Seit Tagen, nein eigentlich seit Wochen, übe ich mich jetzt in wunderbarster Vermeidungsstrategie, mich endlich damit auseinanderzusetzen, was auf diesem dussligen Turm mit mir passiert ist. Ich weiss nicht, wie häufig ich mir in diesen Wochen vorgenommen habe ‚So, jetzt gehste an den Rechner und schreibst es einfach auf‘ – aufschreiben, um endlich mal zu versuchen, Struktur reinzubekommen. Hinsetzen und Schreiben, weil ich dann nicht rumhüpfen und einfach was völlig anderes machen kann, sondern die Gedanken wirklich zulassen muss. Sie kochen ja ohnehin täglich hoch, lassen sich nicht wirklich verdrängen. Und bis ich dann am Rechner saß, musste ich erst mal gucken, was im Feedreader, bei Twitter, google+ und wer weiss wo noch passiert ist und hier lesen und dort gucken und dann war’s ‚Huch!‘ ja schon so spät und ich musste mich dringend um Kochen, Tomaten gießen, Wäsche aufhängen und wer weiss was noch kümmern – nur um eben das nicht zu tun, von dem ich mir eigentlich erhoffe, dass es mir gut tut. Wie beknackt kann man eigentlich sein?
Jetzt habe ich einen frischen Kaffee vor der Nase und mir vorgenommen, erst dann wieder vom Rechner aufzustehen oder auch nur den Browsertab zu wechseln, wenn ich fertig geschrieben habe. Ich weiss natürlich jetzt schon, dass das spätestens sobald ’ne Mail ankommt, nicht mehr funktionieren wird, aber wenigstens sitze ich hier und habe schon ‚dussliger Turm‘ geschrieben. Super.
Ich schrieb vor ein paar Tagen, dass ich eigentlich dachte, ich sei mit diesen schlimmen düsteren Phasen der Depression schon lange durch, aber eigentlich hat das alles wohl einen ganz anderen Anfang.
Im Juni ging es mir nicht so besonders, was vermutlich gar nichts wirklich Schlimmes war, ausser der Angst vor diesem blöden Älterwerden und dem vielen Regen, der mich ja immer, aber zu dieser Jahreszeit besonders, runterzieht. Deswegen wollte ich so gerne endlich wieder mal ans Meer. Weil für mich nichts so heilsam ist wie der Blick auf’s Wasser und weil mir nichts so sehr das Gefühl gibt, gleichzeitig ganz sicher und beschützt und aber auch ganz frei zu sein, wie es der Blick auf den weiten wässrigen Horizont vermag.
Weil die holländische und belgische Küste von hier aus der kürzeste Weg zum Meer sind und weil ich noch dazu kurz vorher ‚Brügge sehen und sterben‘ gesehen hatte, fand ich die Idee, in die Nähe von Brügge zu fahren immens attraktiv – und das war sie ja auch im Nachhinein noch. Die Stadt ist einfach wunderwunderschön und ich würde auch sofort wieder dort hinfahren.
Was ich allerdings nicht wieder tun würde, ist der Versuch, auf den Belfried zu steigen. In dem Film steigen die auch nach oben und einige der Szenen spielen auf den Treppen des Turms und wenn es denn tatsächlich die Originaltreppe gewesen wäre, wäre das alles auch kein Problem gewesen. Aber das war natürlich nicht die Originalturmtreppe (ich frage mich im Nachhinein ja, ob es sehr naiv war, anzunehmen es sei die echte) – derjenige, der da in dem Tempo hoch- oder runterflitzt, wie es Ralph Fiennes im Film tut, hätte nämlich wirklich einen an der (echt belgischen) Waffel.
