jetzt wieder mehr ablenkende Lektüre!

Gelesen im Februar:

Tanja Kinkel – Unter dem Zwillingsstern

Dafür, dass Tanja Kinkels Romane mich ansonsten meist schon nach ein paar wenigen Kapiteln völlig in ihren Bann schlugen, brauchte es ziemlich lange bis ich mit ‚Unter dem Zwillingsstern‘ überhaupt warm werden konnte.

Carla und Robert lernen sich als 8-jährige direkt nach Ende des 1. Weltkrieges in München kennen, beide frühreife Wunderkinder, beide wollen sie Schauspieler werden und die beiden verbindet eine lebenslange enge Freundschaft, und zumindest zu Beginn ihrer Karrieren auch ein ständiger Konkurrenzkampf. Den Rahmen der Handlung bildet sehr umfangreich die Theater- und Filmgeschichte, wovon ja letzere noch in den Kinderschuhen steckte und dann in zunehmendem Maße auch die politische Situation in Deutschland während des NS-Regimes. Carla, eigentlich nur für einen 2-Jahres-Vertrag nach Hollywood übersiedelt, verbringt die Kriegsjahre in Amerika. Robert bleibt in Berlin und wandelt stets auf dem schmalen Grat, sich nicht beim Regime anbiedern zu wollen, aber andererseits den Tanz mitzumachen, um seinen jüdischen Ziehvater und einige seiner jüdischen und halbjüdischen Schauspielerkollegen für die er sich verantwortlich fühlt, unterstützen zu können.

Wenn ich jetzt versuche, genauer zu fassen zu bekommen, was mich an dem Buch gestört hat, ist das nicht ganz leicht. Vielleicht ist am Bezeichnendsten, dass ich bisher bei sämtlichen Tanja Kinkel Romanen, die ich gelesen habe, nach Ende der Lektüre den unbedingten Wunsch hatte, mich noch weiter über die spezielle Epoche, das spezielle Thema informieren zu wollen. In diesem Buch betreibt sie so viel Namedropping der Theater- und Filmbranche, dass ich das Gefühl habe, mich reinlesen zu müssen, um die Zusammenhänge ausreichend zu verstehen. Dazu kommt, dass mich die Geschichte des Films nicht so brennend interessiert. Spannender fand ich jene Passagen während der Kriegsjahre in Deutschland und den Einfluss des Regimes auf die Kunst. Das kam mir nur leider insgesamt ein bisschen zu kurz – dafür dass es ein 900 Seiten-Wälzer war.

Und schließlich habe ich auch zum ersten Mal ein Problem mit der Glaubwürdigkeit der Charaktere. Robert und Carla sind beide sehr faszinierend, wirken auf mich aber auch erfunden. Mir fehlt die Vorstellungskraft, dass es diese beiden Typen in dieser Zeit gegeben haben könnte. Und auch einige der anderen fiktiven Charaktere wirkten auf mich sehr zweckdienlich konstruiert, aber nicht warmherzig entwickelt, wie ich ansonsten Tanja Kinkels Charaktere empfinde.

Alan Bradley – Flavia de Luce, Halunken, Tod & Teufel

„Halunken, Tod & Teufel“ ist schon der dritte Band der Reihe und bis gerade eben dachte ich, mehr seien auch noch nicht (auf Deutsch) erschienen, aber das Internet belehrte mich gerade eines besseren: Band 4 „Vorhang auf für eine Leiche“ ist im Oktober schon erschienen und liegt noch vor mir (leider gerade nur im übertragenen Sinne). Was mich, angesichts der Tatsache, dass ich bisher jeden Band noch ein bisschen besser fand als seinen Vorgänger ordentlich freut!

