Das Mädchen und die Frau.

Das kleine Mädchen auf Rollschuhen, lachend, strahlend, ungestüm rumrasend, stolpernd, weinend, aufstehend, lachend, strahlend, ungestüm rumrasend. Immer wieder ein ganzes Stück nach vorne auf der Promenade und zurück zu ihrem Vater. Der, ebenfalls lachend, strahlend, sie immer wieder und wieder anfeuernd, ihr Mut zusprechend.

Die Frau, die die Szene beobachtet, zuerst denkend „Ufff, das geht doch hier niemals gut, die tut sich gleich ernsthaft weh, wie leichtsinnig das alles ist“, dann auf einmal erkennend, woher diese Gedanken kommen. An ihre eigene Kindheit zurückdenkend „Komm da runter, du fällst. Mach das nicht, du tust dir weh. Nicht so schnell. Nicht so hoch. Nicht so weit. Nicht so, nicht, nicht, nicht. Du tust dir weh. Du kannst das nicht. Du fällst hin.“. Die Frau, die die Szene beobachtet, auf einmal wissend „So geht das. So er_mutigt_ man sein Kind, so bestärkt man es, gibt ihm Selbstvertrauen.“.

Die Frau auf der Promenade, Tränen in den Augen, zum ersten Mal nicht voller Selbsthass wegen ihrer Feigheit vor allem, vorm Leben, sondern voller Mitgefühl mit dem kleinen Mädchen, das sie vor so vielen Jahren war und das eine ganz andere Lektion zu lernen hatte als jenes auf den Rollschuhen, sich fragend, was für ein Leben sie hätte führen können, wenn jemand da gewesen wäre, der sie lachend und strahlend angefeuert, ihr Mut gemacht hätte.

Die Frau mit den Fingern auf der Tastatur, „besser spät als nie“ denkend, sich endlich mehr trauend, sich endlich Dinge zu_trauend_.

Katja

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