Das echte Treppenhaus kann man leider erst einsehen, wenn man den ziemlich happigen Eintritt gezahlt hat. Hätte ich danach direkt auf mein Gefühl gehört, wäre ich nach den ersten 20 Stufen wieder umgedreht. Die Wendeltreppe war eng und es gab keine Möglichkeit sich festzuhalten, ausser einem Tau, das auf der Innenseite der Wendeltreppe nach oben führte und dabei nicht mal besonders fest in den Verankerungen hing. Auf der Innenseite sind allerdings dooferweise ja auch die Stufen wesentlich kleiner und schon am Anfang hab ich da höchstens den halben Fuß drauf unterbekommen. Alles eine sehr wacklige und unsichere Angelegenheit und mir stand schon nach wenigen Stufen der kalte Schweiss auf der Stirn.
Dann, nach etwa 60, 70 Stufen war man bei der Schatzkammer und die Treppe, die von dort aus weiter nach oben führte, war noch ein wenig enger als die vorherige. Dann nach etwa nochmal so vielen Stufen (ich hab irgendwann vor lauter Angst nicht mehr weitergezählt), kam der nächste größere Absatz und man musste durch einen Raum die Treppe wechseln. Spätestens da hätte ich vernünftigerweise umdrehen sollen. Ich hing mittlerweile mit beiden Händen am Seil, das kein bisschen mehr Halt verlieh, als weiter unten) und hangelte mich langsam Stufe für Stufe nach oben. Auf die Stufen passte mittlerweile nicht mehr mehr als meine Fußspitze – zumindest auf der Innenseite, wo das Seil war – und meine größte Angst war, dass uns jemand entgegen kommen könnte, wo es doch schon nur für eine Richtung eigentlich viel zu eng war.
Irgendwann passierte genau das und dann ging auf einmal gar nichts mehr. Ich quetschte mich, so gut das ging, in einer Ecke an die Wand und konnte keinen Schritt mehr machen – weder hoch noch runter. Mir zitterten die Knie, mir war schwindlig und schwarz vor Augen, der Naken verkrampfte und ich konnte den Kopf nicht mehr hochhalten und ich schwitzte und fror gleichzeitig und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Oh wie vertraut mir das Gefühl war, war es doch genau die gleiche Panik, mit der ich jahrelang bei so vielen Gelegenheiten zu kämpfen hatte.
Das dauerte minutenlang und dann tat ich das einzig Vernünftige und bin nicht mehr weiter nach oben, sondern habe mich auf den Weg nach unten gemacht. Auf dieser Zwischenetage einen langen Halt einlegend – ich weiss gar nicht mehr wie ich bis dahin gekommen war. Und dann ganz runter und raus und direkt vor der Tür auf ein Mäuerchen setzen, weil da nichts mehr war, an das ich mich klammern konnte, wie das Seil im Turm und weil ich da erst merkte, dass meine Beine mir immer noch nicht wieder gehorchten. Und das taten sie auch 15 Minuten später noch nicht wieder als ich mich dann doch bis zu einer Bank schleppte, wo mir nicht mehr jeder, der den Turm runterkam direkt ins verheulte Gesicht gucken konnte. Und das taten sie auch über ’ne halbe Stunde später noch nicht wieder als wir uns vom Turm weg auf den Weg machten, um erst mal irgendwo ’nen Kaffee zu trinken.
Erst nach dem Kaffee ging es dann irgendwann wieder und zumindest die körperlichen Symptome der Panik waren endlich wieder weg. Was aber nicht wieder in Ordnung kam war mein Kopf, und das ist er irgendwie immer noch nicht wieder so richtig.
Diese Panik auf dem Turm, die hat mich völlig unvorbereitet getroffen. Meine letzte Panikattacke, zumindest in der Ausprägung, lag Jahre zurück und mir hat das ungeheuere Angst eingejagt. Ich dachte, ich sei damit durch, sei mittlerweile gefeit und sicher vor so schlimmen Attacken. Dass ich das nicht bin, hat mich total aus der Bahn geworfen. Das stellte und stellt für mich alles, was ich in den letzten Jahren erreicht habe infrage.
