Ich glaube, kaum jemand kennt mich so gut wie google. Google kennt alle meine Termine, kennt meine Fotos, kennt die Menschen, denen ich Mails schreibe und vielleicht (?) auch die Mails. Google weiss, welche Blogs ich lese und welche Beiträge ich zum Wiederauffinden markiere. Google weiss, welche Musik ich mag und welches Tiervideo ich bei youtube immer wieder anschaue. Google weiss natürlich seit Jahren wonach ich im Web suche oder wohin ich in Urlaub fahre und Google kennt meine Kreditkartennummer. Google kennt auch meine Handynummer (und die hat nicht mal meine Mutter^^). Und Google kennt auch meinen vollständigen Vor- und Nachnamen. Alle diese Daten habe ich früher oder später in den letzten Jahren dort freiwillig angegeben, um den ein oder anderen Dienst zu nutzen und auch wenn ich bei einigen Dingen, wie zB der Handynummer geschluckt habe, habe ich sie dann doch eingetragen, weil die Nutzung des entsprechenden Dienstes für mich in dem Moment Vorrang hatte.
Und auch wenn ich gelegentlich (und nur halbgrinsend) darüber nachdenke, wann Google wohl die Weltherrschaft an sich reissen wird, weil das Unternehmen uns alle in der Hand hat, mit den Daten, die es über die Jahre gesammelt hat, war mir die Nutzung bisher doch immer wichtiger. Es ist einfach immens praktisch, wenn man die Dienste miteinander verknüpfen kann und noch dazu harmonieren sie alle wunderbar mit dem Android Handy.
Gestern Morgen als ich mich bei google+ einloggen wollte, bekam ich den Hinweis, dass mein Profil nicht mit der Namensrichtlinie übereinstimmt. Jene verlangt, dass ich in meinem Profil meinen vollständigen Vor- und Nachnamen angeben muss. Wenn ich das nicht innerhalb von 4 Tagen mache, wird mein Profil gesperrt, was nicht nur bedeutet, dass ich google+ nicht mehr nutzen kann – was nicht so schlimm wäre, immerhin bin ich bisher auch ganz gut ohne soziales Netzwerk ausgekommen – sondern dass auch andere Dienste nur noch eingeschränkt nutzbar sind. Welche jedoch noch funktionieren werden und welche nicht mehr bzw. welche Einschränkungen es geben wird, dafür werden nur wenige Beispiele genannt – vielleicht wollen sie einem die spannende Überraschung nicht verderben. 🙄
Mein erster Gedanke beim Lesen der Meldung war: Ok, wenn sie’s nicht anders wollen, gebe ich eben ’nen Allerweltsnamen an und heisse dort statt ‚.‘ ‚Hinz‘ oder ‚Kunz‘ mit Nachnamen. Der zweite Gedanke war, dass das nicht geht, weil das Unternehmen ja längst weiss, wie ich heisse.
Und damit habe ich ja noch nicht mal ein Problem. Ich habe nur ein Problem damit, dass sie mich zwingen wollen, meinen Namen öffentlich preiszugeben.
1996 als ich meinen ersten Internetanschluss zu Hause hatte, war es noch völlig unüblich seinen echten Namen im Netz zu benutzen. Ich suchte mir damals einen Nickname (fehlendes Akkusativ-End-N wegen Englisch gedachter Aussprache), ein Pseudonym aus, mit dem ich seitdem im Web unterwegs war. Auf sämtlichen Foren, in sämtlichen Spielen, immer der gleiche Name.
Zu der Zeit als ich anfing zu bloggen, war ich in einem Onlinespiel recht aktiv und Game-Admin und weil ich da häufiger mal auch mit den hmm nicht so angenehmen Spielern zu tun hatte und nicht wollte, dass man das Blog finden kann, wenn man nach meinem Nick sucht, bloggte ich von Anfang an unter meinem echten Vornamen. (Dass es schon irgendwie schräg ist, die echte Identität zu nutzen, um die Online-Identität zu schützen, fiel mir erst später auf. :D)
Jetzt muss ich mich erst mal sortieren, um zu entscheiden, was ich in Zukunft mache –
Aufhören die google-Dienste zu nutzen, die das Profil mit Namensangabe erfordern? Was unter Umständen – je nach Einschränkung – bedeuten würde, dass ich mir Kalender, Feedreader, Fotohoster etc. alles neu suchen müsste.
