Pro Tipp für langweilige Schlechtwettertage

Solltet ihr zufällig mal in der Nähe der kleinen Stadt sein, vielleicht weil ihr schon immer mal Urlaub im Rhein-Main-Gebiet oder in der Nähe des Rheins oder an der Bergstraße machen wolltet und euch sollte furchtbar langweilig sein, vielleicht weil’s an dem Tag gerade regnet, dann empfehle ich einen Besuch im hiesigen R*wemarkt.

Unterhaltungspunkt 1: Verweilt unbedingt erst mal eine Weile auf dem Parkplatz und beobachtet die Menschen, die nach dem Einkauf versuchen ihre Einkaufswagen wieder wegzubringen. Das ist dort nämlich gar nicht so einfach. Es gibt in der Nähe des Eingangs zwei Einkaufswagenstationen mit insgesamt 6 Reihen Einkaufswagen. Das alleine klingt noch nicht so aufregend, spannend wird es erst, wenn man weiss, dass diese 6 Reihen Einkaufswagen 4 verschiedene Kettensteckmechanismen haben und dass der Wagen, den man zurückbringen will, fast ausschließlich (bei zweien geht’s auch anderswo) nur in genau diese Reihe zurückgebracht werden kann, wo man ihn vorm Einkauf entnommen hat. Fragt bitte nicht, wie häufig ich in der Anfangszeit in der kleinen Stadt mit meinem Wagen auf dem Parkplatz rumgeirrt bin. 😀

Unterhaltungspunkt 2: Wenn ihr dann drin seid, bleibt doch eine Weile vor den Kassen stehen und beobachtet die Warenbänder. Am besten ihr nehmt Zettel und Stift mit, um Strichlisten zu führen, bei wievielen Prozent der Kunden ein oder mehrere Teile des Einkaufs hinter das Plastikteil am Warenband ‚entgleisen‘ anstatt wirklich beim Kassenpersonal zum Scannen anzukommen. Bei Kleinteilen (Bonbons oder Zigarettenschachteln) ist das quasi vorprogrammiert. Ohne Skizze kann ich das leider gar nicht richtig erklären, wie fehlkonstruiert das Ganze ist, aber wenn ihr davorsteht und erst mal die ersten 3 Kunden mit ihren Waren beobachtet habt, werdet ihr sofort sehen, worauf ihr achten und was ihr zählen müsst.
Bonusaufgabe: Wenn ihr schon beim Zählen seid, dann zählt doch auch mit, wie häufig das gleiche Plastikteil aufrecht stehende Flaschen auf dem Warenband umhaut, weil sie nicht drunter durch passen. Für’s Fleisssternchen könnt ihr auch noch grafisch darstellen, wie selten jemand vom Kassenpersonal (und denen muss das ja mehrfach täglich passieren und sie sollten einen Blick dafür haben) das jemand merkt und die Flasche aus der Gefahrenzone nimmt bevor sie umfällt.

Unterhaltungspunkt 3: Und das ist eigentlich auch mein favorisierter Punkt, weil er – wenn ihr gründlich seid und eure Beobachtungen für mich fixiert – mein Leben in Zukunft deutlich erleichtern wird:
Findet heraus nach welchem System die Waren in jenem Markt in die Regale sortiert sind.*
Folgende Theorien braucht ihr dabei nicht zu testen, weil sie völlig ausgeschlossen ist: sinnvolle Sortierung gleicher Waren oder Warengruppen zu gleichen Waren oder Warengruppen.
Auch eine farbliche Sortierung nach Packungsfarben habe ich mittlerweile wieder verworfen und auch die Packungsform scheint kein Hauptkriterium der Sortierung zu sein (wobei die gelegentlich Dosenerdnüsse bei Dosenbirnen schon hinhaut). Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, eine alphabetische Sortierung (nach Produktname? nach Markenname?) zu überprüfen, allerdings halte ich sie für relativ unwahrscheinlich. Vielleicht muss man auch die Mondphasen mit einbeziehen? Man weiss ja so wenig…

Nur mal ein Beispiel: Der Reis findet sich im mit ‚Reis‘ beschrifteten Regal. Ausser jener, der sehr bekannten Marke mit diesem ollen Onkel. Der findet sich einen Regalgang weiter zusammen mit Fruchtsäften. Aber nicht mit allen Fruchtsäften sondern nur mit jenen einer bestimmten Sorte. Leider passt deren Name alphabetisch nicht zu jenem Onkel, sonst wäre das sicherlich ein heisser Ansatzpunkt.
Und dann gibt es da noch den Reis der großen Handelsmarke dieser Ladenkette. Der findet sich wieder einen Gang weiter zusammen mit Dosenmandarinen, Salzstangen und Servietten jener Handelsmarke.
Ob die neue R*we-Eigenmarke auch über eigene Reisprodukte verfügt – das zu überprüfen fehlte mir vorhin dann doch die Energie. In jenen 3 Regalen waren sie auf jeden Fall nicht zu sehen.

Und eigentlich war ich ja auch gar nicht auf der Suche nach Reis, sondern auf jener nach fertigen Salat-Croutons für mein großes Familien- (nicht meine) Bekochen (nicht in meiner Küche) am Wochenende (nicht in meinem Bundesland). Und weil man nie so sicher sein kann, ob die sich nicht zwischen Aachener Pflümli, Marshmallows, Plastikgabeln und Gewürzgurken (aber nur jenen in Scheiben) finden, muss man da tapfer alle Regale ablaufen.