Rational weiss ich, dass das Blödsinn ist. Dass es viele Menschen gibt, die vor einer bestimmten Sache Angst haben (und Klaustrophobie ist ja wirklich recht verbreitet), die aber ansonsten ein ganz normales Leben führen. Aber in meinem Kopf hat das irgendwie die Rückspultaste ausgelöst. Da war die Angst, die Panik, alles wieder ganz da, ganz präsent.
Und anstatt mich damit auseinanderzusetzen und das richtig einzusortieren, habe ich den Fehler gemacht und habe versucht, es zu verdrängen, was ja ohnehin nicht richtig funktioniert hat. Und damit habe ich diesen Gefühlen viel mehr Macht über mich eingeräumt als gut war.
Dann, in diesem Gefühlsgemenge, ging es mir irgendwie dauernd nur noch schlecht. Aber das wollte ich nicht wahrhaben, darüber schrieb ich ja schon. Ich wollte das nicht mehr, weil ich Angst hatte, wieder so tief zu sacken wie ich mal war, also versuchte ich auch das zu ignorieren und zu verdrängen, was es aber eher noch schlimmer machte. Erst seit ich mich damit auseinandersetze und es mir gegenüber wirklich zugegeben habe, habe ich endlich das Gefühl, dass mein Leben wieder mehr Farbe bekommt und nicht alles nur grau und schwarz ist.
Und dann genügte ein Impuls eines lieben Freundes damit ich diese Dinge endlich miteinander in Verbindung brachte – die Verknüpfung.
Die Angst mitsamt den Panikattacken war damals, in den schlimmsten Zeiten, Begleiterin meiner Depressionen. Die Panikattackten tauchten in diesem Zusammenhang auf, ich habe ‚gelernt‘, dass die zusammengehören. Und dann kommt die Panik und spult meinen Kopf zurück. Mir fällt keine treffendere Bezeichnung dafür ein, so fühlt es sich an.
Und auf einmal kann ich das in einem ganz anderen Licht betrachten. Die ganze Zeit fragte ich mich, wieso zur Hölle, es mir so verdammt schlecht ging und ich wieder dauernd so traurig bin, obwohl es mir doch _eigentlich_ schon so lange ziemlich gut geht und obwohl ich doch mittlerweile viel besser darin geworden bin, nicht nur auf die Dinge zu achten, die ich nicht kann, die nicht gehen. Und ohne es zu wollen, schlichen sich bei mir Gedanken ein, dass es ja einen Grund dafür geben müsse, dass es mir so schlecht geht und dass mein Leben vielleicht doch ganz schöner Murks ist und ich mir jahrelang einfach was vorgemacht habe, wenn ich dachte, es ginge mir besser.
Aber was, wenn das einfach dieses Mal umgekehrt ist und da diese Panik war, die immer noch sooo eng mit der Depression ist, dass diese einfach mal mitgekommen ist eine alte Freundin besuchen? Und während ich versuchte, die Panik zu verdrängen, weil ich Angst hatte, das könnte mir wieder häufiger und in allen möglichen Situationen passieren, schlich sich die Depression hinterrücks wieder an ihren angestammten Platz.
Ich weiss, das liest sich vermutlich furchtbar beknackt und nach handgestrickter Küchentischpsychologie, aber ich nehme mir raus, das so aufzuschreiben, weil es ja um niemanden anderen als mich geht.
Mir erscheint das nämlich überaus logisch und – und das ist fast das Wichtigste – es nimmt die Angst wieder aus. Etwas, das ich (mir) erklären kann, macht mir viel weniger Angst als in solch einem Zustand zu sein und nicht zu wissen, was und vor allem weswegen, mit mir passiert.
Seit ich das aus diesem Blickwinkel betrachten kann, ist meine Hauptfrage kein diffuses ‚Aber warum denn? Warum? WARUM nur?‘ mehr, sondern ein ‚Ah ok, ja. Dann muss ich das ja einfach wieder im Kopf umverknüpfen.‘
Angst betrachten, mich überwinden (rausgehen und so) und im Kopf wieder genügend positive Verknüpfungen dazu anlegen. Das kann ich ja, darin hab ich doch Übung.