Den Namen angeben und die Verzahnung der einzelnen Dinge, speziell von meinen Profilen zu meinem Blog, möglichst entflechten? Das würde aber immer bedeuten, in Habachtstellung zu bleiben, damit niemand die Verbindung zum Blog entdecken kann.
Oder doch den Namen angeben und die Anonymität aufgeben?
Ich bin gerade noch ratlos, muss mich erst mal damit auseinandersetzen, speziell damit, was die Anonymität für mich bedeutet.
Aktuell kann man nichts über mich im Web (heraus-)finden, wenn man nach meinem vollständigen Namen sucht und das war mir immer wichtig. Ich erinnere mich zu gut daran, wie furchtbar es sich anfühlte, als ich mich vor Jahren bei wkw mit komplettem Namen anmeldete und dann die Mütter von früheren Grundschulklassenkameradinnen, diese ‚Bekanntschaftsanfragen‘ geschickt haben. Mich hat das so dermaßen eingeschüchtert, dass man mich da auf einmal finden konnte und dass das auch so zahlreiche Menschen taten mit denen ich selbst früher nicht wirklich was zu tun hatte, war so absurd, dass ich mich vor lauter Panik nicht wieder dort einloggte.
Dabei habe ich nicht mal Probleme damit, meinen Namen oder meine Adresse herauszugeben und u.a. einige von euch, die hier lesen, kennen beides längst. Ich glaube, es ist eine Frage der Kontrolle. Ich entscheide, wem ich was wann an Informationen gebe. Zumindest fühlt es sich so für mich an.
Wenn ich merke, wie viele Gedanken ich mir um diese Anonymität mache, darum, dass ich primär nicht möchte, dass eine Verbindung von meinem Blog zu meinem Namen besteht, frage ich mich, wie tief dieses Schamgefühl, dieser Minderwertigkeitskomplex der Depressionen wegen, immer noch sitzt.
Welche Rolle spielt es denn, wenn mich die Mütter von Grundschulklassenkameradinnen oder meine Cousins oder Leute aus meinem Spanischkurs oder alte Freunde finden können? Weswegen fällt es mir so schwer, mit aller Konsequenz zu sagen: ‚Das bin ich / so bin ich‘?
Völlig unabhängig von dem ganzen Googlekram – im Grunde ist der nach der ersten Stunde des Schocks zur Nebensache geworden, weil sich das ja tatsächlich lösen ließe, wenn ich google+ nicht mehr nutzte und ansonsten die Verknüpfungen entfernte – aber könnte es für meinen Kopf denn nicht auch eine Befreiung bedeuten, wenn ich aufhörte, mich zu ‚verstecken‘? Wenn ich das Gefühl loswürde, mich verstecken zu müssen? So wie ich bin gar nicht da sein zu dürfen?
Wovor verstecke ich mich eigentlich und was kann mir überhaupt passieren, wenn mich jemand von früher findet oder eben jemand, der hier liest, weiss wie ich heisse (von jenen, die es nicht ohnehin wissen)?
Das aktuell Schlimmste, das ich mir vorstellen könnte ist, dass irgendetwas (und dieses Etwas ist gerade so vage für mich wie eine Alienlandung) passiert, was dazu führt, dass ich mich nicht mehr traue, meine Gedanken ungefiltert in mein Blog zu kippen. Ich glaube, mein Blog ist überhaupt das, was für mich das schützenswerte Gut bei der Sache ist, weil es für mich so wichtiges Werkzeug beim Kopfaufräumen, bei der Auseinandersetzung mit mir und meinen inneren Schweinehunden und sonstigen Schätzchen ist.
Wer hier schon länger liest, wird sich vielleicht erinnern, dass ich mich mal von etwas so aus der Bahn habe werfen lassen, dass es sich für mich wie dieser worst case anfühlte, wie der Verlust dieser Freiheit hier einfach drauflos zu schreiben. Aber selbst diese Blockade, die ich danach erst mal hatte, hat sich nach 1, 2 Monaten wieder gelegt und ich habe mich hier wieder frei gefühlt. Und im Zweifel gäbe es ja immer noch den Passwortschutz. Hmm.
