Versöhnlich

Gleich zwei Sonnentage in der ersten Novemberwoche, so kann das ja vielleicht doch nochmal was mit dem verhassten Monat und mir werden. Zumindest hat es mich gestern während der Mammuttour durch die Läden der kleinen Stadt und der Nachbarstadt kurz zwischendurch an meine Lieblingsstelle am Rhein gezogen. Bei dem Wetter muss das sein, es würde sich falsch anfühlen, da ausschließlich durch neonbeleuchtete Läden zu hetzen und nicht wenigstens ein paar Minuten die Nase in die echte Sonne zu halten.

(Klick macht groß)

Weiss zufällig jemand, weswegen oft die oberen Blätter, ganz an der Spitze der Baumkrone, als allerletzte noch hängen (im Bild unten links gut zu sehen)? Man sollte doch meinen, dass weiter oben mehr Wind herrscht und dass die Blätter dort doch eher wegfliegen müssten. Ein bisschen wirkt es so, als hielten die Bäume die irgendwie besser fest, als das restliche Laub, so als letztes Aufbäumen (no pun intended) gegen den Winter, ganz als wären sie noch nicht ganz so weit, sich mit der Jahreszeit abzufinden und das erinnert mich ein bisschen an meine Weigerung, wenn es Herbst wird, zuhause wieder Socken und Schuhe zu tragen und dass ich mich auch erst, wenn ich wirklich ein paar Tage lang eiskalte Füße hatte, irgendwann geschlagen gebe.

Katja

Neulich in der Reinigung

Reinigungsmann: Tach.
ich: Guten Tag. Ich hab hier 10 Hemden zum Bügeln.
R.: Oh-oh! Das wird dauern! Die Frau war krank. Die ist heute den ersten Tag überhaupt wieder da. Und die macht das ja mit dem Bügeln.
ich: Na macht ja nichts, wenn’s dauert. Wie lange denn?
R.: Oh-oh! Das wird lange dauern!
ich: Ach. Und wie lange denn? So ungefähr?
R.: Oh-oh! Auf jeden Fall lange. Sehr lange.
ich: Vielleicht könnten Sie mir einfach sagen, wann ich sie abholen kann?
R. (empört): Das kann ICH Ihnen doch nicht sagen! Auf keinen Fall mehr in der Woche.
ich: Ja, das macht ja nichts. Es darf ruhig etwas dauern. Ich muss nur wissen, wann ich wieder vorbeikommen kann, um die Hemden abzuholen. Ich komme aus der kleinen Stadt und möchte ungerne umsonst bis hierher fahren. Deswegen wäre ein genauer Termin praktisch.
R.: Also diese Woche wird das auf keinen Fall was. Nächste Woche dann wohl irgendwann.
ich: Und an welchem Tag denn da? Ich möchte ja nicht auf Verdacht an irgendeinem Tag vorbeikommen und die Hemden sind noch gar nicht fertig.
R.: Das kann ICH Ihnen nicht sagen. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Dann rufe ich an, wenn sie fertig sind.
ich: Das möchte ich nicht so gerne. Nennen Sie mir doch bitte einen Tag, an dem sie auf jeden Fall fertig sein werden.
R. schlurft in einen Nebenraum.
R.: Sie müssten dann am Mittwoch vor halb 1 kommen.
ich: Also ich kann sie dann irgendwann ab Mittwoch abholen, ja?
R.: Sie müssten dann vormittags kommen. Mittwochnachmittag haben wir nicht offen.
ich: Ich weiss. Ich weiss nur noch nicht, ob ich das Mittwoch schaffe. Ich komme ansonsten wann anders nächste Woche, nur nicht vor Mittwoch.
R.: Ja vorher sind sie auf keinen Fall fertig. Donnerstag haben wir dann auch wieder nachmittags offen. Nur Mittwoch nicht. Kommen Sie da vor halb 1.
ich: Mittwoch vor halb 1 oder dann Donnerstag oder Freitag! Vielen Dank, auf Wiedersehen.

Irgendwann habe ich mich gefragt, ob ich wohl einen Termin genannt bekomme, bevor seine Frau mit dem Bügeln fertig ist oder ob wir einfach so lange im Laden weiterdiskutieren werden bis alle Bügelwäsche, inclusive meiner erledigt ist.

Katja

But if you close your eyes

does it almost feel like
nothing changed at all?

Da kann die Woche noch so trüb und dunkel starten, wenn man nur mit dem richtigen Lied im Kopf aufwacht, ist ja alles irgendwie nur halb so schlimm.