Solltet ihr also an eurem langweiligen verregneten Urlaubstag die Croutons finden, sagt mir doch bitte Bescheid wo die stehen!

Katja

 

*Als Ersatz für ein System vergäbe ich auch die volle Punktzahl für einen kompletten Lageplan des Ladens mit Beschriftung, was sich wo findet.

 

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52 Bücher, Teil 14

Wuhu, schon der 14. Teil des 52 Bücher Projektes, damit ist ja schon über ein Viertel vorbei. Und für mich ist das immerhin auch schon das 6. von den 14 Themen, bei dem ich jetzt mitmache. Dafür, dass ich von vornerein nur mal so gelegentlich wollte, ist das ja gar nicht so übel. 😀

Am aktuellen Thema wäre ich eigentlich laut pfeifend vorbeigegangen und hätte es links liegen lassen – es lautet nämlich

‚Das Fahrrad in der Weltliteratur‘

– wenn ich nicht gerade vor wenigen Tagen erst ein wunderbares Buch ausgelesen gehabt hätte, bei dem ein Fahrrad eine ganz zentrale Rolle spielt.

Denn seien wir mal ehrlich: Ohne ihr Fahrrad Gladys hätte Flavia de Luce diesen ‚Mord im Gurkenbeet‘ niemals auflösen können. Immerhin bringt die alte Gladys sie fast überall dahin, wohin Flavia im Rahmen ihrer Ermittlungen hinmusste.

Aber soll doch lieber Flavia selber etwas über Gladys erzählen:

Bevor ich es aus seiner rostigen Vergessenheit erlöste, hatte mein treues altes BSA-Rad jahrelang zwischen Blumentöpfen und hölzernen Schubkarren in einem Geräteschuppen gestanden. Wie manch anderes bei uns auf Buckshaw hatte es einmal Harriet gehört. Sie hatte es seinerzeit l’Hirondelle genannt: die Schwalbe. Ich hatte es umgetauft, jetzt hieß es Gladys.
Gladys‘ Reifen waren platt gewesen, ihre Gangschaltung hatte nach Öl gelechzt, aber mit der zugehörigen Luftpumpe und der schwarzen Lederwerkzeugtasche hinter dem Sattel war sie bestens ausgerüstet. Mit Doggers Hilfe hatte ich sie alsbald tipptopp aufgemöbelt. Obendrein hatte ich in dem Schuppen eine Broschüre mit dem Titel Fahrradfahren für Frauen jeglichen Alters gefunden, verfasst von einer gewissen Prunella Stack, ‚Vorsitzende des Damenvereins zur Pflege von Gesundheit und Schönheit‘. Auf dem Einband stand mit schwarzer Tinte und in einer schönen, geschwungenen Handschrift: Harriet de Luce, Buckshaw.
Manchmal war Harriet gar nicht tot – dann war sie überall.
Als ich im Affentempo vorbei an den schiefen, moosbewachsenen Grabsteinen im überfüllten Friedhof von St. Tankred durch enge, baumbestandene Sträßchen, über die kreidige Hauptstraße und dann über Land heimwärts radelte, ließ ich Gladys freien Lauf.

(Alan Bradley, Flavia de Luce, Mord im Gurkenbeet, Seite 81, 82)

 

Najaaa gut. Streng genommen erzählt das natürlich nicht Flavia selber sondern Alan Bradley legt es seiner 11-jährigen, chemiebegeisterten und darin auch hochbegabten, mit zwei älteren Schwestern geplagten, naseweisen und sich sympatischerweise auch gelegentlich irrenden Amateurdetektivin in den Mund.

Die Charaktere sind, obwohl sie alle sehr skurril daherkommen, doch allesamt irgendwie liebenswert und vor allem trotz der fastschon Überzeichnung glaubwürdig, also im Rahmen ihrer Geschichte.

Um’s nochmal mit Alan Bradleys Worten zu sagen, dieses Mal jenen, die er der Köchin Mrs. Mullet in den Mund legt:

„Miss Harriet pflegte zu sagen: ‚Die de Luces sind allesamt steife Rhabarber und stachlige Stachelbeeren, Mrs M, aber Ihr Alf, das ist mal ein richtig netter, sanfter Schmandmann. Seien Sie doch so gut und backen Sie ab und zu einen schönen Schmandkuchen, damit wir uns bewusst werden, wie hochnäsig wir sind, und wenn wir dann die Nase rümpfen, tja, dann nehmen Sie den Kuchen eben Ihrem Alf als süße Entschädigung mit heim.‘
Und ich geb gern zu, dass ich in den letzten zwanzig Jahren reichlich Entschädigungen mit heimgenommen hab.“

(Alan Bradley, Flavia de Luce, Mord im Gurkenbeet, Seite 275, 276)

 

Man muss sie einfach mögen, allesamt. 🙂

Bei Mandy (in deren Richtung ich gerade breit grinse und winke) gab’s auch schon im Rahmen des Projektes über Flavia zu lesen, da über den zweiten Band (dem ich natürlich mittlerweile auch entgegenlechze) und lesen wollte ich das schon seit ich zum ersten Mal bei Corina was über Flavia gelesen hatte.
Und auch im Nachtschläferblog gibt’s Berichte über den zweiten Band.

Katja