Und die anderen Möglichkeiten was passieren kann? Falls mich wirklich jemand findet, von dem ich nicht gefunden werden möchte, kann mich niemand zwingen in irgendeiner Weise zu reagieren. (Und wie ätzend ist das denn, dass ich mir das selber gebetsmühlenartig aufsagen muss, weil meine Reflexe da so widersinnig sind?) Das ist nur in meinem Kopf und diesem anerzogenen, was ’sich gehört‘ und was nicht. Sich davon zu verabschieden wäre ohnehin mal an der Zeit. Höflichkeit, bei der ich mich selber verrenke nur um ihres anerzogenen Zwangs wegen, ist keine Tugend sondern eine nervige Last. Hmm.
Muss ich mal noch ein bisschen drauf rumdenken. Nicht für google – nur für mich.
Katja (‚Free your mind‘ von En Vogue summend)
Das ist jetzt sooo viel. Da muß ich auch noch ein bisschen nachdenken. Danke fürs teilen und liebe Grüße
So lange Texte werden das bei mir meistens, wenn ich direkt beim Schreiben über etwas nachdenke. Da kann ich nicht kürzer (wobei ich darin ja generell nicht so gut bin).
Liebe Grüße zurück!
Natürlich hast du das jetzt sehr persönlich beschrieben, diese Gedanken über Anonymität, und wie das Recht auf Anonymität peu a peu von bestimmten Anbietern unterwandert wird, aber ich glaube, du sprichst damit ein generelles Problem an, über das wir uns alle vielleicht zu lange zu wenig Gedanken gemacht haben.
Ich glaube, viel mehr noch als um mein Recht auf Anonymität geht es mir um mein Bedürfnis danach, das mich aber auch in allen möglichen Dingen hemmt und mir selber Begrenzungen auferlegt.
Ich finde den Klarnamenzwang bei google extrem schlecht, weil ich finde, dass niemand, der nicht irgendwelche Rechte anderer verletzt, gezwungen werden sollte, seinen echten Namen angeben zu müssen. Für mich persönlich bin aber andererseits gerade weniger böse darum, weil es mich zwingt, mich endlich mal mit meinem dahingehenden Problem auseinanderzusetzen und diese Mauern im Kopf vielleicht endlich mal einzureissen. 🙂
Wenn man Schmidt oder Müller heißt ist es wahrscheinlich ein kleineres Problem seinen Klarnamen zu benutzen als wenn man einen etwas exotischeren Namen hat, so wie ich. Wenn man meinen Namen richtig schreibt, gibt es genau einen Treffer im Netz und das bin ich! Ich bin auch erst seid kurzem unter meinem richtigen Namen zu finden und habe (bisher) keine negativen Erfahrungen gemacht. Dennoch war es auch für mich eine große Überwindung mein Blog mit meinem G+ Profil zu verlinken bzw. überhaupt meinen richtigen Namen bei G+ zu verwenden.
Bisher bereue ich es allerdings nicht meinen richtigen Namen im Netz zu benutzen (auch wenn dieser Kommentar keine direkte Verbindung zu meinem Klarnamen aufweist wenn man mich nicht kennt)
Hm, ich dachte, das sei eine generelle Haltung – und hätte das vielleicht eher als Frage des Alters empfunden. Wer heutzutage ganz selbstverständlich mit dem Internet und eben auch den sozialen Netzwerken aufwächst, denkt vielleicht gar nicht mehr so intensiv darüber nach, weil es heute normal ist, seinen echten Namen zu benutzen. Früher war das sehr unüblich und mir fehlt diese Haltung, das als natürlich zu empfinden. Die kann man vermutlich nur haben, wenn es das von Anfang an war.
