Neulich, kurz vor Spanisch

 

(Und während ich vor der Schule stehe und knipse, geht ein Mann vorbei und spricht mich grinsend an, dass ich doch sicherlich auch zum Fotokurs will.)

Katja

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Weisste was? Ich hab die Schnauze so gestrichten voll von deinen scheiss manipulativen Versuchen, dadurch dass du allen in deinem Umfeld ein schlechtes Gewissen machst, zu bekommen, was du willst. Im Nachhinein betrachtet ist das das einzige, was du wirklich perfekt beherrscht.

Wann in deinem Leben, hast du je Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer genommen, wenn die dem entgegenstanden, was du willst? Wann hat dich je interessiert, was mit uns gewesen ist? Wann hast du je zurückgesteckt, in diesen wirklich wichtigen Dingen?

Und selbst, wenn ich in den Jahren und an solchen Stellen versucht habe, mit dir darüber zu reden, welche Auswirkungen deine Entscheidungen auf andere haben, ging es dir immer nur um dich.

Sicherlich, in Kleinigkeiten bist du großzügig, umsorgst und kümmerst dich und schreibst dir dein Martyrium deutlich auf die Stirn, um es morgens im Spiegel zu bewundern. Aber was ist mit den wichtigen Dingen? Die, um die es wirklich ging und geht?

Und ich hab das nicht gemerkt. Nicht mit 5, nicht mit 15, nicht mit 25 und bin gesprungen und hab getanzt – nach deiner Pfeife. Du hast schon dafür gesorgt, dass ich das tun werde, wenn ich mich nicht wie ein herzloses Miststück fühlen will.

Und das wirklich schlimme daran ist, dass ich nicht mal glaube, dass du das alles bewusst machst. Auch bei dir laufen nur Muster ab und deine haben dein Leben lang funktioniert, ohne dass du sie erkannt hättest. Und wieder schaffst du es, dass ich alleine deswegen ein schlechtes Gewissen habe. Kann ich, darf ich dir denn überhaupt einen Vorwurf machen, wenn du zu unreflektiert bist und auch zu dumm, um irgendetwas zu verstehen? Darf ich mich denn überhaupt wieder ein Stück weit zurückziehen, wo du doch eh so ‚einsam‘ bist?

Grrrr. Ich ertappe mich bei diesen Gedanken und fühle mich wie Pawlows Hund – gut gedrillt, gut eingeübt, brave Gedankenbahnen, die genau dem Muster folgen, das du ihnen eingeimpft hast.

Ich merke, dass es mir gerade überhaupt nicht gut tut, mit dir zu reden und doch gehe ich aus diesem doofen schlechten Gewissen heraus immer wieder ans Telefon, wenn du anrufst.

Ich weiss nicht, ob ich zu feige oder zu rücksichtsvoll bin, dir zu sagen, dass du mich erst mal in Ruhe lassen sollst. Und ich weiss auch nicht, ob ich nicht doch traurig wäre, wenn du es tatsächlich tätest, anstatt mir einmal das Gefühl zu geben, dir wichtig zu sein, dem ich mein ganzes Leben lang hinterhergelaufen bin. Das ist fast das Schlimmste daran, dass irgendwo immer noch diese verschissene Hoffnung lebt, von der ich schon seit Jahren weiss, wie schädlich sie für mich ist, wie abhängig sie mich macht, wie sehr sie mich am vorankommen hindert. Immer steht da diese kleinere Ausgabe von mir selber mit einem ‚Bitte hab mich doch lieb‘ in den Augen und diese tiefe Sehnsucht nach dir, wird wohl nie in meinem Leben weg gehen und es gibt nichts, was sie heute stillen kann, weil sie gar nicht aus dem Hier und Jetzt stammt.

Ich kann nicht und will nicht so tun als wäre alles cool und froody. Das ist es nämlich gerade nicht.

Und doch bin ich ratlos, wo gerade der für mich richtige Weg liegt. Ausnahmsweise und endlich mal mein Weg, nicht jener, auf den du mich am liebsten dirigieren würdest.

Und bis ich das weiss? Weitermachen? Vermutlich ist das am besten.

Konfus alles. Alles konfus.

Traurig.

Katja

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Füße vertreten

Unsere letztjährige Suche nach einem möglichst bezahlbaren Hotel, möglichst dicht bei der Alhambra führte uns nach Santa Fe.

[Falls ihr da also in den nächsten Jahren alle hinfahren wollt ( 😀 ) : das Casa del Trigo in Santa Fe ist wirklich empfehlenswert – die Zimmer bezahlbar, die Betten bequem, Frühstück ab 7 (oder war’s sogar halb 7?), was sehr praktisch ist, wenn man den frühesten Timeslot für den Eintritt in die Nasridenpaläste hat); nur Abendessen sollte man woanders. Das Essen war eher mittelprächtig, dafür aber um einiges teurer als das Zimmer.]

Bei Santa Fe muss ich irgendwie immer an die alte Westernserie denken und erst als ich (angeregt durch das Lesen von Mondlaub) viel zu dem Thema nachlas, ging mir auf, dass wir da an einem Ort mit großer historischer Bedeutung übernachtet hatten. Santa Fe entstand 1491 aus einem befestigten Heerlager der katholischen Könige bei der Belagerung Granadas, also ganz kurz vor dem endgültigen Untergang des Emirats von Granada, der das Ende der etwa 700 Jahre währenden maurischen Zeit in Spanien bedeutete.

Was aber noch viel entscheidender und geschichtsträchtiger ist, ist dass in Santa Fe das Königspaar (Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón), Christoph Kolumbus die Erlaubnis erteilte, einen Seeweg nach Indien zu suchen, nachdem der fast 10 Jahre lang bei diversen Königshäusern Unterstützung gesucht hatte.
Das erklärt dann vermutlich auch, weswegen es in vielen südamerikanischen Ländern gleichnamige Orte gibt.

Nach dem Einchecken im Hotel und vorm Essen waren wir in der Stadt spazieren, um uns die Füße von der langen Autofahrt zu vertreten.

Was mir davon primär in Erinnerung geblieben ist:

  • trotz der Nähe zu Granada ist die Stadt überraschend und erfreulich untouristisch
  • überall Strukturen und Muster! Entweder es gab dort viel mehr als sonstwo oder mein Blick war an diesem Tag ausgerechnet darauf fixiert. Die ganze Stadt wimmelte von schmiedeeisernen verschnörkelten Balkongittern und Co.
  • die ersten orangen Orangen (für diesen Urlaub) an den Bäumen, aber als wir endlich eine pflückten dann die große Enttäuschung, weil die Schale komplett hohl und fruchtlos war. Dabei hatte ich den süßen Saft schon fast auf den Lippen geschmeckt.
  • in der Stadt extrem viele Läden, wo es ausschließlich bunte Plastikblumensträuße gab. Dass das in Spanien scheinbar sehr verbreitet ist, wusste ich da noch nicht. Dort, wo wir im Vorjahr waren, haben wir keinen davon gesehen. In dem Urlaub sollten wir denen aber noch überall begegnen. Ob die nun eine tiefere Bedeutung haben und irgendwelchen Ritualen dienen oder ob die Spanier tatsächlich dahingehend einfach einen hmm etwas seltsamen Geschmack haben, habe ich leider immer noch nicht rausfinden können. Falls das jemand weiss, bitte melden. 🙂
  • alles, wirklich alles, sieht irgendwie wunderschön aus, wenn es in dieses warme rotgoldene Licht kurz vor Sonnenuntergang an einem sonnigen Tag getaucht ist!
  • ein paar Impressionen:

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Katja