(In meinem Ohr ist übrigens immer nur diese Akustikversion, weil die um so viel schöner ist als die ’normale‘ *youtube Klick*)

Katja

Very British

Manchmal brauche ich ein bisschen länger bis ich Dinge endlich mal ausprobiere, die ich eigentlich beim ersten Sehen sofort würde machen wollen und ich weiss gar nicht mal genau, weswegen das so ist.

Lemon Curd ist eines davon. Schon vor über 2 Jahren bin ich mal irgendwo auf ein Rezept gestoßen und wollte es damals direkt ausprobieren, aber irgendwie ist das immer wieder in Vergessenheit geraten. Vor ein paar Tagen habe ich es jetzt dann endlich doch zum ersten Mal gemacht und notiere hier mal wie, weil es letztendlich ein Mix aus diversen Rezepten war.

Wer jetzt – wie ich bis vor kurzem – keine genaue Vorstellung davon hat, hier der Link zum Wikipedia-Eintrag. Die Konsistenz ist tatsächlich erstaunlich puddingähnlich, nur flauschiger und die Creme schmeckt sauer und süß zugleich. Der Mitesser dachte zuerst, es sei eine Nachspeise, kein Brotaufstrich. Pur wäre es mir da zu arg, aber ich muss demnächst mal ein bisschen damit rumprobieren, was sich daraus machen lässt. Mit einer Joghurt- oder Quarkcreme könnte ich mir das gut vorstellen und auch beim Backen mag ich’s mal verwenden.

Jetzt aber das Rezept.

Man braucht dafür:

2 große Biozitronen, davon
*Schalenabrieb (komplett)
*70-80 ml Saft
150 g Zucker
70-80 g weiche Butter
3 sehr frische Eier

Und so geht’s:

Von den Biozitronen die Schale dünn abreiben und dabei darauf achten, dass man die weisse Innenhaut nicht mit erwischt. Dann den Saft aus den Zitronen pressen und abmessen. Bei mir war das der Saft aus 3 Hälften, aber das ist sicherlich unterschiedlich, je nach Größe und Saftigkeit.

In einer großen, wasserbadtauglichen Schüssel den Zitronensaft mit dem Zucker verrühren, dann die Eier, die Zitronenschale und die Butter in kleinen Stücken dazu geben.

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In einem passenden Topf Wasser erhitzen und über’m heissen Wasserbad die Creme so lange mit den Rührstäben des Handmixers auf niedriger Stufe rühren bis eine dickflauschige hellgelbe (zabaioneartige) Creme entstanden ist. Man kann das im Prinzip auch mit dem Schneebesen machen, aber es hat bei mir 25 Minuten gedauert und das fand ich schon mit dem Mixer anstrengend genug.

Wenn man den Mixer benutzt, sollte die Schüssel wirklich ausreichend groß sein. Meine ist ein bisschen knapp für die Menge gewesen und ich hatte ihn zuerst direkt zu stark eingeschaltet und hatte dann hinterher ordentlich viele zuckergußartige Flecken rund um den Herd und auf Klamotten und Brille.

Die Creme wird dann warm in saubere Schraubgläser gefüllt und kommt, wenn sie ein bisschen abgekühlt ist, in den Kühlschrank. Ich hab’s noch nicht getestet, aber die verschiedenen Angaben sprechen von einer Haltbarkeit von 1 bis 3 Wochen. Ich glaube aber nicht, dass ich dazu komme, das mit den 3 Wochen wirklich auszuprobieren. 😀

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Die Menge oben hat bei mir ein 400 ml Schraubglas ergeben und noch ein halbvolles mit gut 200 ml Fassungsvermögen und bis auf’s lange Rühren ist das wirklich sehr einfach zu machen.

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Katja

Selbstmotivationshütchen

Den ganzen Oktober über habe ich es verpennt, hier einen neuen Header einzubauen, aber jetzt wird es Zeit für einen neuen Hut für’s Blog!

Jener oben stammt von unserer Reise in die Toskana im Juli und zeigt einen Blick auf Florenz vom Piazzale Michelangelo aus, wo ich am liebsten gar nicht mehr weg wäre, weil ich den Blick auf die Stadt von dort aus so so so unglaublich toll fand. (Für alle, die es nicht kennen: links im Bild der Ponte Vecchio, mittig der Palazzo Vecchio, rechts die Kathedrale.)

