Nee, nee, das ist nur wegen der Zwiebeln.

Ich heule doch nicht, doch nicht schon wieder, alles gut, gehen Sie bitte weiter, es gibt hier nichts zu sehen – und wie ich mir sonst derzeit noch so großartig selber in die Tasche lüge, denn eigentlich geht’s mir seit Tagen nicht besonders gut. „Ich hab den Todestag meines Dads ohne Tränen rumgebracht.“ sag ich gestern Abend irgendwie stolz zum Mitdings, „quasi“ ergänze ich nur in Gedanken, denn beim Zwiebelschneiden hatte ich schon ganz schön heulen müssen. Aber hey, das lag doch nur an den Zwiebeln! Nur an den Zwiebeln…

In mir drin ist es gerade grau und das merke ich vor allem wieder einmal daran, dass ich nach außen verstumme. Da ist immer noch so viel Selbsthass in mir, wenn ich nicht so „funktioniere“, wie ich das meiner Meinung nach doch längst tun müsste. Wenn mir den ganzen Tag nach Heulen zumute ist. „Naja, es ist November.“, antworte ich gerade stets, wenn mich jemand fragt, wie’s mir geht. November, dieses Arschlochkind unter den 12 Monaten des Jahres. November, wo mein Dad Geburtstag hatte und gestorben ist, wo mein Opa Geburtstag hatte, wo mein Hund gestorben ist… Schon klar, dass ausgerechnet die Sonntage dieses Monats so herzerwärmend klangvolle Namen wie Totensonntag und Volkstrauertag tragen. Das passt alles, grau außen, grau innen. Immer wieder im November reißt es mich in dieses Loch und ich weiß nicht, ob es das tut, weil ich mir vornehme „öööy, aber dieses Jahr nicht!“ oder weil irgendwo in mir drin doch diese self fulfilling prophecy wohnt, die sich in ihr Novemberschicksal ergibt und es damit möglicherweise erst recht provoziert.

„Seien Sie nicht immer so streng mit sich“, sagt der Therapeut letztens als ich eine Sitzung lang quasi durchgeheult habe. „Das sind doch auch jede Menge Gründe zum Traurigsein, die Sie da aufgezählt haben.“ „Aber trotzdem…“, antworte ich und das ist die Ambivalenz in der ich gerade zerrissen werde mich gerade innerlich selbst zerreisse, zwischen „Mensch, eigentlich geht’s dir doch mittlerweile viel besser, was soll das hier denn jetzt?“ und dem Zugeständnis an mich selbst, dass es total ok ist, auch mal traurig zu sein und kein Grund, mich dafür selber fertig zu machen.

Und eigentlich würde es mir gut tun, mich dann nicht noch schlimmer einzuigeln, weil die Einsamkeit das Grau noch ein bisschen trostloser und einsamer und trauriger macht, es quasi erst richtig zum Leuchten bringt, nur dass es nicht leuchtet, sondern irgendwie das Gegenteil davon macht und dementorengleich alles Bunt verschluckt.

Noch 5 Tage, dann trägt der Monat wenigstens keinen so unseligen Namen mehr und irgendwo in mir macht irgendetwas ein kleines Häkchen hinter „das Schlimmste ist dann (hoffentlich) erst mal wieder geschafft“.

Katja

 

 

 

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3 Kommentare zu “Nee, nee, das ist nur wegen der Zwiebeln.

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