Und nein, leider heisst das nicht, dass so direkt beim Erkennen wieder alles gut und in Ordnung war oder ist. Es gibt immer noch viel zu viele Momente, in denen ich grundlos losheule. Ich bin immer noch verdammt dünnhäutig. Mir fällt es immer noch schwer, die Wohnung zu verlassen.
Aber das alles versetzt mich nicht mehr in diese Panik, dass ich nicht verstehe, was mit mir passiert, die in den letzten Wochen alle negativen Gefühle nochmal potenziert hat.
Und das ist verdammt viel wert.
Katja
Liebe Katja, danke für deine Gedanken. Für mich klingt das, als ob du den wichtigsten Schritt von allen gegangen bist: Du kannst die Perspektive wechseln und dein Innerstes einfach mal betrachten, wie es ist. Ich bin sicher, es wird wieder besser und besser. Rückschläge gehören zum Leben dazu. Ein längerer Zeitabstand zwischen zwei Rückschlägen ist ein Erfolg. Schließlich hilft es niemandem, sich Ziele zu stecken, die entweder unerreichbar oder höchst labil sind, denn das wäre nur ein Garant für Selbstfrustration.
Aber das hast du ja gut raus. Du kriegst das hin! LG
Und übrigens: Grad‘ hast du mich mit deinem spannenden Text von all dem abgelenkt, was ich tun müsste… So mayarosa, jetzt aber los!
danke dass Du diese sehr persönlichen Gedanken und Gefühle aufgeschrieben und geteilt hast – liebe Grüße
Anerkennen was ist. Auch die Schatten und Ängste. Sich selber liebhaben damit und dafür.
Verdrängen kostet zu viel Kraft.
„Hätte Gott mich anders gewollt, hätte er mich anders gemacht.“ (J. W. v. Goethe)
Alles Liebe,
A.
know your limits? Ich schicke Dir viele liebe Wünsche und ein Ständchen, weil ich nicht so singen kann…
Nein, liest sich gar nicht beknackt, ich finde es gut, dass Du die Erlebnisse analysieren kannst und ehrlich damit umgehst. Das ist gar nicht selbstverständlich…
Bei diesen Treppen wäre mir glaube ich auch ganz anders geworden, da wäre ich glaube ich im Leben nicht raufgegangen, also bist Du mutiger als ich.
@mayarosa: Die Haltung, größere Zeitabstände zwischen Rückschlägen als Erfolge zu werten, sollte ich mir wohl deutlicher zu eigen machen. Das ist eine viel gesündere Betrachtungsweise als die Selbstzerfleischung, die bei mir häufig erst mal einsetzt.
Danke für deinen Kommentar!
@sucherin: Danke für’s Lesen (dass jemand sich solche langen konfusen Texte antut ist ja nicht mehr so verbreitet in Zeiten, wo bei einigen die Aufmerksamkeitsspanne nicht weiter als 140 Zeichen weit reicht) und deinen Kommentar und sei herzlich Willkommen auf meinem Blog!
@Andrea: Danke, das hat mich sehr berührt und das Goethe Zitat ist wunderschön! 🙂
@Rüdiger: Dank für Wünsche, Ständchen und vor allem für’s Lesen und Dasein und überhaupt! 🙂
@Fellmonsterchen: Es brächte mich nicht weiter, wenn ich da nicht ehrlich mit mir selber wäre. Ich will das ja verstehen und auch überwinden.
Naja, nicht raufzugehen wäre auch für mich die gesündere Wahl gewesen. Drecks Selbstüberschätzung manchmal. Ich hab ja direkt gemerkt, dass ich mich nicht wohlfühle und bin dem zum Trotz trotzdem weiter gegangen. Hätte ich mir sparen können und sollen.
