Zwischen Kirchen und Kaffee, Katja entdeckt Italien #7

Das muss dieses Dolce Vita sein!

Eigentlich wollen wir über die Landstraße nach Monteriggioni fahren, aber das funktioniert mit dem Navi nur so unterdurchschnittlich gut und bis ich das Tablet überhaupt rausgekramt habe, um nach einem alternativen Abzweig Ausschau zu halten, sind wir schon auf der Autobahn.

Das ist ausnahmsweise ganz ok, denn es geht vorbei an einer Menge Weinbergen.

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Mein durch die viele Sonne ermüdeter Humor verlangt danach, dass die doch bitte Badesee richtig schreiben mögen und ausserdem würde ich gerne nach der vielen Bergauf-Bergab-Lauferei in Siena, dann wenigstens kurz meine Füße reinstecken.

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Kurze Zeit später sehen wir schon von weitem Monteriggioni auf dem Berg und ich bin völlig fasziniert von dem Gedanken, dass das tatsächlich einfach nur eine kleine, vollständig und fast kreisrund ummauerte Stadt sein soll.

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Wir stellen Herrn Lehmann auf dem Parkplatz ab, der teurer als jener in Siena ist, freuen uns wieder mal über die Aussicht, von der es kurze Zeit später noch eine ganze Menge geben soll, und gehen die paar Schritte durch das Tor, während die Sonne schon tief steht.

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Monteriggioni, so verrät es der Infoflyer, den es zusammen mit der Eintrittskarte für die Mauer gibt, wurde im zweiten Jahrzehnt des 13. Jh vom Stadtstaat Siena erbaut, um einen strategischen Vorposten gegen die rivalisierende Stadt Florenz zu schaffen.

Wir schlendern durch die Straßen und sind gerade noch rechtzeitig, um über die fiesen Gittertreppen, bei denen man den Boden durchsehen kann (iiieks) zur Mauer hochzusteigen und es wäre ein echter Verlust, wenn das nicht mehr geklappt hätte, denn die Aussicht ist schon sehr grandios! Das ist hier alles schon sehr touristisch und ich muss grinsen, weil ich kurz vorher im Reiseführer gelesen hatte, dass Monteriggioni die einzige Stadt der Toskana sei, deren Überleben noch heute von der Stadtmauer abhinge. Man merkt das, aber man kann es den Bewohnern auch nicht wirklich übel nehmen. Die Stadt ist schon etwas ganz besonderes und hat ein ganz einzigartiges Flair. Noch dazu sind wir kurz vorm Sonnenuntergang dort unterwegs und alles leuchtet in herrlich orangem Licht. Hachz.

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Als wir eine Weile später wieder in Richtung Parkplatz gehen, wird mir auf einmal total flau und ich merke, dass ich den ganzen Tag bei der Hitze viel zu wenig getrunken habe. Die Knie werden wacklig und ich schaffe es kaum bis zum Auto, in dem zum Glück jede Menge Wasser wartet.

Wir machen uns auf den Rückweg und dieses Mal meiden wir wirklich die Autobahn und fahren über kurvige Straßen durch die Weinberge des Chianti, hinter denen langsam die Sonne versinkt. Es gibt schlechtere Orte, an denen man gerade sein könnte.

Unterwegs kommen wir am Ortseingang eines Ortes an eine Ampel, deren Funktion uns zunächst gar nicht klar wird, weil es kein Gegenstück dazu zu geben scheint. Es dauert eine ganze Weile bis wir grün bekommen und dann wird uns bei der Durchfahrt durch den Ort klar, dass es die Ampel deswegen gibt, weil die Durchgangsstraße zu eng für zwei Laster wäre und es gibt keine Ausweichmöglichkeit. Das Gegenstück zu der Ampel findet sich erst fast am anderen Ortsende. Skurril das.

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Wir sind hungrig und es ist schon recht spät, also fangen wir an, Ausschau nach einem Lokal zu halten. Aber bei allen, bei denen man draussen sitzen könnte, sitzt man dann auch wirklich fast auf der Durchgangsstraße.

Eine ganze Weile später, kurz nachdem wir den Abzweig nach Vinci – dem Geburtsort von Leonardo da Vinci – passiert haben (leider ohne dorthin abzubiegen, weil es ohnehin fast dunkel ist), werden wir in Stabbia fündig und lassen uns auf die Terrasse der Quattro Assi, der Vier Asse fallen, stürzen dort in Rekordgeschwindigkeit die erste Flasche Wasser runter und ordern recht schnell die nächste. Nach Wein ist mir bei der Hitze und dem großen Durst überhaupt nicht zumute und das obwohl ich es normalerweise auf Reisen sehr liebe, abends genau jenen Wein zu trinken, durch dessen Gegend ich tagsüber gekommen bin. Nirgends schmeckt er so gut wie dort, wo man den Geruch in der Nase und die Farbe des Bodens vor Augen hat, auf dem die Trauben gewachsen sind.

Wir speisen formidabel und, da es ein Menü gibt, zu einem vergleichsweise wirklich guten Preis. Beim Bestellen wundern wir uns noch ein wenig, dass wir nicht näher konkretisieren müssen, was wir denn jetzt genau von der Auswahl zu welchem Gang haben möchten. Weil wir auf der Speisekarte kaum ein Wort verstanden haben, hätten wir aber eh einfach je das obere genommen, daher vertrauen wir jetzt darauf, dass sie uns schon etwas passendes servieren werden. Und just als wir denken, dass jetzt alle Gänge durch sein müssten (Antipasti, Primi Piatti, Secondi Piatti – ist die typische Reihenfolge im Restaurant, wenn man denn nicht in einem Ristorante Pizzeria ist – die Restaurantbezeichnungen und Gepflogenheiten haben wir ein paar Tage vorher extra nachgeschlagen), kommen die Teller mit dem Hauptgericht und es stellt sich heraus, dass das keine Auswahl war in der Karte, sondern dass es ein Probiermenü ist, bei dem man von all diesen Dingen je eine kleine Portion bekommt, um möglichst viel Verschiedenes testen zu können.