Aber vielleicht hat es tatsächlich auch mit dem Namen an sich zu tun. *grübel*
bei mir ist das so: ich nutze google+ [noch] nicht [richtig]. ansonsten habe ich tatsächlich zwei google-accounts: einen als rebhuhn und einen als ich. rebhuhn = youtube, picasa, blogspot, … ich = gcalender, gmail, greader, gmaps, …
ob das gut ist oder nicht, sei dahingestellt, ich praktiziere es einfach seit ~4 jahren so, das ist wirklich gewachsen. der mehr-aufwand, der dadurch für mich erwächst, ist wahrscheinlich leider schon recht hoch. könnte man optimieren. bisher [?] gelingt es mir aber sehr gut, da zu trennen, was gut ist; mein klarname ist auch so einer, bei dem man mit googlen sofort bei mir landet…
btw: so’nen anonymitäts-gedanken-post will ich auch schon seit x monaten/jahren schreiben… vielleicht reicht ja dein anstupsen jetzt.
Du schreibst ja im Blog auch gelegentlich was über die Arbeit, da kann ich verstehen, dass du auch nicht direkt mit Namen gefunden werden magst.
Ich bin gespannt, was du da noch an Gedanken zu hast, also schreib mal bitte. 🙂 *stubs*
Ich habe beschlossen, ich will mich nicht mehr für meine Krankheit schämen und zwinge mich da gerade mit Gewalt dazu, es auszuhalten bis es sich irgendwann normal anfühlen wird. Das ist ja alles eine Übungssache, glaube ich. Auch dieses dazu stehen, zur Not eben auch namentlich, wer und/oder wie man ist.
ich habe mal so eine doku über angst gesehen. dort haben sie im wesentlichen gesagt, daß man durch aushalten der angstsituationen, zur not eben mit einem therapeuten/angstcoach/…, lernen kann, daß ’nichts passiert‘ und die angst nicht in dem maße notwendig ist, wie man sie empfindet. dazu muß man natürlich schon etwas stärker sein und nicht mehr am boden des lochs. aber da sehe ich bei dir wirklich nicht die schwierigkeit :).
und auch mein psychofritze sagte übrigens damals sinngemäß über meinen damaligen freund, der soziophob im höchsten maße war: die situationen, vor denen man angst hat, die muß man üben! ’sonst nichts.‘
ich wünsche dir viel erfolg!
[wenn dies ein reiner ‚angstbewältigungsblog‘ wäre, würde ich übrigens komplett deiner klarnamen-lust 😉 zustimmen. da du aber auch einfach sehr viele sonstige private dinge schreibst, wüßte ich nicht, was ich an deiner stelle machen würde…..]
Ja, das ist auch die Methode, wie ich meine Ängste anpacke seit ein paar Jahren. Von selber geht keine Angst weg, zumindest bei mir nicht. Ich muss da immer früher oder später durch. Manchmal ist es zu früh, dann schüchtert’s mich so sehr ein, dass ich es nicht wage, aber meist habe ich das mittlerweile ganz gut im Gefühl, was wann wie geht. Man lernt sich und auch diese Angstdinge ja über die Jahre kennen, wenn man sich damit auseinandersetzt. 🙂
Hmm, es ist ja auch nicht so, dass ich jetzt hier meinen Namen würde plakatieren wollen. Es ist nur auch nicht mehr so, dass man die Rückschlüsse und Verbindungen nicht sehen und finden könnte, wenn man es will.
Aber zB Menschen, über die ich hier gelegentlich schreibe (wie zB mein Vermieter), bewegen sich vermutlich nicht im Netz. Und falls doch könnte, wer mich heutzutage real kennt, alleine anhand der Fotos rausfinden, dass ich das bin. *Schultern zuck*
Liebe Katja,
ich finde es ehrlichgesagt eine Frechheit, dass G+ das von uns fordert. Und ich verstehe, dass du dich dem nicht sofort beugen möchtest. Wichtig ist dennoch, herauszufinden, ob es dir nicht mehr bringen würde, wenn du dich der Herausforderung stellst. In deinem speziellen Fall geht es nämlich vielleicht mehr um Vermeidungsverhalten, das es zu besiegen gilt, vielleicht profitierst gerade du jetzt von dieser Sache. Würd‘ mich freuen, zu erfahren, wofür du dich entschieden hast.
Ja, das schrieb ich oben schon im Kommentar an Mützenfalterin, dass ich (erstaunlicherweise) gar nicht so böse darum bin, mich jetzt gezwungenermaßen mit dem Thema und meinen Mauern im Kopf auseinanderzusetzen. 🙂
Ich hab meinen Namen eingetragen. Mal sehen, wie sich das in nächster Zeit anfühlen wird. Ändern könnte ich’s ja zur Not immer noch wieder.