Ich hätte das also eher als ‚Dummheit‘ denn als ‚Mut‘ bezeichnet. 😉
Die Treppe auf dem Foto ist übrigens wirklich der sehr harmlose Teil. Der Mitesser hat leider weiter oben (und es muss später nochmal schlimmer geworden sein) auch nicht mehr die Treppe fotografiert, weil’s selbst ihm nicht ganz wohl war.
Von einer, die auszog das Fürchten zu verlernen!- Das bist du!
Und wie sollte das möglich sein, wenn du dich nicht fürchten würdest?
Weißt du noch: Wir sprachen einmal darüber, damals hast du mich vorzüglich getröstet, mir erklärt, dass mutig sein, nicht bedeutet, keine Angst zu haben. Und wir erkannten auch etwas über vermeitliche Rückschläge, nämlich, dass sie letztendlich gar keine sind. 🙂
Liebe Grüße Miriam!
Puh, mit dem letzten Satz sagst du was. Das wird mich hier vermutlich noch einige Denkarbeit kosten bis ich das nicht mehr so empfinde – dafür ist es zu dicht an diesen ganz düsteren Zeiten dran. Hmmm.
Aber, und vermutlich ist das das Wichtigste, im Gegensatz zu damals ist das ‚ich will das so nicht (mehr)‘ in meinem Kopf ziemlich laut.
Herzliche Grüße zurück!
Liebe Katja…
Du bist im Begriff, Dich selber zu therapieren. Intuitiv bearbeitest Du die Richtigen Punkte, und das ist es, was Dich so mutig in meinen Augen macht. Und dennoch, behalte immer im Hinterkopf, dass es nichts Falsches sein kann, bei all den Entknüpfungen einen Therapeuten mit an Land zu ziehen, der Dich auch einmal von Außen betrachten kann, wenn Du Dich wieder in Deinen Zweifeln und Sorgen-/Angstspiralen verlierst. Ich bin mir sicher, dass es Dir schon sehr bald wieder besser geht.
Danke für Deine Offenheit, für Deinen Mut. Du hilfst sehr vielen Menschen mit ähnlichen Problemen, indem Du benennst und sie ermutigst, zu benennen. Kennt man den Namen des Monsters, verliert er schon einwenig an Kraft.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende…
Liebe Sherry,
ich weiss gar nicht, ob man das als intuitiv bezeichnen kann. Tatsächlich führe ich diesen Kampf ja schon seit 10 Jahren und setze mich mit mir, meinem Denken und Fühlen (vor allem dem schädlichen) und der Krankheit und Angst auseinander.
Und das ist auch der Grund, weswegen ich zwar immer wieder mal darüber nachdenke, mir wieder einen Therapeuten zu suchen, aber es dann doch sein lasse. Vielleicht schreibe ich mal etwas über meine Erfahrungen mit meinem letzten Therapeutenversuch, der jetzt fast 3 Jahre zurückliegt und damit endete, dass die Therapeutin mich rauswarf, weil ich ihr narzisstisches Ego gekränkt hatte. 🙄
Insgesamt habe ich in den 10 Jahren wirklich einige Therapeuten (und aus dem ganzen Spektrum der Disziplinen) kennengelernt und nur einer davon war gut und hat mir weitergeholfen.
Da setze ich mich lieber im Gespräch mit Freunden auseinander. Das hat mir sehr viel mehr gegeben in den ganzen Jahren. (Und jener Freund, von dem ich oben schrieb, dass er mir den guten Impuls gab, schreibt gerade seine Masterarbeit in Psychologie.)
Und aye! Hingucken und den Feind studieren – das ist es, von dem ich immer wieder merke, dass es der einzige Weg ist, ihn zu überwinden. Egal wie er auch gerade heissen mag. Lustig, das findet sich ja schon bei Sunzi und ist auch für den Feind im eigenen Kopf so wichtig.
Liebe Grüße!
Das Wort „Treppenphobikerin“ stand bis vor kurzem noch in meinem Twitter-Profil (oder war es ein anderes? egal…), denn genau das bin ich, solange ich denken kann. Was dir auf diesem ollen Turm passiert ist, kenne ich haargenau SO.
