Diese Dinge, die ich gerade kann und schaffe und anpacke und mutig einfach mache, statt mir lange den Kopf darüber zu zerbrechen und mir mit meiner Angst selber im Weg zu stehen sind gut.
Aber da ist auch eine Schattenseite, wenn man anfängt, zu sehr an sich selber zu rütteln, das Innere zu sehr durchzuschütteln, neu zu sortieren, auf den Kopf zu stellen.
Da springen gerade Türen in meinem Inneren auf, hinter denen, sorgfältig verborgen, wie in einem großen, alten Wandschrank, bei dem man immer nur kurz die Tür einen Spalt weit öffnet, um nochwas reinzuschieben und den man um Gottes Willen bloß nicht zu weit öffnen darf, damit einem der ganze reingestopfte Mist nicht entgegenfällt, noch furchtbarere Wahrheiten und ältere Muster lauern als mir bisher bewusst war.
Da wird mir schmerzhaft bewusst, wieviel größer die Macke ist, die ich eigentlich habe und es erschreckt mich, dass ich, die ich eigentlich seit ein paar Jahren dachte, mich ganz gut zu kennen – vor allem all diese Muster, die mir ein so starres Korsett anlegen, von dem ich mich nur so schwer befreien kann – merke, dass ich ganz wesentliche Anteile von mir bisher nicht kannte, nicht mal eine Ahnung davon hatte, dass sie da sind, also quasi dieser Schrank überhaupt da ist.
Neben all den mutigen Dingen, auf die ich gerade tatsächlich stolz bin, kommen an fast jedem Tag, neue verdammte Ängste und erschreckende Erkenntnisse in mir hoch. Viel zu schnell, viel zu gewaltig, als dass ich da gerade noch irgendwie mit- oder hinterherkäme. Und ich weiss nicht, was ich machen soll. Wenn diese Türen einmal aufgesprungen sind und einem der ganze Kram entgegengefallen ist, kann man ja auch nicht so tun als sei nichts gewesen. Alles schnell wieder wegstopfen, die Tür verrammeln, von draussen ein Poster davor kleben, damit man sie nicht mehr sieht. Das funktioniert ja nicht, zumindest nicht bei mir. Ich weiss jetzt, dass da noch so viel mehr ist. So viele Aufgaben mehr. So viel mehr, das mir Angst macht.
Und doch…
Katja
(Kann es so einfach sein? Schranktür auf, Zeug raus und auf dem Boden ausbreiten, einzeln anheben, von allen Seiten betrachten, überlegen, was damit zu tun ist? Wenn es sich doch wie so’n oller Schrank anfühlt, müsste doch das Ausmisten auch irgendwie auf ähnliche Weise zu schaffen sein…)