Der Blick muss jetzt sein, als Heaer hier im Blog, damit ich mich endlich mal aufraffe, den Italienurlaub zu Ende zu erzählen! Ich ärgere mich mächtig, dass ich das vor der Spanienreise nicht mehr geschafft habe, denn zum einen fühlt es sich ein bisschen schräg an, sich so über Kreuz zu erinnern, zum anderen war ich vorher irgendwann so im Fluss und muss mich da erst mal wieder reinfinden. Aber ich lasse mich jetzt einen Monat lang vom Blogheader täglich dran erinnern und hoffe, dass ich die Zeit und vor allem die Ruhe dazu finde. 🙂

Katja

made my day meets kurz zitiert

Und wir kommen gerne zu euch, wenn’s recht ist. Erstens ist das Essen besser als im Restaurant,….

(aus einer eMail, die ich vorhin bekommen habe)

Yeahyeah! 😀 🙂

(Und das sind nicht mal nur Vorschusslorbeeren, die haben hier schon gegessen.)

Katja

Gelesen im September und Oktober 2013

Bis ich nach meiner Reise nach Spanien daran dachte, dass ja noch die Leseliste vom September in den Entwürfen schlummert, war der Oktober schon zur Hälfte rum und deswegen habe ich dann direkt noch die zwei Wochen weitergesammelt. Ich lese ja in diesem Jahr für meine Verhältnisse ohnehin nur sehr wenig.

Christiane André – Mensch, Amor!

Irgendwie bin ich ja selber schuld. Ich weiss, dass ich diesen platten deutschen Liebeskomödien nichts abgewinnen kann, aber dann kaufe ich doch gelegentlich wieder eine, wenn ich über ein günstiges Angebot stolpere. Bei dieser dachte ich, dass sie vielleicht als Strandlektüre ganz brauchbar wäre, aber dann habe ich sie doch schon vorm Urlaub gelesen, das kam so: Ich hatte einige Zeit vorher den Baader Meinhof Komplex begonnen und der hat mich ziemlich umfassend mitgenommen und auch nachts verfolgt, sodass ich wieder mal kaum schlafen konnte. Deswegen brauchte ich dringend eine Ablenkung, und am besten weit weg von anstrengend oder anspruchsvoll. Das trifft dann schon ganz gut auf ‚Mensch, Amor!‘ zu . Das ist nämlich verkrampft darum bemüht lustig zu sein, ohne meiner Vorstellung von Humor auch nur nahe zu kommen und ebenso seicht wie vorhersehbar. Hat also alle Kriterien der Ablenkungslektüre erfüllt, erwartungsgemäß aber auch nichts darüber hinaus mit mir gemacht.

Stefan Aust – Der Baader Meinhof Komplex

Ich erinnere mich noch gut an die Fahndungsplakate, die in meiner Kindheit überall in Banken oder Postfilialen hingen, erinnere mich noch an die schlecht ausgeleuchteten Gesichter der RAF-Mitglieder in schwarz-weiss, die in großer Zahl auf den Plakaten abgebildet waren und dass ich immer davor stand und die Gesichter studierte, wenn ich mit bei der Bank oder Post war.

Vor ein paar Monaten entdeckte ich ein heruntergesetztes Exemplar des Buches beim Einkauf und obwohl ich es nicht so sehr mit Sachbüchern habe, musste ich es damals mitnehmen, um der seltsamen Faszination auf den Grund zu gehen, die mich bei der Erinnerung an die Plakate erfasste.

Für alle, die ebenso wie ich, vage Kindheitserinnerungen an die Fahndung haben, an die Schleyer-Entführung, die Radiofahndungsmeldungen der Zeit, sich aber noch nie näher mit der RAF und dem Terrorismus beschäftigt haben, der damals alle Meldungen beherrschte, ist das Buch sehr empfehlenswert.

Vor allem die Wege, wie die einzelnen Führungsköpfe der RAF in die Illegalität geraten sind, fand ich hmm irgendwie beängstigend, weil das im Grunde erst mal alles nur politisch interessierte und engagierte junge Menschen waren, die mit ihrem Staat, ihrer Regierung unzufrieden waren. Und dass der Übergang vom friedlichen Protest zu gewaltsamen Aktionen erfolgte – das ist leider keine Geschichte, in der man deutlich zwischen den Guten und den Bösen unterscheiden kann.