Und daß dich diese absolute Panik, die dich da überfallen hat, so dermaßen tief getroffen hat, ist eigentlich kein Wunder…. und die Verknüpfung Panik/Ängste-Depression… ja, die klingt doch, im Nachhinein betrachtet, völlig logisch…Küchentischpsychologie hin oder her… und wenn dir so etwas demnächst oder später oder irgendwann mal wieder passieren sollte… dann wirst du an genau diese Verknüpfung wieder denken… und bestimmt erst gar nicht in das (ganz) tiefe Loch fallen, in das du diesmal gerutscht bist. (Olle Verknüpfung.. hätte ja auch einfach mal winken und „Hallo!“ rufen können, statt so mühsam nach sich suchen zu lassen.. pöh..)
Und nein, daß damit nun ein für alle mal alles einfach gut ist… das wird sicher auch nicht passieren, das ist ja (leider) auch klar. (Wie oft denke ich kopfschüttelnd über mein letztes Absolutes-Tief nach und kann mir in diesen Momenten ÜBERHAUPT nicht vorstellen, daß mir das mal wieder passieren könnte, um nur wenige Tage später heulend als kleines Häufchen Unglück an meinem Schreibtisch zu sitzen… )
Naja… wie auch immer, liebe Katja… Treppentürme und Turmtreppen und Wendeltreppen und dergleichen… die kommen auch ohne uns aus, soll die doch hochkraxeln, wer will, ja?
Liebe Grüße… und danke für’s All-das-hier-Aufschreiben, weil es mir selbst immer wieder Dinge klar macht und mir die Augen öffnet… und mich solche und ähnliche Verknüpfungen auch bei mir erkennen läßt…
Hab ein schönes Wochenende.
🙂
Liebe Mandy, ganz schön beknackt, dass sich der eigene Kopf oft so hartnäckig dem Willen zu entziehen vermag.
Ich danke dir für deinen Kommentar und speziell den letzten Absatz. Manchmal fühlt es sich schon merkwürdig an, hier einen solchen Seelenstrip zu vollführen und ich frage mich, wie voyeuristisch ich wohl veranlagt sein muss, im Grunde könnte ich das meiste ja auch einfach nur für mich aufschreiben. 🙄
Aber wenn ich lese, dass es dir (und anderen) auch beim eigenen Sortieren hilft (was mich ja wirklich jedes Mal ungläubig staunen lässt), fühlt es doch wieder richtig an, das öffentlich zu machen.
Liebe Grüße! 🙂
Nicht umsonst sagt man ja, das etwas NICHT zu machen oft mehr Mut kostet als es doch zu versuchen. Sich seinen Ängsten zu stellen war schon immer schwieriger als sie zu ingnorieren, es sich selbst und anderen beweisen zu wollen, um sich dann doch wieder von der Angst einholen zu lassen.
Ich glaube so etwas kennt doch ein jeder von uns in der einen oder anderen Art. (Ich muss mir z.B. immer wieder dumme Sprüche anhören weil ich mich einfach weigere Achterbahn oder ähnliches zu fahren)
Und deine Küchentischpsychologie klingt für mich völlig logisch! Ganz sicher sind die beiden Gefühle so eng miteinander verknüpft, dass das eine ganz einfach das andere immer im Schlepptau hat. Aber nun, wo du das erkannt hast, hast du bestimmt schon einen großen Schritt vorwärts gemacht.
Ich hoffe es geht dir bald wieder besser! Wäre doch echt zu schade wenn du nicht mehr rausgehen könntest/wolltest, denn wer soll uns denn dann mit den ganzen schönen Fotos versorgen?
Auch wenn ich in letzter Zeit nicht mehr so viel zum kommentieren komme, lese ich in meinem Feedreader immer fleißig mit!
