Wenn ich abends auf den Tag zurückblicke, sind es immer die Tage, an denen ich wie eine Blöde vor mich hingearbeitet habe, an denen es mir am besten geht. Ich bin fertig, ich habe über meine Reserven und Ressourcen hinaus geschuftet? Prima! Dann darf’s mir jetzt auch gut gehen. Ich. Kann. Nicht. Nichtstun. Zumindest nicht so, dass ich es mir gut zugestehen könnte, dass ich mich nicht elend fühle, weil ich nichts „geschafft“ habe. Als ginge es immer nur darum, etwas zu schaffen. Schaffe, schaffe, Häusle baue und der Selbstwert hängt wieder mal gefährlich eng mit der eigenen Leistung zusammen. Liebenswert, nur weil ich ich bin? Niemals. Aber wenn ich viel gemacht habe, ordentlich was weggeschafft habe, dann doch sicher, ja? Und so packe ich mir die todo-Liste voll, oft deutlich voller als das, was ich realistisch schaffen kann und Hinsetzen ist ja erst dann okay, wenn ich am besten fertig bin. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, hallt es im Kopf. Pause, dann wenn ich fertig mit der Arbeit bin. Oder eben innerlich und kräftemäßig so fertig, dass nichts mehr geht. Rien ne va plus. Das Gemeine ist, dass ich sehr genau weiß, wo diese Denkweise ihren Ursprung hat, seit wann ich diese Beule* habe (hint: natürlich ganz früh in meiner Kindheit, wie fast all der Mist, an dem ich mich abkämpfe), aber ich weiß nicht, wieso das aktuell wieder so stark aufpoppt und auch nicht, wie ich da gerade rauskommen soll. Natürlich will ich lieber, dass es mir gut geht. Also müssen die Tage erfolgreich sein. Aber so richtig gut geht es mir dann doch nicht, das ist wieder nur die Fassade. Man (ich) muss doch jetzt irgendwie merken, dass ich wertvoll bin, wo ich mich doch so abstrampele. Ich wäre so verflucht gerne auch mal wertvoll, wenn ich ’nen Tag mit Tee und Buch unter der Kuscheldecke auf dem Sofa verbringe. Ich würde das so gerne mal hinbekommen und es genießen können und mich nicht elend und als Vollversagerin (natürlich immer voll, nicht nur so’n bisschen, ich mache ja keine halben Sachen) fühlen. Orrrr. Orrrr.
(*Das, was ich bisher immer „Macken“ genannt habe, nennt die Kollegin „Beulen“ und ich finde es deswegen schöner, weil eine Beule größere Chancen hat zu heilen, als wenn man sich eine Macke irgendwo reingeschlagen hat, wie bei einer Tasse und ich mag’s auch, weil die Macke (für mich) immer so einen Hauch von selbstverschuldet hat, die Beule kommt oft durch Kloppe von außen. Manche buchstäblich…)
Katja
Danke für deinen Blogartikel, es ist gut, dass du darüber nachdenkst und uns Lesende ebenfalls dazu aufforderst.
Kenn ich soo gut, was du da schreibst. Ich kann zum Beispiel nur am Wochenende Nichtstun tun. Aus den gleichen Gründen wie du. Inzwischen aber kann ich immerhin wochentags auch Dinge, die nicht wirklich Arbeit, sondern Vergnüngen sind, tun. Aber es ist doch ein Tun. Nicht einfach nur Sofa und Buch und gut ist. Diese Bedingungslosigkeit, nach der ich mich im Grunde so sehne, ist bei mir nur Theorie.
Das kenn ich alles selber. Ich habe mittlerweile zum Glück geschafft dahinzukommen Bis hierhin reichen die Löffel* und nicht weiter, obwohl ich mir immer noch regelmäßig zu viel auf die To-Do-Liste schreibe. Und häufig mit seltsamen Begründungen, von denen ich natürlich weiß, dass sie Selbstsabotage sind. Mitunter kann ich mich gut austricksen, indem ich vier Sachen als definitiv zu machen aufliste, weil mein Erfahrungswert ist, dass ich vier schaffe, und den Rest als „optional“ dazu schreibe. Pause oder Feierabend machen und einfach spielen/nichtstun fällt dann trotzdem noch schwer.
*gemäß Löffeltheorie
So geht es mir auch oft *drück*
Und Beulen finde ich auch besser als Macken!