Ich glaube, das war es, was mich insgesamt am meisten beim Lesen erschüttert hat. Dass diese Einteilung in schwarz und weiss längst nicht so klar ist, wie ich mir das vorgestellt hätte, dass vieles, das auf mich immer wie Aktion wirkte, tatsächlich (aber auch) Reaktion war. Meine Wahrnehmung der damaligen Zeit und der einzelnen Seiten, meine naive Vorstellung des Staates als ‚die Guten‘ im Sinne zu verstehen als diejenigen, die im Rahmen von Gesetzen handeln ist erschüttert durch die unfassbaren ungesetzlichen Aktionen, die die Behörden damals begangen haben. Dass die vertraulichen Gespräche der in Stammheim inhaftierten RAF-Mitglieder mit ihren Anwälten abgehört wurden, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Dahingehend war die Lektüre ziemlich ernüchternd und wenn ich das Gelesene in direkten Bezug zu den aktuellen Geschehen rund um die Überwachung und Bespitzelung setze, dann wird mir ganz schlecht und ich frage mich, wie groß die Beteiligung oder zumindest das Wissen unserer Regierung tatsächlich ist. Wo verläuft die Grenze, wann – und vor allem: ob überhaupt! – darf der Staat selber ungesetzlich handeln, wenn es in der Absicht geschieht, Verbrechen zu bekämpfen oder zu verhindern? Nach der Lektüre fühle ich mich noch weniger als vorher in der Lage dazu, mir eine eindeutige Meinung zu bilden, weil das meinen Blick auf ganz andere Blickwinkel gelenkt hat.

Lesenswertes Buch! Wenn auch nicht gut Nachttisch geeignet für Menschen wie mich, die sich nicht gut gegen solche Dinge abgrenzen können. Mich hat das oft im Schlaf noch verfolgt – vielleicht gerade weil ich wusste, dass das keine Fiktion ist, sondern ein Stück deutscher Geschichte. Die Geschichte derer, deren schwarz-weisse Gesichter ich in meiner Kindheit so oft studiert hatte.

Elizabeth Strout – Mit Blick aufs Meer

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Ich hielt es für eine gute Idee, ‚Mit Blick aufs Meer‘ mit Blick auf’s Meer zu lesen, deswegen durfte das mit in den Urlaub. Leider war es nicht so gut strandlektüretauglich wie erhofft. Strout erzählt von den Einwohnern von Crosby, einer Kleinstadt an der Küste von Maine. Das Buch setzt sich aus vielen Geschichten zusammen, die (nur) dadurch miteinander verbunden sind, dass man einigen der Personen immer wieder in verschiedenen Geschichten begegnet. Die Charaktere sind es auch, die die Geschichten sehr lebendig machen. Die sind unheimlich liebevoll und warmherzig entworfen, da bleibt keiner flach und oberflächlich und das hat mich sehr fasziniert, weil sie dafür gar nicht das ganze Buch brauchte, das ging ganz fix in der ersten Geschichte schon, dass einige der Figuren für mich sehr lebendig wurden. Weswegen ich das Buch nicht so strandtauglich fand waren eher die Geschichten an sich. Die sind größtenteils schwermütig und bedrückend. Wie das so ist, im Leiden sind die Charaktere natürlich tiefere als im Glück.

Ich muss das Buch irgendwann nochmal lesen, wenn es draussen stürmt und auf dem Stövchen die Teekanne bollert. Ich glaube, in die Stimmung passt es für mich wesentlich besser. Das ist ein Herbstbuch, kein Sommerbuch.

Wer Geschichten rund um liebevolle lebendige Charaktere liebt, wird das Buch sicher mögen. 🙂

Heinz Strunk – Fleisch ist mein Gemüse – Eine Landjugend mit Musik

Mathias Halfpape alias Heinz Strunk schreibt mit autobiografischem Bezug über seine Jahre bei der norddeutschen Tanzmusikband Tiffanys, mit der das Romanalterego (real war es wohl etwas kürzer) zwölf Jahre lang, rund 70 Mal pro Jahr auf Schützenfesten, Silberhochzeiten oder zum Faslam (wie der norddeutsche Fasching heisst) Mucke gemacht hat. Mucke machen hieß das, denn keiner der Beteiligten hätte die Tanzmusikveranstaltungen als Auftritt bezeichnet, mit echtem Musikmachen hatte das wenig zu tun.

Heinz Strunk oder Heinzer, wie ihn seine Bandkollegen bei den Tiffanys – pardon Tiffanys, es heisst nur Tiffanys ohne Artikel – nennen, ist schwer von Akne geplagt und hat keinen Erfolg bei Frauen. Ironisch betrachtet er die Veranstaltungen, sich selber, die Bandkollegen, die Brautväter, Schützenkönige und Gastwirte, denen er begegnet. Er wohnt mit seiner Mutter im winzigen Reihenhaus, hat ein Alkoholproblem und verdaddelt das Geld, das er bei den Auftritten verdient, an Spielautomaten.

Mir hatte eine liebe Bekannte das Buch empfohlen, aber es ist irgendwie immer das gleiche, wenn ich mich an solchen äh eher humoristischen Büchern versuche. Ich finde die nicht wirklich lustig. Das ging mir mit der Bibel nach Biff zuletzt so und auch mit dem Strunk jetzt. Den fand ich mehr bedrückend und trostlos, als dass er mich zum schmunzeln gebracht hätte.