Ich weiss gar nicht, ob es mehr Mut kostet, etwas nicht zu machen. Also vielleicht in der Situation, wo man – wie du das bei der Achterbahn beschreibst – sich dem ‚Gruppenzwang‘ widersetzt und das vertreten muss.
Aber nur so für sich alleine? Frustrierend finde ich es, nicht zu probieren. Wenn schon die Furcht zur unüberwindbaren Hürde wird und nicht die eigentliche Sache. Hmm.
Dieses Erkennen der Verknüpfung war wirklich ein wichtiger Schritt und seit ich das enttüdelt habe, geht es mir besser, weil diese Furcht, mir etwas vorgemacht und mich die letzten Jahre selber belogen zu haben, gewichen ist. Jetzt fühlt sich das eher nach einem ‚eigentlich geht es mir immer noch gut, ich muss nur dieses Turmerlebnis noch besser einsortieren‘ an. Das ist jetzt so klar umrissen, dass es sich hmm anpacken und verstauen lässt.
Ach und Bilder machste einfach selber! 🙂
zustimmung zu mayarosa, was das thema ‚rückfall‘ angeht. habe doch gerade das buch vom lütz gelesen, da stand auch generell bei süchten/ängsten/whatever etwas von sinngemäß ‚ein rückschlag sollte nicht als größtes unheil der welt verstanden werden, es sollte vor allem möglichst schon vor dem eben sehr wahrscheinlichen eintreten eines solchen eine strategie erarbeitet werden, damit wieder umzugehen. denn ein rückschlag ist nicht das ende.‘ 🙂
*hug
schön, daß du es diesmal ‚zu ende aufgeschrieben‘ hast!
[ot: und kurh schonmal DANKE! ;)]
Hat er Recht, der Lütz. Für kleinere Sachen hab ich auch seit Jahren eine Strategie, weiss was hilft, damit die Krise gar nicht erst auswächst. Diese Heftigkeit dieses Mal hat mich umgehauen, weil das auch mit so ’nem Knall einherging.
Ich hoffe/glaube, nochmal kann mich – zumindest eine solche Sache – nicht nochmal umhauen. (Aber wer weiss, was stattdessen kommt.)
*rehug* 🙂
Ich habe da Gefühl, nichts mehr Sinnvolles beitragen zu könne, weil ich mal wieder der Vorletzte mit einem Kommentar bin. Alles was ich sagen will, ist schon gesagt. Ich find’s toll, wie du reflektieren kannst. Wir sollten mal zusammen aufs Meer hinausschauen 🙂
‚Wir sollten mal zusammen aufs Meer hinausschauen‘ ist aber unter all den Dingen, die ich so von Menschen gehört habe, die meinten nichts Sinnvolles mehr beitragen zu können, mit das Allerschönste! 🙂
ach tastecup, das gefühl kenn ich gut, nur dass ich meißt die letzte bin, die ihren verspäteten senf zu diesem beitrag gibt..
katja, von einer die auszog, das fürchten zu verlernen.
meiner meinung nach hast du mit dem aufschreiben genau das richtige getan. du hast dem turm und dem beklemmenden gefühl wenigstens einen hauch von macht über dich genommen.
wie du jetzt weiter „arbeitest“, ist letztlich deine entscheidung, aber du hast einen namen für das gefühl. du schaust hin, wo es her kommt und lässt ihm nicht mehr einfach freien lauf und versteckst dich.
mach weiter so.
was mir gerade einfällt….:
Life’s not a song.
Life isn’t bliss, life is just this, it’s living.
You’ll get along,
The pain that you feel, you only can heal by living.
You have to go on living.
Ich freue mich, wenn ihr etwas zu meinen Beiträgen sagen mögt und es ist völlig schnurz, wann das ist! 🙂
Ja, hingucken, beim Namen nennen, aufschreiben – ich hab das Gefühl, das sind immer die Dinge, mit denen ich mir selber die Macht über meinen Kopf und meine Gefühle zurückerobere.
