Wenn man sich verändert, fällt einem selber das kaum auf, weil die meisten Veränderungen eher schleichend passieren.
Gerade sitze ich hier, mir laufen die Tränen über’s Gesicht und ich fühle mich komplett hilflos, weil mir aufgefallen ist, wie sehr die Veränderungen, die bei mir in den letzten 1,5 Jahren passiert sind damit zusammenhängen, dass ich wieder ein eigenes Auto habe. Diese Freiheit, mein Leben wieder mehr selber in die Hand zu nehmen, die Unabhängigkeit, viele Dinge einfach anzupacken, hängen zu einem großen Teil daran, dass ich die Mobilität besitze, sie unabhängig anzupacken. Mein Leben fühlt sich soviel ’normaler‘ an, wenn ich beim Friseur oder Zahnarzt anrufen und ’nen Termin ausmachen kann – ohne dass das größte Problem die Koordination ist, wie ich dann hinkomme. Ohne Auto kein Spanischkurs. Ja nicht mal das, was ich in der letzten Zeit in der Küche veranstaltet habe, wäre ohne Auto machbar, weil ich jederzeit besorgen könnte, was noch fehlt für ein bestimmtes Gericht. Und so merkwürdig sich das anhören mag – tatsächlich nötig ist dieses spontane Besorgen fast nie, weil ich alleine dadurch, dass ich diese Möglichkeit hätte, viel gelassener in meiner Planung bin und das viel besser auf die Reihe bekomme.
Irgendwer grinste darüber, dass ich ja kaum fahren würde, aber das ist es gar nicht. Das Gefühl, es jederzeit zu können, jederzeit rausgehen zu können macht die Freiheit in meinem Kopf aus.
Gerade steht mein Golfi in der nahen Werkstatt, wo er sich morgen dem Dekramitarbeiter beweisen muss. Das erste Urteil der Werkstatt war, dass es sich nicht lohnt, irgendetwas im voraus zu reparieren, weil nicht mal klar ist, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt, ihm die Plakette zu verschaffen. Mir bricht gerade der Boden unter den Füßen weg, nicht nur, weil ich natürlich an meinem Auto hänge, sondern auch und speziell, weil ich fürchte all diese Freiheit wieder zu verlieren, zurückzufallen in allem, was ich an Leben dazugewonnen habe in den letzten Monaten.
Die äussere Möglichkeit, Dinge zu tun hilft mir so sehr, mich aus meinen inneren Fesseln zu befreien, schafft auch innere Möglichkeiten. Ich will das nicht wieder verlieren.
Ich hasse diese Ungewissheit, in der ich hier gerade hänge und die mich wehrlos in meiner Angst erstarren lässt. 😦
Katja