Ich bin bei keinen solchen Netwerken und ich kenne auch kaum Leute die das machen. Die meisten in der gehörlosen Welt lebenden Hörgeschädigten haben damit auch nichts am Hut und viele Sehgeschädigte, die ich kenne auch nicht. Das hat oft mit der Abgrenzung von Nicht-Behinderten zu tun, weil es vielen schon reicht wenn man mit denen auf der Arbeit zu tun hat, jedoch auch weil Social Networks Rassismus auf „uns“ bezogen leichter ermöglichen. Von meinen Freunden ohne Behinderung ist da auch kaum einer, weil es ja mittlerweile bekannt ist, dass Arbeitgeber, Bildungsträger usw. sich da gerne über ihre Pappenheimer informieren. Ich habe eine Freundin, die endlich nur darauf wartet, dass Fratzenbuch sie kickt, weil sie da einen nicht wirklichen Nachname angegeben hat, damit ihr Arbeitgeber sie nicht findet. Sie hat zwar einen SEHR gängigen Nachnamen, ist allerdings die einzige die man via Google mit ihrem vollen Namen findet, weil ihr Vorname in den 1970er Jahren total ungebräuchlich war.
Generell finde ich das mit dem Verbieten der Anonymität total unsinnig. Dadurch gewinnt kein Nutzer, wird kein Verbrechen verhindert, wird Menschen mit irgendwelchen Gewalterfahrungen ihre Stimme genommen (eine Tante von mir in Kanada war vor einigen Jahren Opfer eines Verbrechens und hat da erstmals unter Pseudonym im Netz drüber reden können, solche Fälle gibt es überall. Klarnamenpflicht und die Leute schaffen es nicht mehr sich zu äußern.) und es dient nur dem Posr-Panoptikum. (Ich habe von Anand Singh gerade einen Foucault-Band geliehen, jetzt kenne ich viele komplizierte Wörter.)
Ach so, vielleicht sollten sich aus Protest mal alle neuen User in den Netwerken mit Erika Mustermann anmelden.
Ohne dort einen Account zu haben und es genau zu wissen, meine ich, häufiger gelesen zu haben, dass bei Facebook Pseudonyme erlaubt oder wenigstens geduldet sind.
Für mich war das auch eine Frage des Schutzes der Anonymität so offen über meine Depressionen zu schreiben. Aber gerade in letzter Zeit merke ich wieder so häufig, wie sehr ich mich immer noch für die Krankheit schäme und wie sehr ich immer noch das Gefühl habe, mich verstecken zu müssen. Und das will ich nicht mehr. Ich glaube, dieses Gefühl mich verstecken zu müssen, nicht so richtig zu sein wie ich bin, kommt primär aus mir und meinem mangelnden Selbstbewusstsein. Das probiere ich gerade aktiv zu bekämpfen.
Aber dass es für mich gerade in meine Auseinandersetzung passt, heisst eben nicht, dass ich den Klarnamenzwang nicht grundsätzlich extrem shice finde. Dass google auf die interne Angabe besteht ist durchaus deren Sache und mMn legitim, dass sie einen zwingen, den Namen ins öffentliche Profil zu schreiben ist aus genannten Gründen nicht in Ordnung.
Es war immer wieder in den Medien und wird auch in Blogs diskutiert ( Beispiel), dass Facebook keine Pseudonyme mehr duldet. Ich kenne mich ja nicht so aus mit Netzpolitik, doch das habe ich mitbekommen (ist ja auch irgendwie medienpädagogisch).
Ah ok, danke. Das ist dann an mir vorbeigezogen. Facebookmeldungen interessieren mich idR nicht, weil ich nie vorhatte, mich da anzumelden und oft geht es um irgendwelche Funktionen dort, die mir dann auch gerade mal schnurz waren.