Ich weiss nicht, ob es wirklich die Bücher sind, die besser werden, oder ob mir einfach Flavia von Band zu Band mehr ans Herz wächst und mich mit ihren Eigenheiten zum Grinsen bringt. Alan Bradley ist mit Flavia ein wunderbarer Charakter gelungen. Man möchte diese kleine naseweise, chemieversessene Hobbydetektivin am liebsten im einen Moment ob ihrer Großartigkeit und auch ob ihrer Traurigkeit, wenn ihr manchmal ihre Einsamkeit zu schaffen macht, feste an sich drücken, um sie im nächsten Moment zu erwürgen, wenn sie wieder mal eine ihrer unausstehlichen, nervigen Momente hat. So müssen Helden sein!

In ihrem dritten Fall – und niemand würde nach der Lektüre behaupten wollen, dass es eigentlich Inspector Hewitts Fall gewesen sei – geht es um ein verschwundenes Baby, eine alte sektenartige Religionsgemeinschaft, um eine alte Zigeunerin, ihre Glaskugel und falsche und echte Vorhersagen, um Diebstahl, Kunstfälschung und natürlich um Mord! (Und beinahe geht es darin auch um Freundschaft.)

Mark Logue, Peter Conradi – The King’s Speech

Dieses Buch war nicht meins. Folglich habe ich auch ewig gebraucht, um die nur ca. 270 Seiten zu lesen. Ich hatte hier schon darüber geschrieben, dass das natürlich vor allen Dingen daran lag, dass ich dussligerweise einen Roman erwartet hatte und besser ist mein Eindruck auch nach diesen damals ersten 80 Seiten nicht geworden. Ich hab es eigentlich hauptsächlich überhaupt zu Ende gelesen, um es nicht wieder auf den ungelesenen Stapel legen zu müssen.

Ich hatte beim Kauf fälschlicherweise angenommen, der Film sei die Verfilmung eines Romans und jenen würde ich erstehen. Allerdings war der Film zuerst da und ich werde beim Lesen des Buches den Eindruck nicht los, dass sich hier jemand von den Nachkommen des Sprachtherapeuten von King George VI, unbedingt an den durch den Film zu erwartenden Ruhm ranhängen wollte, um Geld daraus zu machen. Das Buch wirkt wie ein Zusammenschnitt aus erhaltenen Zeitdokumenten, zB den Tagebüchern des Lionel Logue und Briefen, die er vom König erhielt, die oft in indirekter Rede zusammengefasst wiedergegeben werden, mit geschichtlichen Fakten. Dabei mündet die Gratwanderung zwischen Heldenverehrung des eigenen Großvaters (hier schreibt der Enkel des Therapeuten) und dem Versuch, eine Art Sachbuch abzuliefern für mich in gähnender Langeweile.

Immer wiederkehrend dankt der König Logue für seine Dienste. Immer wieder hilft Logue dem König bei der Vorbereitung dieser Reden und gratuliert ihm anschließend dazu, und nimmt selber Glückwünsche aller möglichen Leute dafür entgegen. Mag sein, dass die erhaltenen Dokumente tatsächlich sehr auf diese Inhalte begrenzt sind. Unterhaltsam zu Lesen ist es aber überhaupt nicht. Auch nicht interessant – spätestens nach der 3. Weihnachtsrede des Königs im Radio und dem damit zusammenhängenden 3. Weihnachtsbesuch Logues auf Schloss Windsor nicht mehr.

Nunja für meine falschen Erwartungen kann das Buch nun tatsächlich überhaupt nichts und ich muss wohl bald nochmal den wunderbaren Film mit dem großartigen Colin Firth sehen, um dieses schale Gefühl bei einer eigentlich sehr ergreifenden Geschichte wieder loszuwerden. Wenn sie denn ergreifend erzählt ist.

Antoine de Saint-Exupéry – De lütte Prinz (Plattdüütsch)

Klick.

Anna Brenken – Stille Winkel in Hamburg

Ich erwähnte wohl schon mehrfach, dass Hamburg, wenn es um deutsche Städte geht, mein absoluter Liebling ist. Letzten August war ich seit vielen Jahren wieder mal dort und im Vorfeld ein bisschen ängstlich, dass dieser, von früheren Besuchen dort stammende Eindruck, möglicherweise dem Realitätscheck nicht standhalten könnte – aber ganz im Gegenteil habe ich mich eher noch heftiger in die Stadt verknallt.

