Willkommen in der Einkaufshölle

Bis vor ein paar Tagen dachte ich, die Königsklasse der Unübersichtlichkeit hätten die Telefonanbieter für sich gepachtet – dann fing ich an, mich mit Herd-/Backofen-Funktionen und -bedienungen, unterschiedlicher Benamsung der Funktionen bei unterschiedlichen Herstellern, Typenbezeichnungen, die natürlich national und international unterschiedlich sind und mit zugehörigen Preisen zu beschäftigen.

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Nach Tagen wie den letzten beiden, in denen wir, auf der Suche nach einem neuen Herd und Backofen, durch etliche Küchen-/Möbel-/Elektroläden gestapft sind, weiss ich wieder, weswegen ich normalerweise ziemlich viele Dinge online einkaufe.

Nicht nur, dass die Läden so dermaßen überheizt sind, dass die Mitarbeiter in kurzärmeligen Hemden rumlaufen, während man als Kunde quasi notgedrungen in der warmen Winterjacke im eigenen Saft gart, das Personal macht auch nicht den Eindruck, als hätte da tatsächlich einer Interesse, etwas zu verkaufen.

Lockerer Umgangston, ok, gerne, aber ich will keinen Verkäufer, der mir sagt, dass die Möglichkeit des Einbaus davon abhängt, wo der Herd die – wörtliches Zitat – „Scheiss-Anschlüsse“ hat. Und wenn ich mit sehr konkreter Vorstellung hingehe und sage, dass es nur zwei Herdsteuerungen gibt, die für mich in Frage kommen, dann brauche ich niemanden, der mir aufzählt, warum die anderen alle doof sind. Das weiss ich dann schon selber, deswegen habe ich ja die anderen schon ausgeschlossen. Dafür hätte ich aber schon ganz gerne Antworten auf die Fragen, die ich tatsächlich habe. Also keine ausschweifend erzählenden Antworten, sondern am liebsten Daten. Es kann doch nicht sein, dass wir uns nach ein bisschen Recherche im Internet besser mit den Geräten auskennen als die Menschen, die Geld damit verdienen, diese Dinge zu verkaufen?

Ernsthaft, ich grinse beim Durchblättern des Prospektes über einen Backofen mit über 80 Automatikprogrammen und frage so vor mich hinnuschelnd, wer denn bitte so viele braucht. Worauf der Verkäufer mir im Brustton der Überzeugung erzählt, _sein_ Ofen hätte sogar 96. Als ich daraufhin frage, wieviele der 96 er denn schon benutzt habe, gibt er zu – kein einziges. Vermutlich den ganzen Ofen und den Herd dazu auch noch nicht. Aber kurz vorher will er mir noch einen von guter oder schlechter Bedienbarkeit erzählen oder vielleicht auch vom Zirkuspferd, so kommt es mehr eher vor.

Ich weiss nicht, ob das im Einzelhandel mittlerweile der Frust ist. Sicher gehen da viele hin, um sich die Sachen live anzuschauen und kaufen sie dann im Internet. Ich gebe zu, dass ich das bei meiner Tastatur vor ein paar Jahren auch so gemacht habe, weil die online sehr viel (!) billiger war, ich sowas aber nicht kaufen kann, ohne es mal angefasst zu haben.
Vielleicht sind die Verkäufer deswegen nicht mehr motiviert, sich überhaupt die Mühe zu machen, vernünftige Verkaufsgespräche zu führen? Aber bitte, so wird das doch auch nichts und so gewinnt man doch auch keine Kunden aus dem bösen Internet zurück. Wir (hier zu lesen als der Mitdings und ich, nicht verallgemeinernd) wollen ja viel lieber lokal kaufen. Das ist alleine deswegen praktisch, weil man da oft die Lieferung und den Anschluss mit dazu kaufen kann. Vermutlich muss meine Arbeitsplatte während sie eingebaut ist, neu ausgesägt werden, ich würde das schon gerne von einem Profi machen lassen, der sowas schon häufiger getan hat. Aber wenn die Einzelhändler der Gegend so unmotiviert und stellenweise inkompetent daherkommen _und_ zusätzlich für die Geräte Preise aufrufen, die jenseits von gut und böse liegen – wie soll das gehen? Irgendwie bin ich an der Stelle dann auch unmotiviert, mal eben 800 (!) Euro (!) mehr (!) für ein Kochfeld zu zahlen als ich für das gleiche bei Bestellung bei einem Online-Händler zahlen müsste. Und das ist kein einzelner Ausreisser: anderer Kochfeldhersteller, anderes Geschäft: mehr als 500 Euro mehr.

Und dann ist da noch ein weiterer Laden (dieses Mal ein großer Elektrofachmarkt, obwohl ich die eigentlich noch deutlicher als Möbelläden meide) wo wir uns – mittlerweile gezielt, weil sich da schon zwei Favoriten abzeichnen – nach Preisen erkundigen wollen und der Verkäufer sagt, dass er uns da gerne Preise nachschlagen wird, aber das nichts bringt und wir lieber unter der Woche dafür kommen sollen, weil er gerade nur die Mondpreise auffinden könnte und für realistische und nicht völlig überzogene Preise während deren Arbeitszeiten mit der Technikabteilung der Herstellerfirmen telefonieren müsse.

Das klingt doch eigentlich endlich mal vernünftig und gut! Könnte man das nicht vielleicht auch erst mal per Mail ausloten? Ach ja ok, Sie haben gar keine Mailadresse…

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Wieder zu Hause angekommen hat das böse Internet übrigens einen Teil der Antworten auf meine Fragen ganz spontan parat. Noch dazu überaus anschaulich in youtube-Videos erklärt.

Katja

 

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