Hab noch was gefunden (bekam passenderweise gestern Abend die Order, ich soll meines Zeichens Med.-Päd. einen Brief an die Eltern ausarbeiten, warum bei unseren Jugendlichen absolut keine Fratzenbuch-, G+- oder ähnliche Aktivität geduldet wird. Muss mich also gerade damit beschäftigen.) Ich denke, Google wird früher oder später nachziehen. Bin froh, dass ich bei denen nichts anderes anmeldepflichtiges als Mail nutze (GMX wollte meine Anschrift, nee du) und die kennen deshalb zwar meinen Namen jedoch nicht meinen Wohnort, habe das nämlich als ich damals zum Studium zog einfach nicht aktualisiert.
Oh, der Textlink hat nicht geklappt
Ich hab den Link mal repariert.
Ich kann das gut nachvollziehen. Meinen Namen gibt es nur ein einziges Mal, wer mich googelt, der findet mich auch sofort. Darum bin ich eigentlich extrem vorsichtig. Registrierungen auf irgendwelchen Seiten vermeide ich überwiegend. Falls unbedingt erforderlich, dann benutze ich dort auch Fantasieanschrifen und ein falsches Geburtsdatum.Trotzdem gebe ich privat eher meinen Klarnamen heraus als meine zweite Netzidentität.
Ich kann nicht mal erklären, warum mir das so wichtig ist. Mein Bauchgefühl gibt mir das so vor, und daran halte ich mich.
Das Bauchgefühl ist mMn ja auch ein guter Indikator dafür. Und für mich steht auch fest, dass ich das rückgängig machen werde oder zumindest Verlinkungen rausnehmen, wenn ich merke, ich fühle mich unwohl damit.
Hallo Katja! Sehr interessantes Thema hier, vor allem da es bei mir auch mehr oder weniger aktuell ist.
Viele Jahre bin ich nun schon im Internet unterwegs und da sammelt sich so einiges an. Und das obwohl ich meiner Meinung nach stets sparsam mit Anmeldungen irgendwo war und nie meinen kompletten Namen angegeben habe. Da es auch kein Allerweltsname ist (ganz im Gegenteil) würde man mich auch sofort finden.
Nun habe ich aber all die Jahre unter einem Pseudonym das Internet unsicher gemacht und nur für den Blog ein anderes gewählt – welches sich aber ohne Probleme durch Mailadresse und Flickr-Link verknüpfen lässt. Somit habe ich eine große Internet-Identität, die wenn man sucht ordentlich was ausspuckt.
Nun will ich vielleicht wegen meiner Fotos irgendwann etwas professioneller auftreten. Eben mit ganzen Namen. Soweit so gut, man verknüpft das beides ja nicht. Aber wenn ich Fotos sowohl mit der Internet-Identität als auch mit der echten und „seriösen“ Identität zeige und dann es vll noch Freunde gibt, denen ich beide Links anvertraue… schnell kann eines zum andern kommen. Und wie finde ich das? Wenn man von meinem richtigen Namen (wenn auch über Umwege) irgendwann auf all das stößt was sich so über die Jahre in meiner Internet-Identität angesammelt hat?
Auch ohne Angststörung kann einem das ordentlich zu denken geben. Aber sollte ich das mit dem „professionellen Auftreten“ tatsächlich irgendwann durchziehen wollen, gäbe es wohl keinen Ausweg aus diesem Dilemma.
Der Point.
Hallo Point, herzlich Willkommen auf meinem Blog. 🙂
Ich ahne, dass wir uns wohl irgendwann von der Vorstellung lösen müssen, dass solche Dinge getrennt werden müssen. Ohne Internet kann man eine Grenze ziehen zwischen offiziellen/beruflichen Dingen und Privatem. Ich glaube, im Web ist das auf Dauer einfach nur anstrengend, weil hinter dem ganzen Netz ja Verknüpfung und Vernetzung steckt und keine Trennung.
Vielleicht ist das wirklich alles auf die simple ‚free your mind‘ Sache runterzubrechen. Ich weiss nicht, was für Netzaktivitäten es bei dir sind, aber wären denn wirklich Dinge dabei, die dir unangenehm sein müssten oder ist es einfach dieses ungewohnte und unwohle Gefühl, sich ’nackt‘ zu machen und keine genaue Kontrolle darüber zu haben, wer über welche Informationen verfügt und anderen auch uU einen Informationsvorsprung einzuräumen? (Die Fragen natürlich nicht zwingend zur Beantwortung – sondern primär als Gedanken gemeint.)