Zeitverschwendung

In jedem Jahr vorm Urlaub das gleiche Muster. So sehr ich mich darauf freue wegzufahren, tolle Dinge zu besichtigen, stundenlang auf’s Wasser zu gucken, so schlimm geht es mir erst mal vorher. Zu jeder beliebigen Tages- oder Nachtzeit fallen die kleinen ‚muss ich noch besorgen‘, ‚muss ich vorm Urlaub unbedingt erledigen‘, ‚darf ich nicht vergessen mitzunehmen‘ Gedanken über mich her, wie ein Schwarm blutrünstiger Mücken. Sie finden ihren Platz auf Zetteln auf meinem Schreibtisch und jetzt auch digital in Exceltabellen, Notizen im Handy und in Wunderlist. (Link. Das hatte ich schon vor einiger Zeit nach einer Empfehlung von Rüdiger installiert und finde es sehr grandios!) Und ständig habe ich das Gefühl, alles kreiselt, die Zeit rennt mir weg, dass ich das nie im Leben noch alles schaffen werde – ade Gelassenheit.

Eines ist mir dieses Jahr jedoch aufgefallen: bewusste ‚Zeitverschwendung‘ bringt mich immens voran!

zB heute Morgen: Ich war früh wach, bin aber nicht sofort aus dem Bett gesprungen, sondern bin noch eine Stunde liegen geblieben und habe mein Buch zu Ende gelesen. Eigentlich verschwendete Zeit, tatsächlich hat das aber dazu geführt, dass ich heute sehr viel ruhiger und konzentrierter und effizienter den Kram angepackt habe, den ich zu tun hatte. Und noch welchen zusätzlich, der sonst in den nächsten Tagen angestanden hätte.

Und auch wenn ich mir gerade die Zeit nehme, trotz meiner eigentlichen Hektik (von der ich ja weiss, dass sie zum größten Teil nur Kopfsache ist, weil die Welt nicht untergehen wird, wenn ich die Dinge nicht alle vorm Urlaub erledige), noch ein paar Fotos vom letzten Urlaub zu sortieren und wenn ich mir die Zeit nehme trotz allem zu bloggen, dann bringt mich das so zur Ruhe, dass ich die Dinge einfach eins nach dem anderen mache anstatt, wie es mir früher oft in so Situationen ging, gar nichts auf die Reihe zu bekommen, weil ich vor lauter Überforderung nicht wusste, wo ich anfangen soll.

Spannend. Geahnt habe ich das ja immer und mich in so Situationen auch früher schon gelegentlich entschleunigt. Allerdings fast immer erst, wenn das Kind eigentlich schon im sprichwörtlichen Brunnen lag und es mir schlecht ging. Jetzt, diese Zeitverschwendung, sorgt vielleicht oder besser hoffentlich dafür, dass es erst gar nicht noch schlimmer wird. Und vielleicht sogar dafür, dass ich mit allem fertig werde.

Und falls nicht, wird die Welt auch nicht untergehen. (Glaube ich. :D)

Katja (gerade eigentlich auf dem Sprung zum Einkaufen gewesen, lieber Gedanken zu Tastatur bringend)

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12 Kommentare zu “Zeitverschwendung

  1. Du bist lustig 😀
    Ich glaube mein Freund hat auch diese Gefühle…
    Ich sehe das zum Glück alles ganz locker! Und da bin ich echt froh drüber 😉
    Aber das mit dem Entschleunigen werde ich mir mal merken! Vielleicht kann ich das bei meinem Freund anwenden *hihi*

    • Das hat mich gerade zum laut lachen gebracht. 😀

      Ich war da früher auch viel entspannter, das ist erst nach den Jahren, wo ich nicht rausgegangen bin, so extrem geworden, dass, wenn ich denn schon noch dazu für so lange, die sichere eigene Wohnung verlasse, alles bedacht sein muss. Total blöd eigentlich, aber eben nicht so einfach, dieses Denken/Fühlen loszuwerden. 🙂

      Gutes Gelingen für’s Entschleunigen deines Freundes. Kannst du ja dann doch dieses Jahr noch brauchen, wenn ihr tatsächlich noch nach Spanien fahrt. 🙂

  2. „Und falls nicht, wird die Welt auch nicht untergehen. (Glaube ich. 😀 )“ Glaub ich auch 🙂
    Und das mit dem Entschleunigen durch bewusste Zeitverschwendung (die ja im Falle Handarbeiten gar keine ist) ist, glaube ich, mit das wichtigste, was ich zurzeit lerne.

    • Ich empfinde die Dinge auch nicht wirklich als Zeitverschwendung, deswegen auch in Anführungsstrichen. Es ist nur eigentlich ein seltsamer Zeitpunkt, solche Dinge zu tun, wenn man eigentlich in Hektik ist, überhaupt zu schaffen, was man tun müsste.
      Ein bisschen erinnert mich das daran, dass ein Gärtner mir mal sagte, dass im Kartoffelacker selbst eine Rose Unkraut sei. 😀

      (Mir fiel gerade ein, dass ich vorm letztjährigen Urlaub auch durch Handarbeiten die Notbremse gezogen habe. Witzig.)

  3. Ich glaube, die Tatsache, unter Stress etwas Entspannendes zu tun, unterbricht schlicht und einfach das körperliche Notprogramm (Weglaufen) und das Hirn kann wieder im Normalmodus arbeiten (Energie nicht mehr für Weglaufen zur Verfügung stellen).
    Vielen Dank, dass Du mich wieder daran erinnert hast und Herzlichen Glückwunsch, Du bist gut! 😀

    • Das ist eine total gute Erklärung, weswegen das funktioniert! 🙂
      Dass das Rotieren so viel Energie frisst und es deswegen so schwer fällt, die Dinge wirklich anzupacken, hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Hmmm.

      Für’s Erinnern: Sehr gerne! 🙂 (Ich schreibe das primär auch deswegen auf, damit ich das selber nicht wieder vergesse, sondern mich daran erinnere, wenn ich am Rad drehe.)
      Aber wofür denn der Glückwunsch? oO

      • Der Glückwunsch ist für das gelungene Erkennen und Durchbrechen der eigenen Muster, ich kenne so viele Menschen, die das nicht einmal dann raffen, wenn man es ihnen erklärt…

      • Ach so, ja. Danke. 🙂
        Ich weiss nicht, ob das wirklich geht, das anderen zu erklären, oder ob man das nicht in sich selber erkennen (oder zum Verstehen wenigstens erahnen) muss. *Schultern zuck*

  4. Diese Unruhe vor einem Urlaub oder sonstwelchen „größeren Aktionen“ kannte ich auch – jedoch… es verwächst sich mit den Jahren, jedenfalls ist es bei mir so gewesen.

    …und… die Welt wird garantiert nicht untergehen 🙂

    • Ich hoffe, dass dieses ganz Schlimme daran sich in der Tat mit der Übung wieder verwächst. 🙂

      Auf die Garantie werde ich dich im Zweifel festnageln. 😀 Ich heb den Kommentarbon mal sorgfältig im Geldbeutel auf.

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