Hu? Dein Nick stammt aus einem Song? Das wusste ich gar nicht.
ich würde es genau so machen. zurück erobern finde ich übrigens ein schönes bild im kopf – en garde!
ja, mein nick stammt aus dem song. weil es für mich eine gute erinnerung ist. man muss/soll immer weiter machen, denn es gehört zum leben dazu.
mittlerweile kann ich auch – oft erst im nachhinein – eingestehen, dass mich selbst die düstereren kapitel irgendwie weiter gebracht haben. nach dem notieren und drüber lesen und setzten lassen…
Erstaunlich, dass ‚learning by pain‘ manchmal wirklich die einzige Methode zu sein scheint, die funktioniert. *soifz*
Aber du hast recht, dass das Aufschreiben auch noch den Vorteil mitbringt, dass man eine Erinnerungssütze hat, um im Nachhinein die gute Seite darin zu sehen. 🙂
Nein, der letzte mit seinem Kommentar bin ich…
Katja, ich weiss mal wieder nicht, was ich sagen soll.
Deine Beiträge sind extrem „mitnehmend“. Ich kann sie einfach nciht mal eben zwischendurch lesen, ohne da Zeit rein zu stecken um drüber nach zu denken und es wirken zu lassen (und das meine ich im absolut positiven Sinne, also das Zeit investieren).
Auch mir fehlen die abschließenden Worte, das was ich denke und fühle auch zu formulieren. Wer weiß, vielleicht gelingt es mir mal.
Ich finde es gut, dass du das alles geschrieben hast, denn das hat dir bisher immer geholfen und ich denke das wird es auch weiterhin tun. Gut ist, dass du es wirklich schaffst, „dich von außen“ zu betrachten und das ein wenig zu analysieren.
Ich denke auch, dass dir der masterarbeit schreibende Psychologe dabei helfen kann, der kann sich auch gut „von außen“ betrachten…
Ich wünsche dir weiterhin immer die Kraft dich selber zu finden, oder an dir selber fest zu halten.
gruss
Armin
Mich berührt das wirklich, dass ihr alle (und wenn ich in die Statistik schaue auch noch eine Menge stummer Mitlesender) euch die Zeit nehmt / mir eure Zeit schenkt, um meine Monstertexte zu lesen!
Das sich selber von aussen zu betrachten ist, glaube ich zumindest, eine reine Übungssache. Während ich schreibe, kommt mir das allerdings auch gar nicht so vor, sondern eher sehr verwirrend und unstrukturiert alles. Hmmm.
Meinst du übrigens wirklich den Masterarbeit schreibenden oder doch eher den gerade Bachelorarbeit schreibenden Psychologen (mit dem du letztens in München warst, nein?)?
Festhalten, oh ja. Ich weiss nicht, ob das normal ist, wenn man älter wird (ürks) oder ob es daran liegt, dass ich mich so viel mit den eigenen Gedanken auseinandersetze, aber ich habe endlich das Gefühl, dahinterzukommen, wer ich bin.
Danke für’s da sein, lesen, kommentieren – ganz egal wie spät. 🙂
Ähm, stimmt, ich meine den Bachelorarbeit schreibenden … Sorry, mein Fehler.
Hätte theoretisch ja auch der andere sein können. Du kennst ja auch beide. 🙂
Achja? Hm …..
(Mail 🙂 )
Ich weiss nicht, ob das normal ist, wenn man älter wird (ürks) oder ob es daran liegt, dass ich mich so viel mit den eigenen Gedanken auseinandersetze, aber ich habe endlich das Gefühl, dahinterzukommen, wer ich bin.
hängt eher mit dem mit sich selbst beschäftigen zusammen, glaube ich. ich habe zur zeit [bzw. seit ~’nem jahr] auch dieses gefühl. ist doch ein tolles gefühl, oder?!
Wenn ich mit richtigem Blickwinkel gucke (was tendenziell besser geht, wenn es mir besser geht) ist das toll, ja. 🙂
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