Manchmal, wenn in mir drin, der Krieg am ärgsten tobt, so arg, dass ich mich fürchte, auch nur einen Blick auf’s Schlachtfeld zu werfen, macht mir der Gedanke zu schweigen solche Angst, dass ich mich in Oberflächlichkeit flüchte, anstatt die Stille auszuhalten oder anstatt mir den Kriegsschauplatz vorzuknöpfen.
Und dann verurteile ich mich selber für die Banalitäten, die nach aussen dringen und den Blick auf das verstellen, was in mir drinnen passiert, den Blick darauf verstellen, wer ich wirklich bin.
Wie passt das zusammen, dieses manchmal aufkommende traurige Gefühl, dass niemand meinen Kern wahrnimmt, wenn ich es doch selber bin, die alles dafür tut, ihn vor Blicken von aussen zu schützen?
Und warum schütze ich ihn überhaupt? Geschieht das nicht auch aus der Angst heraus, irgendjemand könnte merken, dass da doch gar nichts weiter dahinter ist als die Banalität und Oberflächlichkeit, die nach aussen dringt? Dass kein Inhalt da ist, kein Kern, nichts von Bedeutung oder Wert…
Katja
And I don’t want the world to see me
Cause I don’t think that they’d understand
When everything’s made to be broken
I just want you to know who I am
Und was wäre wenn tatsächlich _nur_ Banalität und Oberflächlichkeit wäre?
m2c: Wer so dicht an einen heran darf, dass er den Kern sieht, weiß auch damit umzugehen und weiß es doch auch besser.
Die Frage verstehe ich nicht ganz, glaube ich.
Was wäre, wenn ich tatsächlich nur banal und oberflächlich wäre/bin? Ich weiss es nicht so recht. Für mich wäre das schlimm, das will ich nicht sein. Vielleicht bin ich es auch gerade dadurch nicht, durch dieses Drecksgegrübel, ob da noch mehr ist. *verhedder*
Ganz genau *enthedder* 🙂
Wäre da tatsächlich nichts von Bedeutung oder Wert, würde wohl niemand hier so gern verweilen. Denk ich.
Noch ein Versuch:
Der Kern liegt innen, nicht außen. Ergo muss jemand dichter ran um den zu sehen, die Peripherie hat man die Person dann schon überwinden lassen, er ist also näher dran. An Oberflächlichkeit und Banalität ist nicht schlimmes, das ist doch sowieso nur Peripherie, im Kern sieht es anders aus. Immer.
Re-Frage:
Was ist schlimm an Banalität und Oberflächlichkeit? Ist ein Mensch nur etwas Wert, weil er ständig wichtige und hoheitvolle Sachen mit Tiefgang von sich gibt? Nopes, die Mischung macht es.
@Corina: Manchmal, in so fiesen Selbstzweifelmomenten, ist das nicht so leicht zu sehen. Dann kreise ich wirklich um die Frage und muss die Antwort auch irgendwie in mir finden, um sie zu glauben. 🙂
@Rüdiger: Dankesehr für’s Erklären und den Input. So kann ich’s, glaube ich zumindest, viel besser verstehen.
Was du so gelassen aussprichst „An Oberflächlichkeit und Banalität ist nicht schlimmes, das ist doch sowieso nur Peripherie, im Kern sieht es anders aus. Immer. “ erscheint so einleuchtend und logisch, wenn ich’s bei Sonnenschein betrachte und fällt mir so schwer zu verstehen, wenn es mir nicht gut geht.
Zur Re-Frage: Ich ertappe mich immer und immer wieder dabei, wie ich in solche schwarz-weiss-Fallen tappe – so entweder-oder Dinge. Ich vermute, es klingt sehr merkwürdig, aber wenn ich in so ’nem Loch hänge, dann kommt mir gar nicht in den Sinn, dass es eine Mischung geben könnte. Ich bin entweder oberflächlich oder es steckt mehr dahinter. Und da gerade nicht mehr dahinter ist, fühlt es sich an, als wäre alles was bleibt die Oberfläche.
Das fühlt sich an, als wäre ein Teil von mir (von meinen Gefühlen und vor allem auch den (positiven) Gedanken komplett von mir abgeschnitten und ich bekomme keinen Zugang mehr dazu.
Heute, wo das Loch nicht mehr so tief ist, frage ich mich dann, wieso mir so ein Blick – wie zB deiner, dass es eine Mischung ist – gestern so verwehrt war.
Verzeih, ich hab nicht mal Ahnung, ob das, was ich geschrieben habe, zu dem, was du sagtest so wirklich dazu passt – noch, ob man das überhaupt verstehen kann. Es war nur gerade für mich ganz gut, das ein Stück aufzudröseln.
Danke!
passt. de rien.
Leider kann man nicht immer einen Schritt zurück treten und ‚mal eben‘ die Blickrichtung wechseln, weil sonst wäre vieles einfacher. 😉
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Die Banalität dringt nach draußen, weil, würde jemand ein Blick aufs Schlachtfeld werfen, würde dieser jemand Fragen stellen und analysieren, oder auch nur Verständnis haben oder darum ringen. Und das würde bedeuten, man müsste sich mit gerade dem beschäftigen, was man gerade ausblendet und deshalb mit Oberflächlichkeiten verschleiert.
Gleichzeitig der Wunsch verstanden zu werden, für den Moment der da gerade passiert, der Wunsch nach jemanden der Ordnung in das Chaos bringt, ohne dass man sich selbst damit beschäftigen muss, was natürlich nicht gehen kann.
Tanya, nickend
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@Tanya: Die Präzision, mit der du dieses Gefühl, in Worte fassen kannst, hat mich echt erst mal sprachlos gemacht. Danke!
@rebhuhn: :)!
Eine sehr schöne Diskussion und natürlich auch Artikel, die mir Hoffnung machen, dass die Welt nicht in peripheren Betrachtungen versinkt 😉
Herzlich Willkommen hier.
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