Bei diesem kurzen Besuch im letzten Jahr, gaben wir uns vor allem die volle Touridröhnung mit Stadtrundfahrt, Alsterrundfahrt und Hafenrundfahrt. Aber schöner waren da schon jene Augenblicke, wo wir einfach durch die Straßen schlenderten und die Stadt auf uns wirken ließen und das ist auch meine bevorzugte Art, fremde Städte zu erkunden.

„Stille Winkel in Hamburg“ passt gut zu diesem Bedürfnis die touristischen Pfade zu verlassen und, anstelle der Hektik der Stadt, die Ruhepunkte mittendrin zu entdecken. Das Buch stellt zahlreiche davon vor. Dabei werden Informationen über die Geschichte der jeweiligen Orte gleichermaßen eingeflochten wie neuere Entwicklungen im Stadtbau. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Lektüre auch bzw. gerade für Bewohner der schönen Hansestadt interessant wäre. Im Alltag hetzt man ja noch häufiger mit Scheuklappen durch die Umgebung als auf Reisen.

Irgendwie am meisten fasziniert hat mich das Kapitel über die „Tropfsteinmaschine„, einem Kunstprojekt bei dem bei einer Betriebsdauer von 500 Jahren durch stete Tropfen ein Tropfstein wachsen soll. Ca. 10 mm wächst so ein Tropfstein in 100 Jahren, in der gesamten Vertragslaufdauer (denn für diese 500 Jahre sind Wartung und Betrieb vertraglich festgelegt) wächst er also 5 cm. 5 Zentimeter. In 500 Jahren.

Aber ich schweife ab, es geht ja um Hamburg.

Schon während des Lesens waren zwei Dinge für mich ganz klar:

1. Ich muss bald mal wieder nach Hamburg. Das Buch hat mir wahnsinnige Sehnsucht nach der Stadt gemacht.
2. Beim nächsten Hamburgbesuch muss das Buch mitreisen.

Denn das war eigentlich auch das größte Manko beim Lesen, dass ich nicht sofort losziehen konnte, um mir die stillen Winkel in echt anzuschauen.

Alice Miller – Das Drama des begabten Kindes

Darüber hatte ich hier schon ein paar Sätze geschrieben.

An dem dünnen Büchlein hatte ich jetzt ein halbes Jahr lang gelesen, weil ich mich dem Thema nur in ganz kleinen Dosen stellen konnte und jetzt überlege ich, ob ich es direkt wieder auf den ungelesenen Stapel zurücklege, um es nochmal, zusammenhängender, zu lesen.

Mich hat die Lektüre einen ganzen Schritt vorangebracht, auf dem Weg, mich selber zu verstehen. Was sich irgendwie schräg aufschreibt, weil es genau das ist, was ich gelernt habe: das rein intellektuelle Verstehen meiner Kindheit reicht nicht aus. Jener Schritt, der mir so oft fehlt in den letzten Jahren ist der, dass ich nicht weiss, was ich mit diesem Wissen jetzt anfangen kann, um diese Kindheitserfahrungen zu überwinden. Und da hat mir Miller weitergeholfen, weil sie sagt, dass man emotional Zugang zu den Kindheitsgefühlen bekommen muss. Dass man den ewig verdrängten Schmerz zulassen und durchleiden muss und dass man sich erst dann davon – und von all seinen Folgen, die das Erwachsenenleben belasten – befreien kann. Wie ich mich dem stellen soll, weiss ich noch nicht. Es ist ja eine Sache, zu versuchen, solche Dinge durch Denken verstehen zu wollen, wie man aber Zugang zu diesen Gefühlen bekommt, weiss ich noch nicht. Aber immerhin liefert das Buch mir einen weiteren Schlüssel und ich muss „nur“ (haha) herausfinden, wie ich ihn anwenden kann.

