Und dann war da noch…

…diese Oma, die mit ihrem kleinen Enkelkind, das vielleicht zwei Jahre alt war, im Laden unterwegs war. Bevor mir die beiden auffielen, fiel mir das kleine Plüschschaf auf, das neben einem Einkaufswagen auf dem Boden lag und als mein Blick ein Stück weit hochwanderte, wusste ich, dass das wohl erst in diesem Moment runtergefallen sein konnte. Ich hob es auf, reichte es dem Kleinen in den Wagen und er lachte mich an.

Kurz danach war der Knirps aus dem Wagen raus und ich sah ihn gerade noch um die Ecke flitzen, wo er sich hinter einem Regal vor der Oma versteckte und sich zur Sicherheit auch noch die Hände vor die Augen hielt. Die Oma fing mit fröhlichem Gelächter an, ihn zu suchen – die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein. Völlig lässig, freundlich und entspannt. Und das war umso auffälliger, weil direkt daneben eine Mutter gerade mit einem „Wenn du das nicht sofort ins Regal zurücklegst, dann kannst du aber direkt rauschmarschieren und im Auto warten!“-Brüllen ihrer kaum größeren Tochter hinterherjagte, die vor Wut laut aufheulte. Wie sehr sie sich doch manchmal generationsübergreifend gleichen.

Die Oma verließ vor mir den Laden und als ich später rauskam, hatte sie ihre Einkäufe schon weggepackt und fuhr den Kleinen im Laufschritt im Einkaufswagen auf dem Parkplatz spazieren, während sie abwechselnd jede Menge Gehupe und Sirenen imitierten. Völlig aufeinander konzentriert, völlig miteinander in ihrem Spiel versunken (erstaunlicherweise aber ohne irgendwelchen Autos in die Quere zu laufen) und ohne sich einen Deut darum zu scheren, was irgendwer darüber denken könnte.

So tobten sie auch noch über den Parkplatz als ich meine Einkäufe längst im Auto verstaut und meinen Einkaufswagen wieder weggebracht hatte. Ich konnte mich echt kaum an den beiden sattsehen und hätte ich nicht befürchtet, dass es sie irritieren könnte, wenn ich ihnen zuschaue, wäre ich am liebsten noch geblieben.

Katja

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kurz zitiert #37

„[…] Un nu: Kiek mool! Kannst du dor günt de Weetenkampen sehn? Ik spies keen Broot. De Weeten is mi to niks nütt. Bi de Weetenkampen, dor fallt mi niks to in. Un dat is truuri! Man du hest güllen Hoor. Jungedi, dat warrt wunnerscheun, hest du mi ierstmool toom mookt! De Weeten, de is güllen, und dor warr ik jümmers an di bi denken. Un ik warr dat denn giern hebben, wenn de Wind öber den Weeten strieken deit…“
De Voss sweeg still un keek en lang Tiet op den lütten Prinzen:
„Wenn du dat magst … mook mi toom!“ see he.
„Ik wull jo to giern“, anter de lütte Prinz, „man ik heff ni veel Tiet. Ik sall Frünnen finnen un en Barg Soken kennenliehrn.“
„Du kannst bloots Soken kennenliehren, de du ook toom mookt hest“, see de Voss. „De Minschen hebbt dor keen Tiet miehr för öber, dat se jichtenswat kennenliehren doot. Wat se sick bi’n Hööker käupen doot, dat’s glieks fardi. Man dat gifft keen Höökeri’en för Frünnen, dorüm hebbt de Minschen ook keen Frünnen nie miehr. Wenn du en Fründ hebben wullt, denn mook mi man toom!“

(Antoine de Saint-Exupéry, De lütte Prinz (Plattdüütsch), vmn, S. 68f)

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Mit der plattdeuschen Ausgabe ist, nach Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch, Fränkisch, Spanisch und Latein das Buch jetzt in der 8. Sprache bei mir eingezogen – und lediglich die dänische und die lateinische Ausgabe sind ungelesen.

Ich mag norddeutsche Sprachfärbung wahnsinnig gerne hören und fand es schon als Kind furchtbar faszinierend, wenn die alten Männer in dem Ort, in dem wir über Jahre hinweg den Urlaub verbrachten, mich auf platt anschnackten – auch wenn ich nicht viel davon verstehen konnte.

Man bannig goot, dass ich den Text so gut kenne, so hat das Lesen auf Plattdüütsch mir unheimliches Vergnügen bereitet. Auch wenn ich vor manchen Vokabeln nicht weniger ratlos saß als bei der spanischen Ausgabe, die ich vor ca. 1,5 Jahren gelesen habe.
An kaum einer Stelle des Buches musste ich so schallend lachen wie an jener oben, wo ich erst mehrfach hingucken musste, bis ich in den „Barg Soken“ keinen Sockenberg mehr reingelesen habe. 😀

Dass ich den Prinzen mag, hatte ich schon häufiger kundgetan (zB hier und hier und hier). Ich bin schon gespannt auf die nächste Sprache (oder den nächsten Dialekt), die hier einziehen werden. Mit den Sprachen bin ich fast am Ende jener, die ich verstehen kann – wobei ich irgendwann unbedingt noch eine holländische und eine italienische Version haben muss – aber durch die zahlreichen Dialektausgaben gibt es ja sogar noch jede Menge lesbare Ausgaben, die nicht nur aus Gründen des Sammeldranges im Regal landen.

Katja