Das ist auch gut so, denn ich bin schon wieder frisch verliebt und eines der ersten Dinge, die ich nach der Rückkehr aus Italien gemacht habe war, ein Rezept für Gnudi, jene unfassbar köstlichen Spinat-Riccotta-Klößchen, die man uns mit gebratenen Salbeiblättern und geschmolzener Butter serviert hat, im Web zu suchen. 😀

Italien 2013

Nach dem Essen trinke ich den ersten Espresso meines Lebens und komme ins Grübeln, was mich denn überhaupt nach Deutschland zurückzieht. 😀 Das muss dieses Dolce Vita sein!

Vor der Rückkehr zum Auto überlegen wir, wie spät es wohl sein mag. Die Handys und Tablets und alles Gedöhns, das eine Uhrzeit hätte verraten können, lag im Auto und wir sind ein bisschen perplex, dass wir deutlich über 2,5 Stunden dort mit Essen zugebracht haben. Das war jetzt ein bisschen ausgiebiger als schnell irgendwo unterwegs anzuhalten.

Toller Tag. Müde und voll mit Eindrücken!

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Katja

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11 Kommentare zu “Zwischen Kirchen und Kaffee, Katja entdeckt Italien #7

  1. Ohhh, die Spinat-Riccotta-Klößchen mit gebratenen Salbeiblättern klingen göttlich! Mein bisher bestes „Food“-Erlebnis war in Tivoli, dort haben wir einfach sämtliche Vorspeisen, die es so gibt, serviert bekommen. Ein Traum! Hach, Italien!

  2. @Frau Neunmalklug: Bei mir ist’s eher schlimmer mit dem Fernweh, wenn mein letzter Urlaub länger zurückliegt. Wenn ich selber ganz satt von Eindrücken bin, geht das ganz gut. 🙂
    Habt ihr euch auch Monteriggioni angeschaut?

    @Anette: Wenn ich das Rezept ausprobiert habe und es haut hin, blogge ich bestimmt darüber. 😀 Die waren nämlich wirklich göttlich!
    Alle Vorspeisen probieren klingt auch sehr toll. 🙂

  3. Je-Des-Mal foppt mich die Mustererkennung an der Stelle und mein Hirn denkt: Können die „Badesee“ hier nicht richtig schreiben? Gut, dass es mir nicht alleine so geht. Ich mag Monterrigioni sehr, besonders Abends ist der Blick schön. Und der Parkplatz ist eigentlich kostenfrei, zumindest der untere Teil. Bezahlen muss man nur, wenn man ganz oben parkt oder mit einem Wohnmobil, denn eigentlich ist es ein Wohnmobilparkplatz.

    • Gnihi! Beruhigend, dass du da auch Badesee liest. 😀

      Ich fand’s vor allem schön, so spät dort zu sein, weil ich mir deutlich vorstellen kann, wie voll es dort tagsüber von Touristen sein muss. Abends wirkten die da aber alle ganz entspannt (ok, ausser vielleicht die junge Dame, die uns fast nicht mehr auf die Mauer gelassen hätte, weil wir so spät waren) und das Licht war so herrlich!

      Äh ja. Wir waren auf dem oberen Parkplatz. Ich könnte jetzt behaupten, dass wir natürlich geahnt haben, dass wir so spät dran sind, dass wir die Mauer auf keinen Fall mehr schaffen, wenn wir erst noch von unten hochgelaufen wären. Aber eigentlich waren wir schlicht zu faul und erledigt, um nach dem bergauf-bergab in Siena noch einen Berg zu erklimmen. (Und wir hätten auch gar nicht gewusst, dass es unten nichts kostet, weil wir direkt so weit wie möglich hochgefahren sind.)

  4. Pingback: Was sonst noch so zwischen Kirchen und Kaffee passte… | Gedankensprünge

  5. SUPER! Und da ich ja auch quasi gerade dort war, oder vielmehr in der Nähe: Ja, der Espresso ist fantastisch. Und das nahezu in jeder kleinsten Kaschemmenbar. ❤ [In D lohnt sich der oft überhaupt nicht, jedenfalls in normalen Restaurants – die haben meist viel zu große Portionen ohne Crema, mit dünnwandigen Tassen und zu viel Säuregeschmack. MMn.]

    Was du von der Ampeln schreibst, ist auf Sizilien ganz genau so, allerdings ohne die Ampeln. *g Die Straßen sind dort sehr oft wirklich sehr eng, und ich bin beim Fahren auch zweimal mit dem Spiegel an einem anderen angedotzt, einmal rechts [parkendes Auto], einmal links [fahrendes Auto]. Hat aber auch keinen gestört.

    Schön, mit-/nachlesen zu können!

    • Was macht denn die Tassenwandstärke für einen Unterschied? Oder ist das einfach nur für’s richtige Espressogefühl?
      Das mit der Säure – ja. Ich kann das weder gut leiden noch mein Magen gut vertragen, wenn Kaffee zu viel Säure hat.

      Danke für’s Nach-/Mitlesen! 🙂

      • Je dicker die Tasse, desto länger/besser hält sie [vorgewärmt, ist fast immer in I so] warm. Meist trinkt man relativ schnell; es macht aber dennoch einen Unterschied, wie ich finde.

      • Oh, da hatte ich gar nicht drauf geachtet, ob die vorgewärmt waren. Dann macht die Wandstärke natürlich schon Sinn.
        Schön, so Dinge dazuzulernen. 🙂

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