Harter Tobak, das Buch, aber sehr empfehlenswert für alle, die noch an ihrem Kindheitsballast zu kauen haben – und speziell für jene mit Gewalterfahrungen, auf die Miller immer wieder eingeht.

Katja

kurz zitiert #37

„[…] Un nu: Kiek mool! Kannst du dor günt de Weetenkampen sehn? Ik spies keen Broot. De Weeten is mi to niks nütt. Bi de Weetenkampen, dor fallt mi niks to in. Un dat is truuri! Man du hest güllen Hoor. Jungedi, dat warrt wunnerscheun, hest du mi ierstmool toom mookt! De Weeten, de is güllen, und dor warr ik jümmers an di bi denken. Un ik warr dat denn giern hebben, wenn de Wind öber den Weeten strieken deit…“
De Voss sweeg still un keek en lang Tiet op den lütten Prinzen:
„Wenn du dat magst … mook mi toom!“ see he.
„Ik wull jo to giern“, anter de lütte Prinz, „man ik heff ni veel Tiet. Ik sall Frünnen finnen un en Barg Soken kennenliehrn.“
„Du kannst bloots Soken kennenliehren, de du ook toom mookt hest“, see de Voss. „De Minschen hebbt dor keen Tiet miehr för öber, dat se jichtenswat kennenliehren doot. Wat se sick bi’n Hööker käupen doot, dat’s glieks fardi. Man dat gifft keen Höökeri’en för Frünnen, dorüm hebbt de Minschen ook keen Frünnen nie miehr. Wenn du en Fründ hebben wullt, denn mook mi man toom!“

(Antoine de Saint-Exupéry, De lütte Prinz (Plattdüütsch), vmn, S. 68f)

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Mit der plattdeuschen Ausgabe ist, nach Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Fränkisch, Spanisch und Latein das Buch jetzt in der 8. Sprache bei mir eingezogen – und lediglich die dänische und die lateinische Ausgabe sind ungelesen.

Ich mag norddeutsche Sprachfärbung wahnsinnig gerne hören und fand es schon als Kind furchtbar faszinierend, wenn die alten Männer in dem Ort, in dem wir über Jahre hinweg den Urlaub verbrachten, mich auf platt anschnackten – auch wenn ich nicht viel davon verstehen konnte.

Man bannig goot, dass ich den Text so gut kenne, so hat das Lesen auf Plattdüütsch mir unheimliches Vergnügen bereitet. Auch wenn ich vor manchen Vokabeln nicht weniger ratlos saß als bei der spanischen Ausgabe, die ich vor ca. 1,5 Jahren gelesen habe.
An kaum einer Stelle des Buches musste ich so schallend lachen wie an jener oben, wo ich erst mehrfach hingucken musste, bis ich in den „Barg Soken“ keinen Sockenberg mehr reingelesen habe. 😀

Dass ich den Prinzen mag, hatte ich schon häufiger kundgetan (zB hier und hier und hier). Ich bin schon gespannt auf die nächste Sprache (oder den nächsten Dialekt), die hier einziehen werden. Mit den Sprachen bin ich fast am Ende jener, die ich verstehen kann – wobei ich irgendwann unbedingt noch eine holländische und eine italienische Version haben muss – aber durch die zahlreichen Dialektausgaben gibt es ja sogar noch jede Menge lesbare Ausgaben, die nicht nur aus Gründen des Sammeldranges im Regal landen.

Katja

52 Bücher, Teil 4

Das neue Thema beim 52 Bücher Projekt lautet

Der schönste Satz.

Und das ist unglaublich schwierig, weil es so viele wunderbare Sätze in so vielen wunderbaren Büchern gibt und immer mal, wenn mir einer besonders auffällt, dann landet er ohnehin hier in meiner Zitatesammlung.

Gleichzeitig ist es aber auch ungeheuer leicht, weil alleine mein Lieblingsbuch seit ich 15 oder 16 war, jede Menge wunderbarer zitierenswerter Sätze enthält.

