Ich schreibe mir hier schon so lange und so oft meine Angst von der Seele und aus dem Kopf raus, um sie genauer betrachten zu können und irgendwie zu lernen, mit ihr umzugehen. Angst, wenn sie akut da ist, ist so übermächtig, dass dann in mir kaum Platz für andere Gedanken oder Gefühle ist. Und sie ist so aufdringlich, dass sie sich nicht ignorieren lässt.
Gerade unter der Dusche fiel mir auf, dass im Moment etwas Seltsames in mir passiert bzw. dass da etwas anders ist.
Ich bin am Freitag verabredet. In einer fremden Stadt, in der ich erst zwei Mal gewesen bin und in der ich mich null auskenne. Ich fahre dort mit der Bahn hin, mit der ich seit fast 10 Jahren nicht gefahren bin, weil mich der Gedanke an die vielen Menschen in Zügen und die Unmöglichkeit der Flucht unterwegs so sehr abschreckt. Und da treffe ich dann eine*, die ich noch nie gesehen habe.
Das sind gleich 3 Dinge, die mich, eins wie das andere, bis vor ein paar Monaten in eine so riesige Panik versetzt hätten, dass ich mich nicht mal getraut hätte, da ernsthaft bis zu Ende drüber nachzudenken.
Und jetzt merke ich, dass ich zwar ein bisschen (und tatsächlich bisher nur ein bisschen) nervös bin, aber überwiegend freue ich mich auf die Begegnung und auch darauf, das mit dem Bahnfahren wieder mal zu probieren, weil das ja auch bedeutet, mir ein neues Stück ‚Normalität‘ zurückzuerobern.
Was aber völlig fehlt ist Angst. Also sie fehlt natürlich nicht in dem Sinne, dass ich sie vermissen würde, sie ist einfach abwesend. Und da abwesende Dinge, speziell welche, deren Anwesenheit unangenehm ist, gar nicht so auffallen, wie es zB Angst in ihrer penetranten Präsenz tut, muss ich das dringend hier notieren.
Ich habe gerade keine Angst vor Freitag!1elf
Natürlich bin ich nicht wirklich ohne Angst. Da sind jede Menge andere Themen, die stattdessen nachrutschen und in meinem Kopf kreisen, aber diese eine Sache, die für mich eine ganz schön große Hausnummer ist, macht mir keine Angst.
\o/
Katja