Es geschieht schleichend und fast unbemerkt. Am Anfang sind es einzelne Abende, wo du dir mal eben ein paar Socken, aber nur die ganz dünnen, aus dem Schrank holst und anziehst, weil es doch ein bisschen kühl an den Füßen ist. Draussen bekommen die Kastanienblätter braune Ränder. Dann merkst du irgendwann nachts, schlaftrunken auf dem Weg zum Klo, dass die angenehme Kühle, die in den letzten Wochen und Monaten von den Fließen im Flur ausging, sich nicht mehr angenehm kühl anfühlt, sondern dir kalt durch die Beine in den Körper fließt und dass sie dich aufweckt, so sehr, dass du danach erst mal wieder nicht mehr einschlafen kannst und du gehst nachts nicht mehr barfuß ins Badezimmer. Aber du schläfst immer noch bei weit geöffnetem Fenster. Das Kratzen im Hals morgens ignorierst du. Irgendwann fällt dir beim Duschen auf, dass du den Temperaturmischhebel viel wärmer einstellen musst als bei der letzten Dusche. Draussen siehst du, wie die ersten bunten Blätter auf dem Gehweg liegen und dir fällt auf, dass die Bäume am Straßenrand viel bunter leuchten als noch vor einer Woche. Und dann kommt der Tag, an dem dir auffällt, dass du dich schon eine ganze Woche lang morgens nicht mehr gefragt hast, ob du jetzt Socken anziehen sollst oder nicht, sondern dass du ganz automatisch welche aus dem Schrank geholt hast. Aber noch hältst du durch, blinzelst mit tränenden Augen in die blendende Morgensonne, lässt trotz der Socken trotzig die Flipflops vorne im Schuhregal stehen, freust dich über die glänzenden spiegelnden Pfützen statt über den Regen zu fluchen und weigerst dich, auch nur über Pullover nachzudenken. Noch gibst du den Sommer nicht verloren!
Katja