Mein allerliebster Satz (naja, strenggenommen sind es mehrere, aber die gehören nunmal zusammen) daraus ist

„Adieu“, sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Und weil ich annehme, dass sehr viele den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry ohnehin schon kennen und der Satz nichts neues ist, füge ich auch noch das Zitat in den anderen Sprachen ein, in denen ich das Buch besitze.

Das ist nämlich eine meiner Macken, dass ich dieses Buch in so vielen Sprachen wie möglich zusammensammeln mag.

Aktuell besitze ich es auf Fränkisch (fragt nicht :D)

„Adela!“ hot der Fuchs gsocht. „Etzt kummt mei Geheimnis. Es ist ganz eifoch: Mer sicht bloß mitn Herzn gut. Wos wirklich wichtich is, könna die Aang net sähng.“

auf Englisch

„Goodbye,“ said the fox. „And now here is my secret, a very simple secret: It is only with the heart that one can see rightly; what is essential is invisible to the eye.“

auf Französisch

– Adieu, dit le renard. Voici mon secret. Il est très simple: on ne voit bien qu’avec le cœur. L’essentiel est invisible pour les yeux.

auf Dänisch

– Farvel, sagde ræven, og nu skal jeg betro dig min hemmelighed. Den er ganske ligetil: kun med hjerted kan man se rigtigt. Det væsentlige er unsynligt for øjet.

und auf Spanisch

-Adiós -dijo el zorro-. He aquí mi secreto. Es muy sencillo: sólo se ve bien con el corazón. Lo esencial es invisible a los ojos.

Katja

(Ich mach das mal in so ungeordneter Reihenfolge. Mal sehen, ob ich die anderen Themen bzw. eines davon noch nachreiche oder ausfallen lasse. Aber bei diesem war’s so relativ einfach, dass ich mal meinen Rückstand verdrängen kann. :D)

 

 

~watching the sunset~

Ach, kleiner Prinz, so nach und nach habe ich dein kleines schwermütiges Leben verstanden. Lange Zeit hast du, um dich zu zerstreuen, nichts anderes gehabt als die Lieblichkeit der Sonnenuntergänge. Das erfuhr ich am Morgen des vierten Tages, als du mir sagtest:
„Ich liebe die Sonnenuntergänge sehr. Komm, lass uns einen Sonnenuntergang anschauen…“
„Da muss man noch warten…“
„Worauf denn warten?“
„Warten, bis die Sonne untergeht.“
Du hast zuerst ein sehr erstauntes Gesicht gemacht, und dann über dich selber gelacht. Und du hast zu mir gesagt:
„Ich bilde mir immer ein, ich sei zu Hause!“
In der Tat. Wenn es in den Vereinigten Staaten Mittag ist, geht die Sonne, wie jedermann weiss, in Frankreich unter. Um dort einem Sonnenuntergang beizuwohnen, müsste man in einer Minute nach Frankreich fliegen können. Unglücklicherweise ist Frankreich viel zu weit weg. Aber auf deinem so kleinen Planeten genügte es, den Sessel um einige Schritte weiterzurücken. Und du erlebtest die Dämmerung, so oft du es wünschtest…
„An einem Tag habe ich die Sonne dreiundvierzigmal untergehen sehn!“
Und ein wenig später fügtest du hinzu:
„Du weisst doch, wenn man recht traurig ist, liebt man die Sonnenuntergänge…“
„Am Tag mit den dreiundvierzigmal warst du also besonders traurig?“ Aber der kleine Prinz antwortete nicht.

(Antoine de Saint-Exupéry, Der Kleine Prinz, Kapitel 6)

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Glücklicherweise muss ich nicht traurig sein, um die Sonnenuntergänge zu lieben, ganz im Gegenteil: bei solch brennendem Himmel wie jenem, auf der Heimfahrt am Samstag, geht mir das Herz richtig auf. Da bin ich froh, dass ich nicht selber fahren musste, sondern vom Beifahrersitz aus quasi ohne Pause auf den Auslöser drücken konnte.

Katja