Und dann stammt der titelgebende Satz nicht mal von ihm selber!

„Jens war von ganz anderem Schlag, ein Mann der Sachthemen. Über Privates sprach der patente Jungbeamte nur selten. Sein Vater war gleichfalls Beamter, und auch sein jüngerer Bruder Andreas wollte einer werden. Jens war leidenschaftlicher Fleischesser und hielt mit seiner Einstellung in dieser Sache nicht hinterm Berg. So pflegte er oft mahnend zu sagen: ‚Der Mensch ist kein Beilagenesser.‘ Von ihm gab es viel zu lernen. Obst ist ein Nahrungsmittel für Bewohner subtropischer und tropischer Regionen; Gemüse dient in erster Linie der farbenfrohen Auflockerung des mit verschiedenen Fleischsorten bestückten Tellergerichts. Deshalb mit Obst und Gemüse sparsam umgehen, weil es sonst schnell zu einer unerwünschten Vorsättigung kommt! Eine schöne heiße Suppe mit Klößen ist allemal besser als fader Salat und weich gekochte Eier – auf jeden Fall schmackhafter als ein Müsli, an dem man ewig zu kauen hat. Nachdem Jens sich einmal bei einer Hochzeitsfeier seinen Teller so richtig mit Braten, Würstchen und Koteletts und den dazugehörigen Soßen voll geladen hatte, brach es plötzlich mit Macht aus ihm heraus: ‚Fleisch ist mein Gemüse!'“

(Heinz Strunk, Fleisch ist mein Gemüse, rororo Verlag, Seite 49f)

Sebastian Fitzek, Michael Tsokos – Abgeschnitten

Normalerweise dauert es ein paar Kapitel (oder auch länger) bis ich in ein Buch reinkomme, bis es mich irgendwie fesselt oder fasziniert. Abgeschnitten hat mich direkt im Prolog einkassiert und am liebsten hätte ich es in einem Rutsch durchgelesen und dann erst wieder weggelegt.

‚Der Seelenbrecher‘ von Fitzek fand ich schon sehr spannend, deswegen war ich hocherfreut, dass ich ‚Abgeschnitten‘ in der Geburtstagstombola von Corinas Kleiner Idee gewonnen hatte.  Ein wirklich sehr krasses Buch, ich glaube, ich komme nicht drumrum, nach und nach alles von Fitzek zu lesen – auch wenn mich das vermutlich manches Mal um den Schlaf bringen wird.

Ein renommierter Berliner Pathologe findet bei der Obduktion einer verstümmelten Frauenleiche einen Zettel mit einer Telefonnummer. Der Handynummer seiner Tochter, wie sich kurz darauf raustellt.

Wenig später erhält er einen Anruf einer unbekannten jungen Frau – der Comiczeichnerin Linda, die sich auf Helgoland vor ihrem psychopathischen Exfreund versteckt hält – die am Strand von Helgoland eine Leiche gefunden hat und bei der Leiche ein Handy, in dessen Speicher sich nichts findet, ausser den entgangenen Anrufen von Paul Herzfeld, dem Pathologen, denn es handelt sich um das Handy dessen Nummer er in der Leiche gefunden hat.

Ab da beginnt eine großartige Schnitzeljagd, denn Hannah, Herzfelds Tochter ist in der Gewalt des grausamen Killers – oder sind es gar mehrere? – und der nächste Hinweis auf ihren Aufenthaltsort verbirgt sich, so vermutet es Herzfeld zu recht, in der Leiche, die Linda am Strand gefunden hat.

Dummerweise nur, ist Helgoland durch einen Sturm komplett vom Festland abgeschnitten und Paul Herzfeld kann nicht selber auf die Insel kommen, um die Obduktion durchzuführen. Und die Zeit rennt.

Spannend, spannend, spannend. Und obwohl man natürlich bei solchen Psychothrillern immer merkt, dass die Geschichte konstruiert ist, gelingt es Fitzek meisterlich eine, trotz einiger Wendungen, in sich sehr schlüssige Geschichte zu erzählen, die immer, wenn ich dachte, langsam die Zusammenhänge zu durchschauen noch eins oben drauf setzen konnte, ohne je grobe Brüche in der Logik aufzuweisen.

Hat mir gut gefallen, obwohl ich eigentlich eine Memme bin und da teilweise schon sehr detailliert Obduktionsschritte und auch Gewaltszenen geschildert werden.

Katja